Schon 2012 hatten wir im Rahmen unserer Balkanreise Bosnien und Herzegowina besucht und die Hauptstadt Sarajevo, Mostar und die alte Königsstadt Jajce besichtigt. Mehr als zwei Jahre später bot sich erneut die Gelegenheit für eine Reise nach Bosnien, diesmal in den Nordosten des Landes.
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Bosnischer Ein- und Ausreisestempel |
Am 29.11.2014 brechen wir also früh morgens zum Flughafen Dortmund auf, von wo unser Flug nach Tuzla gehen soll. Schnell zeigt sich, dass wir auch hätten ausschlafen können: Wegen dichtem Nebel am Zielort verzögert sich der Abflug aus Deutschland um mehr als zwei Stunden.
Unser Hotelzimmer |
So kommt es, dass wir erst am späten Vormittag in Tuzla landen. Der Flughafen ist kaum mehr als ein holpriges Rollfeld, das von einigen hastig modernisierten Militärbaracken gesäumt ist. Es dauert eine Weile bis wir das Einreiseprozedere hinter uns haben, aber endlich können wir das Terminal verlassen und machen uns auf die Suche nach einer Transportmöglichkeit in die Innenstadt.
In der Innenstadt von Tuzla |
Eine Bushaltestelle gibt es zwar, aber es sieht nicht so aus als würde hier regelmäßig ein Bus abfahren. So entscheiden wir uns schließlich für ein Taxi. Nach halbstündiger Fahrt werden wir in der Innenstadt herausgelassen und finden nach kurzer Suche den Eingang unseres Hotels.
Freiheitsplatz und Caršijska-Moschee |
Wir checken ein und beziehen unser Zimmer, wo wir eine kurze Rast einlegen bevor wir wieder in die Stadt zurückgehen. Von großem touristischen Interesse ist Tuzla nicht; es gibt kaum mehr als 120.000 Einwohner, viele davon Studenten, und bloß eine Handvoll nennenswerter historischer Gebäude.
Standbild von Tvrtko I. im Stadtpark |
Trotzdem genießen wir den Spaziergang durch die Fußgängerzone in der Altstadt, betrachten den neu gestalteten Freiheitsplatz mit seiner barocken Randbebauung, die orthodoxe Kirche und die Caršijska-Moschee.
Orthodoxe Kirche |
Unweit der Fußgängerzone stoßen wir auf den kleinen Stadtpark mit einem Standbild von König Tvrtko I. sowie dem alten Bischofspalast, einem hübschen Gebäude aus der Habsburgerzeit. Schon während der Taxifahrt vom Flughafen hatten wir am Rande einer größeren Schnellstraße auch Bahnhof und Busbahnhof von Tuzla entdeckt.
Die Markthalle |
Nachdem wir noch einen Blick auf die kleine Markthalle der Stadt geworfen haben, spazieren wir genau dorthin zurück. Wir hatten bereits den Vorsatz gefasst, einige Tagesausflüge in die Umgebung von Tuzla zu machen und wollen nun klären, welche Ziele überhaupt zu erreichen sind.
Fahrplan im Busbahnhof |
Der Bahnhof erweist sich als Enttäuschung. Dem Fahrplan in der baufälligen Bahnhofshalle entnehmen wir, dass täglich nicht mehr als zwei Züge abfahren. Der Linienplan am Busbahnhof sieht hingegen weitaus vielversprechender aus. Wir fotografieren die Abfahrtszeiten ab und gehen in die Innenstadt zurück.
Abendessen in einer Ćevabdžinica |
Inzwischen ist der Abend angebrochen und nach einem weiteren Spaziergang durch die Fußgängerzone nehmen wir in einer Ćevabdžinica Platz, einer Mischung zwischen Restaurant und Schnellimbiss, in der wir zu Abend essen. Während wir auf unser Essen warten schmieden wir Pläne für den morgigen Tag. Am Ende entscheiden wir in die Kleinstadt Gradačac zu fahren, wo es eine historische Festungsanlage zu besichtigen geben soll. Als wir die Ćevabdžinica verlassen, beginnt in der Innenstadt grade erst das Nachtleben. Wir kehren trotzdem in unser Hotel zurück und legen uns nach dem langen Tag früh schlafen.
Im Bus nach Gradačac am nächsten Morgen |
Der nächste Morgen beginnt mit Nebel und dichter Bewölkung, zumindest aber regnet es nicht. Nach einem ausgiebigen Frühstück spazieren wir zum Busbahnhof von Tuzla und kaufen am Ticketschalter zwei Fahrkarten nach Gradačac.
In der Innenstadt von Gradačac |
Lange warten müssen wir nicht, wenig später sitzen wir schon in einem klapprigen Reisebus. Die Fahrt dauert rund zwei Stunden und führt über eine schlecht ausgebaute Landstraße und durch kleine Dörfer. Gegen Mittag erreichen wir schließlich den Busbahnhof von Gradačac.
Burg und Husejnija-Moschee |
Die Stadt ist von äußerst überschaubarem Ausmaß und nach einem kurzem Fußweg gelangen wir ins Stadtzentrum über dem auf einer kleinen Erhebung tatsächlich die Reste einer alten Festung thronen.
Zugang zur Festungsanlage |
Vorbei an einem Mahnmal für die Toten des Krieges in den 1990er Jahren, von dem dieser Landesteil besonders heftig betroffen war, spazieren wir durch die wenigen erhaltenen Straßenzüge der Altstadt. Schließlich gelangen wir zur Husejnija-Moschee, neben der sich einer der Zugänge der Festungsanlage befindet.
Burg aus der Nähe |
Durch ein altes Torhaus mit löchrigem Dach betreten wir die Anlage. Neben den imposanten Festungsmauern hat sich von der alten Festung auch die Kula erhalten, ein Uhrturm aus osmanischer Zeit.
Die Kula, ein ehemaliger Uhrturm |
Über seinem unerreichbar hoch gelegenen Eingang prangt eine Kartusche mit arabischen Schriftzeichen. Auch der eigentliche Burgkomplex an der höchsten Stelle innerhalb der Festungsmauern hat sich erhalten. Wir gehen dorthin weiter, müssen aber feststellen, dass die Gebäude heute ein Restaurant beherbergen, das allerdings grade geschlossen ist. Wir begnügen uns daher mit einem Erkundungsgang über die Festungsmauern, von wo sich ein netter Ausblick über Gradačac und das umliegende Land bietet.
Porträt auf den Festungsmauern |
Wir spazieren auch durch die neueren Teile der Stadt, wo es aber nichts Interessantes zu sehen gibt. Am Ende kehren wir zum Busbahnhof zurück.
Düren - Partnerstadt von Gradačac |
Nach kurzem Warten fährt ein Bus mit Fahrtziel Srebrenik vor, eine Kleinstadt auf halbem Weg nach Tuzla. Eigentlich wollten wir dort noch die berühmte mittelalterliche Burg (Utvrda Srebrenik) besucht haben, die als eine der touristischen Hauptattraktionen dieses Landesteils gilt. Allerdings fängt es während der Busfahrt an zu regnen. Trotzdem steigen wir in Srebrenik aus und hoffen, dass der Regen nachlässt. Als sich das Wetter nach einem Mittagessen in einer Bäckerei aber sogar weiter verschlechtert, kehren wir lieber mit dem nächsten Bus nach Tuzla zurück. Wir legen eine kurze Pause im Hotel ein und gehen schließlich abends im selben Restaurant wie am Vortag essen.
Aufstieg zur Burg von Srebrenik im dichten Nebel am nächsten Morgen |
Schon in den vergangenen Tagen hatte morgens leichter Nebel über der Stadt gelegen, doch am nächsten Tag ist die Sichtweite ganz erheblich eingeschränkt, liegt teils unter 50 Metern.
Erster Blick auf den nebelverhüllten Komplex |
Da der Regen jedoch aufgehört hat, brechen wir nach dem Frühstück zum Busbahnhof auf. Dort steigen wir wenig später in einen Bus nach Srebrenik, das wir nun im zweiten Anlauf erkunden wollen. Vom Busbahnhof in Srebrenik gehen wir zu der Bäckerei zurück, wo wir gestern umgekehrt waren. In der Nähe finden wir einen Wegweiser zur Burg, der eine steile Straße am Ortsausgang von Srebrenik hoch weist.
Besichtigungstour... |
Wir sind etwas im Zweifel, ob der Weg wirklich der richtige ist, folgen dem Schild aber. Es wird eine elende Kraxelei von mehr als einer Stunde.
...durch die Ruinen... |
Der Nebel wird immer dichter und dank der hohen Luftfeuchtigkeit kommen wir mächtig ins Schwitzen. Zuletzt beträgt die Sicht weniger als 20 Meter. Die Autofahrer, die auf der schmalen Straße an uns vorbeirasen scheint es nicht zu stören. Erst nach einer ganzen Weile stoßen wir auf einen weiteren Wegweiser zur Burg, der nach rechts deutet.
...der Burg von Srebrenik |
Die enge Seitenstraße, die irgendwann tatsächlich in der angegebenen Richtung abzweigt übersehen wir trotzdem beinahe. Endlich gelangen wir aber zu einem unbefestigten Parkplatz, wo wir eine Erklärungstafel zur Geschichte der Burg finden.
Der ehemalige Festsaal |
Von dem Bauwerk selber ist im dichten Nebel nichts zu sehen. Erst als wir ein paar Meter weiter an einer kleinen Holzbrücke stehen, die zum Tor der Burg führt, können wir die ersten Umrisse erahnen. Zu unserer Enttäuschung ist das wuchtige Holztor der Burg jedoch verschlossen. Grade als wir umdrehen wollen, taucht wie aus dem Nichts ein Wächter auf, der uns aufschließt und für umgerechnet 50 Cent ein Eintrittsticket verkauft.
Rückweg von der Burg |
Offenbar sind wir die ersten Besucher des Tages und so erkunden wir in aller Ruhe die gut erhaltene Anlage. Erst am frühen Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg nach Srebrenik.
Zurück in der Neustadt von Srebrenik |
Inzwischen hat leichter Regen eingesetzt und der Nebel lichtet sich immerhin ein wenig. Der Rückweg kostet uns noch einmal gut eine Stunde. Wie wir später feststellen ist der Weg vom Busbahnhof in Srebrenik zur Burganlage immerhin knapp zehn Kilometer weit. Wir werfen noch einen raschen Blick auf die trostlose Neustadt von Srebrenik, nehmen dann aber den nächsten Bus zurück nach Tuzla.
Demonstration bei der Ankunft in Tuzla |
Eigentlich hatten wir gehofft noch eine weitere Kleinstadt in der Nähe besichtigen zu können, doch inzwischen ist es schon später Nachmittag und auch der Regen macht keine Anstalten aufzuhören.
Am letzten Abend im Zentrum von Tuzla |
Als wir nach Tuzla zurückkommen erfahren wir zudem, dass die Hauptstraße der Stadt von einer Demonstration von Metallarbeitern blockiert ist; das letzte Stück vom Ortseingang bis zum Busbahnhof müssen wir zu Fuß gehen. Statt zu einer weiteren Exkursion aufzubrechen, setzen wir uns also lieber in ein Café in der Innenstadt, in dem wir unsere Kurzreise nach Bosnien noch einmal Revue passieren lassen. Den Abend lassen wir im Hotel ausklingen, wo wir früh schlafen gehen. Morgen müssen wir immerhin bereits in aller Frühe zum Flughafen fahren um den Flug zurück nach Deutschland zu erreichen.