Kurztrip nach Béziers

Beide hatten wir noch nie etwas von der französischen Stadt Béziers gehört. Im Spätsommer 2014 tauchte der Name jedoch in der Liste von günstigen Flugangeboten bei Ryanair auf. Rasch stellten wir fest, dass Béziers im sonnigen Süden Frankreichs liegt und über eine historische Altstadt verfügt. Also zögerten wir nicht weiter und buchten Tickets für Ende Oktober.

Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL

Trödelmarkt auf der Allées Paul-Riquet
bei der Ankunft in Béziers

Am 25.10.2014 brechen wir am frühen Vormittag zum Flughafen auf. Der Andrang dort hält sich in Grenzen und wenig später haben wir eingecheckt und nehmen unsere Sitzplätze im Flugzeug ein. Der Flug dauert gut anderthalb Stunden, doch der Blick aus dem Flugzeugfenster sieht vielversprechend aus. Je näher wir dem Ziel kommen, desto weniger Wolken versperren die Sicht auf die mediterrane Landschaft unter uns.

Blick auf das Theater

Als wir gegen Mittag landen ist das Wetter sogar noch besser als wir es uns vorgestellt hatten. Die Temperaturen liegen knapp über 25°C und die Sonne scheint so intensiv als wäre es Sommer. Mit dem Bus fahren wir ins nahe Stadtzentrum und finden nach kurzer Suche unser Hotel. Wir legen nur rasch das Gepäck ab, dann brechen wir in die Stadt auf.

Église de la Madeleine von Außen...

Unmittelbar in der Nähe des Hotels stoßen wir auf die breite Paul-Riquet-Allee, die zwischen dem sogenannten Poeten-Park und dem Theater verläuft. Wir schlendern über den kleinen Trödelmarkt, der auf der Straße aufgebaut ist und betrachten anschließend das prunkvolle Theatergebäude aus dem 19. Jahrhundert.

...und von Innen

Direkt neben dem Theater beginnt die eigentliche Altstadt und wir biegen in eine schmale Gasse ein, die von liebevoll restaurierten Häuschen gesäumt wird. Nach kurzer Zeit stoßen wir auf die Statue von Pépézuc. Eigentlich eine Replik einer antiken Statue wurde sie in das Abbild eines Stadtverteidigers aus dem 14. Jahrhundert umgedeutet, woher ihr heutiger Name rührt.

Spaziergang durch die Altstadt

Von der Statue ist es nicht weit bis zum Rathaus der Stadt. Das verspielte Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert steht angeblich an derselben Stelle, an der sich schon unter römischer Herrschaft das Forum befand.

Die Markthalle

Wir spazieren weiter durch die schmalen Gassen des Altstadtkerns und gelangen so zur Kirche de la Madeleine. Der helle Sandsteinbau überrascht durch sein schlichtes Äußeres und ist auch im Inneren eher rustikal gehalten. Die Fenster sind klein, die Beleuchtung spärlich. Mit seiner einfachen Holzdecke mag der Innenraum wohl durchaus den Originalzustand wiederspiegeln. Unweit der Kirche befindet sich auch die Markthalle, die in ihrem Stil dem Zentralmarkt Halles Centrales in Paris nachempfunden zu sein scheint. Leider ist die Halle nur vormittags geöffnet und wir beschließen, morgen hierhin zurück zu kehren. Stattdessen lassen wir uns heute weiter durch das Gassengewirr der Altstadt treiben und erreichen schließlich die Hauptattraktion von Béziers, die Kathedrale Saint-Nazaire.

Cathédrale Saint-Nazaire...

...und Blick auf den Altarraum

...Bischofsgarten...

Die im romanischen Stil gehaltene Wehrkirche befindet sich am höchsten Punkt der auf einem kleinen Hügel gelegenen Altstadt. Vom Vorplatz der Kirche eröffnet sich ein weiter Blick über den unterhalb der Kirchenmauern vorbeifließenden Fluss Orb, die mit Feldern bedeckte Landschaft und sogar bis zu den Ausläufern des Gebirgszugs des Massif Central.

Aufstieg zum Kirchturm...

Direkt vor dem Hauptportal der Kirche stoßen wir auf einen schmalen Durchgang der uns zunächst zum Kreuzgang des einst an Saint-Nazaire angeschlossenen Klosters und dann weiter zum Bischofsgarten führt. Wir wandern ein wenig durch die terrassenförmig angelegte Anlage und genießen die warme Sonne und den Ausblick, der sich von den Mauern des Gartens bietet.

..und auf der Spitze des Turms angekommen

Schließlich kehren wir zur Kirche zurück. Das Innere ist mit dem verschwenderisch geschmückten Chor und dem nicht minder eindrucksvollen Altarraum ein krasser Kontrast zum einfachen Inneren der Kirche de la Madeleine. Grade als wir die Kirche wieder verlassen wollen, stoßen wir auf eine schmale Pforte, die zum Kirchturm hinaufführt. Die Kletterpartie über die schlecht ausgeleuchteten und ausgetretenen Stufen der Wendeltreppe belohnt uns mit einem weiteren beeindruckenden Ausblick über die mediterrane Landschaft rings um Béziers und über die Stadt selber. Von der Kirche führt uns unser nächster Gang zum Pont Vieux, der alten Brücke.

Panorama von Béziers

Die schmale Brücke über den Orb beeindruckt schon durch ihr Alter von mehr als 900 Jahren, die sie mehr oder weniger unbeschadet überstanden zu haben scheint.

Blick auf Orb, Alte Brücke und Kathedrale

Das eigentliche Highlight ist jedoch der Blick auf Saint-Nazaire der sich von hier bietet. Wir lassen das Panorama eine Weile auf uns wirken und beobachten das Farbspiel während die Abendsonne die hellen Mauern der Kathedrale in warmes Licht taucht und das ruhige Wasser des Orb ein fast perfektes Spiegelbild der Szenerie wiedergibt. Die Dämmerung ist bereits hereingebrochen als wir in die Altstadt zurückehren. Wir kaufen noch rasch ein leichtes Abendessen und lassen den Abend dann im Hotelzimmer ausklingen.

Am nächsten Morgen in der Markthalle

Am nächsten Morgen stehen wir erst spät auf und checken im Hotel aus. Unser erster Gang führt uns erneut zur Markthalle, die heute geöffnet ist. Der Andrang dort ist nicht grade groß, doch alleine die köstlichen Düfte von den Ständen der Spezialitätenhändler sind den Besuch wert.

An der Église Saint-Jacques

Von der Markthalle aus spazieren wir zu einem anderen Wahrzeichen Béziers, der Kirche Saint-Jacques. Von hier bietet sich wiederum ein beeindruckender Ausblick und zusätzlich die Möglichkeit die Kanalbrücke des Canal du Midi unterhalb der Altstadt aus der Vogelperspektive zu inspizieren. In Béziers treffen nämlich der Fluss Orb und der Canal du Midi aufeinander.

Blick auf die Kanalbrücke über den Orb

Die Ingenieure lösten dieses Problem, indem sie den Kanal mittels einer massiven Brücke über den Orb hinüber leiteten. Die Kirche Saint-Jacques selber ist leider heute nicht zugänglich, also schlendern wir zum mitten im Zentrum der Altstadt gelegenen Amphitheater weiter.

Auf dem Cimetière Vieux

Außer einer größeren Freifläche und ein paar Mauerresten erinnert jedoch nicht mehr viel an das Bauwerk aus römischer Zeit. Wir schießen dennoch ein paar Fotos und setzen unseren Weg zum Cimetière Vieux fort, dem Alten Friedhof. Angeblich soll der sogar mit dem berühmten Friedhof Père Lachaise in Paris vergleichbar sein.

Titanenbrunnen

Dieser Vergleich mag ein wenig übertrieben sein, doch einen Besuch lohnt der Cimetière Vieux mit seinen protzigen Familiengrüften und Mausoleen allemal. Es ist bereits früher Nachmittag als wir vom Friedhof in Richtung der Altstadt zurückgehen und uns bleibt nicht mehr allzu viel Zeit bis zum Rückflug. Wir stärken uns in einem Café mit Croissants und Kuchen, dann brechen wir zum letzten Programmpunkt unserer Kurzreise nach Béziers auf, dem Poeten-Park. Wir lassen uns durch die großzügig angelegten Wege der Grünanlage treiben und genießen das sommerliche Wetter. Nachdem wir noch einen Blick auf den Titanenbrunnen im Zentrum des Parks geworfen haben gehen wir schließlich zum Bahnhof weiter, von wo auch der Bus zum Flughafen abfährt.