Eigentlich hatten wir Pfingsten für ein verlängertes Wochenende irgendwo in Italien oder Spanien nutzen wollen. Doch dann stellten wir fest, dass noch sehr günstige Tickets in die marokkanische Hafenstadt Tanger zu haben waren. Kurz entschlossen buchten wir.
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL |
Einreisestempel und Migrationskarte |
Am 17.05.2013 geht es schließlich los. Vom Düsseldorfer Billigflughafen Weeze starten wir früh morgens Richtung Nordafrika. Der Flug dauert knappe drei Stunden. Zu unserer Überraschung müssen wir am Flughafen von Tanger sogar Migrationskarten ausfüllen. Ein Prozedere, das uns eher aus Osteuropa bekannt ist. Trotzdem gehen die Einreiskontrollen insgesamt rasch über die Bühne.
Ankunft am Grand Socco in Tanger |
Unsere Laune ist dennoch nicht grade gut, als wir das Flughafengebäude verlassen. Nach dem verregneten Frühling in Deutschland hatten wir auf sonniges Wetter in Marokko gehofft. Stattdessen regnet es auch hier nun in Strömen. Mit dem Taxi fahren wir vom Flughafen zum Rande der Medina, der Altstadt. Wir hatten gelesen, dass sich dort in einem so genannten Dar, einem traditionellen marokkanischen Haus, ein Hostel befinden soll.
Pause auf der Dachterrasse des Hostels |
Wir haben etwas Mühe uns in den verwinkelten Gassen zurechtzufinden. Nachdem wir bei einem alten Mann nach dem Weg gefragt haben, entdecken wir aber endlich doch noch das gesuchte Hostel. Wir lassen uns zwei Betten im Schlafsaal geben und werden eingeladen, auf der überdachten Dachterrasse einen Tee zu trinken.
Unterwegs in der Medina, der Altstadt |
Als wir wenig später das Hostel für einen ersten Erkundungsgang wieder verlassen, hat der Regen leider immer noch nicht aufgehört. Wir gehen als erstes zum zentralen Platz Tangers, dem Grand Socco. Nach einem flüchtigen Blick auf die Sidi Bou Abib Moschee, gehen wir in die Ville Nouvelle weiter, die Neustadt.
Sidi Boub Abib Moschee |
Zufällig stoßen wir dort auf einen Teil der alten Festungsanlage. Die historischen Kanonen sind immer noch auf Spanien gerichtet, das man an klaren Tagen von hier aus sehen kann. Heute kann davon leider keine Rede sein und wir fliehen vor dem Regen zurück ins Hostel.
In der Kasbah von Tanger... |
Am frühen Nachmittag lässt der Regen tatsächlich nach und so kehren wir am frühen Nachmittag noch einmal in die Stadt zurück. Wir spazieren zunächst durch die Medina, die uns architektonisch eher an Städte in Spanien oder Italien denken lässt.
...dem mittelalterlichen Teil der Stadt |
Je näher wir der Kasbah und den Suks rings um den historischen Burgberg kommen, desto mehr entsprechen die Straßen unserem Bild von Nordafrika. Die Gassen werden immer schmaler, die Häuser immer bunter und die Menschenmassen dichter. Wir spazieren bis zum späten Nachmittag durch Tanger, besichtigen die alte Spanische Mission, den Petit Socco, die Große Moschee und das Hafenviertel.
Aufbruch vom Hostel am nächsten Morgen |
Schließlich kehren wir ins Hostel zurück, wo wir erneut auf der Dachterrasse Platz nehmen und bald in ein Gespräch mit zwei australischen Reisenden vertieft sind. Obwohl wir von dem langen Tag erschöpft sind, gehen wir am frühen Abend noch einmal in die Stadt zurück und kaufen bei einem Bäcker in der Neustadt unser Abendessen. Erst nach Anbruch der Abenddämmerung sind wir im Hostel zurück.
Am Bahnhof von Tanger |
Der nächste Morgen beginnt zu unserer großen Freude mit Sonnenschein. Trotzdem wollen wir heute aus Tanger abreisen. Wir hatten gestern erfahren, dass es eine direkte Zugverbindung nach Fez gibt und so haben wir die alte Königsstadt zu unserem heutigen Tagesziel gemacht.
Ankunft in Fez |
Es ist zwar erst früher Vormittag, doch auf dem Weg zum Bahnhof kommen wir in der prallen Sonne bereits mächtig ins Schwitzen. Am Bahnhof dauert es nicht mehr lange bis ein alter Triebwagen für die Fahrt nach Fez bereitgestellt wird. Wir sichern uns zwei Fensterplätze und genießen den Ausblick auf die abwechslungsreiche Landschaft, die von Mittelmeerküste bis Gebirgsausläufer alles zu bieten hat.
Blick auf die Avenue Hassan II |
Nach gut vier Stunden Fahrzeit erreichen wir Fez. Obwohl wir in der Nähe des Bahnhofs bereits einen Blick auf die ersten Sehenswürdigkeiten mit der Imam-Ali-Moschee und der prächtigen palmengesäumten Avenue Hassan II erhaschen, hat die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit Priorität.
Dar El Makhzen - Der Königspalast |
In einem leicht heruntergekommenen Hotel in der Neustadt werden wir fündig. Der Besitzer spricht zwar kein Wort Englisch, doch schließlich haben wir uns über die Modalitäten geeinigt und bekommen den Schlüssel zu einem spartanisch eingerichteten Zimmer ausgehändigt, das aber immerhin über einen Balkon verfügt.
Eingang in die mittelalterliche Neustadt |
Nach einer kurzen Pause verlassen wir das Hotel wieder. Über die Avenue Hassan II gehen wir zum Königspalast Dar El Makhzen. Nachdem wir einige Bilder der beeindruckenden Anlage gemacht haben, spazieren wir zum nahen Eingang der mittelalterlichen Neustadt hinüber.
Bazar im alten jüdischen Viertel Mellah |
Fez unterteilt sich in drei Stadtviertel, die rund 1200 Jahre alte Altstadt (Fès el Bali), die mittelalterliche Neustadt (Fès el Jedid) und das moderne Fez (Ville Nouvelle). Wir schlendern durch die engen Gassen des Suks am Rande der mittelalterlichen Neustadt und sind begeistert von dem bunten Treiben, den verschiedenartigen Waren und der Exotik der gesamten Szenerie.
Gebetsraum der Synagoge |
Wir merken kaum, dass wir schließlich das alte jüdische Viertel Mellah erreicht haben. In einer schmalen Seitengasse befindet sich hier eine alte Synagoge. Von außen sieht sie aus wie die Häuser in der Umgebung, lediglich ein kleines Schild gibt einen Hinweis.
Blick auf den Jüdischen Friedhof |
Am Eingang treffen wir auf einen freundlichen alten Mann, mit dem wir zwar keine gemeinsame Sprache finden, der uns aber mit großen Elan die alte Synagoge zeigt. Neben einer Mikwe, einem rituellen Bad, ist auch der Gebetsraum inklusive Inventar erhalten. Schließlich führt er uns noch auf das Dach des Gebäudes, von wo man unverstellte Sicht auf den jüdischen Friedhof von Fez hat. Der Besuch der Synagoge erweist sich am Ende sogar als kostenlos.
Schawarma zum Abendessen |
Nachdem wir noch einmal durch die Ausläufer des Suks geschlendert sind, machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Es ist bereits später Nachmittag und wir sind erschöpft. Bei einem Straßenimbiss kaufen wir zwei köstliche Schawarma. Die gefüllten Fladenbrote essen wir im Zimmer und lassen anschließend den Abend auf dem Balkon ausklingen, von wo man einen guten Blick auf das Treiben in der Straße vor dem Hotel hat.
Spaziergang durch... |
Am nächsten Tag sind wir bereits früh auf den Beinen. Das Wetter sieht ausgezeichnet aus und wir wollen heute die berühmten Suks von Fez erkunden. Wir beginnen unseren Rundgang in der mittelalterlichen Neustadt. Offenbar ist dies der weniger touristische Bezirk, jedenfalls ernten wir immer wieder irritierte Blicke, als wir durch die schmalen Gassen irren.
...die mittelalterliche Neustadt |
Auch die verkauften Waren sind kaum als touristisch zu bezeichnen. Neben lebendem Vieh werden vor allem Haushaltsgegenstände aller Art angeboten. Bald haben wir die Orientierung verloren und genießen das Gefühl uns ziellos durch die Straßen treiben zu lassen.
Bab Boujeloud - Eingang zur Altstadt |
Nach einiger Zeit stoßen wir schließlich wieder auf die Stadtmauer und folgen ihr bis zu einem weiteren kleinen Tor, durch das wir die mittelalterliche Neustadt verlassen. Auf dem Weg in Richtung der Altstadt passieren wir auch den Eingang zum Friedhof Cimetière de Bab Chorfa.
In den Suks der Altstadt... |
Gerne hätten wir uns dort umgesehen, doch direkt am Eingang werden wir von zwei Wächtern abgewiesen. Der Zutritt scheint nur Muslimen gestattet zu sein. Stattdessen gehen wir also zum gleichnamigen Stadtor Bab Chorfa weiter.
...großes Warenangebot... |
Wir betreten die Altstadt jedoch erst am Bab Boujeloud, dem mit seiner Verkleidung aus blauen Fliesen wohl auffälligsten Eingang zur Altstadt. Direkt hinter dem Tor finden wir uns in einem unübersichtlichen Gassengewirr wieder. Jeder freie Platz ist von Verkaufsständen belegt, zwischen denen sich fliegende Händler und Passanten durch die Straßen schieben.
...und dichtes Gedränge |
Immer wieder müssen wir Eseln ausweichen, die offenbar das bevorzugte Transportmittel innerhalb der Stadtmauern darstellen. Je weiter wir uns vom Eingang der Altstadt entfernen, desto weniger touristisch wird das Warenangebot und die traditionelle Gliederung der Suks nach der Profession der Händler wird deutlich. Wir schlendern durch das Viertel der Gewürzhändler, der Brautmodehändler, der Lederwarenhändler ebenso wie durch das Viertel der Schmuckhändler.
Schon bevor wir das Gerberviertel betreten, weist uns der infernalische Gestank den Weg. Für ein kleines Trinkgeld dürfen wir auf die Terrasse eines der anliegenden Häuser, von wo man einen guten Blick auf die berühmten Färbebäder hat.
Schon bevor wir das Gerberviertel betreten, weist uns der infernalische Gestank den Weg. Für ein kleines Trinkgeld dürfen wir auf die Terrasse eines der anliegenden Häuser, von wo man einen guten Blick auf die berühmten Färbebäder hat.
...von Fez |
Blick über... |
...das Gerberviertel... |
Den Minze-Zweig, den man sich wegen des üblen Geruchs vor die Nase halten soll, gibt es gratis dazu. Die Aussicht ist dafür beeindruckend. Auf einer beachtlichen Fläche reihen sich mit verschiedenfarbigen Lösungen gefüllten Tröge aneinander, während Arbeiter immer neue Tierhäute von einem Becken ins nächste verfrachten oder die fertigen Häute zum Trocknen auslegen. Lange halten wir es in dem unappetitlichen Gestank nicht aus und bald fliehen wir zurück in die Suks.
Innenhof der Medersa Bou Inania |
Das nächste Ziel wird die Medersa Bou Inania, ein großer Komplex mit Moschee und Islamschule, der sich mitten in der Altstadt erhebt. Der Eintritt ist offenbar nicht möglich, doch durch die Tore kann man zumindest einen Blick erhaschen. Ganz in der Nähe finden wir im Viertel der Kupferschmiede einen kleinen Platz mit einem Café, wo wir uns einen marokkanischen Minztee gönnen.
Bab Rcif |
Von dem Platz ist es nicht weit bis zum Bab Rcif. Statt die Altstadt durch dieses Tor zu verlassen, kehren wir jedoch lieber noch einmal um und spazieren auch noch durch die Außenbezirke der Altstadt.
Noch einmal zurück in die Suks |
Dort gibt es einige pittoreske Straßenzüge mit Wohnhäusern, die durch ihre prunkvollen Eingangstüren bestechen. Nahebei finden wir auch noch den Eingang zu einem weiteren Suk, wo exotische Lebensmittel jeder Art verkauft werden.
Im Jardin Jnan Sbil |
Von lebenden Schnecken, Schafsfüßen bis hin zu zuckerglasierten und knallbunten Süßspeisen gibt es dort Spezialitäten jeder Art. An einem Grillstand kaufen wir eine Portion Köfte. Auch von den Süßspeisen kosten wir bevor wir wieder in Richtung des Eingangs zur Altstadt am Bab Rcif zurückkehren. Es ist bereits später Nachmittag und die ersten Händler transportieren ihre Ware wieder ab, trotzdem herrscht noch dichtes Gedränge in den Suks. Nachdem wir noch dem Park Jardin Jnan Sbil einen Besuch abgestattet haben, kehren wir zu unserem Hotel zurück.
Deftiges Frühstück am Morgen der Abreise |
Am nächsten Morgen stehen wir bereits früh wieder auf, denn wir müssen mit dem ersten Zug des Tages nach Tanger zurückfahren, von wo am Nachmittag unser Rückflug nach Deutschland gehen wird.
Auf der Fahrt zurück nach Tanger |
In einem Restaurant in der Nähe des Bahnhofs frühstücken wir. Neben frischem Gebäck kosten wir auch ein traditionelles marokkanisches Frühstücksspezialität: in einer Tajine, einem Tongefäß, werden Spiegeleier in Unmengen Hammelfetts gebacken. Dazu wird Fladenbrot gereicht. Das Ganze ist zwar ausgesprochen schmackhaft, aber auch extrem sättigend. Bald nach unserem ausgiebigen Frühstück wird auch schon der Zug nach Tanger bereitgestellt, das wir am frühen Nachmittag erreichen. Mit einem Taxi fahren wir direkt vom Bahnhof zum Flughafen und sitzen bald darauf schon im Flugzeug gen Heimat.