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27. September 2015

Unterwegs im Iran

Die Idee, in den Iran zu reisen reifte bereits zwei Jahre bevor wir dann tatsächlich in das Flugzeug nach Teheran stiegen. Im Sommer 2013 waren wir in der armenischen Hauptstadt Jerewan gewesen. Aufgrund der geographischen Nähe herrscht reger Verkehr zwischen Armenien und dem Iran. Wir begegneten nicht nur einer größeren Anzahl iranischer Touristen, sondern auch einigen westlichen Touristen. Viele von ihnen kamen grade aus dem Iran und schwärmten von Land und Leuten. Damals fassten wir den Plan in den Iran zu reisen und 2015 bot sich endlich die Gelegenheit.
Karte Iran
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Visum Iran
Iranisches Visum
Am Samstag, den 22.08.2015 geht es los. Die Flüge hatten wir schon Anfang des Jahres gebucht – ohne zu wissen, ob unsere Visumsanträge erfolgreich sein würden. Dass sie es sind erfahren wir erst wenige Tage vor dem geplanten Abflug. Von Köln aus fliegen wir am frühen Nachmittag mit der türkischen Billigairline Pegasus nach Istanbul und von dort nach einigen Stunden Aufenthalt weiter nach Teheran.
Flugticket Iran
Flugtickets Köln - Istanbul - Teheran
Bei der Landung in den frühen Morgenstunden sind die meisten Frauen an Bord des Fliegers noch nicht verschleiert. Als sich die Türen des Flugzeugs öffnen legen dann aber alle, entsprechend den Gesetzen der islamischen Republik, eilig ein Kopftuch an. Wir hatten einige teils wenig erfreuliche Gerüchte über die Einreiseprozeduren gehört, doch ohne weitere Umstände stempelt ein sichtlich übermüdeter Beamter unsere Reisepässe.
Geld Iran
Iranische Rial
Auch der Zoll interessiert sich nicht für unsere Rucksäcke. Knapp eine halbe Stunde nachdem wir den Flieger verlassen haben, stehen wir auf dem Vorplatz des Flughafens. Noch herrscht tiefschwarze Nacht und wir wollen die Zeit bis zur Morgendämmerung in einem Café am Flughafen verbringen.
Verkehr Iran
Verkehrschaos in der Teheraner Innenstadt
Zuvor müssen wir noch Geld tauschen, denn internationale Bankkarten funktionieren aufgrund der Handelsembargos im Iran nicht. Am Bankschalter treffen wir den Spanier Artis, mit dem wir gemeinsam frühstücken. Wir verstehen uns gut und als es hell geworden ist, teilen wir uns das Taxi in die Innenstadt. Gemeinsam gehen wir dort auf Hotelsuche. In einer Seitenstraße nahe dem Bazar werden wir fündig und beziehen einen Dreibettraum.
Hotel Teheran
Verhaltensregeln im Hotel
Wir sind alle drei hundemüde von dem nächtlichen Flug und holen erst einmal etwas Schlaf nach. Erst am frühen Nachmittag fühlen wir uns erholt genug und brechen zu einem ersten Erkundungsgang auf. Die Luft hat sich inzwischen mächtig aufgeheizt und der über der Stadt liegende Smog macht die Situation nicht besser.
Stadtzentrum Teheran
Spaziergang durchs Stadtzentrum
Weniger als einhundert Kilometer von Teheran entfernt stellt der beinahe 6000 Meter hohe Damavand eine Art Wahrzeichen der iranischen Hauptstadt dar. Der Smog ist jedoch so dicht, dass man von dem Berg nicht einmal die Silhouette ausmachen kann. Auch der Verkehr stellt unsere Nerven auf eine harte Probe. Es gibt zwar Verkehrsschilder und Ampeln, doch de Facto fährt jeder wie es ihm beliebt. Beim Überqueren einer Straße heißt es Augen zu und durch. Dass die Fahrzeuge dennoch nicht immer halten zeigt die Verkehrsstatistik, die jährlich immerhin rund 16.000 Verkehrstote ausweist. Besonders gefährlich sind auch die Motorräder, die überall fahren, auf den Bürgersteigen sowieso und selbst in den schmalsten Bazargassen.
Golestanpalast Teheran
Im Golestanpalast...
Vom Hotel aus spazieren wir durch die Ausläufer des Bazarviertels und betrachten einige der modernen Moscheen, die immer wieder am Wegesrand liegen und teils noch ihrer Fertigstellung harren. Schließlich schlagen wir die Richtung des Golestanpalastes ein, dem einstigen Sitz der persischen Monarchen.
Golestanpalast Teheran
...dem ehemaligen Sitz...
Am Kassenhäuschen werden wir von den für iranische Verhältnisse sehr teuren Ticketpreisen überrascht. Für die vollständige Besichtigung des Komplexes würden umgerechnet rund 20 Euro fällig. Wir wählen stattdessen Einzeltickets für die interessanteren Gebäudeteile. Neben der hübschen Parkanlage im Innenhof des Palastes besichtigen wir die prunkvollen Empfangsräume und die sogenannte Spiegelhalle.
Golestanpalast Teheran
...der persischen Monarchen
Der Name ist hier Programm, die Wände sind mit einem kunstvollen Mosaik aus winzigen Spiegelstücken bedeckt. Auch die restlichen Räume mit ihrer luxuriösen Ausstattung an antiken – und teils exotischen – Möbelstücken und ihren Böden aus den berühmten persischen Fliesen ist sehenswert.
Bazar Teheran
Mit Artis abends auf dem Bazar
Erst am späten Abend sind wir zurück in der Innenstadt. Jetzt, da sich die Temperaturen ein wenig abgekühlt haben, wird es hier so richtig lebhaft. Die meisten Geschäfte haben gar bis Mitternacht geöffnet. Nachdem wir bei einer Imbissbude Hähnchen-Kebab gegessen haben, schlendern wir noch bis weit nach Sonnenuntergang durch den Bazar und die modernen Einkaufsstraßen. Tief in der Nacht sind wir zurück im Hotel.
Teheran Neustadt
Spaziergang durch die Peripherie am nächsten Tag
Nach einem raschen Frühstück im Hotel brechen wir am nächsten Morgen zu dritt in Richtung der ehemaligen US-amerikanischen Botschaft auf. Die ist seit der berühmten Geiselnahme Anfang der 1980er Jahre verlassen und heute von anti-amerikanischen Graffitis überzogen.
Mosallah Komplex Teheran
Baustelle des Mosallah-Komplexes
Als wir dort ankommen müssen wir jedoch feststellen, dass das Gebäude in einem weitläufigen Park mit hoher Mauer liegt. Am Tor wird uns der Einlass verwehrt. Später hören wir Gerüchte, dass der Park nur noch an wenigen Tagen im Jahr überhaupt für Ausländer zugänglich sei. Enttäuscht gehen wir zur Baustelle der gigantischen Imam-Chomeini-Moschee und des Mosallah-Komplexes weiter.
Teheran Bazar
Nachmittags zurück...
Viel mehr als das Stahlbetonskelett der Hauptgebäude steht noch nicht, aber es ist schon zu erahnen, welche Ausmaße die Anlage einst haben wird. Weiter geht es zum Busterminal Beyhaghi wo wir Tickets für den Nachtbus nach Schiras heute Abend kaufen.
Bazar Teheran
...auf dem Bazar
Ursprünglich wollten wir sogar noch weiter südlich bis zum Persischen Golf gefahren sein, doch dort herrschen aktuell Temperaturen von über 50°C. Artis will anders als wir noch länger in Teheran bleiben und nachdem wir gemeinsam zu Mittag gegessen haben, trennen sich unsere Wege. Wir erkunden noch ein wenig das Bazarviertel, während Artis einige Museen besuchen will.
Busbahnhof Teheran
Abendessen am Busbahnhof
Am frühen Abend holen wir die Rucksäcke im Hotel ab und fahren dann mit der Metro zum Busbahnhof zurück. In einem nahen Shopping-Center kaufen wir Proviant für die Busfahrt und essen in einem Schnellrestaurant zu Abend. Als wir kurz nach Sonnenuntergang in den Bus nach Schiras steigen, sind wir angenehm überrascht.
Busticket Teheran Schiras
Nachtbusticket Teheran - Schiras
Die Reisebusse im Iran sind fast ausschließlich einheimische Lizenznachbauten von aktuellen Scania- oder Volvo-Modellen. Neben Bussen mit der gewohnten Sitzaufteilung verkehren oft sogenannte VIP Busse. Die haben nur etwa halb so viele Sitze wie üblich. Entsprechend großzügig ist das Platzangebot bemessen. Es wird eine entspannte Nachtfahrt nach Schiras, auf den Liegesesseln im Bus lässt es sich gut schlafen und das mit deutschen Standards vergleichbare Fernstraßennetz sorgt für eine ruhige Fahrt.
Bus Teheran Schiras
Morgens im Bus auf der Fahrt nach Schiras
Als wir von den ersten Sonnenstrahlen geweckt werden fährt der Bus grade durch eine karge Berglandschaft, der bald darauf Wüste folgt. Die Tatsache, dass wir nach beinahe 10 Stunden nächtlicher Fahrt immer noch gut 400 Kilometer vom Ziel entfernt sind, lässt uns erst die Größe des Landes erahnen.
Schiras Bazar
Ankunft in Schiras
Am späten Vormittag halten wir endlich am Busbahnhof von Schiras. Wir frühstücken bei einer Imbissbude, dann gehen wir zu Fuß in die Innenstadt. Auf den Straßen ist kaum jemand zu sehen und auch wir sind froh, als wir endlich ein Hotel gefunden haben und im Zimmer der brütenden Hitze draußen entfliehen können.
Hotel Schiras
Siesta im Hotelzimmer
Sobald die Temperaturen sich am Nachmittag ein wenig abgekühlt haben, brechen wir in die Stadt auf. Wir schlendern ziellos durch die immer noch größtenteils verwaisten Gassen des Bazars und erkunden auch die restliche Altstadt rings um die Karim-Khan-Zitadelle aus dem 18. Jahrhundert.
Bazar Schiras
Zurück auf dem Bazar
Eher zufällig stoßen wir auf den Eingang der Madrasa-e Khan und gegen eine kleine Spende an den Pförtner werden wir in den Innenhof der Religionsschule gelassen. Dort befindet sich ein kleiner Garten mit Zitrusbäumen, Palmen und einem Springbrunnen.
Madrasa e Khan Schiras
Innenhof der Madrasa-e Khan
Anders als die eher schmucklose Fassade zur Straße hin, sind die Gebäude zum Innenhof hin reich mit Fliesen geschmückt. Wir genießen eine Weile die Ruhe im Innenhof, dann kehren wir zum Bazar zurück. Langsam füllen sich die Gassen mit Passanten.
Schiras Teestube
Bekanntschaften in der Teestube
Bei einer Teestube machen wir eine Pause und werden prompt von zwei jungen Frauen angesprochen. Die beiden sind aus Teheran und verbringen ihre Ferien in Schiras. Wir posieren für einige gemeinsame Fotos und bekommen noch den Tipp, morgen früh die Nasir al-Mulk Moschee zu besuchen. In den Morgenstunden sei das Licht dort am schönsten. Nachdem wir uns verabschiedet haben, spazieren wir bis tief in die Nacht durch den Bazar und die Altstadt. Selbst als wir gegen 22 Uhr ins Hotel zurückkehren sind die Straßen noch voller Menschen.
Schiras Nasir al Mulk Moschee
Am nächsten Morgen...
Am nächsten Morgen sind wir bereits früh auf den Beinen um die kühlen Morgenstunden zu nutzen. Wie von den beiden Iranerinnen gestern empfohlen gehen wir als erstes zur Nasir al-Mulk Moschee.
Schiras Nasir al Mulk Moschee
...in der Nasir al-Mulk Moschee
Wieder einmal erwarten uns beeindruckende Fliesen- und Stuckarbeiten. Das eigentliche Highlight ist jedoch der Gebetsraum mit seinen bunten Fenstern, durch die die Morgensonne faszinierende Muster auf den Boden der Säulenhalle malt. Von der Moschee gehen wir zum Schah Tscheragh Mausoleum weiter, dem bedeutendsten schiitischen Heiligtum der Stadt.
Bagh e Eram Schiras
Im Garten Bagh-e Eram
Prinzipiell ist die gigantische Anlage auch für Touristen zu besichtigen; wir werden dennoch abgewiesen. Später erfahren wir, dass heute der Geburtstag von Imam Reza begangen wird, ein hoher religiöser Feiertag.
Falludeh Schiras
Falludeh zum Mittagessen
Also machen wir uns stattdessen auf den Weg zu einem der berühmten Gärten von Schiras, dem Bagh-e Eram. Auch hier müssen wir wieder Eintritt zahlen, doch der lohnt sich. Inmitten des Wüstenklimas von Schiras ist der Garten eine grüne Oase. Besonders die Granatapfelbäume mit ihren leuchtend roten Früchten sind ein hübscher Anblick.
Hafis Grab Schiras
Beim Grab von Hafis
Während sich die Mittagshitze der Stadt bemächtigt machen wir es uns im Schatten einiger alter Ahornbäume bequem und kühlen uns mit Falludeh ab, geeisten Reisnudeln in Fruchtsaft.
Ali ibn Hamzeh Mausoleum Schiras
Ali-ibn Hamzeh Mausoleum
Nachmittags gehen wir dann zum Busbahnhof und kaufen Tickets für die Weiterfahrt nach Kerman am morgigen Tag. Vom Busbahnhof ist es nicht weit bis zum Grab des iranischen Nationaldichters Hafis, der Goethe zu seinem „West-östlichen Divan“ inspiriert hat. Sein Grabmal besteht aus einer schlichten Gedenkplatte unter einem schmucklosen Pavillon, dennoch ist der Andrang groß. Vom Hafis-Grabmal gehen wir zum Koran-Tor weiter. Das ehemalige Stadttor ist malerisch in einem kleinen Park zu Fuße einer steilen Felswand gelegen.
Karim Khan Zitadelle Schiras
Abends an der Karim-Khan-Zitadelle...
Als die Dämmerung langsam anbricht, spazieren wir in Richtung der Innenstadt zurück. Unterwegs stoßen wir zufällig auf das Ali-ibn Hamzeh Mausoleum.
Schiras Bazar
...und auf dem Bazar
Trotz des religiösen Feiertags dürfen wir ins Innere. Neben einem hübschen kleinen Innenhof ist auch der über und über mit Spiegelfliesen geschmückte Grabraum ein interessantes Fotomotiv. Den restlichen Abend verbringen wir durch Bazar und Altstadt schlendernd bevor wir spät in der Nacht schließlich ins Hotel zurückkehren.
Busfahrt Schiras Kerman
Auf dem Weg nach Kerman am nächsten Morgen
Schon vor Sonnenaufgang brechen wir am nächsten Tag auf. Nachdem wir den Nachtportier wachgeklingelt haben wird uns die Tür des Hotels geöffnet und wir machen uns zu Fuß auf den Weg zum Busbahnhof. Wenig später sitzen wir bereits im Bus nach Kerman. Obwohl das Straßennetz auch hier wieder in exzellentem Zustand ist, dauert die Fahrt beinahe 8 Stunden und es ist später Nachmittag als wir ankommen. Wie uns am Busbahnhof versichert wird, sei es nicht weit bis in die Innenstadt. Also verzichten wir auf ein Taxi und gehen zu Fuß los.
Kerman Iran
Mit Mohammad in der Altstadt von Kerman
Eine Fehlentscheidung - am Ende brauchen wir beinahe eine Stunde für den Weg. Zudem verlaufen wir uns im Gassengewirr in den Ausläufern der Altstadt. An einem Lebensmittelgeschäft fragen wir nach dem Weg, doch der Besitzer spricht kein Wort Englisch.
Karawanserei i Wekil Kerman
Eingang zur...
Stattdessen klingelt er bei seinem englischsprachigen Nachbarn und so lernen wir Mohammad kennen. Mohammad ist gebürtiger Iraner, hat jedoch seit Jahrzehnten einen dänischen Pass und pendelt nun zwischen beiden Ländern. Er bietet an, uns in die Innenstadt zu begleiten. Wir nehmen das Angebot an und fragen ihn auch gleich nach einem günstigen Hotel. Nach einem längeren Fußweg bleiben wir vor einer Herberge stehen, die nur auf Farsi als solche beschriftet ist und die wir selber nie gefunden hätten.
Karawanserei i Wekil Kerman
...Karawanserei i-Wekil
Wie beziehen ein geräumiges Zimmer. Eigentlich wollen wir uns nun von unserem Begleiter verabschieden, doch der fragt uns stattdessen ob er uns auch noch durch die Stadt führen solle. Dankbar nehmen wir auch dieses Angebot an. Mohammad erweist sich als enthusiastischer Stadtführer, dessen Redeschwall nicht abzureißen scheint. So gelangen wir zu einem Nebeneingang des Bazars.
Hamam e Ganjali Khan Kerman
Hamam e-Ganjali Khan...
Dort befindet sich ein kleiner Platz, der zur Karawanserei i-Wekil gehört. Wir schlendern durch die Arkaden rund um den Platz und werden einem dort ansässigen Kupferschmied vorgestellt der unter anderem die riesigen Töpfe für die traditionellen Armenspeisungen herstellt. In ihnen lässt sich angeblich ein ganzes Kamel zubereiten. Angesichts der Größe des Kochgeschirrs klingt das nicht unwahrscheinlich.
Hamam e Ganjali Khan Kerman
...mit seinen kunstvollen Kacheln
Nächste Station wird die kleine und eher unauffällige Ganjali-Khan-Moschee. Im Innenraum gibt es ein interessantes Detail: Über der Mihrab, der Gebetsnische, befindet sich ein Relief mit dem Symbol der Zoroastrier. Offenbar war die Moschee einst ein Feuertempel. Von der Moschee gehen wir zum Hauptgebäude der einstigen Karawanserei weiter. Das massive Portal ist leider geschlossen.
Kerman Restaurant
Teehaus im ehemaligen Badehaus nebenan
Grade als wir schon weitergehen wollen, öffnet auf Mohammads Klopfen hin ein Wächter das Tor und nach einer hitzigen Diskussion auf Farsi werden wir in den Innenhof gelassen. Später berichtet uns Mohammad stolz, er habe uns als Söhne des deutschen Botschafters ausgegeben. Die Karawanserei ist in eher schlechtem Zustand, wird aber grade renoviert.
Bazar Kerman
Spaziergang über den Bazar...
Trotz der Baufälligkeit ist das Bauwerk beeindruckend in seiner Größe und der scheinbaren Leichtigkeit seiner Architektur. Nachdem wir ausgiebig alles fotografiert haben, verabschieden wir uns von dem Torwächter und gehen zum ehemaligen Hamam e-Ganjali Khan weiter, einem traditionellen Badehaus. Die Anlage ist schon lange nicht mehr in Betrieb, wurde aber kürzlich restauriert. Lebensechte Wachsfiguren verdeutlichen nun Nutzung und Zweck der einzelnen Abschnitte des Bades.
Kerman Bazar
...einen der größten des Landes
Besonders bemerkenswert sind die Wandfliesen, die anders als in den Moscheen figürliche Darstellungen zeigen. Als wir das Hamam verlassen haben, dirigiert uns Mohammad direkt zum nahen Eingang eines weiteren Badehauses. Das zweite Bad ist wesentlich kleiner und weniger prunkvoll als das erste. Dafür wurde es in ein öffentliches Teehaus umgewandelt. Leider ist kein Tisch frei und so kehren wir schnell zum Bazar zurück.
Essen Iran
Abends im Restaurant
Wir folgen dem überdachten Hauptgang und gelangen zu einer weiteren Hauptstraße, wo wir in einen der Stadtbusse steigen und in Richtung des Hotels zurückfahren. Grade als wir uns von Mohammad verabschieden wollen, schlägt der vor noch gemeinsam essen zu gehen. Es ist inzwischen fortgeschrittener Abend, wir haben mächtigen Hunger und lassen uns gerne überreden. In einem kleinen gemütlichen Restaurant ganz in der Nähe unserer Unterkunft nehmen wir Platz. Auf Mohammads Anraten bestellen wir Khoresht-e Fesenjan (Hühnchen in Granatapfel-Walnuss-Soße), Khoresht-e Ghormeh Sabzi (Lammfleisch in Kräutersoße) und Kashk-e Bademjan (Aubergine mit Joghurt). Erst spät in der Nacht verabschieden wir uns herzlich.
Hotel Kerman
Morgens im Hotel
Um die kühlen Morgenstunden auszunutzen sind wir am nächsten Tag schon früh auf den Beinen. Erster Programmpunkt wird ein Abstecher zum Busbahnhof, wo wir Tickets für die Weiterfahrt nach Yazd morgen Vormittag buchen. Zurück in der Innenstadt schlendern wir erneut über den Bazar, der jedoch nahezu menschenleer ist.
Freitagsmoschee Kerman
An der Freitagsmoschee
Es ist Freitag und die meisten Geschäfte bleiben heute geschlossen. Auch an der Freitagsmoschee ist wenig los und wir können uns in Ruhe umsehen. Als die Mittagshitze einsetzt kehren wir ins Hotel zurück und verlassen unser Zimmer erst am frühen Abend wieder. Ganz in der Nähe unserer Unterkunft wollen wir ein sogenanntes Eishaus besichtigen. Während es im Sommer in Kerman sehr heiß wird, fallen die Temperaturen im Winter deutlich unter null.
Bazar Kerman
Freitags ziemlich leer - der Bazar
Während des Winters wurden früher also Eisblöcke hergestellt und in speziell isolierten Eishäusern eingelagert. Dank der ausgefeilten Technik hatte man auf diese Weise bis weit in den Sommer Eis zur Verfügung. Die Form der Eishäuser ähnelt einem Ei, dessen eine Hälfte unterirdisch liegt.
Eishaus Kerman Iran
Abends am Eishaus
Der oberirdische Teil hat eine doppelte Außenhülle zur besseren Isolierung. Zudem ist das Eishaus von hohen Mauern umgeben, die Schatten spenden. Sogenannte Windtürme, die Wind in den Bereich zwischen die Außenhülle des Eishauses und die umgeben Mauer lenkten, sorgten für zusätzliche Kühlung. Die Windtürme sind hohe Türme, deren Inneres auf der vollen Höhe in Kammern aufgeteilt ist.
Kerman Bazar
Unterwegs mit Ali
Den oberen Abschluss bildet eine Art Lüftungsgitter. Egal aus welcher Richtung der Wind bläst wird er in einer der Kammern des Windturms „gefangen“ und von der Spitze des Turms zum Auslass am Fuß geleitet. Grade als wir vom Eishaus weitergehen wollen, werden wir auf Deutsch angesprochen.
Freitagsmoschee Kerman
Freitagsmoschee bei Nacht
Es ist Ali, der zwar noch nie in Deutschland war aber mit Hilfe der Radiosendungen der Deutschen Welle die Sprache gelernt hat. Er ist sichtlich erfreut, seine Deutschkenntnisse an uns erproben zu können und bietet an, uns ein wenig durch die Stadt zu führen. Die Temperaturen sind inzwischen etwas abgekühlt und wir haben keine Lust, den Abend im Hotel zu verbringen.
Feuertempel Kerman
Leider geschlossen - Der Feuertempel
Also willigen wir ein. Erneut schlendern wir über den Bazar, der sich trotz des Freitags mit Menschen gefüllt hat. Von Ali erfahren wir, dass es sogar einen aktiven Feuertempel in Kerman gebe. Obwohl ihre Religion wesentlich älter als der Islam ist, hat eine signifikante Minderheit von Zoroastriern ihren Glauben über die Wirren der Zeit gerettet. Ihre wichtigsten Zentren im Iran sind heute Kerman und Yazd. Leider ist der Feuertempel schon geschlossen und so machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel, wo Ali uns verlässt.
Bus Kerman Yazd
Im Bus nach Yazd am nächsten Tag
Am nächsten Tag schlafen wir zur Abwechslung einmal lange und fahren dann mit dem Taxi zum Busbahnhof. Dort erfahren wir, dass unser Bus eine Panne hat und wir den nächsten Bus zwei Stunden später nehmen müssen.
Hotel Yazd
Unser Hotel
Wir bekommen ein neues Ticket ausgehändigt und machen es uns auf einer der Wartebänke bequem. Die Anzahl der Wartenden an unserem Bussteig wird immer größer, wir sind nicht die einzigen, die auf den späteren Bus umgebucht wurden. So lernen wir Gerd und Pére kennen. Gerd ist Lehrer aus Süddeutschland und hat ein Sabbatjahr genommen; Peré ist ein Informatiker aus Barcelona.
Freitagsmoschee Yazd
Mit Gerd und Pére in der Freitagsmoschee...
Beide werden im selben Bus wie wir nach Yazd fahren. Mit einiger Verspätung fährt der dann auch tatsächlich vor. Im Bus setzen wir uns nebeneinander und die sechsstündige Fahrt vergeht im angeregten Gespräch beinahe wie im Flug.
Freitagsmoschee Yazd
...mit ihrer prunkvollen Innenausstattung...
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel und teilen uns vom Busbahnhof aus ein Taxi in die Innenstadt von Yazd. Gemeinsam gehen wir auf die Suche nach einem Hotel, das in Gerds Reiseführer empfohlen worden war. Als wir das Hotel gefunden haben sind wir sofort begeistert. Die Zimmer der ehemaligen Karawanserei sind frisch renoviert und liegen auf zwei Etagen um einen hübsch begrünten Innenhof.
Yazd Freitagsmoschee
...und farbenprächtigen Kacheln
Wir beziehen separate Zimmer und verabreden uns nach einer kleinen Pause für einen ersten Erkundungsgang durch die Altstadt. Erste Station wird die Freitagsmoschee, die in unmittelbarer Nähe des Hotels liegt.
Amir Chakmak Moschee Yazd
Amir Chakmak-Moschee
Obwohl wir inzwischen schon einige Moscheen gesehen haben, haben die kunstvollen Fliesenmuster nicht an Faszination verloren. Neben der prunkvollen Dekoration der Moschee ist es aber auch die filigrane Architektur mit den außergewöhnlich hohen Minaretten, die uns in diesem Fall beeindruckt. Gegen ein kleines Trinkgeld öffnet uns einer der Wächter der Moschee sogar die eigentlich nicht zugänglichen Seitentrakte des Gebäudes.
Aschura Prozession Iran
Gerüst für Aschura-Prozessionen
Dort befinden sich weitläufige Säulenhallen, die während der kalten Winter als Gebetsraum dienen. Nachdem wir die Freitagsmoschee wieder verlassen haben, gehen wir zur Amir Chakmak-Moschee weiter.
Altstadt Yazd
Abends unterwegs zum Essen...
Das Gebäude mit seinen hoch aufragenden Minaretten beherbergte einst sogar eine Karawanserei, ein Bad und einen Bazar. Heute ist die Anlage gemeinsam mit dem gleichnamigen Platz ein Wahrzeichen von Yazd. Bemerkenswert ist auch das große hölzerne Gestell am Rande des Platzes. Diese Gerüste werden für Aschura-Prozessionen im islamischen Trauermonat mit Blumen und Stoffen geschmückt und dann durch die Straßen getragen.
Persische Kueche
...mit unseren Reisebekannstschaften
Während langsam die Dämmerung anbricht, gehen wir zu viert zum noblen Hotel Laleh weiter. Gerd hatte in Kerman das italienische Ehepaar Caroline und Alessandro kennengelernt. Die beiden waren einen Tag vor ihm nach Yazd abgereist.
Amir Chakmak Moschee Yazd
Auf dem Rückweg ins Hotel
Für den heutigen Abend hatten sich die drei im Restaurant dieses Hotels zum Essen verabredet. Peré und wir beide werden eingeladen uns anzuschließen und kommen der Einladung gerne nach. Es wird ein vergnüglicher Abend und wir probieren uns durch die verschiedenen einheimischen Gerichte auf der Karte. Erst spät in der Nacht sind wir in unserem eigenen Hotel zurück. Mit Caroline und Alessandro haben wir uns für den morgigen Abend erneut verabredet.
Hotel Yazd
Frühstück auf der Dachterrasse des Hotels
Am nächsten Morgen schlafen wir lange und gehen erst am späten Vormittag zum Frühstücksraum auf der Dachterrasse des Hotels. Dort treffen wir Gerd und Peré. Nach dem Frühstück brechen wir zur einer ausgiebigen Besichtigung von Yazd auf.
Yazd Altstadt
In der Altstadt
Viele der verwinkelten Gassen der Altstadt sind auch heute noch von Lehmbauten gesäumt und wir verbringen den ganzen Vormittag mit der Besichtigung des historischen Viertels. Neben den pittoresken Sträßchen erkunden wir auch das Roknedin Mausoleum sowie das sogenannte Gefängnis von Alexander. Der Legende nach soll in dieser ehemaligen Zisterne Alexander der Große kurzfristig gefangen gehalten worden sein.
Roknedin Mausoleum Yazd
Schrein im Roknedin Mausoleum
Historische Belege dafür gibt es jedoch nicht. Dafür ist in dem kühlen Kuppelbau heute eine Teestube eingerichtet, in der wir der Mittagshitze eine Weile entfliehen. Nächster Programmpunkt wird die Patisserie Haj Khalifeh Rahbar.
Patisserie Haj Khalifeh Rahbar Yazd
Patisserie Haj Khalifeh Rahbar
Sie soll angeblich die berühmteste Zuckerbäckerei des Landes sein. Wir betrachten die Auslagen eine Weile und kaufen am Ende eine Probierbox. Deren süßen und klebrigen Inhalt genehmigen wir uns im Innenhof unseres Hotels bei einer Kanne Tee. Schließlich kühlen die Temperaturen am Nachmittag etwas ab und wir brechen wieder auf.
Patisserie Haj Khalifeh Rahbar Yazd
Unsere Probierbox
Mit dem Taxi fahren wir zum größten aktiven zoroastrischen Feuertempel des Landes, der in den 1930er Jahren mit Spendengeldern errichtet wurde. Hinter einer Glaswand steht im Zentrum des Baus eine Feuerschale mit einigen brennenden Holzscheiten.
Feuertempel Yazd
Zoroastrischer Feuertempel...
Die Flammen werden angeblich seit mehr als 1600 Jahren am Leben gehalten, was dem Tempel zu einem der zentralen zoroastrischen Heiligtümer macht. Von dem Tempel aus fahren wir zum Garten Dolat Abad weiter. Neben der Grünanlage selber ist vor allem der kleinen Sommerpalast in der Mitte des Parks berühmt. Der Windturm des Palastes gilt angeblich als der höchste aus Lehm errichtete Windturm weltweit.
Zoroastrischer Feuertempel Yazd
...und die 1600 Jahre alte Flamme
Fraglos ist er ein beeindruckender Anblick. Kurz vor Anbruch der Abenddämmerung winken wir vor dem Eingang von Dolat Abad ein weiteres Taxi heran und lassen uns zu den sogenannten Türmen des Schweigens am Stadtrand fahren. Am Fuß zweier Hügel befindet sich eine kleine verlassene Siedlung.
Dolat Abad Yazd
Gartenpalast Dolat Abad
Auf den Hügeln erhebt sich jeweils ein flacher, runder, oben offener Turm. In diesen Türmen legten die Zoroastrier noch bis in die 1960er Jahre ihre Toten ab, damit sie von den Geiern gefressen wurden. Auf diese Weise wurde im zoroastrischen Glauben der Boden durch die Toten nicht verunreinigt.
Tuerme des Schweigens Yazd
Bei den Türmen des Schweigens...
Heute ist dieser Brauch aus hygienischen Gründen im Iran verboten, wird aber von zoroastrischen Gemeinden in Indien weiter praktiziert. Die Türme selber sind im Inneren schmucklos und lohnen den Besuch kaum. Allerdings hat man von hier einen tollen Blick auf den tiefroten Sonnenuntergang.
Yazd Tuerme des Schweigens
...zum Sonnenuntergang
Erst nach Anbruch der Nacht machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel. Wir kommen grade rechtzeitig an, denn heute Abend sind wir dort mit Caroline und Alessandro zum Essen verabredet. Wir ordern wieder diverse Gerichte der persischen Küche und probieren sogar Kamelfleisch. Erst tief in der Nacht trennen wir uns. Die beiden Italiener werden morgen nach Isfahan weiterreisen, während wir vier noch einen Tag länger in Yazd bleiben wollen. Peré und Gerd werden dann in entgegengesetzter Richtung weiterreisen, aber wir beide verabreden uns für übermorgen in Isfahan erneut mit Alessandro und Caroline.
Kharanaq Iran
Im Wüstendorf Kharanq am nächsten Morgen...
Für den nächsten Tag haben wir uns ein Auto mit Fahrer gemietet und brechen nach dem Frühstück zu viert zu einer Rundfahrt auf. Erster Programmpunkt wird Kharanaq, ein Wüstendorf am Rande eines Gebirgszuges.
Iran Kharanaq
...hoch über den Dächern der Lehmhäuser
Bis vor rund dreißig Jahren lebten die Menschen hier noch in traditionellen Lehmhäusern. In den 1970er Jahren baute der iranische Staat dann eine neue Stadt am Rande der alten Siedlung. Heute ist das alte Dorf eine Geisterstadt und erst in jüngster Vergangenheit wurden Anstrengungen unternommen, die Lehmbauten vor dem endgültigen Verfall zu retten.
Chak Chak Iran
Blick vom zoroastrischen Heiligtum Chak Chak...
Trotzdem ist der Großteil der Gebäude in schlechtem Zustand. Während unser Fahrer im Schatten eines Baumes wartet, klettern wir durch die Ruinen und bewundern die immer neuen Ausblicke auf die Landschaft und über die Dächer der Lehmhäuser.
Yazd Chak Chak
...und Blick ins Innere
Schließlich haben wir uns satt gesehen und fahren weiter nach Chak Chak. Die kleine Oase ist eines der wichtigsten Heiligtümer der Zoroastrier. Am Rande der Wüste erhebt sich ein Bergmassiv, das sich an einer Stelle zu einem schmalen Tal öffnet. An die Seitenwände des Tals klammern sich einige Häuser.
Meybod Iran
Lehmfestung Narin Ghaleh in Meybod...
Wie unser Fahrer erklärt werden diese nur während der wenigen Tagen im Jahr bewohnt, in denen die Zoroastrier hierhin pilgern. Hoch über den Hausdächern entdecken wir eine Stelle mit einem kleinen Grünfleck, der das eigentliche Heiligtum markiert.
Meybod Festung
...angeblich 7000 Jahre alt!
In einer Art Schlucht befindet sich dort ein Wasserbassin rings um das mehrere mächtige Bäume wachsen. Die Quelle befindet sich weiter oben und das Wasser tropft von der Felsdecke langsam in das Bassin. Dabei ist das charakteristische „Chak Chak“ zu hören, das dem Ort seinen Namen gab. Neben dem Wasserbassin ist eine kleine Höhle in den Fels geschlagen.
Eishaus Meybod
Kuppel des ehemaligen Eishauses
Im Inneren steht eine Feuerschale, in der ein Ableger des heiligen Feuers in Yazd brennt. Obwohl der Ort abgesehen von der umgebenen Landschaft nicht sonderlich spektakulär ist, herrscht eine besondere Atmosphäre, die schwer in Worte zu fassen ist.
Karawanserei ye Abbasi Meybod
Karawanserei ye-Abbasi
Wir verweilen einige Zeit bevor wir wieder zu unserem wartenden Fahrer hinabsteigen. Während die Hitze immer weiter zunimmt, fahren wir in die Wüstenstadt Meybod weiter. Einst ein wichtiger Handelsort auf der Route der Seidenstraße, gibt es hier gleich mehrere Sehenswürdigkeiten. Wir beginnen mit der ehemaligen, vollständig aus Lehmziegeln errichteten Festung der Stadt, der Narin Ghaleh.
Meybod Karawanserei ye Abbasi
Zisterne der Karawanserei
Gut lassen sich die verschiedenen Bauphasen anhand der Größe der Lehmziegel unterscheiden. Die unterste Schicht mit den größten Ziegeln soll gar 7000 Jahre alt sein. Nächster Halt wird ein weiteres Eishaus, das jenes in Kerman an Größe jedoch weit übertrifft.
Taubenturm Iran
Taubenturm in Meybod...
Direkt gegenüber dem Eishaus befindet sich die Karawanserei ye-Abbasi, in deren ehemaligen Gästezimmern heute Kunsthandwerkbetriebe untergebracht sind. Nachdem wir die Herstellung eines Kelim-Teppichs demonstriert bekommen haben, legen wir eine kurze Pause in der kühlen Zisterne in der Mitte des Karawanserei-Innenhofes ein.
Taubenturm Meybod
...in jeder der Höhlen nistete einst eine Taube
Durch die jahrtausendealten Kanäle in den Bergen am Rande der Stadt fließt das Wasser bis heute hierhin – eine bemerkenswerte Ingenieursleistung. Wir essen in einer Imbissbude zu Mittag, dann steuern wir das letzte Ziel des heutigen Ausflugs an, einen Taubenturm am Rande von Meybod.
Yazd Panorama
Ausblick beim Abendessen im Hotel
Tauben waren in der Vergangenheit von größter Bedeutung als Fleischlieferanten, Brieftauben und nicht zuletzt zur Gewinnung von Guano. Aus diesem Grund verfügten alle größeren Städte über sogenannte Taubentürme, in denen Hunderte oder gar Tausende Vögel nisten konnten. Der Taubenturm den wir nun besichtigen bot Platz für 3000 Tiere und ist ein beeindruckender Anblick.
Zisterne Yazd
Abends in einer ehemaligen Zisterne...
Trotzdem sind wir froh, dass heute nur vereinzelte Nistpaare hier leben; der Gestank und Lärm zu Hochzeiten des Turms hat mit Sicherheit nichts Anziehendes gehabt. Am frühen Abend sind wir in Yazd zurück und gehen ins Hotel. Nach einer kurzen Pause im Zimmer treffen wir uns auf der Dachterrasse und essen noch einmal gemeinsam zu Abend.
Zurkhaneh Iran
...wo heute eine Zurkhaneh eingerichtet ist...
Anschließend verabschieden wir uns von Gerd, der nun in den Nordiran weiterreisen wird. Peré wird noch eine Nacht länger bleiben während wir gegen Mitternacht in einen Nachtbus nach Isfahan steigen wollen. Nachdem wir Gerd verabschiedet haben, gehen wir gemeinsam mit Peré zur ehemaligen Hauptzisterne von Yazd.
Zurkhaneh Yazd
...dort gibt es traditionelle Sportübungen...
Wasser gibt es hier keines mehr, dafür ist hier eine Zurkhaneh eingerichtet, eine Art Sportarena. Allabendlich kann man für ein kleines Eintrittsgeld den traditionellen Sportübungen (Pahlavani) beiwohnen. Ein älterer Mann schlägt wie wild auf eine Trommel ein und brüllt in ein Mikrophon.
Yazd Zurkhaneh
...zu lautem Gesang und Getrommel
Zu dem Krach müht sich ein halbes Dutzend Männer an allerlei exotischem Sportgerät ab. Schwere Metallbögen und überdimensionalen Gewichte gehören zu den Trainingsutensilien. Die Vorstellung hat etwas Anachronistisches und es ist schwer den Blick von dem Schauspiel zu lösen. Spät in der Nacht sind wir am Hotel zurück, verabschieden uns von Peré und holen unsere Rucksäcke ab. Mit dem Taxi fahren wir zum Busbahnhof und wenig später können wir in den Reisebus nach Isfahan steigen.
Meidan e Emam Isfahan
Frühmorgens am Meidan-e Emam
Die Fahrt ist wesentlich kürzer als wir erwartet hatten und so erreichen wir noch vor Sonnenaufgang Isfahan. Von einem Taxi lassen wir uns vom außerhalb gelegenen Busbahnhof zum zentralen Meidan-e Emam kutschieren.
Hotel Isfahan
Kakh Inn - Unsere Unterkunft
Die Suche nach einem Hotel ist zu dieser frühen Stunde müßig. Stattdessen wollen wir die verbleibende Zeit bis zum Tagesanbruch dort auf einer Bank sitzend abwarten. Das Warten lohnt sich und wir werden mit einigen hübschen Bildern von der Morgendämmerung über diesem wohl berühmtesten Platz des gesamten Iran belohnt.
Si o se Pol Isfahan
Si-o-se Pol, eine der Brücken...
Als die Sonne schließlich aufgegangen ist, brechen wir auf und finden ganz in der Nähe ein günstiges Gästehaus. Nach einer kurzen Pause gehen wir von unserer Unterkunft zum Fluss Zayandeh Rud. Der ist jetzt im Spätsommer leider ausgetrocknet und weit weniger eindrucksvoll als im Reiseführer beschrieben. Umso eindrucksvoller sind die drei historischen Brücken, die ihn überspannen.
Si o se Pol Isfahan
...über den ausgetrockneten Zayandeh Rud
Alle drei bestechen durch ihre verspielte Architektur, wobei die Brücke Pol-e Chadschu neben der Brücke Si-o-se Pol zu Recht als die prachtvollste gilt. Am späten Vormittag sind wir zurück in unserem Zimmer und halten während der drückenden Mittagshitze ein wohlverdientes Nickerchen.
Pol-e Chadschu
Pol-e Chadschu
Am Nachmittag gehen wir dann in Richtung des Bazars los. Unterwegs werden wir von dem Studenten Ramin angesprochen, der als Dolmetscher arbeitet und seine Englischkenntnisse erproben möchte. Er begleitet uns den restlichen Tag durch die verwinkelten Gassen des Bazars. Obwohl Isfahan mit Sicherheit die touristischste Stadt des Iran ist, hat der Bazar sich seinen Charme bewahrt.
Bazar Isfahan
Nachmittags auf dem Bazar
Nach einiger Zeit in den schmalen Gassen gelangen wir zum versteckten Eingang der Freitagsmoschee und Ramin bietet an, uns das Innere zu zeigen. Die Moschee ist mit mindestens 1200 Jahren ein gutes Stück älter als die meisten anderen Moscheen die wir bisher gesehen haben.
Freitagsmoschee Isfahan
Mit Ramin in der Freitagsmoschee...
Statt der sonst gebräuchlichen Fliesenmuster erregen vor allem die Stuckarbeiten unsere Aufmerksamkeit, beispielsweise am Mihrab, der Gebetsnische. Leider fällt unsere Besichtigungsrunde eher kurz aus, da die Öffnungszeiten enden. Ramin begleitet uns noch zurück zum Bazar und bis zum Eingang des Restaurants Shahrzad, wo wir mit Caroline und Alessandro verabredet sind.
Freitagsmoschee Isfahan
...die weniger durch reiche Ausstattung...
Kurz nachdem wir uns von unserem iranischen Begleiter verabschiedet haben, tauchen die beiden Italiener auf. Gespannt betreten wir das Restaurant, das als das nobelste und beste von ganz Isfahan gilt. Das prunkvolle Interieur und die schiere Anzahl uniformierter Kellner bestätigen diese Attribute.
Freitagsmoschee Isfahan
...als durch ihr Alter beeindruckt
In unserer abgenutzten Reisegarderobe kommen wir uns ein wenig schäbig vor. Das köstliche Essen tröstet uns jedoch schnell darüber hinweg. Lange bleiben wir trotzdem nicht, denn wir sind alle ziemlich erschöpft. Stattdessen verabreden wir uns für den nächsten Abend um noch ein letztes Mal gemeinsam essen zu gehen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft spazieren wir trotz unserer Müdigkeit erneut beim Meidan-e Emam vorbei um ein paar Nachtbilder zu machen.
Meidan e Emam Isfahan
Abends am Meidan-e Emam
Die ausgedehnten Wiesen rings um den Brunnen im Zentrum des großen Platzes sind heiß begehrte Picknickplätze für die Einheimischen und auf dem gemauerten Rand des Brunnens sitzend genießen wir die Atmosphäre. Bald gesellen sich zwei junge Männer zu uns und wollen alles über unsere Reise erfahren.
Lotfollah Moschee
Blick auf die Lotfollah-Moschee
Während wir uns unterhalten kommen weitere Familienmitglieder hinzu und wenig später sind wir von einer ganzen Großfamilie umringt. Die Kommunikation ist etwas schleppend, da nur die zwei jüngsten Söhne Englisch zu sprechen scheinen und die beiden für die restliche Familie übersetzen müssen. Trotzdem ist die Begegnung ein schöner Abschluss des Tages. Tief in der Nacht sind wir endlich in unserem Zimmer zurück und fallen müde auf die Betten.
Dschulfa Isfahan
Morgens Im christlichen Stadtteil Dschulfa
Nachdem wir lange ausgeschlafen haben brechen wir am nächsten Tag ins Stadtviertel Dschulfa auf. Hier lebt traditionell die armenisch-christliche Minderheit in Isfahan. Berühmt ist besonders die Vank-Kathedrale aus dem 17. Jahrhundert.
Vank Kathedrale Isfahan
Vank-Kathedrale mit Glockenturm
Unterwegs frühstücken wir in einer traditionellen Suppenküche, wo uns ein Linsengericht serviert wird. Dschulfa entpuppt sich dann als erstaunlich modernes Stadtviertel. Die Kathedrale suchen wir zunächst vergeblich. Nur zufällig entdecken wir die schmucklose Rundkuppel, die sich lediglich durch das kleine Kreuz auf dem Dach von den allgegenwärtigen Moscheen unterscheidet.
Vank Kathedrale Dschulfa
Bildgewaltige Wandgemälde...
Das Innere der Kirche hingegen ist so gar nicht schmucklos, kein Zentimeter der Wände ist ohne Bemalung. Ganze Bibelgeschichten schmücken bildgewaltig die Innenwände der Kathedrale.
Vank Kathedrale Dschulfa
...im Inneren der Kathedrale
Einst Bestandteil eines Klosterkomplexes befinden sich innerhalb der alten Klostermauern auch ein Glockenturm, eine Bibliothek und ein kleiner Friedhof. Erst am frühen Nachmittag verlassen wir Dschulfa wieder und wandern ein wenig durch die Außenbezirke von Isfahan. Einen im Reiseführer beschrieben Taubenturm suchen wir vergeblich.
Maertyrer Friedhof Iran
Märtyrerfriedhof in der Peripherie der Stadt
Dafür stoßen wir auf einen ausgedehnten Märtyrerfriedhof auf dem Opfer des Irakkrieges in den 1980er Jahren begraben liegen. Schließlich drehen wir um und gehen zum Meidan-e Emam zurück.
 Lotfollah Moschee Isfahan
Front der Lotfollah-Moschee...
Zum Ensemble des rechteckigen Platzes gehören nicht nur die mit Geschäften belegten Arkaden, der Haupteingang zum Bazar und der ehemalige Palast des Schahs. Auch die Scheich-Lotfollah-Moschee und die Große Moschee grenzen an den Platz. Obwohl die Uhrzeit schon fortgeschritten ist, wollen wir heute zumindest noch die Lotfollah-Moschee besichtigen.
Lotfollah Moschee Isfahan
...Eingang...
Deren Fliesenmuster sollen im Licht der Nachmittagssonne besonders beeindruckend aussehen. Hinter dem Eingang erwartet uns zunächst ein schummriger Gang, dessen über und über mit bunten Fliesenornamenten bedeckten Wände bereits einen Vorgeschmack auf den eigentlichen Innenraum geben.
Lotfollah Moschee Isfahan
...und prachtvoller Innenraum
Der ist zwar vollständig unmöbliert, aber grade das lässt die kunstvollen Fliesenmuster in der hohen Kuppel noch deutlicher hervortreten. Wir nehmen auf dem kühlen Boden Platz und beobachten eine ganze Weile das Lichtspiel der Sonnenstrahlen, die durch die filigran gearbeiteten Fensteröffnungen fallen.
Meidan e Emam
Ein weiterer Abend am Meidan-e Emam
Schließlich wird es Zeit aufzubrechen um Caroline und Alessandro zu treffen. Diesmal sind wir mit den beiden am Brunnen auf dem Meidan-e Emam verabredet. Nach kurzer Restaurant-Suche entscheiden wir uns für ein traditionelles Lokal, von dessen Dachterrasse man einen tollen Ausblick auf die Kuppel der Lotfollah-Moschee hat. Es wird ein langer Abend bei gutem Essen. Für die beiden ist es der vorletzte Tag ihrer Reise und so lassen wir unsere Erlebnisse im Iran noch einmal Revue passieren. Erst tief in der Nacht verabschieden wir uns und gehen in unsere Unterkunft zurück.
Hascht Behescht Isfahan
Palast Hascht-Behescht am nächsten Tag
Am nächsten Morgen stehen wir schon früh auf, checken aus und deponieren das Gepäck an der Rezeption. Nach dem Frühstück in einer Suppenküche beim Bazar gehen wir zum Hascht-Behescht-Palast, einer ehemaligen Sommerresidenz mit einem kleinen Park.
Hotel Abbasi Isfahan
Innenhof des Nobelhotels Abbasi...
Der Park gefällt uns so gut, dass wir eine ganze Weile am Rande eines Brunnens Platz nehmen und den Blick auf das kleine Schlösschen genießen. Ins Innere können wir leider nicht und so gehen wir stattdessen in Richtung des Hotels Abbasi weiter, dem angeblich besten Hotel des gesamten Landes. Das Hotel war einst eine Karawanserei, so dass es vier Längsgebäude gibt, die um einen großen, quadratischen Innenhof errichtet sind.
Hotel Abbasi Isfahan
...wo wir uns Safraneis schmecken lassen
Der Hof mit einem hübschen kleinen Garten und einer Teestube ist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Gestern Abend hatte uns Caroline berichtet, dass das Safraneis hier fantastisch sei. Kurzerhand bestellen wir zwei Portionen.
Grosse Moschee Isfahan
In der Großen Moschee
Das Eis schmeckt tatsächlich exzellent und auch der ruhige Innenhof mit den gemütlichen Cafehausstühlen gefällt uns gut. Es ist später Nachmittag als wir das Hotel wieder verlassen. Die letzte Sehenswürdigkeit, die wir uns vor der Abreise aus Isfahan noch anschauen wollen ist die Große Moschee am Meidan-e Emam.
Grosse Moschee Isfahan
Innenraum...
Obwohl wir schon so viele Moscheen im Iran gesehen haben, hat auch diese ihre kleinen Besonderheiten. Wieder einmal ist es die besonders prunkvolle Fliesenverkleidung der verschiedenen Gebäudeteile, die uns begeistert.
Grosse Moschee Isfahan
...und Kuppel
Unser Rundgang wird viel zu früh durch den Ablauf der öffentlichen Besuchszeiten beendet. Während Helfer den geräumigen Innenhof für das morgige Freitagsgebet herrichten, gehen wir wieder auf den Meidan-e Emam hinaus. Vor der Moschee nehmen wir auf einer niedrigen Mauer Platz und wollen eigentlich das Panorama des Platzes genießen.
Isfahan Restaurant
Abschied von Isfahan im Restaurant
Lange sind wir jedoch nicht allein und bald sitzen der Medizinstudent Vahid und sein jüngerer Bruder neben uns. Es wird eine kurzweilige Unterhaltung während der wir die üblichen Fragen über uns beantworten und stolz von den Besonderheiten der Isfahanis berichtet bekommen. Als die Abenddämmerung anbricht verabschieden sich die beiden und wir machen uns auf den Weg zu dem gleichen Restaurant, in dem wir gestern zu Abend gegessen hatten. Heute lassen wir uns mit gefüllten Weinblättern und Auberginen wieder einige Köstlichkeiten der persischen Küche schmecken. Schließlich gehen wir zu unserem Hotel zurück und holen das Gepäck ab. Mit dem Taxi fahren wir zum Busbahnhof, wo nach kurzer Wartezeit der Bus nach Teheran abfährt.
Bahn Teheran Sari
Bahnticket für die Fahrt am nächsten Morgen
Die Fahrt ist ruhig und wir bekommen beide etwas Schlaf bevor wir in der Morgendämmerung in der iranischen Hauptstadt ankommen. Mit der Metro fahren wir in die Außenbezirke der Stadt und steigen dort für die letzten Kilometer zum Hauptbahnhof in ein Taxi. Bis zur Abfahrt unseres Zuges in die Provinzhauptstadt Sari am Kaspischen Meer dauert es noch eine Weile. Wir nutzen die Zeit um bei einem Imbiss zu frühstücken.
Bahnfahrt Iran
In der Transiranischen Eisenbahn
Endlich wird unser Zug an der Abfahrtstafel angezeigt und nachdem unsere Papiere von mehreren Bahnhofspolizisten gründlich kontrolliert worden sind werden wir zum Bahnsteig durchgelassen. Im Zug nehmen wir in einem Abteilwagen älterer Bauart Platz. Ein Ehepaar mit zwei Söhnen reist im gleichen Abteil wie wir. Kurze Zeit später geht die Fahrt los. Der Beginn ist eher unspektakulär.
Transiranische Eisenbahn
Beginn des Streckenabschnitts im Elburs-Gebirge
Nachdem wir die Ausläufer von Teheran hinter uns gelassen haben, fahren wir durch monotone Steppe und Halbwüste. Schließlich erreichen wir den Fuß des Elburs-Gebirges. Eben wegen des Streckenabschnitts durch die Berge gilt dieser Teil der Transiransiche Eisenbahn als atemberaubende Panoramastrecke. Wir werden nicht enttäuscht.
Transiranische Eisenbahn Elburs
Zunehmend grüne Landschaft...
Durch schmale Schluchten, unzählige Tunnel und Über abenteuerliche Serpentinen und Brücken windet sich unser Zug durch die immer steiler aufragenden Berge. Schön ist auch das Farbspiel vor dem Fenster. Während die Landschaft kurz hinter Teheran trocken und trostlos war, wächst am Wegesrand immer mehr Grün, je näher wir dem Kaspischen Meer kommen.
Bahnfahrt Teheran Sari
...je näher wir dem Kaspischen Meer kommen
Auch die Familie in unserem Zugabteil taut immer mehr auf je länger die Fahrt dauert. Die Eltern sprechen leider kein Englisch. Der ältere Sohn hat jedoch gute Sprachkenntnisse und bald beantworten wir wieder die üblichen Fragen über uns und unsere Reise. Völlig selbstverständlich werden wir am Mittagessen mit Brot, Käse und Obst beteiligt.
Sari Iran
Die Söhne unserer Gastgeber zeigen uns Sari
Nachdem wir erwähnt haben, dass Sari unser heutiges Tagesziel ist, werden wir eingeladen bei ihnen zu übernachten. Den iranischen Höflichkeitsregeln entsprechend lehnen wir das Angebot zunächst zweimal ab. Als die Einladung ein drittes Mal wiederholt wird, können wir sicher sein, dass sie ernst gemeint ist. Erfreut nehmen wir an.
Uhrturm Sari
Uhrturm von Sari
Am späten Nachmittag kommen wir nach beinahe achtstündiger Fahrt am Ziel an. Die Temperaturen sind hier unmittelbar an der Küste des Kaspischen Meeres deutlich kühler als im Landesinneren. Dafür ist die hohe Luftfeuchtigkeit nach der staubtrockenen Luft auf unserer bisherigen Reise schier unerträglich. Mit zwei Taxis fahren wir gemeinsam mit unseren Gastgebern zu ihrer Wohnung. Direkt vor der Haustür steht ein Polizeifahrzeug.
Mausoleum Sari Iran
Die beiden Mausoleen von Außen...
In Anbetracht der Tatsache, dass private Übernachtungen im Iran offiziell unerwünscht sind, beschleicht uns ein mulmiges Gefühl. Wir werden jedoch beruhigt. Der Bruder unseres Gastgebers, der in einer Wohnung im gleichen Haus lebt, sei der Besitzer des Fahrzeugs.
Schrein Sari Iran
...und von Innen
Gemeinsam mit dem älteren Sohn gehen wir die Treppe zur Wohnung in der ersten Etage hoch. Dort werden uns ein Platz auf dem Sofa und ein kaltes Getränk angeboten. Nachdem wir mit unseren Gastgebern auch noch das traditionelle Glas Tee getrunken haben, bietet man an uns die Stadt zu zeigen. Wir willigen gerne ein und wenig später sitzen wir mit den beiden Söhnen im Auto und fahren in Richtung Stadtzentrum. Viele Sehenswürdigkeiten hat Sari nicht. Das alte Stadtzentrum liegt rings um einen großen Kreisverkehr, in dessen Mitte ein charakteristischer Uhrturm steht.
Bazar Sari
Auf dem heute geschlossenen Bazar
Die meisten der Geschäfte auf dem umliegenden Bazar haben wegen des Freitags heute geschlossen und so erweckt der Markt einen eher trostlosen Eindruck. Die beiden historischen Schreine am Rande des Bazars sind hingegen gut besucht. Wer in den beiden turmförmigen Bauwerken aus Ziegelsteinen begraben liegt verstehen wir nicht, die Verehrung scheint jedoch groß zu sein.
Nationen Park Sari
Der Park der Nationen
Von den Türmen aus gehen wir zum Auto zurück und fahren zum sogenannten Park der Nationen. Der wurde offenbar kürzlich erst eingeweiht. Am Rande des Flusses Tajan reihen sich Dutzende Fahnenmasten aneinander, jede Nationalflagge der Welt soll hier vertreten sein. Dafür ist der Fluss beinahe komplett trocken gefallen. Angeblich das Ergebnis einer verfehlten Agrarpolitik, die für immer größeren Wassermangel im ganzen Land sorge. Als wir in die Wohnung zurückkommen, sind die Vorbereitungen für ein ausgiebiges Festmahl schon im vollen Gange.
Sari Essen
Festessen bei unseren Gastgebern...
Um nicht nutzlos rumzustehen duschen wir in der Zwischenzeit. Als wir uns beide gewaschen haben, sind auch Onkel, Tanten, Cousins und Neffen unserer Gastgeber eingetroffen und das Essen ist angerichtet – wie traditionell üblich auf dem Fußboden. Wir werden noch ausgiebig allen Familienmitgliedern vorgestellt, dann dürfen wir zulangen.
Iran Sari
...Und ein Erinnerungsfoto
Es gibt Salat, frisches Brot, eingelegten Knoblauch, Reis, Kebab-Spieße und einen köstlichen Eintopf. Nach dem Essen werden wir wieder mit zahlreichen Fragen bombardiert. Die Konversation verläuft jedoch eher schleppend, außer den Söhnen unserer Gastgeber spricht niemand Englisch. Zum Abschluss werden wir gebeten, Fotos mit allen Anwesenden zu machen. Eine Bitte, der wir gerne nachkommen. Spät in der Nacht sind alle Gäste gegangen und für uns werden Matten im Wohnzimmer ausgelegt. Nach dem langen Tag sinken wir dankbar in den Schlaf.
Bus Sari Rascht
Im Bus nach Rascht am nächsten Tag
Am nächsten Morgens stehen wir schon früh wieder auf. Uns wird ein kleines Frühstück serviert, dann fährt der ältere Sohn uns zum Busbahnhof. Dort können wir wenig später in den Bus nach Rascht steigen.
Kaspisches Meer Iran
Blick aufs Kaspische Meer
Die Fahrt dauert weit länger als wir erwartet hatten, führt uns dafür aber auf einer gut ausgebauten Schnellstraße direkt am malerischen Ufer des Kaspischen Meeres vorbei. Es ist bereits später Nachmittag als wir endlich in Rascht ankommen. Das Wetter empfinden wir hier sogar als anstrengender als in Sari. Sowohl Temperaturen als auch Luftfeuchtigkeit sind noch einmal etwas höher.
Rascht Iran
Ankunft in Rascht
Auf der Suche nach einem Hotel werden wir von Omid angesprochen, der sich als Englischlehrer vorstellt und uns nach ein wenig Smalltalk zu einem unauffälligen Hotel direkt am Bazar führt. Die Zimmer sind leidlich sauber und spottbillig.
Bazar Rascht
Spaziergang über den Bazar
Wir entscheiden zu bleiben. Omid erzählt, dass dies grade seine Mittagspause sei, er aber später gerne mit uns gemeinsam essen gehen würde. Wir verabreden uns für den Abend am Hotel und verabschieden uns. Nach einer kurzen Pause im Zimmer gehen wir in die Stadt, schlendern über den gut besuchten Bazar und erkunden die kleine Fußgängerzone in der Neustadt. Zur verabredeten Zeit sind wir am Hotel zurück und tatsächlich taucht auch Omid wenig später auf.
Hotel Rascht
Pause im Hotelzimmer
Wir lassen die üblichen Fragen über uns ergehen und finden schließlich mit den kulturellen Unterschieden zwischen dem Iran und Deutschland ein ergiebiges Gesprächsthema.
Rascht Innenstadt
Abends unterwegs mit Omid
Während wir uns unterhalten führt Omid uns in eine Art Arbeiterviertel in den Außenbezirken der Altstadt. Kleine Geschäfte und Imbissbuden reihen sich aneinander und zielsicher steuert unser Führer eines der Lokale an. Während er dem Wirt begeistert seine deutschen Freunde präsentiert, nehmen wir in einem stickigen Raum direkt hinter der Theke Platz. Omid erklärt uns, dass es nur ein Gericht zur Auswahl gäbe – Eintopf mit Lunge.
Rascht Bazar
Blick von unserem Zimmer
Das klingt zwar ungewohnt aber Hunger und Neugierde siegen. Das Essen schmeckt dann sogar ausgesprochen gut. Während wir essen, kommen immer neue Gäste in das Lokal und Omid berichtet wieder und wieder voller Elan wer wir sind und wo wir herkommen. Einige der anderen Gäste wirken merkwürdig fahrig und zu unserer Überraschung fragt Omid uns nach dem Essen, ob wir einen Schnaps mit ihm trinken wollen. Damit hatten wir im Iran nicht gerechnet, wo der Genuss von Alkohol hart bestraft werden kann. Als wir sehen, dass der „Schnaps“ aus medizinischem Alkohol besteht, der mit Coca-Cola gestreckt wird, verzichten wir dankend auf das uns angebotene Glas. Spät am Abend verabschieden wir uns von einem sichtlich angeschickerten Omid und verabreden uns für Morgen früh.
Hotel Rascht Iran
Frühstück im Hotel
Wir stehen mit dem Anbruch der Morgendämmerung auf. Bei einem Bäcker in der Nähe des Hotels kaufen wir etwas Gebäck, das wir im Zimmer frühstücken. Gegen zehn Uhr checken wir aus und treffen uns wie gestern verabredet mit Omid. Er führt uns zu einer Bushaltestelle wo ein leerer Minibus wartet.
Masuleh Iran
Ankunft im Bergdorf Masuleh
Auch viele erwachsene Iraner sind darauf bedacht, Englisch zu lernen. Der Fahrer ist tatsächlich einer von Omids Schülern. Gemeinsam fahren wir zu der Englischschule, wo Omid arbeitet. Dort stellt er uns zwei weiteren Lehrern vor. Wir unterhalten uns ein wenig und bekommen erklärt wie wir nach Masuleh gelangen können, dem Ziel unseres heutigen Tagesausflugs.
Moschee Masuleh
Moschee von Masuleh...
Das Gepäck können wir in der Englischschule lassen, wir müssen nur vor Unterrichtsende um 20 Uhr zurück sein um es wieder abzuholen. In der Nähe der Schule gibt es einen Busstand von wo Sammeltaxen nach Fuman abfahren. Die Fahrt dauert nur rund eine halbe Stunde.
Schrein Masuleh
...und Schrein im Inneren
In Fuman müssen wir Omids Beschreibung folgend zu einem weiteren Taxistand gehen, von wo aus dann die Sammeltaxen nach Masuleh weiterfahren. Wir brauchen eine ganze Weile bis wir fündig werden, doch schließlich sitzen wir in einem klapprigen Taxi, das sich die Serpentinen nach Masuleh hochquält. Am frühen Nachmittag erreichen wir unser Ziel.
Masuleh Rascht
Im Gassengewirr des Örtchens...
Masuleh befindet sich auf beinahe 1100 Meter Höhe und entsprechend ist es hier deutlich kühler als in Rascht. Das Städtchen liegt in einem dicht bewaldeten Hochtal, an dessen Hängen die Wohnhäuser stehen. Die Bergflanken sind dabei so steil, dass die Häuser regelrecht übereinander erbaut sind.
Masuleh Nordiran
...zwischen Restaurants und Souvenirständen
Die Veranda der oberen Häuser befindet sich auf dem Dach des darunter liegenden Hauses. Masuleh ist auch bei einheimischen Touristen sehr beliebt und es gibt viele Souvenirstände und Restaurants in den schmalen Gassen. Trotzdem gefällt es uns gut hier und wir erkunden ausgiebig das Straßengewirr von Masuleh, besichtigen die in eigentümlicher Bauweise errichtete Moschee des Ortes und trinken Tee in einem der unzähligen Restaurants.
Wasserfall Masuleh
Wasserfall von Masuleh
Zum Abschluss unseres Ausflugs nach Masuleh werfen wir noch einen Blick auf den Wasserfall des Ortes, der aber eher enttäuschend ist. Am späten Nachmittag fahren wir dann nach Fuman zurück. Wir spazieren auch dort ein wenig durch den Ortskern, finden aber nichts von touristischem Interesse.
Rascht Innenstadt
Abends zurück in Rascht
Am frühen Abend sind wir schließlich zurück in Rascht und nehmen wenig später im Büro des Leiters der Englischschule Platz. Stolz stellt uns Omid dem distinguierten älteren Herren vor, mit dem wir die politische Situation in der Region diskutieren. Am Ende bittet uns Omid, die Englischklassen zu besuchen. Etwas überrumpelt sagen wir zu.
Rascht Iran
Abschied von Omid in der Englischschule
Zunächst werden wir in den Kurs für Fortgeschrittene gebracht und der jungen Lehrerin vorgestellt. Die nächste Viertelstunde halten wir Smalltalk mit ihr und ihren Schülerinnen, dann verabschieden wir uns und Omid bringt uns in den Anfängerkurs, wo sich das Prozedere wiederholt. Um 20 Uhr endet der Unterricht und wir werden aus unserer Rolle als Lehrerassistenten entlassen. Wir danken Omid noch einmal für seine Hilfe, dann sammeln wir unser Gepäck ein und brechen zum Busbahnhof auf. Nach kurzer Zeit fährt der Übernachtbus nach Täbris vor und wir sinken müde auf unsere Plätze.
Taebris Iran
Ankunft in Täbris
Bei Sonnenaufgang erreichen wir das Ziel. Vom Busbahnhof fahren wir mit dem Taxi in die Innenstadt und finden nach kurzer Suche ein günstiges Hotel. Im Bus hatten wir zwar gut schlafen können, aber der Schlaf war doch etwas kurz gewesen.
Taebris Hotel
Pause im Hotel
Da das Wetter ohnehin eher trübe ist, lassen wir uns Zeit und legen noch ein kleines Nickerchen im Hotelzimmer ein. Erst am frühen Nachmittag gehen wir wieder raus. Angeblich verfügt Täbris über die beste Touristeninformation des ganzen Iran also wird genau die unser erstes Tagesziel.
Teppichbazar Taebris
Der berühmte Teppichbazar von Täbris...
Tatsächlich werden wir freundlich begrüßt und können einige Fragen bezüglich unserer weiteren Reisepläne klären. Uns wird außerdem empfohlen, unbedingt das kleine Dorf Kandovan zu besuchen, das nur rund 60 Kilometer von Täbris entfernt liegt.
Bazar Taebris
...der als UNESCO-Weltkulturerbe gilt
Natürlich wird uns auch sogleich die Vermittlung eines Fahrers angeboten. Doch der Preis ist überaus fair und wir lassen uns überreden. Um 15 Uhr am selben Tag wird der Fahrer bei der Touristeninformation auf uns warten. Die Zeit bis dahin verwenden wir auf einen ersten Spaziergang durch den berühmten Bazar.
Taebris Kandovan
Nachmittäglicher Ausflug nach Kandovan
Täbris ist bekannt für seine Teppichindustrie und noch heute werden hier nicht nur farbenfrohe Teppiche angeboten, sondern auch alles an Zubehör was zu ihrer Herstellung benötigt wird. Das Sortiment reicht von Webrahmen bis hin zu bunter Wolle.
Kandovan Felshaeuser
Erster Eindruck der Felshäuser von Kandovan...
Pünktlich sind wir nachmittags an der Touristeninformation zurück, wo wir wie vereinbart auf den Fahrer treffen. In gewohnt lebensmüder Manier manövriert der sein Auto durch die verstopften Straßen rings um den Bazar und heizt dann mit abenteuerlicher Geschwindigkeit über immer schmalere Landstraßen.
Kandovan Felshaeuser
...und Blick aus der Nähe
Während der Fahrt schrauben wir uns immer höher die Berge hoch und als wie in Kandovan ankommen sind wir auf beinahe 1300 Meter Höhe. Der Ort ist schon seit vorislamischer besiedelt. In dem ausladenden Flusstal reihen sich eiförmige Tuffsteinformationen aneinander.
Restaurant Taebris
Zum Abendessen zurück in Täbris
Trotz ihres seltsamen Aussehens sind die Felsen natürlichen Ursprungs. Die Menschen wussten sich die praktische Form der Felsen nutzbar zu machen. Die meisten sind ausgehöhlt und dienen als Wohnungen. Neugierig gehen wir auf Erkundungsgang durch die schmalen Pfade zwischen den Felswohnungen. Zwar gibt es auch einige Häuser modernen Ursprungs und viele der traditionellen Behausungen dienen nunmehr als Souvenirshop für die zumeist einheimischen Touristen. Trotzdem hat das Dorf seine Faszination nicht verloren. Am frühen Abend sind wir wieder in Täbris und verabschieden uns von unserem Fahrer. An einer Imbissbude essen wir eine köstliche Hackfleischpfanne, dann kehren wir ins Hotel zurück.
Arg e Taebris Iran
Beim Arg-e-Täbris am nächsten Tag
Nach dem trüben Wetter gestern beginnt der nächste Tag mit strahlendem Sonnenschein. Wir checken im Hotel aus und deponieren das Gepäck an der Rezeption. Da wir wegen des Ausflugs gestern noch nicht allzu viel von Täbris gesehen haben, wollen wir heute die restliche Stadt erkunden.
Blaue Moschee Taebris
Arkadengang bei der Blauen Moschee
Erste Station wird der Arg-e-Täbris. Bei dem massiven Mauerrest handelt es sich um den Teil einer gigantischen Moschee. Im Laufe der Jahrhunderte und der wechselhaften Herrschaftsverhältnisse wurde der Rest des Bauwerks jedoch zerstört.
Blaue Moschee Taebris
Rekonstruiertes Inneres der Blaue Moschee
Auch die nächste Attraktion auf unserem Weg hat schon bessere Jahre gesehen. Die Blaue Moschee war einst wegen ihrer mit tiefblauen Fliesen geschmückten Wände weltberühmt. Bei einem Erdbeben im 18. Jahrhundert wurde sie aber schwer in Mitleidenschaft gezogen.
Rathaus Taebris Iran
Rathaus der Stadt
Erst in jüngster Vergangenheit wurden behutsame Schritte zu Wiederaufbau und Restauration des Gebäudes unternommen. So wurden die zerstörten Mauern wieder aufgebaut. Die verbliebenen Originalfliesen wurden konserviert; fehlende Fliesen wurden jedoch lediglich zeichnerisch angedeutet oder ganz weggelassen. Trotz alledem bleibt die Blaue Moschee beeindruckend und die ungewöhnlich intensiv blauen Fliesenornamente haben etwas Hypnotisches. Nach einem Abstecher zum Rathaus von Täbris, das im 20. Jahrhundert nach russischem Vorbild errichtet wurde, gehen wir zum Bazar weiter. Den restlichen Tag verbringen wir durch die Gassen des zumeist überdachten Bazars spazierend.
Bazar Taebris
Wollgeschäft...
Bazar Taebris
...des berühmten Teppichbazars von Tärbis
Bazar Taebris
..im Gassengewirr...
Obwohl wir schon viele Bazare gesehen haben, faszinieren uns das bunte Treiben und der Trubel noch immer. Zudem ist der Bazar von Täbris einer der ältesten und größten der Region und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Letzter Stop auf unserer Besichtigung wird die Freitagsmoschee.
Freitagsmoschee Taebris
Mihrab der Freitagsmoschee
Nach dem Besuch der Blauen Moschee kann sie uns aber nicht wirklich begeistern. Schließlich bricht der Abend an und es wird Zeit aufzubrechen. In der Nähe unseres Hotels essen wir in einem Restaurant köstliche Kebab-Spieße mit frisch gebackenem Brot, dann holen wir unser Gepäck ab.
Bus Taebris Kermanschah
Ticket für die Fahrt nach Kermanschah
Mit dem Taxi fahren wir zum Busbahnhof und suchen den Bus nach Kermanschah. Unterwegs begegnen wir reihenweise jungen Männern in Soldatenuniform, die wohl hier in der Nähe zur türkischen und irakischen Grenze ihren Wehrdienst ableisten müssen und nun nach Fahrmöglichkeiten in ihre Heimatstädte suchen. Trotz ihrer Uniform begrüßen uns alle begeistert und wir sind wieder einmal positiv von Land und Leuten überrascht. Endlich finden wir unseren Bus und steigen ein.
Kermanschah Iran
Ankunft in Kermanschah
Anders als bei unseren vorherigen Busfahrten wird die Fahrt diesmal unruhig und ungemütlich. Zum einen handelt es sich um einen normalen Linienbus anstelle der modernen Reisebusse mit größerer Beinfreiheit, zum anderen sind die Straßen in schlechtem Zustand und die Fahrweise eher ruppig.
Hotel Kermanschah
Endlich ein Hotel gefunden!
Bei Tageslicht wären die Berg- und Passstraßen wohl interessant anzusehen gewesen doch in der tiefschwarzen Nacht halten sie uns einfach nur vom Schlafen ab. Weit vor Anbruch der Dämmerung erreichen wir dann übermüdet Kermanschah. Der Busbahnhof ist um die Uhrzeit noch geschlossen also nehmen wir ein Taxi in die Innenstadt. An die Suche nach einem Hotel ist noch nicht zu denken. Stattdessen setzen wir uns in einen Stadtpark und dösen noch ein wenig. Als die Stadt gegen acht Uhr zum Leben erwacht, gehen wir los.
Taq e Bostan Felsreliefs
Ausflug zum Taq-e Bostan...
Erstmals während unserer Reise haben wir echte Schwierigkeiten ein Hotel zu finden. Es gibt zwar einige Übernachtungsbetriebe aber die sind entweder ausgebucht oder ausschließlich für Pilgerreisende gedacht und ohne die erforderliche Lizenz um westliche Touristen zu beherbergen.
Taq e Bostan Felsreliefs
...mit seinen berühmten Felsreliefs
Trotz der instabilen politischen Lage gibt es offenbar noch immer einen steten Pilgerstrom zu den heiligen Stätten im Irak, dessen Grenze weniger als eine Stunde Fahrzeit westlich von Kermanschah verläuft. Schlussendlich werden wir doch noch fündig und beziehen ein abgewohntes Zimmer in einem überteuerten Hotel. Der Hauptgrund, warum wir nach Kermanschah fahren wollten sind die sassanidischen Felsreliefs im Taq-e Bostan am Stadtrand.
Felsreliefs Kermanschah
Felsrelief im Detail
Es dauert ein wenig, bis wir die Haltestelle der Sammeltaxen an den Ausläufern des Bazars gefunden haben. Glücklicherweise hat eines der Taxen dort noch genau zwei freie Sitze. Wir nehmen Platz und los geht die Fahrt zum Taq-e Bostan.
Bazar Kermanschah
Nachmittags auf dem Bazar von Kermanschah...
Dort wurde eine Art Naherholungsgebiet geschaffen mit Liegewiesen, Grillplätzen und Restaurants. Vor einer Steilwand befindet sich eine freie Fläche mit einem Quellteich in der Mitte. Schon von weitem kann man die in die Felswand geschlagenen Reliefs sehen. Teils befinden sie sich in einige Meter in den Fels getriebenen Höhlen, teils wurden sie direkt in die Oberfläche geschlagen.
Bazar Kermanschah
...der für seine bunten Stoffe berühmt ist
Aus der Nähe betrachtet verliert der Ort jedoch schnell an Reiz. Der Zulauf des Quellteichs ist jetzt im Spätsommer offenbar versiegt und das Wasser verbreitet einen brackigen Geruch. Zudem dürfen die Felsreliefs nur aus einigen Meter Entfernung betrachtet werden. Wir schauen uns trotzdem um, doch aus der Distanz lassen sich die vermutlich beeindruckenden Details der Steinmetzarbeiten kaum erkennen.
Essen Iran
Abendessen mit Brot und Granatapfelmarmelade
Etwas enttäuscht fahren wir am späten Nachmittag mit einem weiteren Sammeltaxi in die Innenstadt zurück. Den restlichen Tag verbringen wir mit einem Spaziergang durch den kleinen Bazar von Kermanschah. Der imponiert zwar nicht durch seine Größe, dafür gehört er zu den farbenprächtigsten die wir bislang gesehen haben. Die Produktion bunter Stoffe scheint hier hoch im Kurs zu stehen und die Auslagen der Marktständer sorgen für tolle Fotomotive. Am frühen Abend sind wir zurück in unserem Hotelzimmer und fallen nach der schlaflosen Nacht müde auf die Betten.
Bus Kermanschah Hamadan
Auf der Fahrt nach Hamadan am nächsten Tag
Am nächsten Tag schlafen wir bis weit in den Vormittag, dann checken wir aus und fahren mit einem Taxi zum Busbahnhof. Schnell finden wir einen Bus nach Hamadan, der letzten Station unserer Iranreise.
Hamadan Iran
Ankunft in Hamadan
Die Fahrt dauert nur knappe drei Stunden und gegen Mittag stehen wir bereits auf dem zentralen Platz von Hamadan. Auf einer Kreuzung mit sechs regelmäßig abzweigenden Straßen wurden im 19. Jahrhundert einheitliche, zweistöckige Geschäftshäuser errichtet, die ein hübsches Ensemble bilden. In einer der Seitenstraßen finden wir direkt neben einer größeren Moschee ein Hotel.
Ibn Sina Hamadan
Grabmal des berühmten Ibn Sina
Der Blick von unserem Zimmer geht direkt auf den Innenhof der Moschee. Wir lassen die Rucksäcke im Zimmer, dann brechen wir zur Besichtigung Hamadans auf.
Esther Mordechai Hamadan
Grabmal von Esther und Mordechai...
Erste Sehenswürdigkeit ist der kleine Bazar, der jedoch nicht wirklich begeistern kann. Auch das moderne Denkmal und Mausoleum für den berühmten mittelalterlichen Arzt Ibn Sina ist von geringem Interesse. Als lohnenswert hingegen erweist sich das Grabmal von Esther und Mordechai, die wichtigste jüdische Pilgerstätte im Iran. Die beiden biblischen Persönlichkeiten sind nach alter jüdischer Überlieferung in Hamadan begraben.
Esther Mordechai Hamadan
...Steintür am Eingang...
Der Eingang zum Grabbau liegt versteckt in einer Nebenstraße. Hinter einer hohen Mauer finden wie einen ruhigen Garten mit einem kleinen Kuppelbau in der Mitte.
Esther Mordechai Hamadan
...und die Ebenholz-Sarkophage im Inneren
Der Eingang des Bauwerks ist mit einer steinernen Tür verschlossen. Ein älterer Mann schließt für uns auf. Hinter dem niedrigen Einlass befindet sich ein weitestgehend schmuckloser Raum, der bis heute als Synagoge genutzt wird. Durch einen weiteren niedrigen Durchgang gelangen wir in den nächsten Raum, wo zwei massive Sarkophage aus Ebenholz nebeneinander stehen. Die Wände sind mit hebräischen Schriftzeichen verziert und auch die Namensplaketten auf den Sarkophagen sind hebräisch beschriftet. Unter den argwöhnischen Blicken des Wächters sehen wir uns um und schießen ein paar Fotos, dann werden wir höflich aber bestimmt wieder hinauskomplimentiert.
Bazar Hamadan
Abends auf dem kleinen Bazar von Hamadan
Von dem Grabmal aus spazieren wir noch ein wenig durch Hamadan. Wir werfen einen Blick auf einen antiken Steinlöwen der angeblich von Alexander dem Großen gestiftet wurde und auf einen historischen Grabturm, dessen Bedeutung nicht näher erklärt wird. Nachdem wir an einem Straßenstand zu Abend gegessen haben, gehen wir ins Hotel zurück. Obwohl wir müde sind, ist an Schlaf vorerst nicht zu denken. Es ist Donnerstagabend und in Vorbereitung auf das Freitagsgebet wird die Umgebung der benachbarten Moschee mehr als eine Stunde lang mit religiösen Gesängen beschallt.
Hamadan Hotel
Aufbruch aus Hamadan am nächsten Morgen
Auch der nächste Morgen beginnt für uns mit dem Ruf des Muezzins. Die Lage des Hotels direkt an der Moschee rächt sich nun. Wir packen unser Gepäck zusammen und checken aus dem Hotel aus. Mit dem Taxi geht es zum Busbahnhof, wo der Bus nach Teheran schon wartet. Die Fahrt vergeht überraschend schnell.
Bus Hamadan Teheran
Im Bus nach Teheran
Schon am frühen Nachmittag erreichen wir die iranische Hauptstadt. In einem Schnellrestaurant essen wir zu Mittag, dann gehen wir zum nahen Azadi-Platz. In der Mitte dieses angeblich meistbefahrenen Kreisverkehrs des Landes thront der gleichnamige Turm aus weißem Marmor. Errichtet wurde er in den 1970er Jahren zum 2500-jährigen Jubiläum der persischen Monarchie. Nach der Revolution wurde das historistische Bauwerk zum Freiheitsturm umgedeutet.
Azadi Platz Teheran
Ankunft am Azadi-Platz
Wir verzichten auf eine detaillierte Besichtigung und fahren lieber mit der Metro in die Innenstadt. Da heute Freitag ist, haben die meisten Geschäfte geschlossen und es ist verhältnismäßig ruhig auf den Straßen. Auch wir lassen es ruhig angehen und verbringen den restlichen Tag auf einer Bank im Stadtpark sitzend.
Stadtpark Teheran
Abend im Stadtpark
Eigentlich wollten wir dort Hörbuch hören, doch immer wieder gesellen sich Passanten zu uns und fangen Gespräche an. So vergeht die Zeit wie im Flug. Auf diese Weise lernen wir auch ein deutsch-iranisches Ehepaar kennen, das im Iran auf Familienbesuch ist. Die beiden fliegen ebenfalls heute zurück nach Deutschland und halten mit der Familie ein letztes Mal Picknick im Park.
Restaurant Teheran Iran
Unser Abendessen
Wir werden eingeladen, uns dazu zu setzen und kommen dem gerne nach. Besonders der Neffe unserer Gastgeber ist interessiert an uns und unserer Reise und es beginnt eine lebhafte Debatte über die kulturellen Unterschiede zwischen dem Iran und Deutschland. Als wir berichten, dass auch wir heute nach Hause zurückfliegen müssen, erfahren wir dass zwei der Brüder unseres Gastgebers Taxifahrer sind und uns zum Flughafen fahren könnten.
Teheran Chomeini Mausoleum
Nächtliche Besichtigung...
Mit einem der beiden verabreden wir, dass er uns in zwei Stunden am Eingang des Parks abholen soll. Wir werden darauf hingewiesen, dass dann sogar noch genug Zeit sei um auf dem Weg zum Flughafen dem Chomeini-Mausoleum einen Besuch abzustatten. Verdutzt stimmen wir zu. Dann verabschieden wir uns von unseren Gastgebern. Die beiden fliegen zwar ein paar Stunden nach uns, müssen aber noch Packen. Wir zwei gehen in einem Restaurant mitten im Park zu Abend essen. Pünktlich treffen wir uns danach mit dem Taxifahrer.
Teheran Chomeini Mausoleum
...des Chomeini-Mausoleums...
Der spricht zwar kein Wort Englisch, aber Mohammed, der englischsprachige Neffe, ist auch mitgekommen. Wie zuvor verabredet fahren wir zuerst zum Mausoleum.
Chomeini Mausoleum Teheran
...auf dem Weg zum Flughafen
Das erweist sich als riesige Anlage, die sogar über einen eigenen Bazar verfügt. Wir kommen uns etwas merkwürdig vor, so spät am Abend als Touristen noch hier vorbeizuschauen. Doch Mohammed beruhigt uns. Das Mausoleum sei 24 Stunden am Tag geöffnet. Unsere Kameraausrüstung wird am Eingang zwar sehr skeptisch beäugt, aber ungehindert dürfen wir passieren. Auch im Inneren setzt sich der Prunk des Monumentalbaus fort. Der kleine Schrein mit den sterblichen Überresten von Chomeini fällt in der riesigen mit Marmor und Spiegeln geschmückten Halle fast nicht auf.
Flug Teheran Koeln
Eingecheckt für den Rückflug
Nachdem wir uns ausgiebig umgesehen haben, fahren wir zum Flughafen weiter. Dort zahlen wir dem Taxifahrer mit unseren letzten Rial-Scheinen einen guten Lohn und verabschieden uns. Die Stunden bis zum Abflug um zwei Uhr morgens vergehen schleppend. Nach dem langen Tag fällt es uns schwer die Augen offen zu halten. Endlich können wir dann in den Flieger, wo sich das Schauspiel vom Hinflug in umgekehrter Reihenfolge wiederholt. Kaum sind die Türen des Flugzeugs geschlossen, nehmen beinahe alle Frauen die Kopftücher wieder ab - irgendwie ist diese skurrile Szene ein passender Endpunkt dieser Reise.