Schon 2009 waren wir durch Siebenbürgen gereist und bedauerten seitdem, in dieser faszinierenden und geschichtsträchtigen Region Rumäniens nicht mehr Zeit verbracht zu haben. Erst zum Jahreswechsel 2014/2015 bot sich eine neue Gelegenheit dorthin zu reisen.
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Ankunft im nächtlichen Bukarest |
Am 26.12.2014 geht es los. Mit der rumänischen Billigfluglinie Blue Air fliegen wir von Köln-Bonn nach Bukarest. Wie schon in Deutschland fällt auch bei der Ankunft in Rumänien am frühen Abend Regen. Mit dem Bus fahren wir vom Flughafen zum Nordbahnhof von wo es nur ein kurzer Fußweg bis zum Hostel ist. Wir checken ein und essen in der Hostelküche, dann gehen wir schlafen. Der Abend ist zwar noch nicht allzu weit fortgeschritten doch der lange Tag hat uns müde gemacht.
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Morgens am Bahnhof București Nord |
Am nächsten Morgen hat der Regen aufgehört, außerdem ist es über Nacht merklich abgekühlt; die Straßen sind an einzelnen Stellen mit Eis bedeckt. Zu Fuß brechen wir vom Hostel zum Nordbahnhof auf wo wir Tickets für den nächsten Zug nach Brașov kaufen. Der wird wenig später bereitgestellt und wir nehmen in einem der Großraumabteile Platz.
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Schneefall auf der Fahrt nach Brașov |
Die Fahrt von Bukarest nach Brașov dauert rund drei Stunden. Kaum merklich gelangen wir dabei von der Ebene in der Bukarest liegt zu den Ausläufern der Karpaten, wo sich Brașov befindet. Je näher wir den Karpaten kommen, desto winterlicher wird auch das Wetter und bald wehen die ersten Schneeflocken an den Zugfenstern vorbei. Als wir am späten Vormittag am Ziel ankommen liegt bereits eine geschlossene zehn Zentimeter hohe Schneedecke.
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Im Bus nach Sfântu Gheorghe |
Für die nächsten vier Nächte haben wir eine Unterkunft in Brașov gebucht und wollen von hier mehrere Tagesausflüge unternehmen. Da es noch früh am Tag ist, wollen wir direkt nach unserer Ankunft mit dem ersten Ausflug nach Sfântu Gheorghe beginnen.
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Altstadt von Sfântu Gheorghe |
Als wir das Bahnhofsgebäude verlassen hält tatsächlich direkt neben uns ein Kleinbus mit eben diesem Fahrtziel. Nach einer einstündigen Fahrt erreichen wir im dichten Schneegestöber den Busbahnhof von Sfântu Gheorghe. Vom Busbahnhof ist es nicht weit bis ins Stadtzentrum und wenig später schlendern wir bereits durch die gemütlichen Sträßchen.
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Theatergebäude |
Eine der touristischen Attraktionen ist das feudale Theater an dessen Front interessanterweise nicht nur die rumänische sondern auch die ungarische Bezeichnung prangt. Wie wir später nachlesen war Sfântu Gheorghe über lange Jahre Teil des ungarischen Königreichs.
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Kunstgalerie |
Bis heute lebt eine bedeutende ungarischsprachige Minderheit in der Stadt. Direkt gegenüber des Theaters befindet sich auch die nicht weniger prunkvolle Kunstgalerie. Wir spazieren weiter durch den angrenzenden Park und später noch einmal durch die von liebevoll restaurierten Wohn- und Geschäftshäusern gesäumten Straßen der Innenstadt. Schließlich kehren wir zum Busbahnhof zurück, wo kurz darauf ein Bus in Richtung Brașov abfährt.
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Zurück in Brașov |
Es ist bereits später Nachmittag als wir wieder dort ankommen und der Schneefall hält unvermindert an. Trotz des widrigen Wetters genießen wir den Fußweg vom Bahnhof in die Altstadt.
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Auf der Piața Sfatului |
Die gliedert sich in einen ehemals deutschen und einen ehemals rumänischen Teil (Șcheii Brașovului). Beide Teile sind noch heute gut voneinander zu unterscheiden. Während die Häuser im deutschen Teil wesentlich größer und feudaler sind, sind die Häuser im rumänischen Teil eher klein und gedrungen.
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Apsis der Schwarzen Kirche |
Vom Bahnhof her kommend spazieren wir zunächst durch den deutschen Teil, wo sich heute die Fußgängerzone befindet. Häuser und Straßen sind weihnachtlich geschmückt und dank des Schnees sieht alles sehr stimmungsvoll aus.
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Unabhängigkeitsplatz |
Schließlich gelangen wir zum zentralen Platz der Altstadt, der Piața Sfatului. Hier befindet sich das Rathaus sowie das berühmte Gasthaus „Zum Hirsch“. Auch der kleine Weihnachtsmarkt von Brașov ist hier aufgebaut. Wir betrachten die Szenerie und gehen dann zur benachbarten Schwarzen Kirche weiter, dem Wahrzeichen der Stadt.
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Katharinentor |
Die Außenmauern waren nach einem Brand im 17. Jahrhundert rußgeschwärzt, woher der ungewöhnliche Name rührt. Durch die im Laufe der Zeit nötigen Restaurierungsarbeiten ist die Fassade heutzutage jedoch nicht mehr dunkel verfärbt.
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Die große Synagoge |
Wir setzen unseren Weg zum Unabhängigkeitsplatz fort, der mit der St.-Nikolauskirche und einem Denkmal für den Feldherren Ilie Birt ebenfalls eine hübsche Kulisse abgibt. Ganz in der Nähe des Platzes stoßen wir auch auf unser Hostel. Im Zimmer legen wir das Gepäck ab und wärmen uns ein wenig auf, dann gehen wir noch einmal in die Stadt zurück.
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Abends auf der Piața Sfatului |
Diesmal betreten wir die Altstadt nicht durch das eher schmucklose Șchei-Tor sondern durch das ältere und reich verzierte Katharinentor. Von dort schlendern wir durch den ehemaligen rumänischen Teil, bewundern die große Synagoge und gehen durch die angeblich schmalste Gasse des Balkans. Schließlich gelangen wir wieder zum Weihnachtsmarkt auf der Piața Sfatului. Inzwischen ist der Abend angebrochen und wir genießen bei einem Glühwein die Atmosphäre auf dem Markt. Erst spät sind wir im Hostel zurück.
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Auf der Fahrt nach Sighișoara am nächsten Tag |
Am nächsten Morgen stehen wir dafür bereits in aller Frühe auf, frühstücken rasch und fahren dann mit einem Stadtbus zum Bahnhof. Der Schneefall hat irgendwann in der Nacht aufgehört, auch die Wolkendecke ist aufgerissen und es verspricht ein klarer Wintertag zu werden.
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Stundturm - Eingang zur Altstadt von Sighișoara |
Das heutige Tagesziel ist die kleine Stadt Sighișoara, die auf Deutsch Schäßburg heißt und deren Altstadtkern zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Am Ticketschalter in der Bahnhofshalle dauert es ein wenig bis wir der wenig kooperativen Beamtin zwei Bahntickets abgerungen haben.
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Mittelalterliche Gassen |
Doch schließlich können wir in einem älteren Triebwagen Platz nehmen und fahren bald darauf durch schneebedeckte Landschaft. Nach der Ankunft in Sighișoara ist es nur ein kurzer Fußweg vom Bahnhof bis zum Fluss Târnava Mare der zugleich den Beginn der Altstadt markiert.
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Alte Stadtbefestigung |
Auf einer kleinen Anhöhe zeichnen sich bereits die Konturen des historischen Stadtzentrums ab. Der Weg hinauf wird gesäumt von alten Befestigungsanlagen und kleinen gemütlichen Häuschen. Besonders beeindruckend ist der sogenannte Stundturm (Turnul cu Ceas), der auch den Eingang zur Oberstadt darstellt.
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holzüberdachte Schultreppe |
Bemerkenswert ist das mit einem Figurenspiel verbundene Uhrwerk des Turms. Wir spazieren eine ganze Weile zwischen den bunt gestrichenen Häuschen umher, gehen die Reste der Befestigungen mit ihren Wehrtürmen ab und gelangen schließlich zur sogenannten Schultreppe (Scara Şcolarilor).
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Bergkirche |
Der holzüberdachte Treppenaufgang stellt mithin den kürzesten Weg zur Bergkirche (Biserica din Deal) dar und besteht in seiner jetzigen Form schon seit dem 17. Jahrhundert. Am oberen Ende der Treppe beginnt eine Lindenallee, die um die Kirche herum und zum Portal führt.
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Kircheninneres |
Im Inneren der Kirche müssen wir einen kleinen Obolus zum Erhalt des historischen Gebäudes entrichten. Dafür bekommen wir jedoch von dem deutschsprachigen Küster eine kurze Führung durch das Kirchenschiff.
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In der Krypta |
Bevor er die nächste ankommende Reisegruppe begrüßt, weist uns der Mann noch auf den Abstieg zur Krypta hin. Direkt vor dem Altar führt eine steile Holztreppe in die Tiefe; unten erwarten uns schmucklose Steinmauern, die sichtlich älter sind als die über uns liegende Kirche.
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Der Deutsche Friedhof |
Wie wir später von dem hilfsbereiten Küster erfahren wurde das heutige Kirchengebäude auf den Grundmauern einer älteren Kapelle erbaut; die Mauern diese Kapelle bilden heute die Krypta des Nachfolgebaus. Nachdem wir uns von dem Küster verabschiedet haben gehen wir zum Deutschen Friedhof weiter, der direkt gegenüber des Kirchenportals beginnt. Die meisten Grabsteine sind sinnigerweise auf Deutsch beschriftet. Viele davon stammen aus dem 19. Jahrhundert, doch es gibt auch zahlreiche Grabinschriften aus jüngster Vergangenheit.
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Letzter Blick auf den Marktplatz von Sighișoara |
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Abends auf dem Weihnachtsmarkt in Brașov |
Wie wir verschiedenen Aushängen an der Kirche entnehmen konnten gibt es bis heute eine bedeutende deutsche Gemeinde in Sighișoara. Vom Friedhof schlendern wir zurück in die Altstadt und spazieren noch einmal durch die gemütlichen Gassen bevor wir zum Bahnhof zurückkehren. Bald darauf fährt ein Zug mit Fahrtziel Brașov vor und wir steigen ein. Am frühen Abend sind wir zurück. Wir essen im Hostel, dann gehen wir wie schon gestern noch einmal zum Weihnachtsmarkt und lassen dort den Tag ausklingen. Grade als wir uns auf den Rückweg ins Hostel machen beginnt es erneut zu schneien.
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Am großen Ring in Sibiu am nächsten Tag |
Als wir am nächsten Morgen aufbrechen, liegen gut fünfzehn Zentimeter Neuschnee und es sieht nicht so aus, als würde der Schneefall bald nachlassen. Trotz des winterlichen Wetters fährt am Busbahnhof der Bus nach Sibiu, unserem heutigen Tagesziel, pünktlich los.
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Winterlich geschmückte Altstadt |
Die Fahrt dauert knappe drei Stunden und am späten Vormittag kommen wir an. Wie erwartet schneit es auch in Hermannstadt weiter, so der deutsche Name von Sibiu. Vom Busbahnhof ist es ein kurzer Fußweg bis in die Altstadt, deren Zentrum durch den großen Ring, eine Art Marktplatz, markiert wird.
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Der kleine Ring |
Dort finden wir auch das beeindruckende Alte Rathaus und weitere historische Stadtpalais. Nachdem Sibiu 2007 zur Europäischen Kulturhauptstadt erkoren worden war, hatten intensive Restaurierungsarbeiten in der Stadt eingesetzt.
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Die Stadtpfarrkirche |
Entsprechend sind die meisten Häuser in exzellentem Zustand. Nach Abschluss der Arbeiten hagelte es Kritik, dass die Stadt dadurch ihren Charakter verloren habe. Tatsächlich lassen die beinahe runderneuerten Häuser stellenweise eher an ein Freilichtmuseum denken, ein Eindruck der durch das raue Winterwetter jedoch abgemildert wird.
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Im Kircheninneren |
Wir spazieren eine ganze Weile durch die Altstadt, erkunden anschließend die alte Unterstadt und die historischen Befestigungsmauern mit ihren Zunfttürmen. Schließlich gelangen wir zur Stadtpfarrkirche.
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Grabsteine im Seitenschiff der Kirche |
Vor dem Gotteshaus erstreckt sich eine Freifläche, die unter einer dicken Schneedecke liegt. Wir folgen einem schmalen geräumten Pfad zum Portal und besichtigen dann das Innere. Die berühmte Orgel der Kirche ist heute leider nicht in Betrieb. Dafür gibt es einige Fresken zu besichtigen sowie unzählige Grabsteine historischer Persönlichkeiten, die bis ins 19. Jahrhundert im Kircheninneren beigesetzt wurden.
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Rückfahrt vom Bahnhof in Sibiu |
Es ist bereits später Nachmittag, als wir die Kirche verlassen und es wird Zeit zum Bahnhof zurückzukehren.
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Abendessen im Restaurant |
Sibiu liegt trotz seiner Größe und wirtschaftlichen Bedeutung nur an einer Nebenstrecke des Straßen- und Bahnnetzes. Entsprechend unregelmäßig fahren Verbindungen nach Brașov. Tatsächlich kommen wir jedoch grade rechtzeitig um einen der wenigen Züge zu erreichen und am späten Abend sind wir schließlich in Brașov zurück. Wir spazieren noch einmal durch die verschneite Altstadt, dann nehmen wir zum Abschluss des Tages in einem Brauhaus Platz. Dort lassen wir uns mit Bierwürsten, Mici (Hackfleischrollen) und Mămăligă (Polenta) verwöhnen.
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St.-Nikolauskirche am nächsten Tag |
Der nächste Tag ist unser letzter in Brașov und statt einen weiteren Tagesausfluges in die Umgebung zu unternehmen wollen wir lieber noch einmal Brașov selber erkunden. Auch das Wetter ist uns hold; der Schneefall hat irgendwann in der Nacht aufgehört und nun scheint die Sonne von einem blauen Himmel auf die verschneite Landschaft herab.
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Im Kircheninneren |
Wir beginnen mit einem Besuch der St.-Nikolauskirche, die sich unmittelbar in der Nähe unseres Hostels befindet. Die Kirche ist immerhin gut 600 Jahre alt und anders als die meisten Kirchen Brașovs orthodox und nicht evangelisch. Entsprechend reich geschmückt ist das Innere des Gotteshauses.
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Blick über Altstadt und historische Befestigung |
In direkter Nachbarschaft stoßen wir auch auf die angeblich älteste Schule Rumäniens. Von der St.-Nikolauskirche spazieren wir weiter zu den mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Zwischen den Resten der Stadtmauer stoßen wir immer wieder auf sogenannte Zunfttürme.
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Blick auf die Schwarze Kirche |
Wartung und Verteidigung dieser Wehrtürme war einst einzelnen Zünften übertragen worden, deren Namen sie oft noch heute tragen. So schlendern wir vorbei an Schneiderbastion, Zimmermannsturm oder Kürschnerturm. Die nächste Station wird die Schwarze Kirche.
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Blick in den Altarraum |
Schon bei unserem letzten Aufenthalt in Brașov vor fünf Jahren hatten wir sie besichtigt, doch das hält uns nicht von einem weiteren Besuch ab. Zwar ist viel von der einst vermutlich reichen Innenausstattung während der Reformation zerstört worden, doch schon alleine die monumentale gotische Architektur bleibt beeindruckend.
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Aufstieg zur Festung von Brașov |
Das noch erhaltene Mobiliar der Kirche mit reich verzierten Sitzbänken von Privatpersonen und Zünften ist nicht minder sehenswert. Am Ende haben wir sogar das Glück, die Kirchenorgel in Aktion zu erleben. Das Instrument aus dem 19. Jahrhundert ist ein Werk des berühmten Orgelbauers Buchholz und gilt als eine der größten Orgeln auf dem Balkan. Nachdem wir die Schwarze Kirche verlassen haben legen wir eine Rast in einem Café ein, dann klettern wir zur Festung von Brașov (Cetățuia Brașovului) hinauf.
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Außenmauern der Festung... |
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...und Blick in den Innenhof |
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...Blick über Brașov... |
Das Bollwerk liegt auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Altstadt und war während der Kriege mit dem osmanischen Reich von großer militärischer Bedeutung.
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Bartholomäuskirche... |
Noch heute beeindruckt das trutzige Bauwerk mit seinen dicken Mauern. Beinahe noch beeindruckender ist allerdings der Ausblick der sich von den Mauern aus bietet.
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...und Friedhof |
Wir genießen das Panorama eine ganze Weile und so ist es bereits weit nach Mittag als wir wieder in die Altstadt hinabsteigen. Letzter Programmpunkt des Tages ist ein Besuch der weiter außerhalb gelegenen Bartholomäuskirche. Einst gehörte sie zu einem Nachbardorf und nicht zu Brașov selber.
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Covrigi zum Abendessen |
Im Laufe der Zeit wurde das Dorf jedoch eingemeindet und nunmehr gilt die im 13. Jahrhundert erbaute Bartholomäuskirche als das älteste Gebäude Brașovs. Ins Innere können wir leider nicht, aber ein Spaziergang über den historischen Friedhof ist ebenso beeindruckend und entschädigt uns für den langen Fußweg. Für den Rückweg in die Altstadt nehmen wir den Bus, dennoch ist es bereits früher Abend als wir am Weihnachtsmarkt ankommen. Wir gönnen uns einige Covrigi, Hefeteigkringel mit süßer Füllung. Anschließend kehren wir ins Hostel zurück.
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Warten am Bahnhof in Brașov |
Am nächsten Morgen stehen wir bereits in aller Frühe auf und machen uns auf den Weg zum Bahnhof. Am heutigen Silvestertag wollen wir nach Bukarest zurückfahren, unterwegs aber noch die kleine Stadt Sinaia besichtigen.
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Ankunft in Sinaia |
Der Himmel ist wolkenlos und so sind die Temperaturen auf -15°C gesunken. Wie wir am Bahnhof erfahren sorgt das offenbar für eingefrorene Weichen von denen auch die Bahnstrecke nach Sinaia betroffen ist. Wir müssen fast zwei Stunden in der Eiseskälte am Bahnhof ausharren bevor unser Zug endlich einfährt.
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Casino |
Gegen Mittag erreichen wir schließlich Sinaia. Der Bahnhof kündet von verblasster Pracht, war Sianai doch einst Wintersitz des rumänischen Königshauses. Über eine Treppe gelangen wir zum ehemaligen Casino.
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Neue Klosterkirche des Klosters Sinaia |
Das ist nicht weniger prachtvoll als der Bahnhof, befindet sich jedoch in wesentlich besserem Zustand. Vom Casino ist es nur noch ein kurzer Weg bis zum berühmten Kloster von Sinaia. Es wurde bereits im 17. Jahrhundert von einem orthodoxen Mönch gegründet, der grade von einer Pilgerreise zum Sinai zurückgekehrt war.
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Alte Klosterkirche |
Dies erklärt auch den Ursprung des Namens Sinaia. Heute umfassen die hohen Klostermauern zwei Innenhöfe. In der Mitte des ersten Hofes steht die neue Klosterkirche (Biserica Mare) aus dem Jahr 1846.
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Reich verziertes Inneres der Alten Klosterkirche |
Sie wurde errichtet als die alte Klosterkirche (Biserica Veche) im anderen Hof zu klein wurde. Trotz ihrer wirklich winzigen Maße ist die im byzantinischen Stil errichtete alte Klosterkirche mit ihrem reich ausgemalten Innenraum das beeindruckendere der beiden Gebäude. Vom Kloster führt ein schmaler Waldweg zum ehemaligen königlichen Schloss Peleș. Rechts und links des Weges warnen Schilder vor dem Betreten des Waldes, in dem wilde Bären unterwegs sein sollen.
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Schloss Peleș |
Schließlich erblicken wir das Schloss, das an einem Berghang oberhalb eines sanft abfallenden Tales thront.
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Innenhof |
Zu recht gilt das Bauwerk als eines der schönsten in Rumänien. Die Fachwerkmauern, spitzen Türmchen und Erker fügen sich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen, das vor einer beeindruckenden Naturkulisse ein Bilderbuchmotiv zu sein scheint. Obwohl heute der Silvestertag ist, sind einige Touristen unterwegs und wir folgen den Grüppchen die Auffahrt zum Schloss hinauf.
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Schlosspark |
Dort bestaunen wir den verschneiten Schlosspark, die architektonische Raffinesse des Schlosses und genießen den weiten Blick der sich von hier oben bietet.
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Schloss Pelișor |
Besichtigen können wir das Innere der Anlage am heutigen Tag leider nicht und so spazieren wir stattdessen zum Schloss Pelișor weiter, das wie eine verkleinerte Kopie seines großen Nachbarn wirkt. Auch dieses Schloss war einst königlicher Besitz und soll von König Ferdinand gar dem größeren Schloss Peleș vorgezogen worden sein.
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Auf der Fahrt nach Bukarest |
Am späten Nachmittag sind wir schließlich am Bahnhof von Sinaia zurück und wenig später können wir in eine Regionalbahn nach Bukarest steigen, das wir am frühen Abend erreichen.
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Ankunft im Hostel |
Auch in der Hauptstadt liegt eine dicke Schneedecke und nachdem die Sonne nun untergegangen ist, sind die Temperaturen noch weiter gefallen. Wir beeilen uns, zu unserem Hostel zu kommen und sind trotzdem durchgefroren als wir dort angelangt sind. Der Rezeptionist berichtet uns, dass wegen der Kälte möglicherweise sogar die offiziellen Silvesterfeierlichkeiten abgesagt würden.
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Silvesternacht am Hostel |
Wie wir den Nachrichten entnehmen sind für die Nacht immerhin bis zu -25°C vorhergesagt. In Anbetracht dessen verwerfen auch wir unsere Pläne, Silvester im Freien zu feiern und machen es uns stattdessen in unserem Zimmer bequem. Eine gute Wahl. Als wir um Mitternacht kurz vor die Tür gehen herrscht Stille draußen. Nur vereinzelt wird überhaupt Feuerwerk abgebrannt. Von einem großen Feuerwerk ist erst gar nichts zu sehen – die Silvesterfeiern im Freien sind scheinbar tatsächlich abgesagt worden.
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Piața Unirii beim Neujahrsspaziergang |
Am Neujahrsmorgen schlafen wir lange und brechen erst am späten Vormittag vom Hostel auf. In der Nacht ist offenbar noch einmal Neuschnee gefallen, doch wenigstens sind die Temperaturen wieder etwas gestiegen.
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Im Parcul Tineretului |
Nicht nur 2009, auch 2013 hatten wir bereits Bukarest besucht und so fällt die Besichtigung der touristischen Hauptattraktionen mit der Piața Unirii, dem Parlamentspalast und der Altstadt eher kurz aus. Stattdessen spazieren wir zum weiter außerhalb gelegenen Park der Jugend (Parcul Tineretului).
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Denkmal für die Helden des Sozialismus |
Der ist von erheblich größerem Ausmaß als wir ursprünglich gedacht hatten und so schlendern wir eine ganze Weile über die weitläufigen Wege. Schließlich geht die Grünanlage in einen großen Friedhof über, der jedoch wegen des Feiertages heute nicht zugänglich ist.
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Blick vom Parcul Carol auf den Parlamentspalast |
Also spazieren wir zu einem anderen Park weiter, dem Parcul Carol. Auf einer kleinen Anhöhe an dessen Rand erhebt sich ein Betongebilde, das als Denkmal für die Helden des Sozialismus gedacht ist. Von dem Denkmal aus führt eine breite Treppe in einen weiteren Teil des Parks, dessen Hauptweg eine Sichtachse zum Seitenflügel des gigantomanischen Parlamentspalastes bildet.
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Parlamentspalast |
Wir folgen dieser Achse und bewundern nun doch noch einmal ausführlicher dieses angeblich drittgrößte Bauwerk der Welt. Nach einer Pause in einer der wenigen heute geöffneten Imbissstuben setzen wir unsere Besichtigungstour fort und wandern am riesigen Grundstück des Parlamentspalastes vorbei.
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Baustelle der neuen Patriarchalkirche |
An dessen Rückseite entsteht die neue Patriarchalkirche der wieder erstarkten Orthodoxen Kirche Rumäniens. Noch sieht der Rohbau der sogenannten Kathedrale der Erlösung des Volkes ziemlich nichtssagend aus, soll jedoch nach der Fertigstellung eines der größten Kirchengebäude weltweit werden. Während langsam die Dämmerung anbricht wandern wir zum größten Shoppingcenter der rumänischen Hauptstadt weiter, dem AFI Palace Cotroceni.
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AFI Palace Cotroceni - größte Mall Bukarests |
Trotz des Feiertages sind hier alle Geschäfte geöffnet und der Andrang ist groß. Ausmaß und Einrichtung der Mall lassen eher an die dekadenten Shoppingmalls Amerikas denken und stellen einen seltsamen Kontrast dar zu der an vielen Stellen noch präsenten Betontristesse der Sowjetzeit. Neben einer Eislauffläche und einer Achterbahn gibt es in der Mall barock anmutenden Prunk zu bewundern. Wir lassen uns noch zu einem Besuch im Kino des Einkaufszentrums hinreißen, wo fast nur englischsprachige Blockbuster gezeigt werden. Erst spät sind wir zurück im Hostel.
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Letzter Blick in die Altstadt vor der Abreise am nächsten Morgen |
Nach dem strahlenden Sonnenschein gestern beginnt der nächste Morgen mit trübem Himmel. Am frühen Nachmittag wird bereits unser Flug zurück nach Deutschland gehen und so brechen wir erst spät vom Hostel auf. Zum Abschied spazieren wir noch einmal durch die seit unserem ersten Aufenthalt in Rumänien runderneuerten Gassen der Altstadt und schlendern am ehemaligen Königspalast vorbei, von dessen Balkon Ceaușescu seinen letzte öffentliche Rede hielt bevor er 1989 entmachtet wurde. Schließlich wird es Zeit zum Flughafen zu fahren.