Im Rahmen unserer Sommerreise 2009 hatten wir die ostslowakische Metropole Košice besucht und waren mit dem Zug durch die atemberaubende Landschaft der slowakischen Hohen Tatra gefahren. Seitdem ließ uns der Gedanke nicht mehr los, noch einmal in diese faszinierende Region zu reisen. Im Winter 2012 bot sich endlich die Möglichkeit. Für wenig Geld konnten wir Tickets für einen Nachtzug von Wuppertal nach Prag und von dort weiter in die slowakische Hauptstadt Bratislava buchen.
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL |
Am 26.12.2012 geht es spät abends los. Das Abteil im Nachtzug nach Prag haben wir fast für uns alleine und so wird die Nacht einigermaßen erholsam. Am frühen Morgen erreichen wir Prag mit leichter Verspätung, aber noch rechtzeitig um den Anschlusszug nach Bratislava zu erreichen. Dort kommen wir schließlich gegen Mittag an.
Abends in Poprad |
Das heutige Tagesziel ist Poprad, eine Provinzhauptstadt am Fuße der Hohen Tatra. Nach kurzer Wartezeit fährt tatsächlich ein Schnellzug von Bratislava dorthin weiter. Nunmehr knapp 20 Stunden dauert unsere Anreise schon und wir sind froh als wir endlich in Poprad ankommen. Die Nacht ist bereits hereingebrochen und wir begeben uns ohne Umschweife auf die Suche nach dem Hostel, das wir zuvor im Internet rausgesucht hatten. Am Rande der Altstadt werden wir fündig und beziehen unsere Betten im Schlafsaal. Nach der langen Fahrt wollen wir uns noch etwas Bewegung gönnen und kehren noch einmal in die Innenstadt von Poprad zurück, spazieren über den gemütlichen kleinen Weihnachtsmarkt und essen in einer Pizzeria zu Abend.
Früh morgens auf dem Weg zum Busbahnhof |
Nachdem es schon am gestrigen Abend eisig gewesen war, beginnt auch der nächste Tag mit klarem, aber klirrend kaltem Wetter. Wir brechen noch in der Morgendämmerung zum Busbahnhof auf und können dort nach kurzem Warten in einen Bus nach Spišské Podhradie steigen.
Ankunft im nebligen Spišské Podhradie |
Die Kleinstadt ist nicht nur für ihre Renaissance-Altstadt (Spišská Kapitula) bekannt, sondern ist auch der Ausgangspunkt um die größte Festungsanlage Mitteleuropas zu besuchen, die Zipser Burg (Spišský hrad). Sowohl Burg als auch Altstadt gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Schon während der Busfahrt kommen wir immer wieder durch neblige Straßenabschnitte und so überrascht es uns nicht, dass auch das in einem Tal gelegene Spišské Podhradie von dichtem Nebel bedeckt ist.
Aufstieg zur Burg |
Die Sichtweite beträgt kaum 20 Meter, doch zusammen mit den verlassenen Straßen der Altstadt bieten sich großartige Fotomotive. Nach einigem Suchen machen wir schließlich auch einen Wegweiser zur Festung ausfindig. Der Wegweiser führt zu einem mit verharschtem Schnee bedeckten Wanderparkplatz. Von der Burg aber ist im dichten Nebel weit und breit nichts zu sehen. Einem weiteren Hinweisschild folgend biegen wir auf einen kleinen Wanderweg ein, der ein verschneites Feld hinter dem Parkplatz hinaufführt. Wir quälen uns eine ganze Weile den steilen und rutschigen Trampelpfad hinauf. Bald ist der Parkplatz im Nebel nicht mehr zu erkennen und auch von der Festungsanlage fehlt weiter jede Spur. Wären nicht Fußspuren im Schnee vor uns, hätten wir wohl umgedreht. Nach einiger Kletterei durchbrechen wir plötzlich und völlig unerwartet die Nebelgrenze.
...auf die Zipser Burg |
Endlich oberhalb der Nebelgrenze... |
...bei einem ersten Blick... |
Vor uns liegt die Burg in strahlendem Sonnenschein. Die Anlage ist wahrlich beeindruckend und die Kulisse mit schneebedeckten Hügeln und nebligen Tälern trägt ihren Teil dazu bei. Wir bewältigen den letzten Aufstieg und finden den Anfang eines Rundwegs um die Festung herum. Unterwegs treffen wir ein Kamerateam des slowakischen Fernsehens.
Ankunft in Levoča |
Leider ist die Burg nur im Sommer für Besucher geöffnet, und so machen wir uns am frühen Nachmittag schließlich auf den Rückweg in die Innenstadt von Spišské Podhradie. Nach einigem Warten können wir dort am Busbahnhof in einen Bus nach Levoča steigen. Die Fahrt dauert nur rund eine halbe Stunde und lohnt sich zweifellos.
Rathaus und Jakobuskirche in Levoča |
Levoča gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Hinter der in Teilen erhaltenen Stadtmauer erwarten uns eine beinahe vollständig erhaltenen Altstadt. Sehenswert sind neben dem alten Rathaus im Renaissance-Stil auch die Kirche des Heiligen Jakobus, bis heute eine wichtige Wallfahrtskirche. Wir schlendern einige Zeit durch die gemütlichen Gassen und bewundern die historische Bebauung. Schließlich kehren wir zum Busbahnhof zurück.
Burg Thököly in Kežmarok |
Nach einem Blick auf die Uhr beschließen wir nicht direkt nach Poprad zurückzufahren, sondern vorher noch einen Abstecher nach Kežmarok zu unternehmen. Auch dort erwartet uns wieder eine pittoreske Altstadt, die sich viel von ihrem historischen Charme erhalten hat. Eine der Hauptattraktionen ist die mitten in der Stadt gelegene Burg Thököly. Aber es gibt noch eine weitere bedeutende Sehenswürdigkeit, die so genannte Artikularkirche (Drevený artikulárny kostol).
Rathaus von Kežmarok |
Es handelt sich um eine der wenigen erhaltenen traditionellen Holzkirchen der Slowakei. Im 17. Jahrhundert durften Protestanten in der Slowakei für ihre Kirchen weder Steine noch Stahlnägel verwenden. In der Folge entstanden eine ganze Reihe Holzkirchen in der Region. Viele davon gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Eigentlich hatten wir gehofft die Kirche am heutigen Tag noch besichtigen zu können, doch sie ist bereits geschlossen. Wir beschließen, morgen früh noch einmal nach Kežmarok zurückzukehren um den Besuch dann nachzuholen. Heute fahren wir stattdessen nach Poprad und ins Hostel zurück.
Die Artikularkirche am nächsten Tag |
Am nächsten Morgen sind wir schon früh am Morgen wieder unterwegs. Zu unserer Erleichterung ist der Himmel wieder wolkenfrei, die Temperaturen sind aber noch einmal gesunken. Mit dem Zug fahren wir wie geplant wieder nach Kežmarok und gehen zielstrebig zur Artikularkirche, finden die Pforte aber erneut verschlossen vor. Dafür wartet dort bereits ein amerikanisch-spanisches Pärchen.
Die Neue Evangelische Kirche gleich nebenan |
Gemeinsam gehen wir in die benachbarte Neue Evangelische Kirche (Nový evanjelický kosto) und finden dort tatsächlich eine ältere Frau, die offenbar auch die Schlüssel für die Artikularkirche nebenan verwahrt. Für einen symbolischen Eintrittspreis bekommen wir ein Ticket und werden von ihr durch die Holzkirche geführt. Fotografieren ist leider verboten, doch das Innere ist wirklich beeindruckend. Die Einrichtung ist komplett aus Holz. Im Laufe der Jahre ist das Bauwerk ein wenig windschief geworden und der Ruß ungezählter Kerzen hat das Holz dunkel werden lassen. Doch immer noch lassen die reichen Malereien und Schnitzereien den einstigen Prunk erahnen.
Wanderung in Štrbské Pleso... |
Vor der Kirche verabschieden wir uns von dem Pärchen und gehen zum Busbahnhof von Kežmarok weiter. Dort nehmen wir den nächsten Bus nach Poprad zurück. Poprad ist der Startpunkt der so genannten Tatrabahn (Tatranská elektrická železnica), einer elektrifizierten Schmalspurbahn, die in die Skiorte hoch in den Bergen der Hohen Tatra fährt.
...am gleichnamigen Bergsee |
Unser Ziel ist die Endhaltestelle Štrbské Pleso. Dort erwartet uns der beeindruckende gleichnamige Bergsee, der zu dieser Jahreszeit komplett eingefroren ist. Rings um den See führt ein Waldwanderweg herum. Leider ist die Landschaft von Skiressorts und einer Skisprungschanze verschandelt, trotzdem genießen wir die gut zweistündige Wanderung um den See. Es ist bereits später Nachmittag als wir wieder in die Tatrabahn zurück nach Poprad steigen. Wir spazieren noch einmal durch die Altstadt von Poprad und über den hübschen kleinen Weihnachtsmarkt, dann kehren wir ins Hostel zurück.
Nikolaus-Kathedrale in Prešov |
Am nächsten Morgen brechen wir wieder in aller Frühe zum Busbahnhof auf, wo wir in einen Bus nach Prešov steigen. Die Fahrt in die drittgrößte Stadt der Slowakei dauert mehr als zwei Stunden und so kommt es, dass wir unser Ziel erst am späten Vormittag erreichen. Durch ein eher unattraktives Viertel mit sowjetischer Betonarchitektur erreichen wir die Altstadt. Die ist zu unserer Überraschung noch fast menschenleer, die Lokale geschlossen.
Marienkirche in Spišská Nová Ves |
Wir lassen uns davon nicht abschrecken und spazieren durch die gemütlichen Gassen. Die Altstadt konzentriert sich rund um die Kathedrale des heiligen Nikolaus (Konkatedrála svätého Mikuláša). In der Bebauung ringsum vermischen sich diverse Architekturstile von Barock bis Gotik. Die Stadt wurde einst sogar mit Athen verglichen.
Auf der Rückfahrt nach Poprad |
Von der Altstadt gehen wir zum Bahnhof weiter, von wo wir einen Zug nach Spišská Nová Ves nehmen. Die Stadt ist für ihre Altstadt berühmt, in der sich der angeblich größte elliptische Marktplatz der Welt befindet. Doch auch die Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert und die Stadthalle sind sehenswert, ebenso das Reduta Theater. Erst am frühen Abend sind wir schließlich in Poprad zurück und lassen den Abend entspannt im Hostel ausklingen. Dort treffen wir den Esten Mait, der heute angereist ist. Obwohl wir am nächsten Morgen früh aufstehen müssen, sitzen wir noch bis tief in die Nacht in geselliger Runde beisammen.
Ankunft in Banská Štiavnica |
Nachdem wir in aller Eile unsere Rucksäcke gepackt haben, brechen wir am nächsten Tag noch vor Sonnenaufgang zum Bahnhof von Poprad auf. Dort steigen wir in einen Zug nach Zvolen. Eine direkte Verbindung zum heutigen Tagesziel Banská Štiavnica gibt es leider nicht, daher müssen wir in Zvolen umsteigen und mit dem Bus weiterfahren. Am frühen Nachmittag erreichen wir Banska Stiavnica. Die alte Bergbaustadt zählt wiederum zum UNSECO-Weltkulturerbe.
Dreifaltigkeitsplatz mit Pestsäule |
Landschaftlich ist sie malerisch in den Ausläufern der Westkarpaten gelegen. Die Stadt bedeckt die Flanke eines Berges, vom Busbahnhof in der Neustadt folgen wir daher der steilen Hauptstraße in die Altstadt. Leider sind viele der historischen Häuser am Wegesrand dem Verfall preisgegeben, trotzdem hat die Stadt einen ganz eigenen Charme. Auf halbem Weg finden wir schließlich ein preisgünstiges Hotel und lassen uns ein Zimmer geben.
Das Neue Schloss |
Nach einer kurzen Verschnaufpause gehen wir los um die Altstadt zu erkunden. Sehenswert ist vor allem die Katharinenkirche (Kostol sv. Kataríny), der Rathausplatz (Radničné námestie) sowie die Pestsäule auf dem Dreifaltigkeitsplatz (Trojičné námestie).
Eingang des Jüdischen Friedhofs |
Doch oberhalb der eigentlichen Altstadt warten erst die Hauptattraktionen der Stadt auf uns: Das Alte Schloss (Mestský hrad) und das Neue Schloss (Nový zámok). Leider sind beide Gebäude jahreszeitlich bedingt geschlossen, doch sie sehen auch von Außen beeindruckend aus. Auch die schroffe, verschneite Bergkulisse trägt ihren Teil dazu bei. Wir folgen einem eingeschneiten Wanderweg rings um das Neue Schloss und stoßen dabei zufällig auf den jüdischen Friedhof (Židovský cintorín) der Stadt. Leider ist auch dieser heute geschlossen, doch im Licht der untergehenden Sonne ist immerhin das orientalisch anmutende Portal des Friedhofs ein lohnenswertes Fotomotiv. Erst in der Abenddämmerung sind wir zurück im Hotel.
Nebel über der Pressburg in Bratislava |
Auch am nächsten Tag gönnen wir uns keinen langen Schlaf. Eigentlich wollen wir mit dem ersten Bus des Tages nach Bratislava fahren, doch wir warten vergeblich in der Kälte. Schließlich folgen wir dem Ratschlag einer weiteren Wartenden und nehmen stattdessen eine Umsteigeverbindung via Zvolen.
Unterwegs in der Altstadt |
Obwohl wir dadurch deutlich später als geplant in der slowakischen Hauptstadt ankommen, liegt diese noch in dichtem Nebel. Wir hatten einige Mühe gehabt für den heutigen Silvesterabend noch eine günstige Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Schließlich hatten wir uns für ein Motel in einer Vorstadt von Bratislava entschieden. Es dauert einige Zeit bis wir die richtige Adresse aufgespürt haben, sind aber abgesehen von der verhältnismäßig ungünstigen Lage des Motels zufrieden mit unserer Wahl.
Nový most - die Neue Brücke |
Nachdem wir eingecheckt haben, kehren wir am frühen Nachmittag noch einmal in die Altstadt (Staré Mesto) zurück. Dies bereits unser dritter Aufenthalt in Bratislava, doch es gefällt uns immer noch sehr gut hier. Wir spazieren entlang der Donau und biegen hinter der Neuen Brücke (Nový most) in Richtung der Pressburg (Bratislavský hrad) ab. Die ehemalige Festung der Stadt dient heute als Repräsentationsbau der Regierung.
Pressburg bei Nacht |
Die gemütlichen Gassen der Altstadt sind heute wegen der bevorstehenden Silvesterfeier von Touristenmassen bevölkert und auch wir spazieren dort entlang bevor wir am späten Nachmittag schließlich ins Motel zurückkehren. Den restlichen Abend gönnen wir uns nach den Anstrengungen der letzten Tage ein wenig Ruhe.
Prosit Neujahr! |
Erst spät gehen wir in die Stadt zurück und suchen nach einem günstigen Ort um das Silvesterfeuerwerk zu beobachten. Auf einer Fußgängerbrücke über dem Zubringer der Neuen Brücke werden wir schließlich fündig. Von hier haben wir einen Logenblick auf das bald darauf einsetzende Feuerwerk. Und dann ist es auch schon vorbei, das Jahr 2012.
Nach wenigen Stunden Schlaf steigen wir am Neujahrstag bereits gegen sechs Uhr morgens in den Zug zurück nach Prag. Von dort geht es über Leipzig nach Solingen zurück, das wir am späten Abend erreichen.
Nach wenigen Stunden Schlaf steigen wir am Neujahrstag bereits gegen sechs Uhr morgens in den Zug zurück nach Prag. Von dort geht es über Leipzig nach Solingen zurück, das wir am späten Abend erreichen.