Wie wir auf die Idee kamen nach Georgien zu reisen, daran kann sich hinterher keiner von uns so richtig erinnern. Irgendwann aber hatten wir uns darauf festgelegt. Früh zeigte sich, dass Simon nur zwei Wochen Urlaub genehmigt bekam, während ich drei Wochen freinehmen konnte. Ich würde also eine Woche länger als Simon unterwegs sein.
Nachdem wir uns etwas intensiver mit den Plänen für diese Reise auseinandergesetzt haben, stellen wir fest, dass die armenische Hauptstadt Jerewan verhältnismäßig nah an der georgischen Grenze liegt... und Armenien ist mindestens ebenso berühmt für seine Kirchen und Klöster wie Georgien. Da wir zudem weder für Georgien noch für Armenien Visa benötigen, zögern wir nicht lange und beschließen auf dieser Reise gleich beide Länder zu besuchen.
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Unser Reiseplan |
Im Juli haben wir endlich die Flüge gebucht, Hinflug in die georgische Hauptstadt Tiflis Ende August. Rückflug vom Schwarzmeer-Badeort Batumi; für Simon nach zwei Wochen und für mich nach drei Wochen.
1. Georgien
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Ticket für den Flug nach Tiflis |
Am 24.08.2013 geht es endlich los. Von Köln-Bonn fliegen wir am frühen Nachmittag mit der türkischen Billigfluglinie Pegasus nach Istanbul. Es hätte zwar auch Direktflüge gegeben, doch wäre der Preis ungleich höher gewesen. Von Istanbul geht es nach mehrstündigem Warten nach Tiflis weiter, das wir um kurz vor drei Uhr morgens Ortszeit erreichen. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt zwei Stunden aber das ist nicht der einzige Unterschied. Neben einer fremden Sprache erwartet uns auch ein fremdes Alphabet, denn Georgien verfügt über ein eigenes Schriftsystem.
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Georgischer Ein- und Ausreisestempel |
Rasch liegen die Einreisekontrollen hinter uns und wir suchen nach einem Platz, wo wir die restliche Zeit bis zur Morgendämmerung verbringen können. In der Ankunftshalle werden wir fündig. Auf einer Kunstrasendekoration gegenüber den geschlossenen Büros der Fluggesellschaften schlummern bereits ein paar andere Reisende und so legen wir uns einfach dazu. Gegen sieben Uhr werden wir wach und fahren mit einem Kleinbus, einem so genannten Mashrutka, in die Innenstadt.
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Friedensbrücke in Tiflis |
Bereits in der Nähe des Bahnhofs ist das erste Hostel ausgeschildert und wir gehen kurzerhand dorthin. Das Hostel ist klein und ein wenig heruntergekommen, dafür lädt uns der deutschsprachige Besitzer sofort zum Frühstück ein. Am Ende lassen wir uns für umgerechnet zehn Euro ein Doppelzimmer geben. Nach dem Frühstück brechen wir zu einem Erkundungsgang in die Stadt auf. Die erste Sehenswürdigkeit auf unserem Weg ist die Friedensbrücke (მშვიდობის ხიდი), das neue Wahrzeichen von Tiflis. Von dort gehen wir in den älteren Teil der Stadt und betrachten die mittelalterliche Metechi-Kirche (მეტეხის ეკლესია) bevor wir die Kura (მტკვარი) überqueren.
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Blick auf die Festung Nariqala |
Auf dem anderen Ufer des Stadtflusses erwartet uns der Anstieg zur Nariqala-Festung (ნარიყალა). Wir quälen uns in der drückenden Hitze den steilen Weg hoch und passieren das alte Tor der Festung. Das Innere wird heutzutage von der Nikolai-Kirche beherrscht. Hinter der Kirche führen schmale Pfade in die Ruinen der ehemaligen Festung weiter. Wir folgen einem von ihnen und werden mit einem grandiosen Rundblick über Tiflis belohnt. Von der alten Festung ist es nicht weit bis zum Standbild der Kartlis Deda (ქართლის დედა), einer monströsen Aluminiumstatue der "Mutter Georgiens". Es war schon den ganzen Tag über bewölkt gewesen und auf dem Abstieg von der Festung werden wir vom Regen überrascht. Also flüchten wir in ein Café. Als der Regen nachlässt werfen wir noch einen Blick auf das Bäderviertel Abanotubani (აბანოთუბანი), wo man im historischen Ambiente der alten Badehäuser im schwefeligen Wasser der Tifliser Heilquellen entspannen könnte.
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Panorama von Tiflis |
Wir gehen stattdessen in Richtung der zentralen Einkaufsstraße, dem Rustaweli-Boulevard und bewundern die prunkvollen Bauten dort. Anschließend führt unser Weg noch zum Hauptbahnhof, wo wir ein Ticket für den Nachtzug nach Sugdidi für den morgigen Abend buchen. Zurück im Hostel fallen wir schließlich müde auf die Betten.
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Statue der "Mutter Georgiens" |
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Metechi-Kirche |
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Orbeliani-Bad |
Am nächsten Morgen fahren wir nach einem raschen Frühstück mit einem Mashrutka zur Didube-Metrostation. Auf dem Vorplatz der Station ist einer der Busbahnhöfe von Tiflis.
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Am Busbahnhof Didube in Tiflis |
Für uns sieht der ganze Platz nach einer chaotischen Mischung aus Bazar und Parkplatz aus und wir sind überrascht, dass wir doch recht schnell das Mashrutka nach Mzcheta finden. Die alte georgische Königsstadt ist das erste Ziel des Tages.
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Swetizchoweli-Kathedrale in Mzcheta |
Nach kurzer Fahrt kommen wir an und gehen als erstes zur Swetizchoweli-Kathedrale (სვეტიცხოვლის საკათედრო ტაძარი). Das Gotteshaus aus dem elften Jahrhundert ist auch heute noch das geistige Zentrum Georgiens. Wir bewundern die reiche Innenausstattung und die ausgefeilte Architektur. Als wir fotografierend vor der Kathedrale stehen, werden wir von dem amerikanisch-italienischen Paar Angie und Massimo angesprochen. Die beiden suchen jemandem mit dem sie sich die Kosten des Taxis zum nahen Dschawri-Kloster (ჯვრის მონასტერი) teilen können.
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Dschawri-Kloster |
Wir nehmen das Angebot sofort an, denn wir wollten dort ebenfalls hin. Ein Taxi ist schnell gefunden und wenig später heizen wir in hohem Tempo die Schlaglochpiste zum Kloster hoch. Von der UNESCO-gelisteten Anlage aus dem sechsten Jahrhundert ist nicht viel mehr als die Hauptkirche erhalten, doch die besticht nicht nur durch ihre exponierte Lage auf einer Klippe am Aragwi-Fluss, sondern auch durch ihre Schlichtheit und die kontemplative Stille im Inneren.
Zurück in Mzcheta verständigen wir uns mit Angie und Massimo darauf, gemeinsam nach Tiflis zurückzukehren und von dort nach Gori weiterzufahren. Die Stadt ist in erster Linie als Geburtsort Stalins bekannt, doch wir wollen sie als Ausgangspunkt für die nahegelegene Höhlenstadt Uplisziche (უფლისციხე) nutzen.
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Panorama der Höhlenstadt Uplisziche |
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Höhleneingang in Uplisziche |
Am frühen Nachmittag erreichen wir Gori und gehen zur Touristeninformation, wo man ein Taxi ruft, das uns nach Uplisziche bringen und dort auf uns warten wird. In Anbetracht der Hitze draußen wird uns außerdem empfohlen, die kühlen Höhlen für ein Picknick zu nutzen. Also kaufen wir in Gori ein wenig Gebäck ein. Kurz darauf sind wir in Uplisziche angekommen und klettern den steilen Felshang zu den ersten Höhlen hinauf.
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Große Halle in Uplisziche |
Zu unserer Überraschung erfahren wir, dass die Anlage aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus stammt. Bald finden wir eine kleine Felskammer, in der wir unser Picknick halten. Anschließend klettern wir durch die Felswand und bewundern die geschickt angelegte Höhlenstadt. Viele Höhlen sind zwar durch Erdbeben zerstört, die Anlage fasziniert aber auch heute noch. Neben einem Palast lassen sich auch ein Amphitheater und Reste heidnischer Opferstellen erkennen. Am Ende müssen wir unseren Erkundungsgang schweren Herzens abbrechen um in Gori nicht das letzte Mashrutka zurück nach Tiflis zu verpassen.
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Nachtzugticket nach Sugdidi |
An der Tifliser Metrostation Didube trennen sich schließlich unsere Wege. Angie und Massimo müssen zurück in die Innenstadt, während wir zum Hostel in der Nähe des Bahnhofs fahren. Im Hostel werden wir noch zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Anschließend gehen wir zum Bahnhof. Der Nachtzug nach Sugdidi wird kurz darauf bereitgestellt und wir steigen ein. Leider hatten wir keine Liegeplätze buchen können, aber die Plätze im Sitzabteil sind auch recht bequem.
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Auf dem Bazar von Sugdidi |
Einigermaßen erholt kommen wir am nächsten Morgen in Sugdidi an. Am Bahnhof drängen sich bereits die Mashrutki nach Mestia. Auch wir wollen in die Hauptstadt Swanetiens. Ungünstigerweise ist jedoch in keinem der Fahrzeuge mehr ein Platz für uns frei. Als wir genervt in Richtung Innenstadt gehen, fährt dann aber doch noch ein Mashrutka mit Fahrtziel Mestia an uns vorbei und wir winken es heran. Da wir die einzigen Fahrgäste sind, gibt uns der Fahrer zu verstehen, dass er in der Hoffnung auf weitere Fahrgäste noch zwei Stunden warten würde.
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Kühe auf der Straße - Alltag in Georgien |
Wir lassen unsere Rucksäcke im Bus und nutzen die Zeit für einen Besuch des Bauernmarktes. Zwei Stunden später haben sich zwar immer noch keine weiteren Fahrgäste gefunden, doch die Fahrt geht trotzdem los. Die Straße ist offenbar frisch instandgesetzt, trotzdem ist der Bergpass äußerst kurvenreich und steil. Unserem Fahrer ist das egal, er gibt ordentlich Gas. Nach rund drei Stunden erreichen wir Mestia. Schon von Weitem sehen wir die ersten Wehrtürme der für Swanetien üblichen Bauweise.
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Swanetischer Wehrturm in Mestia |
Am Ortseingang hält der Fahrer vor seinem eigenen Haus. Seine Frau solle uns die Gästezimmer zeigen. Der ist das offenbar gar nicht recht, denn im Haus wird grade renoviert. Auch wir lehnen in Anbetracht der Baustelle das Angebot ab. Dafür finden wir in einem der Nachbarhäuser ein hübsches Gästezimmer und einigen uns mit dem Besitzer auf eine Zimmermiete von umgerechnet 20 Euro pro Tag. Nach einer kurzen Pause gehen wir in das Zentrum von Mestia weiter. Wir bewundern die traditionellen swanetischen Wehrtürme und finden in einer Seitenstraße sogar ein kleines Museum, wo man einen solchen Turm und das angeschlossenen Wohnhaus erkunden kann.
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Traditionelles Wohnhaus in Mestia |
Im Wohnhaus staunen wir über die rund 500 Jahre alte Einrichtung aus kunstvoll geschnitztem Holz. Rings um den wuchtigen Kamin sind Ställe angelegt, die Schlafstellen der Menschen befinden sich direkt über den Ställen um im Winter die Abwärme des Viehs nutzen zu können. Der Wehrturm hingegen ist im Inneren unspektakulär, aber vom Dach des fünfstöckigen Bauwerks eröffnet sich ein grandioser Blick über Mestia. Den restlichen Nachmittag holen wir in unserer Unterkunft ein wenig Schlaf nach. Erst abends kehren wir noch einmal in die Stadt zurück um in einem Restaurant essen zu gehen.
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Auf dem Weg nach Uschguli |
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und gehen zum zentralen Platz vor der Touristeninformation der Stadt. Wir wollen heute nach Uschguli, einer weiteren swanetischen Stadt, die wegen ihrer charakteristischen Wehrtürme sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Außerdem ist sie die höchstgelegene dauerhaft bewohnte Stadt Europas in immerhin rund 2200 Meter Höhe. Öffentliche Busse fahren nicht nach Uschguli, man muss sich stattdessen ein Taxi nehmen. Um Kosten zu sparen, kann man versuchen sich zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschließen. Tatsächlich finden wir am Rande des Platzes vier georgische Touristen. Wenig später sitzen wir zu sechst in einem geländegängigen Kleinbus und fahren zur Passstraße nach Uschguli.
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"Turm der Liebe" bei Uschguli |
Die Straße sollte eigentlich schon dieses Jahr instandgesetzt worden sein, doch die Bauarbeiten sind noch in vollem Gang, bislang sind nur die ersten fünf Kilometer hinter Mestia fertiggestellt. Für die restlichen rund 40 Kilometer nach Uschguli brauchen wir knapp drei Stunden. Die Straße ist nicht asphaltiert, besteht fast ausschließlich aus Schlaglöchern und engen Kurven, vorzugsweise führt sie an ungesicherten Abhängen vorbei.
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Ankunft in Uschguli |
Unterwegs halten wir mehrfach an um verschiedene Kirchen und den so genannten „Turm der Liebe“ zu besichtigen, einen Wehrturm in exponierter Lage am Ufer eines Flusses. Angeblich wurde er auf Geheiß einer trauernden Witwe an der Stelle errichtet, wo sie das erste Rendezvous mit ihrem späteren Gatten hatte. Auch einen Picknickstopp gibt es und wir werden eingeladen mitzuessen. Einer unserer Mitreisenden spricht Englisch, so dass wir halbwegs am Gespräch teilnehmen können und die wichtigsten Erklärungen des Fahrers übersetzt bekommen.
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Blick über das Dorf |
Am frühen Nachmittag passieren wir schließlich Murkmeli, den ersten Ortsteil von Uschguli. Wenig später kommen wir an. Während der Fahrer am Ortseingang wartet, spazieren wir durch die schmalen Gassen der Stadt und besichtigen das Innere eines der Häuser, wo einige religiöse Exponate aus Uschgulis Kirchen gezeigt werden. Schließlich fahren wir zum höchsten Punkt des Dorfes, wo ein kleines Kloster steht. Wir werden von unseren Mitreisenden noch in ein nahes Restaurant zum Mittagessen eingeladen, dann treten wir die Rückreise an. Am frühen Abend erreichen wir wieder Mestia und verabschieden uns.
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Auf der Fahrt nach Kutaissi |
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und gehen zum Busbahnhof von Mestia. Angeblich gibt es pro Tag nur ein einziges Mashrutka nach Kutaissi. Tatsächlich steht das Mashrutka schon bereit, doch es dauert noch eine weitere Stunde bis sich genügend Fahrgäste gefunden haben und wir losfahren. Die verlorene Zeit scheint der Fahrer wieder wettmachen zu wollen, denn die Fahrt wird extrem wüst. Immer wieder halten wir an weil eines der Kinder im Fahrzeug sich übergeben muss. Mindestens ebenso regelmäßig liegt der Geruch heißen Metalls in der Luft - mutmaßlich von den Bremsen. Die Tatsache, dass unter dem Fahrersitz ein Karton mit Bremsklötzen lag, hätte uns vorwarnen sollen. Bereits nach guten zwei Stunden sind wir in Sugdidi zurück, von wo die Fahrt nach Kutaissi nach kurzer Pause weitergeht. Am frühen Nachmittag kommen wir dort an.
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Privatunterkunft in Kutaissi |
Der Weg vom Busbahnhof in die Innenstadt wird in der brütenden Hitze zur Tortur. Noch während wir nach einer günstigen Unterkunft suchen, hält plötzlich ein Auto neben uns und wir werden von einer freundlichen Frau auf Deutsch angesprochen. Ob wir das Hotel Gelati suchen würden. Wir verneinen und antworten, wir wären auf der Suche nach etwas Günstigerem. Möglicherweise könnte ein Bekannter von ihr uns eine Privatunterkunft anbieten. Auf gut Glück steigen wir ins Auto und lassen uns hinfahren. Das Haus ist nur wenige Straßen weiter und dicht am Stadtzentrum. Von Außen sieht es recht unscheinbar aus. Doch im Inneren erwartet uns zu unserer Überraschung der Luxus einer Jugendstilvilla, es wirkt fast als wäre hier die Zeit stehengeblieben. In Anbetracht des günstigen Preises nehmen wir das Angebot an. Nach einer längeren Pause gehen wir noch einmal in die Stadt zurück, schlendern über den kleinen Bazar und bestaunen den zentralen Agmaschenebeli-Platz.
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Blick auf den Agmaschenebeli-Platz in Kutaissi |
Eher zufällig finden wir die Touristeninformation und erkundigen uns nach der einfachsten Verbindung in die armenische Hauptstadt Jerewan. Wir erfahren, dass ein Nachtzug im benachbarten Sestaponi abfahren würde. Die Tickets könnten wir praktischerweise bereits hier in Kutaissi am Bahnhof kaufen.
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Vor der Bagrati-Kathedrale |
Wir zögern nicht lange und gehen direkt von der Touristeninformation aus dorthin. Die freundliche Dame am Ticketschalter hat ihre Mühe mit uns, denn die Daten aus unseren Reisepässen müssen in kyrillischen Buchstaben transliteriert und auf die Tickets gedruckt werden. Doch schließlich halten wir unsere Fahrscheine für den morgigen Abend in den Händen. Anschließend klettern wir noch zur Bagrati-Kathedrale (ბაგრატის ტაძარი) hoch. Das rund tausend Jahre alte Gotteshaus gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist mithin die größte Attraktion von Kutaissi. Direkt nebenan befinden sich auch die Ruinen der alten Festung, von deren Mauern sich uns ein erstklassiger Panoramablick auf Kutaissi bietet. Den restlichen Abend verbringen wir in unserer Unterkunft.
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An der Pforte des Klosters Gelati |
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, wir wollen vor unserer Abreise am Abend noch die beiden nahegelegenen Klöster Gelati (გელათი) und Motsameta (მოწამეთა) besuchen. So warten wir also in der Morgendämmerung am Busbahnhof von Kutaissi und steigen bald darauf in das altersschwache Mashrutka nach Gelati. Nach einer knappen halben Stunde kommen wir an und klettern durch die niedrige Klosterpforte. Das Kloster Gelati gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einst war es eines der spirituellen und akademischen Zentren Georgiens.
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Kloster Gelati |
Kunstvolle Fresken und Mosaiken im Inneren der Mutter-Gottes-Kirche erinnern noch daran. Wir verbringen eine gute Stunde im Kloster, besichtigen auch die kleinere Georgskirche und die Nikolaikirche, die Überreste der Lehrgebäude und das Grab des wichtigen georgischen Königs Dawit Agmaschenebli. Anschließend brechen wir zu Fuß ins benachbarte Kloster Motsameta auf, ein Fußmarsch von einigen Kilometern. Ähnlich wie Gelati liegt auch dieses Kloster auf der Kuppe eines Hügels. Von der faszinierenden Landschaft abgesehen, ist Motsameta aber weit weniger beeindruckend als Gelati. Die Anlage ist insgesamt kleiner und die Kirchen weniger reich geschmückt. Kurz darauf brechen wir wieder zur Hauptstraße auf, wo wir bald ein Mashrutka nach Kutaissi heranwinken können.
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Agmaschenebeli-Grab... |
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...und noch mehr Fresken in Gelati |
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...Fresken... |
Nach einem raschen Mittagessen gehen wir zum chaotischen Busbahnhof, wo wir uns zu dem Mashrutka nach Sestaponi durchfragen.
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Deckenverkleidung mit Zollsiegeln im Nachtzug nach Jerewan |
Die Fahrt soll zwar nur knapp eine Stunde dauern, doch das Mashrutka ist voll bis auf den letzten Platz, gleichzeitig ist es drückend heiß und in der Rush-Hour kommen wir kaum voran. Endlich in Sestaponi angekommen, werden wir plötzlich von einem jungen Mann auf Deutsch nach unseren Namen gefragt. Wir fragen ihn daraufhin nach dem Weg zum Bahnhof. Doch offenbar beherrscht er nur diesen einen deutschen Satz. Nachdem wir ihm unsere Frage trotzdem verständlich gemacht haben, begleitet er uns sogar bis zur Bahnhofshalle. Am späten Nachmittag fährt der Nachtzug nach Jerewan vor und wie sich zeigt, haben wir ein Vier-Bett-Abteil für uns alleine. Sämtliche Verkleidungselemente und ungenutzten Stauräume im Zug sind bereits mit Zollsiegeln versehen und tatsächlich geht die Zollkontrolle an der Georgisch-Armenischen Grenze in Rekordzeit über die Bühne. Auch die Einreiseformalitäten sind in vorbildlicher Geschwindigkeit erledigt. Trotzdem finden sie mitten in der Nacht statt, so dass wir nur wenig Schlaf bekommen.
2. Armenien
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Ankunft am Bahnhof von Jerewan |
Gegen acht Uhr morgens erreichen wir den Bahnhof von Jerewan. Ähnlich wie bei der Ankunft in Georgien, erwartet uns auch in Armenien wieder ein ganz eigenes Schriftsystem, der Kaukasus wird nicht umsonst als „Berg der Sprachen" bezeichnet. Unser erster Weg in Jerewan führt zum Hostel, wo wir das Gepäck abstellen. Den restlichen Tag verwenden wir auf die Besichtigung der Stadt. Für einen Ausflug in die Umgebung sind wir zu müde. Neben der hübsch verzierten Blauen Moschee (Կապույտ Մզկիթ) bestaunen wir auch den Platz der Republik (Հանրապետության Հրապարակ) mit seiner prunkvollen Bebauung und besichtigen die moderne Gregor-Kathedrale (Սուրբ Գրիգոր Լուսաւորիչ Եկեղեցի).
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Gregor-Kathedrale |
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Blaue Moschee von Jerewan |
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Die unfertige "Kaskade" |
Schließlich erklimmen wir die so genannte Kaskade (Կասկադ). Die überdimensionale Steintreppe führt zum Denkmal des 50-jährigen Jubiläums des sowjetischen Staates Armenien. Vor der Unabhängigkeit Armeniens 1991 wurde sie nicht mehr fertiggestellt und bis heute fehlt ein kurzes Stück der gigantischen Treppe. Von oben eröffnet sich dennoch ein guter Rundblick über die Stadt. Während der schlimmsten Mittagshitze machen wir eine ausgedehnte Pause im klimatisierten Hostel, bevor wir abends noch einen Wein auf dem belebten Platz vor dem Opernhaus trinken.
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Panorama des Republikplatzes |
Am nächsten Morgen fahren wir mit einem der ersten Mashrutki nach Etschmiadsin. In einem großzügigen Park befindet sich hier die Kathedrale Mayr Tachar (Մայր Տաճար Սուրբ Էջմիածին) aus dem fünften Jahrhundert. Bis heute ist sie der Sitz des Oberhaupts der Armenischen Apostolischen Kirche und somit eine der wichtigsten Kirchen des Landes.
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Kathedrale von Etschmiadsin... |
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...und sonntäglicher Gottesdienst |
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...Kuppel... |
Da heute Sonntag ist, herrscht dichtes Gedränge und es ist fast unmöglich die bildgewaltigen Fresken der Kathedrale zu bestaunen, so dicht wabern die Schwaden von Weihrauch durch den Innenraum. Wir können aber immerhin einen Eindruck vom Zeremoniell des Gottesdienstes gewinnen.
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Im Bus nach Garni |
Von Etschmiadsin nehmen wir ein Mashrutka zurück nach Jerewan, wo wir direkt in einen Bus nach Garni umsteigen. Der verschlafene Ort ist zum einen für seinen antiken Mithras-Tempel (Գառնի) bekannt, zum anderen befindet sich das Kloster Geghard (Գեղարդ) in der Nähe. Trotzdem ist das Kloster von Garni aus nur mit einem Taxi zu erreichen, also statten wir zunächst dem Tempel einen Besuch ab. Der ist zwar erstaunlich gut erhalten, doch erst seine spektakuläre Lage am Hang eines steilen Flusstals macht ihn zu etwas Besonderem.
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Mithras-Tempel in Garni |
Nachdem wir den Tempel wieder verlassen haben, finden wir vor der Tankstelle des Dorfes ein klappriges Taxi und lassen uns zum Kloster Geghard fahren. Hier wurde über Jahrhunderte die Heilige Lanze aufbewahrt, die der Legende nach dem gekreuzigten Jesus in die Seite gestoßen wurde. Die Klosteranlage stammt aus dem sechsten Jahrhundert und ist spektakulär an der Steilwand einer Schlucht gelegen. Sie umfasst insgesamt drei Kirchen, die aus dem Fels geschlagen wurden.
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Kloster Geghard... |
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...im Kerzenschein |
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...spektakuläre Felskapellen... |
Erst spät nachmittags fahren wir nach Garni zurück, wo wir nicht lange auf ein Mashrutka nach Jerewan warten müssen.
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Unterwegs im Debed-Tal |
Am nächsten Tag warten wir schon früh morgens am Busbahnhof von Jerewan auf das Mashrutka nach Wanadsor. Die Fahrt wird eher ungemütlich, die Straße ist in schlechtem Zustand und das Fahrzeug voll besetzt. Dafür finden wir direkt am Busbahnhof von Wanadsor einen Taxifahrer, der uns für umgerechnet rund 30 Euro den ganzen Tag durch das Debed-Tal fahren wird. Dort wollen wir gleich vier verschiedene Klöster erkunden. Die Fahrt beginnt vielversprechend, die Straße durch das Tal erlaubt einen guten Blick auf die steilen Felshänge aber auch auf die sattgrünen Wälder an den weniger steilen Talflanken. Leider ist die Natur des Tales im weiteren Verlauf stark vom Kupferbergbau zerstört. Nach rund einstündiger Fahrt erreichen wir das Kloster Sanahin (Սանահին), wiederum UNESCO-Weltkulturerbe. Neben den Ruinen der Studierzimmer der Mönche, fasziniert uns vor allem die Vielzahl von kleinen, dunklen Kapellen. Oft ist der Boden gar mit alten Grabsteinen gepflastert, was der Anlage einen morbiden Charme verleiht.
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Kloster Sanahin von Außen... |
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...und Blick auf den Kreuzgang |
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...von Innen... |
Nicht weit von Sanahin kommen wir zum Kloster Haghpat (Հաղպատ). Ähnlich wie in Sanahin erwartet uns wieder eine Vielzahl von Kapellen und sonstigen Wirtschaftsgebäuden. Diesmal sind alle Bauten um eine zentrale Kathedrale gruppiert, die im Inneren mit beeindruckenden Steinmetzarbeiten geschmückt ist.
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Außenansicht... |
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...Kloster Haghpat |
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...und Innenansicht vom... |
Von Haghpat ist es noch ein gutes Stück Weges zum Kloster Achtala (Ախթալայի վանք). Die Anlage wurde hinter den dicken Mauern einer alten Festung errichtet. Schon von Weitem sieht man die zerfurchten Überreste dieser Mauern. Lediglich das Tor ist noch bemerkenswert gut erhalten. Die eigentliche Besonderheit sind jedoch die Fresken in der Kirche. Die dargestellten Männer tragen fast immer einen Turban und lange Bärte. Während der persischen Herrschaft wollte man damit Sympathien bei den Besetzern wecken und die Zerstörung der Fresken verhindern.
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Kloster Achtala aus der Ferne... |
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...und Innenraum mit Fresken |
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...Toranlage... |
Die letzte Station des Tages wird das Kloster Odsun (Օձունի եկեղեցի). Die Anlage ist die kleinste der vier Klöster im Debed-Tal. Bei unserer Ankunft steht ein Priester vor der Klosterkirche und schickt sich an, eine Reisegruppe herumzuführen. Wir werden eingeladen mitzugehen, denn der Priester spricht auch Englisch. Unter Anderem zeigt er uns einige Steinreliefs in der Kirche und erklärt uns die Bedeutung der jahrhundertealten Steinstelen vor der Kirche. Einst als Denkmal aufgestellt, wird ihnen nun heilkräftige Wirkung nachgesagt.
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Kirche von Odsun... |
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...und Steinstelen |
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...Arkadengang... |
Vom Kloster Odsun fahren wir schließlich nach Wanadsor zurück. Dort finden wir noch Platz in einem Mashrutka nach Jerewan - auch wenn einer von uns auf einem Klapphocker im Gang des Kleinbusses sitzen muss. Den Abend beschließen wir wieder im Park vor dem Opernhaus. Heute ist dort zur Feier des ersten Schultages sogar eine Bühne aufgebaut und es wird armenische Musik dargeboten.
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Matenadaran in Jerewan |
Am nächsten Tag fahren wir als erstes mit der Metro zum Hauptbahnhof und können zu unserer Erleichterung noch Tickets für den Nachtzug heute Abend nach Batumi buchen. Die restliche Zeit bis zur Abfahrt des Zuges verbringen wir im Matenadaran (Մեսրոպ Մաշտոցի անվան հին ձեռագրերի ինստիտուտ), der Bibliothek antiker Schriften.
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Manuskript im Matenadaran |
Schon im Altertum gab es eine solche Bibliothek im nahen Etschmiadsin und diese Tradition wurde Mitte des 20. Jahrhunderts wiederbelebt. Heute stehen die Pforten der Bibliothek nicht nur Forschern offen, einige wertvolle historische Schriften werden auch in einem Museum ausgestellt.
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Armenischer Ein- und Ausreisestempel |
Nach einem hastigen Mittagessen holen wir unser Gepäck ab und fahren mit der Metro zum Bahnhof. Der Nachtzug steht schon bereit. Diesmal haben wir das Vier-Bett-Abteil nicht für uns alleine. Zwei ältere Damen steigen zu und beginnen sofort mit einem ausgiebigen Picknick. Sie haben zwei Laibe Brot, einen großen Bund Kräuter, Gemüse und ein ganzes gegrilltes Hähnchen dabei, das sie geräuschvoll vertilgen. Wenigstens sind die Grenzkontrollen recht früh in der Nacht, so dass wir bis zur Ankunft am Schwarzmeer-Badeort Batumi durchschlafen können.
3. Georgien
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Frühstück mit Atscharuli Chatschapuri |
Vom außerhalb gelegenen Bahnhof Machindschauri fahren wir in die Innenstadt von Batumi und gehen auf die Suche nach einem Hostel. Rasch werden wir fündig. Da wir wegen der frühen Uhrzeit noch nicht einchecken können, legen wir nur das Gepäck ab und gehen erst einmal frühstücken. In einem Café werden uns köstliche Atscharuli Chatschapuri serviert, eine Art mit Käse und Ei gefülltes Brot.
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Am Strand von Batumi |
Bei der Rückkehr ins Hostel können wir dann unsere Betten beziehen. Rasch suchen wir unsere Badesachen zusammen um den restlichen Nachmittag am Strand zu verbringen. Der Rezeptionist warnt uns allerdings vor einer Unwetterfront. Tatsächlich werden wir am späten Nachmittag von unseren Strandliegen verscheucht. Am Horizont ist bereits eine Wolkenbank zu erkennen. Wir kehren ins Hostel zurück und wenig später beginnt es zu regnen. In einer Regenpause sputen wir abends noch zu einem georgischen Restaurant in der Nähe des Hostels.
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Schlechtes Wetter am nächsten Tag |
Auch am nächsten Morgen erwartet uns Regen. Als es kurz trocken ist hasten wir zu einem Café um zu frühstücken, aber schon bald nach der Rückkehr ins Hostel regnet es bereits wieder. Es wird ein ereignisloser Tag. Wenn es mal für kurze Zeit nicht regnet, gehen wir zum Strand und genießen den Blick auf die sturmgepeitschte See oder trinken ein Bier in einer Strandbar. Abends essen wir in einem Restaurant Chinkali, eine Art Tortellini. Die fleischgefüllten Nudeln gleichen in ihrer Form und Größe einer Knoblauchknolle und sind ein wahrer Hochgenuss.
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Simon auf dem Heimweg am Flughafen Istanbul |
Am kommenden Morgen heißt es Abschied nehmen. Simon wird gegen Mittag von Batumi aus wieder nach Deutschland zurückfliegen, während ich noch eine weitere Woche alleine durch Georgien reisen werde. Passenderweise ist immer noch trübes Wetter, als ich mich am Busbahnhof von Batumi von Simon verabschiede. Für mich wird die Fahrt nun nach Achalziche weitergehen. Das Provinznest in der Nähe der türkischen Grenze soll nicht nur eine schöne Altstadt haben, sondern ist auch ein guter Ausgangspunkt für Tagestouren in die Höhlenstadt Wardsia (ვარძია). Leider ist die direkte Straße von Batumi nach Achalziche schon seit langem wegen ihrer Baufälligkeit gesperrt, so dass die Fahrt nach Achalziche am Ende mehr als sechs Stunden dauert und ich erst am späten Nachmittag ankomme. Dafür ist inzwischen die Sonne durch die Wolken gebrochen.
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Blick über die Rabati in Achalziche |
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Aussicht auf die Rabati vom Hotelzimmer |
Nachdem ich mir eine Unterkunft in einem preisgünstigen Hotel gesucht habe, breche ich in die so genannte Rabati auf, die Altstadt. Hauptattraktion ist die alte Festung auf einem Hügel oberhalb der Wohnhäuser. Sie trägt immer noch die Spuren der langen osmanischen Herrschaft. Im Inneren befindet sich eine große Moschee, ein hübscher Park und eine alte Koranschule. Außerdem kann man die Festungsmauern fast auf ganzer Länge abgehen und vom höchsten Turm der Anlage gibt es einen unverstellten Panoramablick auf Achalziche. Erst in der Abenddämmerung kehre ich ins Hotel zurück.
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Höhlenkloster Wardsia |
Am nächsten Morgen warte ich bereits früh am Morgen am Busbahnhof von Achalziche auf das erste Mashrutka nach Wardsia. Schon die Fahrt wird beeindruckend; auf den letzten Kilometern führt die Straße entlang eines schroffen Flusstals. In eine der Flanken dieses Flusstals ist auch die Höhlenstadt gebaut. Schon von Weitem kann man die hoch oben gelegenen Eingänge zu diversen Räumen erkennen. Bevor Erdbeben einen Großteil der Anlage zerstörten, sollen es gar über 3000 Räume gewesen sein. Von der Bushaltestelle ist es ein steiler Weg zum Eingang. Unversehens steht man schließlich an den ersten Höhleneingängen. Ein erfreulicherweise mit Geländer gesicherter Weg führt dicht am Abgrund über schmale Felsvorsprünge an weiteren Höhleneingängen vorbei, bevor man die halb in den Felsen gebaute Himmelfahrtskirche erreicht.
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Enge Stollen... |
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...in Wardsia |
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...und Steilwände... |
Direkt vor der Kirche zweigt eine langer dunkler Gang ab, der in einen großen aus dem Felsen geschlagenen Raum mündet. Von dort hat man einen atemberaubenden Ausblick. Ich genieße das Panorama eine ganze Weile, bevor ich zum Ausgang weitergehe, einer weiteren engen Höhle die in der Nähe der Bushaltestelle endet. Ungünstigerweise wird die Bushaltestelle nur unregelmäßig bedient und es dauert einige Zeit, bis ein Mashrutka nach Achalziche vorfährt. Erst am frühen Abend bin ich im Hotel zurück, wo ich müde aufs Bett falle.
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Ankunft in Telawi am nächsten Tag |
Der nächste Tag beginnt mit der langen Busfahrt nach Tiflis, wo das Mashrutka mich am Busbahnhof an der Metrostation Didube hinauslässt. Ohne Umschweife fahre ich mit der Metro zur Haltestelle Samgori weiter, wo ein weiterer Busbahnhof ist. Nach einigem Suchen finde ich ein Mashrutka nach Telawi. Die Hauptstadt des Weinanbaugebiets Kachetien ist das heutige Tagesziel. Als ich am späten Nachmittag dort ankomme, werde ich in der Nähe des Busbahnhofs von einem älteren Mann angesprochen, der mir eine Privatunterkunft für umgerechnet 10 Euro anbietet.
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900-jährige Platane in Telawi |
Da weit und breit auch keine Alternative zu sehen ist, willige ich ein zumindest einen Blick auf die Unterkunft zu werfen. Tatsächlich handelt es sich um ein recht gepflegtes Zimmer in einem Altbau direkt im Stadtzentrum. Das Bad muss ich mir zwar mit den Besitzern des Hauses teilen und die Dusche ist defekt, trotzdem sage ich zu. Nachdem ich das Gepäck abgelegt habe, starte ich noch zu einem schnellen Erkundungsgang durch Telawi.
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Reiterstandbild von König Irakli II |
Ich bestaune unter anderem eine angeblich 900-jährige Platane von wahrhaft gigantischen Ausmaßen und die alte Festung von Telawi, die leider aber schon geschlossen ist. Als ich abends in die Unterkunft zurückkomme, werde ich eingeladen mich noch auf einen kurzen Plausch auf die Veranda zu setzen. Wie sich zeigt, spricht mein Gastgeber ausgezeichnet Englisch. Er erklärt mir, dass er Tagestouren durch Kachetien anbieten würde und er verlangt sogar weit weniger als in der Touristeninfo veranschlagt. Also verabrede ich eine Tour für den morgigen Tag, denn die vielen Klöster rings um Telawi sind mit öffentlichem Verkehr kaum zu erreichen.
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Kloster Alawerdi |
Am nächsten Tag sitze ich also in einem knapp vierzig Jahre altem russischen Auto der Marke Wolga und werde durch den chaotischen Straßenverkehr rings um Telawi chauffiert. Erstes Ziel wird das Kloster Alawerdi (ალავერდის მონასტერი), bis heute das religiöse Zentrum Kachetiens.
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Weinkeller im Kloster Iqalto |
Hinter den dicken Klostermauern gruppieren sich die Wirtschaftsgebäude rings um die Georgskathedrale (ალავერდის ტაძარი). Neben den beeindruckenden Fresken im Inneren, überrascht sie vor allem durch ihre schiere Größe. Noch bis ins 20. Jahrhundert soll sie das höchste Gebäude Georgiens gewesen sein.
Weiter geht es zum Koster Iqalto (იყალთო). Die Anlage, die im sechsten Jahrhundert gegründet worden sein soll, war ähnlich wie das Kloster Gelati einst eines der akademischen Zentren Georgiens. Doch die Zeiten sind lange vorbei, außer den drei Kirchen im Inneren liegen alle anderen Wirtschaftsgebäude in Trümmern. Trotzdem sticht besonders der alte Weinkeller hervor. Dort sind auch heute noch die in den Boden eingelassenen Kwewri zu erkennen, gigantische Tonbehälter, in denen der Wein in Kachetien traditionell gelagert wird.
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Kloster Alte Schuamta |
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Kloster Neue Schuamta |
Von Iqalto fahren wir zu den beiden Shuamta-Klöstern. Das Kloster Dzveli Schuamta (Alte Schuamta; ძველი შუამთა) wurde ebenfalls im sechsten Jahrhundert gegründet. Als der Platz in dem kleinen alten Kloster nicht mehr ausreichte, wurde im 16. Jahrhundert weiter unterhalb die Neue Schuamta, das Kloster Achali Schuamta (ახალი შუამთა), gegründet. Bis heute beherbergt es ein Nonnenkonvent.
Als nächstes fahren wir zum Kloster Nekressi (ნეკრესი). Die Anlage aus dem fünften Jahrhundert zählt zu den ersten Kirchen Georgiens überhaupt. Obwohl die einzelnen Gebäude eher wenig spektakulär sind, beeindrucken sie doch durch ihr Alter. Außerdem hat man vom hoch auf einem Berg gelegenen Kloster einen fabelhaften Blick auf die Weinanbaugebiete weiter unten.
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Hoch oben im Kloster Nekressi |
Nach einem raschen Mittagessen an einer Imbissbude, zu der mich mein Fahrer sogar einlädt, machen wir einen Abstecher zu einer Weinkellerei im kleinen Ort Kwareli. Ich bekomme das Prozedere der Weinlese, Fermentierung und Weinlagerung erklärt und erfahre auch den Unterschied zwischen georgischen und europäischen Weinen.
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Weinkeller im ehemaligen Atombunker |
Bei europäischen Weinen werden die Traubenreste vor dem Fermentieren ausgefiltert, bei georgischen Weinen werden sie erst nach der Fermentierung entfernt. Zum Abschluss darf ich natürlich auch ein paar Weine testen. Anschließend fahren wir noch zu einem ganz besonderen Weinkeller: Die Weine reifen hier in einem ehemaligen sowjetischen Atombunker!
Weiter geht es zur Wehrkirche Gremi (გრემის ტაძარი), die auch wieder zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Einst war Gremi die Hauptstadt Kachetiens, eine florierende Stadt mit Bädern, einer Karawanserei und einer Festung auf einem Felsen über der Stadt. Vieles wurde beim Einfall der Perser im 17. Jahrhundert zerstört, doch die Kathedrale innerhalb der Festungsmauern hat überlebt und besticht durch die bunten Fresken im Inneren. Letzte Station des Tages wird Tsinandali, ein ehemaliger fürstlicher Landsitz, den bis heute ein beeindruckender Park umgibt. Erst kurz vor Sonnenuntergang sind wir in Telawi zurück, wo ich müde zu Bett gehe.
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Wehrkirche Gremi von Außen... |
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...und Fresken im Inneren |
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...Altar... |
Am nächsten Tag bin ich bereits früh morgens wieder auf dem Rückweg nach Tiflis, das ich schon am frühen Vormittag erreiche. Nachdem ich mit der Metro in die Innenstadt gefahren bin, dauert es nicht lange bis ich ein Hostel gefunden habe.
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Auf der Fahrt nach Bolnissi |
Ich stelle das Gepäck ab, dann fahre ich zum Busbahnhof zurück, wo ich mich zum Mashrutka nach Bolnissi durchfrage. In der Nähe dieser Provinzstadt liegt die kleine Kirche Bolnissi Sioni (ბოლნისის სიონი), die im fünften Jahrhundert erbaut wurde und als erste Basilika Georgiens gilt. In Bolnissi angekommen dauert es ein wenig bis ich ein Taxi gefunden habe und dem Fahrer klargemacht habe, wo ich hingefahren werden möchte. Die Kirche liegt rund zehn Kilometer außerhalb der Stadt und ist mit Nahverkehr wieder einmal nicht zu erreichen. Schließlich lässt der Fahrer jedoch den Motor des altersschwachen Lada an und los geht es. Von außen erscheint die Kirche recht klein und gedrungen, doch der Innenraum ist erstaunlich groß. Die spärliche Beleuchtung und die vom Zahn der Zeit gezeichneten Mauern und Fresken wirken insgesamt sehr stimmungsvoll. Ich finde zwar keine gemeinsame Sprache mit dem Fahrer, doch er wirkt sichtlich stolz, als er mir die Kirche zeigt.
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Kirche Bolnissi Sioni... |
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...in ganz Georgien! |
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...die älteste Basilika... |
Zurück in Bolnissi muss ich nicht lange bis zur Abfahrt des Mashrutka nach Tiflis warten und früher als gedacht bin ich bereits am Nachmittag in der georgischen Hauptstadt zurück.
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Zugticket nach Batumi |
Den restlichen Tag spaziere ich am Kura-Ufer entlang, bestaune noch einmal die Friedensbrücke und klettere zur Nariqala-Festung hoch. Bevor ich abends ins Hostel zurückkehre, gehe ich noch beim Bahnhof vorbei und buche ein Ticket für den Zug morgen früh nach Batumi.
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Sonnenuntergang am Strand von Batumi |
Pünktlich um halb neun sitze ich am nächsten Tag im Zug an die Schwarzmeerküste. Nachdem ich Batumi beim letzten Mal im Regen verlassen habe, herrscht diesmal bei meiner Ankunft am Nachmittag ausgezeichnetes Wetter. Rasch checke ich in einem Hostel ein, dann gehe ich zum Strand hinunter. Aus einer Laune heraus spaziere ich den Primorski Boulevard einmal hoch und wieder runter und genieße dabei den warmen Sonnenschein und den Ausblick auf das tiefblaue Meer. Von einem Restaurant aus beobachte ich noch den Sonnenuntergang, dann kehre ich ins Hostel zurück.
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Ausflug zur Festung Gonio |
Auch der nächste Tag vergeht eher ereignislos. Morgens unternehme ich einen Ausflug nach Gonio. Kurz vor dem türkischen Grenzübergang Sarpi befindet sich hier die Ruine der Festungsanlage Gonio-Apsaros (გონიოს ციხე). Viel mehr als die Festungsmauern sind nicht erhalten, doch im Inneren gibt es ein kleines Museum - und eine Art Park, wo man im Schatten von Kiwi-Ranken ein wenig entspannen kann. Der Nachmittag verbringe ich faul am Strand und genieße meinen letzten Tag in Georgien.
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Mit Gepäck am Strand von Batumi |
Am nächsten Morgen heißt es packen. Nach einem schnellen Frühstück in einem Café nahe des Hostels nehme ich den Bus zum Flughafen. Rasch sitze ich im Flieger und erhasche beim Abflug noch einen letzten Blick auf die Skyline von Batumi. Schön war sie, diese Reise. Viele beeindruckende Klöster, Festungen, Kirchen und viel schöne Landschaft haben wir gesehen; das köstliche Essen haben wir ebenso genossen wie die Gastfreundschaft der Georgier und Armenier. Doch nun ruft wieder der Alltag.