Eigentlich sah es so aus, als würden wir im Sommer 2012 keine Zeit zum Reisen finden. Doch im Frühsommer zeigte sich, dass wir ab Ende August doch einen knappen Monat freinehmen könnten. Wohin aber sollten wir reisen? Etwas planlos sahen wir uns Flugpläne an und fanden eine Verbindung von Düsseldorf in die kosovarische Hauptstadt Priština. Das klang ausreichend abenteuerlich.
Anschließend geschieht lange Zeit gar nichts. Wir haben viel zu tun und eigentlich auch keine Lust auf intensive Planung. Außer dem Kauf eines Reiseführers und dem Buchen einer Unterkunft an unserem Flugziel Priština unternehmen wir also überhaupt nichts und beschließen, alles Weitere auf uns zukommen zu lassen.
1. Kosovo
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Kosovarischer Einreisestempel |
Am 25.08.2012 geht es schließlich los. Wir fahren zum Düsseldorfer Flughafen, können bald darauf einchecken und sitzen wenig später schon im Flieger nach Priština. Der Flug wird wenig spektakulär, auch wenn wegen heftigem Rückenwindes erst der zweite Landeversuch gelingt. Kurz nach der Landung haben wir schon unser Gepäck in Empfang genommen und gehen zur Einreisekontrolle. Aufgrund der Spannungen mit dem Nachbarland Serbien können wir bei der Passkontrolle wählen, ob wir überhaupt einen kosovarischen Einreisestempel in den Pass gestempelt haben möchten. Der Stempel könnte bei der Weiterreise nach Serbien wohl Probleme verursachen. Am Zoll werden wir nach dem Grund unseres Aufenthalts gefragt und ernten ungläubige Blicke, als wir „touristisch“ antworten. Wir bekommen noch den freundlichen Ratschlag, gut auf uns aufzupassen.
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Ankunft in der Innenstadt von Priština |
Geld müssen wir diesmal nicht tauschen, denn die Währung im Kosovo ist tatsächlich der Euro - obwohl das Land selber kein Mitglied der EU ist. Vor dem Flughafengebäude empfängt uns brütende Hitze, ein Digitalthermometer auf dem Parkplatz zeigt 38° an. Eigentlich sollte ein Bus in die Innenstadt fahren, doch weit und breit ist keine Haltestelle zu sehen. Schließlich geben wir dem Drängen der wartenden Taxifahrer nach und folgen einem von ihnen zu seinem Fahrzeug. Seltsamerweise steht der alte Mercedes nicht am offiziellen Taxistand sondern auf dem Besucherparkplatz. Auch das Taxischild befindet sich nicht auf dem Dach des Wagens, sondern im Kofferraum - dafür sollen wir auch nur 15€ statt der sonst üblichen 25€ für die Fahrt zahlen. Priština ist das einzige Ziel dieser Reise für das wir ein Hostel vorgebucht haben und so lassen wir uns vom Taxi in dessen Nähe absetzen.
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Unterwegs in Priština |
Geleitet wird das Hostel von einem ehemaligen Professor der Universität Priština, der uns in der Küche empfängt. Nachdem wir ein wenig Small Talk betrieben haben, holt der Mann die Kopie eines Stadtplans hervor und beginnt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit einem Textmarker einzuzeichnen - dabei macht er am Rand des Planes auch vor der Tischplatte nicht Halt. Wir legen in unserem Zimmer eine kleine Rast ein und brechen erst nachmittags noch einmal in die Stadt auf. Auf dem Weg fällt uns die große Anzahl weißer UN-Jeeps auf, die in den Straßen geparkt sind. Wir schlendern ein wenig durch die Fußgängerzone in der Nähe des Grand Hotels und lassen die Kulisse auf uns wirken. Als sich der Hunger meldet, machen wir uns auf den Rückweg zum Hostel, kaufen unterwegs in einem Supermarkt ein und bereiten uns in der Gemeinschaftsküche ein leichtes Abendessen zu.
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Vermisstenbilder am UN-Hochhaus |
Schon in der Frühe ist es am nächsten Tag genauso heiß wie gestern. Wir brechen trotzdem zu einer Besichtigungsrunde durch Priština auf. Erstes Ziel des Tages ist das UN-Hochhaus in der Nähe der Fußgängerzone. Bekannt wurde der Metallzaun vor dem Eingang auch in den westlichen Medien. Während des Balkankrieges wurden dort die Bilder von Vermissten aufgehängt. Auch wenn die Stadt sonst nicht mehr viele Spuren des Krieges zeigt, hängen dort auch heute noch einige Bilder.
Von diesem eher unerfreulichen Ort gehen wir in Richtung des Bahnhofs von Priština weiter. Wir planen morgen mit der Bahn in die mazedonische Hauptstadt Skopje weiterzureisen, wollen uns aber vorher versichern, dass die Bahnstrecke derzeit überhaupt befahren wird. Der Bahnhof ist zwar nur eine heruntergekommene kleine Hütte, aber laut Fahrplan wird hier morgen Mittag tatsächlich ein Zug nach Mazedonien abfahren.
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Im Bazarviertel |
Auf dem Rückweg in die Innenstadt entdecken wir eine Statue des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Bill Clinton. Offenbar genießt Clinton im Kosovo hohes Ansehen wegen seiner Intervention im Balkankrieg. In der Nähe der modernen Innenstadt befindet sich auch das historische Bazarviertel von Priština. In den engen Sträßchen stoßen wir auf einige alten Moscheen und den Uhrturm. Auch sonst mutet dieser Teil der kosovarischen Hauptstadt eher orientalisch an. Wir schlendern eine Weile umher und als wir wieder in der Fußgängerzone angekommen sind, stellen wir verdutzt fest, dass es bereits später Nachmittag ist.
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NEWBORN-Lettern |
Bevor wir unsere Besichtigungstour beenden, wollen wir jedoch noch ein Wahrzeichen von Priština sehen: das NEWBORN-Schild. Die großen gelben Lettern wurden nach dem Ausrufen der kosovarischen Unabhängigkeit aufgestellt und sollen an die Geburt der neuen Nation erinnern. In der Nähe eines Schnellrestaurants etwas außerhalb der Innenstadt werden wir schließlich fündig.
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Mutmaßliches Kriegsdenkmal mitten in der Stadt |
Die Kosovaren scheinen sich der in unserem Reiseführer unterstellen hohen Symbolwirkung des Emblems jedoch eher weniger bewusst zu sein: Die Lettern sind über und über von Graffiti bedeckt und grade als wir nach einem günstigen Blickwinkel für ein Foto suchen, kleben zwei Männer ein Plakat an einen der Buchstaben. Auf dem Rückweg zum Hostel erkunden wir noch ein großes Denkmal. Das kreisrunde Betongebilde thront auf einem brachliegenden Hang oberhalb der Altstadt und bietet einen großartigen Panoramablick auf die Stadt. Wegen des kleinen Soldatenfriedhofs unterhalb der Betonstruktur vermuten wir, dass es sich um ein Kriegsdenkmal handelt.
2. Mazedonien
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Im Zug nach Skopje |
Nach einer erholsamen Nacht im Hostel brechen wir früh am nächsten Morgen zum Bahnhof auf. Das Innere des kleinen Bahnhofsgebäudes ist menschenleer, doch am einzigen Gleis vor dem Bahnhof stehen ein paar Reisende. Wir fragen einen Mann in Schaffneruniform, woher wir ein Zugticket bekämen. Erst starrt er uns ein wenig verdutzt an, dann lotst er uns ins Bahnhofsgebäude zu einem Ticketschalter. Der ist zwar nicht besetzt, aber der Schaffner bugsiert einen alten Mann aus einem Hinterzimmer in das Büro hinter dem Schalter. Der Versuch des Alten, das Fenster des Ticketschalters zu öffnen, gelingt erst als der Schaffner einen Schraubenzieher herbeiholt und das Fenster von Innen aufhebelt. Der Alte hat in der Zwischenzeit aus irgendeiner Ecke eine Mütze gekramt und erklärt uns nun anscheinend den Verlauf der Bahnstrecke - Leider spricht er kein Englisch. Wir nicken höflich, verstehen aber nur Bruchstücke. Zurück am Bahnsteig sehen wir, dass die anderen Fahrgäste ihre Tickets doch beim Schaffner kaufen.
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Zugfahrt |
Kurz darauf sitzen wir in einem altersschwachen schwedischen Triebwagen, der in gemächlichem Tempo durch kleine Dörfer fährt. Irgendwann kurz vor der Grenze endet die Bahntrasse im Nichts und wir müssen in einen klapprigen Bus umsteigen. Eine ganze Weile fahren wir durch bergige Landschaft, dann halten wir am Bahnhof eines weiteren kleinen Dorfes. Ob wir noch im Kosovo oder schon in Mazedonien sind, wissen wir nicht. Am Bahnhof steht bereits ein Zug bereit und wir steigen zusammen mit den anderen Reisenden ein. Kurz darauf werden unsere Pässe von zwei unmotivierten kosovarischen Grenzbeamten gestempelt - eine mazedonische Einreisekontrolle gibt es nicht.
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Ankunft in Skopje |
Gegen Mittag steigen wir in Skopje aus dem Zug. Der Bahnhof ist ein seltsames Stück Sowjetarchitektur. Die Bahntrasse liegt ein ganzes Stück höher als die Straße, der Bahnhof schließlich besteht aus einem Gewirr finsterer Gänge, die in den Bahndamm hinein gebaut sind. Immerhin ist es nicht weit von hier bis in die Innenstadt. Auf der Suche nach einem an der Hauptstraße beschilderten Hostel verirren wir uns in einem heruntergekommenen Viertel aus alten Wohn- und Lagerhäusern nahe dem Stadtfluss, der Vardar.
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Alexander der Große |
Erst dank einer jungen Joggerin finden wir doch noch den richtigen Weg. Nachdem sie uns den Weg beschrieben hat, fragt sie welcher Nationalität wir wären. Als wir uns als Deutsche vorstellen, erwidert sie in diesem Fall wären wir willkommen. Als wir wieder alleine sind wundern wir uns, mit welcher Nationalität wir wohl nicht willkommen gewesen wären. Bald darauf finden wir das gesuchte Hostel, buchen zwei Betten in einem Schlafsaal, stellen unser Gepäck ab und brechen in die Innenstadt auf. Skopje bietet ein kontrastreiches Bild. Im Rahmen der nationalen Identitätssuche nach dem Zerfall Jugoslawiens, besann man sich offenbar auf Alexander den Großen. So kommt es, dass der gesamte neuere Teil der Innenstadt mit wuchtigen Neubauten im Stil der Antike bebaut wurde und wird. Den zentralen Platz ziert ein monumentales Reiterstandbild des berühmten Eroberers.
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Bazar von Skopje |
Der historische Teil der Altstadt könnte keinen größeren Kontrast darstellen. Dort haben die Jahrhunderte der osmanischen Besatzung ihre Spuren hinterlassen, enge Gassen gesäumt von kleinen Ladenlokalen und Marktständen bestimmen das Bild. Über allem thronen die Mustafa-Pascha-Moschee (Мустафа-пашина џамија) und die Festung Kale (Скопско кале). Bis spät in den Nachmittag lassen wir uns durch die Altstadt treiben, erklimmen den Burgberg mit der leider geschlossenen Festung und essen Köfte an einem der unzähligen Straßenstände.
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Kale, die Festung von Skopje |
Nachmittags gehen wir in die Neustadt hinüber, lassen uns von den wuchtigen Repliken antiker Architektur beeindrucken und werfen einen Blick auf das Geburtshaus der berühmtesten Tochter der Stadt - Mutter Theresa. Am Abend setzen wir uns zu Fuße der Reiterstatue Alexanders des Großen auf eine Bank und beobachten das abendliche Treiben auf den Straßen. Erst spät gehen wir ins Hostel zurück, wo wir noch einige Zeit auf dem Balkon sitzen und den Sonnenuntergang betrachten. Obwohl uns Skopje gefällt, beschließen wir morgen nach Ohrid weiterzufahren. Dort am Ufer des gleichnamigen Sees hoffen wir auf etwas kühleres Wetter.
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Busticket Skopje-Ohrid |
So kommt es, dass wir am nächsten Morgen bereits früh aufstehen und zum Busbahnhof gehen. Wenig später fährt ein alter Reisebus vor. Die Fahrt nach Ohrid wird eher unspektakulär und am frühen Nachmittag kommen wir an. Auf der kahlen Asphaltfläche des Busbahnhofs herrscht brütende Hitze. Sofort werden alle Passagiere des Busses von Hotelbesitzern umstanden, die auf der Suche nach Gästen sind. Genervt lehnen wir die meist ohnehin überteuerten Angebote ab. Als wir uns auf den Weg in die Innenstadt machen, steht plötzlich Peter neben uns und fragt, ob wir schon eine Übernachtungsmöglichkeit ins Auge gefasst hätten und ob er mitkommen könne. Peter ist rund doppelt so alt wie wir und aus Stuttgart. Er hat seine Reise in Skopje begonnen und will Richtung Albanien weiter, wo er ein paar Wochen rumreisen möchte. Wir beide hatten bereits im Bus beschlossen, unser Glück bei einer Pension zu versuchen, für die im Hostel in Skopje Werbung auslag. Also folgen wir nun zu dritt der vagen Wegbeschreibung auf dem Zettel.
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Strandpromenade in Ohrid |
Wenig später stehen wir in einer ruhigen Seitenstraße in der Nähe des Seeufers vor der gesuchten Pension. Wir bekommen die Zimmer gezeigt und in Anbetracht des günstigen Preises fackeln wir nicht lange und sagen zu. Wir zwei nehmen ein Doppelzimmer und auch Peter entscheidet sich zu bleiben; er nimmt das Gästezimmer neben unserem. Rasch verabreden wir, morgen früh gemeinsam zu frühstücken, dann brechen wir zu zweit in die Stadt auf. Gemütlich spazieren wir am Seeufer entlang, bewundern die hübsche Altstadt und erklimmen dann endlich den Hügel am Ende der Strandpromenade.
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Blick auf Sveti Jovan Kaneo |
Dort, oberhalb der Stadt, thront die Kirche Sveti Jovan Kaneo (Свети Јован Канео), die dank ihrer malerischen Lage zu Recht eines der beliebtesten Fotomotive Mazedoniens sein soll. Von der Kirche führt ein schmaler Pfad noch weiter den Berg hinauf. Wir genießen den Weg durch duftende Nadelwälder. Noch ein Stück weiter den Berg hoch können wir bereits die Ruinen der alten Festung von Ohrid erahnen, doch in Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit verschieben wir die Besichtigung auf Morgen. Also gehen wir wieder in die Stadt hinab, setzen uns noch ein wenig an der Strandpromenade hin und genießen den Blick auf den See. Später am Abend findet sogar noch eine Art Volksfest statt und auf einer Bühne werden traditionelle Musik und Tanz dargeboten.
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Blick von der Samuil-Festung |
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf und gehen gemeinsam mit Peter in einem nahegelegenen Supermarkt einkaufen. In der Pension gibt es einen Frühstücksraum, in dem in der Hauptsaison auch Frühstück serviert werden würde. Jetzt in der Nebensaison wird kein Frühstück mehr serviert, aber wir dürfen uns trotzdem setzen und unsere eigenen Einkäufe zubereiten. Endlich haben wir Gelegenheit, uns ausführlicher mit Peter zu unterhalten. Es zeigt sich, dass er ebenfalls leidenschaftlich gerne reist und überrascht stellen wir fest, dass es eine ganze Reihe von Zielen in Osteuropa gibt, die wir alle bereits bereist haben. So kommt es, dass unser Frühstück bis weit nach Mittag dauert.
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Im Garten der Kirche Sveti Jovan Kaneo |
Nachdem wir uns von Peter getrennt haben, brechen wir zu der historischen Festung von Ohrid auf, der so genannten Samuil-Festung (Самуиловата тврдина). Eine undankbare Kletterei in brütender Hitze, aber der Ausblick von der gut erhaltenen Anlage entschädigt für den mühsamen Aufstieg. Den restlichen Nachmittag verbringen wir in dem kleinen Garten der Kirche Kirche Sveti Jovan Kaneo, der direkt an der Steilklippe liegt und wo uns eine sanfte Brise kühlt. Später klettern wir wieder zum Seeufer hinab. Dort finden wir eine einladende Strandbar, wo wir uns mit einer Flasche gut gekühlten Biers auf eine die Strandliegen fläzen und später eine Runde in dem angenehm kühlen Wasser des Ohridsees schwimmen.
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Am Ufer des Ohridsees |
Als wir abends in die Pension zurückkehren, treffen wir auf halbem Weg Peter wieder. Wir beschließen gemeinsam in der Altstadt Essen zu gehen. Wenig später sitzen wir in einem gemütlichen Restaurant und unterhalten uns über unsere weiteren Reisepläne. Während Peter die Weiterreise nach Albanien plant, sind wir uns noch unsicher ob wir auch direkt dorthin weiterfahren sollen oder erst einen Blick auf den Osten Mazedoniens werfen wollen. Schließlich lassen wir uns von Peters Elan mitreißen. Wir einigen uns darauf, morgen früh zu dritt zunächst mit dem Bus nach Sveti Naum zu fahren. In dem Dörfchen steht eines der bedeutendstenen Klöster Mazdoniens, in dem die Gebeine des heiligen Naum verehrt werden, der der Legende nach im 9. Jahrhundert das Christentum nach Mazedonien brachte. Gleichzeitig stellt Sveti Naum die Mazedonisch-Albanische Grenze dar. Vom Kloster soll es ein Fußmarsch von knapp einem Kilometer bis zum Grenzposten sein und von dort weitere sieben Kilometer bis zur nächsten albanischen Stadt, Pogradec. Wir wollen morgen nach dem Besuch des Klosters also zu Fuß die Grenze überqueren und nach Pogradec laufen. Von dort wollen wir weitersehen.
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Sonnenuntergang am Ohridsee |
Als wir früh am nächsten Morgen an der Bushaltestelle für den Bus nach Sveti Naum warten, gesellt sich ein junges polnisches Pärchen zu uns. Die beiden sind nach einer Rundreise durch Albanien vor wenigen Tagen nach Mazedonien eingereist und wollen sich nun ebenfalls das Kloster ansehen. Wir bekommen ein paar Reisetipps für Albanien mit auf den Weg gegeben - und die Warnung vor den chaotischen Verhältnissen im Lande.
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Kloster Sveti Naum |
Nach einer kurzen Busfahrt entlang des Ufers des Ohridsees erreichen wir den Parkplatz des Klosters, der von unzähligen Souvenirständen gesäumt ist. Zu unserer Freude öffnet das Kloster erst in einer halben Stunde seine Pforten und entsprechend sind wir noch die einzigen Besucher. Als wir schließlich im Inneren des Klosters sind, werden wir von einem älteren Mönch begrüßt, der grade den Ticketschalter aufschließt. Wir dürfen unsere Rucksäcke in seiner Obhut lassen und betreten die Grabeskirche des Heiligen Naum. Das Innere ist dunkel, die Fenster sind winzig und die Decke von Kerzenruß geschwärzt. Umso beeindruckender sind die jahrhundertealten Wandmalereien. Die kontemplative Ruhe in der Kirche wird allerdings jäh unterbrochen, als eine italienische Reisegruppe ankommt, die Kirche stürmt und die Malereien mit den Blitzlichtern ihrer Kameras traktiert. Während der Mönch, der uns vorhin noch freundlich empfing, mit hochrotem Kopf auf die Reisegruppe einschmipft, sammeln wir unsere Rucksäcke ein und machen uns auf den Rückweg. Auf dem Besucherparkplatz reihen sich mittlerweile Reisebusse aneinander und wir sind froh, dass wir vor den Touristenhorden hier angekommen sind.
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Ruhestätte des Hl. Naum... |
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...Kuppel im Kloster Sveti Naum |
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...Wandmalereien... |
Als wir an der Ausfahrt des Parkplatzes ein Taxi sehen, zögern wir nicht lange. Wir legen unsere letzten mazedonischen Denar zusammen, umgerechnet weniger als drei Euro und fragen den Fahrer, ob er uns für den Betrag bis zur albanischen Grenze fahren würde. Nach kurzem Zögern stimmt er zu. Der Weg zum mazedonischen Grenzposten führt im prallen Sonnenschein eine steile Straße hinauf und in Anbetracht der rund 35° sind wir froh, nicht zu Fuß gehen zu müssen.
3. Albanien
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Mit Peter im Niemandsland zwischen Mazedonien und Albanien |
Die Ausreisekontrolle liegt schnell hinter uns, der Grenzer wirft einen lustlosen Blick auf die Pässe und dann stehen wir auch schon im Niemandsland. Es ist eine erstaunlich weite Strecke auf einer ramponierten und von Brombeeren bewucherten Straße, bis wir den albanischen Grenzposten erreichen. Auch hier ist die Kontrolle schnell erledigt, wir bekommen einen weiteren Stempel in unsere Pässe und dann sind wir in Albanien. Direkt hinter dem Grenzposten sehen wir den ersten der so genannten Pillbox-Bunker. Die kleinen pilzförmigen Bollwerke stehen überall im Land. In jedes passen drei bis vier Personen und angeblich soll es Platz für nahezu jeden der drei Millionen Albaner gegeben haben. Aber die Zeiten sind vorbei. Der paranoide Diktator Enver Hoxha, der Albanien vom Rest der Welt abschottete ist seit mehr als 20 Jahren tot. Doch viele der Bunker sind geblieben weil der Abriss zu teuer wäre.
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Einer der allgegenwärtigen Bunker |
Hinter dem albanischen Grenzposten warten wieder Taxis, aber wir gehen lieber zu Fuß nach Pogradec. Der Weg entlang des Ufers des Ohridsees ist angenehm zu gehen und trotz der Hitze kommen wir gut voran. Am frühen Nachmittag erreichen wir den kleinen Hafen von Pogradec. An einem Bankautomaten ziehen wir eine größere Summe albanische Lekë, dann rasten wir in einem Cafe. Da wir früher als erwartet in Pogradec angekommen sind und die Stadt außer einigen Hotels nicht viel Interessantes zu bieten hat, beschließen wir heute noch in die nächste Großstadt weiterzufahren, nach Korça.
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Ankunft in Korça |
Feste Busbahnhöfe oder Haltestellen gibt es in Albanien nur in den wenigsten Städten. Zumeist fahren die Busse an wechselnden Plätzen in der Nähe des Stadtzentrums ab. Wir fragen daher den Kellner des Cafés, der uns zu einer Kreuzung nahe des Marktplatzes schickt. Busse sehen wir dort zwar nicht, aber grade als wir uns näher umsehen hält ein rostiger Mercedes Sprinter neben uns. Erst auf den zweiten Blick erkennen wir, dass es sich um ein Furgon, also einen Kleinbus handelt. Der Fahrer fragt "Tiranë?". Wir schütteln den Kopf, in die Hauptstadt Tirana wollen wir nicht. Kaum ist das Furon weg, ruft es "Korçë?" aus einem anderen Furgon, das mit halsbrecherischem Tempo aus einer anderen Seitenstraße gefahren kommt. Wir steigen ein und los geht die Fahrt. Von den Polen, die wir am Morgen in Ohrid getroffen hatten, waren wir zwar vor den schlechten Straßenverhältnisse gewarnt worden, aber der Weg nach Korça ist eine frisch asphaltierte Schnellstraße. Am späten Nachmittag halten wir auf einem Parkplatz vor einem unansehnlichen Plattenbau, angeblich soll dies Korça sein. Wir steigen aus, zahlen für die Fahrt und begeben uns auf die Suche nach dem Stadtzentrum.
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Kirche Ringjallja e Krishtit |
Ein Passant weist uns den Weg eine unattraktive Einfallstraße entlang und wenig später sind wir tatsächlich am Eingang einer im Bau befindlichen Fußgängerzone. In der Nähe sehen wir sogar eine Touristeninformation, mit der wir in dieser Stadt nicht gerechnet hatten. Wir fragen dort nach einem Stadtplan und nach Sehenswertem in Korça. Die Dame hinter der Informationstheke fragt als erstes, ob wir Deutsche seien. Als wir bejahen, wird uns die örtliche Brauerei empfohlen. Außerdem sollten wir Mbor besuchen, ein Dorf in der Nähe. Dort gäbe es eine uralte und reich geschmückte Kirche.
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Einrichtung der Kirche Ringjallja e Krishtit |
Mit dem Stadtplan aus der Touristeninformation brechen wir zu einem ersten Erkundungsgang durch die Stadt auf. Hinter der Fußgängerzone beginnt eine schattige Allee und in einer der Seitenstraßen finden wir direkt neben der Polizeiwache ein Hotel. Die Besitzerin spricht kein Wort Englisch, serviert uns aber einen Tee und bedeutet uns zu warten. Nach kurzer Zeit kommt ihre Tochter zur Tür herein, die für uns dolmetscht. Für umgerechnet 25€ mieten wir zu dritt das gesamte Dachgeschoss. Wir legen rasch unser Gepäck ab, dann gehen wir in die Stadt zurück. In einem Café stärken wir uns mit einem Espresso, den es in Albanien an wirklich jeder Straßenecke und in ausgezeichneter Qualität gibt. Dem Café direkt gegenüber liegt die Kirche Ringjallja e Krishtit, die wir als nächstes besichtigen.
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Unterwegs in Korça |
Die Einrichtung kann uns nicht so recht begeistern, ist aber erstaunlich reich für die albanische Provinz. Erst trauen wir uns nicht, Fotos des Innenraums zu machen. Doch der nette alte Mann, der wohl als Aufpasser fungiert, lässt uns nicht gehen bevor wir nicht ein paar Bilder geschossen haben. Eine Spende verlangt er zu unserer Überraschung nicht. In der Nähe der Kirche finden wir noch ein Ikonenmuseum, das wir spontan besichtigen. Der freundliche Student am Ticketschalter führt uns bereitwillig herum und beantwortet unsere Fragen. Draußen bricht langsam der Abend an und wir begeben uns auf die Suche nach einem Restaurant. In einer Seitenstraße finden wir eine einladende Gaststätte. Wir lassen uns mit Zitronensuppe, Salat und einer großen Fleischplatte verwöhnen. Als wir zurück auf der Allee bei unserem Hotel sind, überrascht uns das bunte Treiben dort. Wir tun es den Einheimischen gleich und setzen uns noch in eine Bar um das Nachtleben von Korça zu beobachten.
Am nächsten Morgen sind wir früh auf den Beinen. Laut Peters Reiseführer geht der Bauernmarkt von Korça jeden Tag um 5 Uhr in der Frühe los und wir wollen uns das Schauspiel nicht entgehen lassen. Tatsächlich sind die engen Gassen im heruntergekommenen Bazarviertel der Stadt bereits voll mit Eselskarren und Marktständen. Wir schlendern durch den Bazar und bestaunen die exotische Kulisse.
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Früh morgens... |
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...von Korça |
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...im Bazarviertel... |
Schließlich setzen wir uns für einen Espresso in eine Bar am Eingang des Bazars und besprechen unsere weiteren Pläne für den heutigen Tag. Schnell einigen wir uns darauf, als nächstes nach Mbor zu wandern, das kleine Dorf mit der beeindruckenden Kirche, das uns an der Touristeninformation empfohlen worden war. Auf dem Rückweg wollen wir dann der Korça-Brauerei einen Besuch abstatten.
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Kirche von Mbor |
Der Weg nach Mbor erweist sich als steile Kletterpartie und wir sind nass geschwitzt als wir schließlich vor der Kirche stehen. Die Tür ist abgeschlossen, also fragen wir im nahegelegenen Supermarkt nach. Die Kassiererin erklärt uns, dass der Mann mit dem Schlüssel erst gegen Mittag wieder da sein würde. Während wir uns noch beratschlagen, ob wir so lange warten sollen, werden wir von einer Horde Kinder umringt. Einige der Kleinen sprechen ein paar Brocken Englisch und so werden wir erst einmal ausgefragt, wo wir herkämen und was wir hier wollten.
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Klettern in den Bergen von Korca |
Obwohl keines der Kinder wirklich ärmlich aussieht, werden wir anschließend nach Geld gefragt. Peter spendiert schließlich eine Runde Eis in dem Supermarkt und tatsächlich verschwinden die Kinder nachdem sie ihr Eis haben. Zwei Jungen bleiben jedoch bei uns. Zu unserer Überraschung spricht der Eine fließend Spanisch. Auch Peter spricht recht gut Spanisch und wir beide kratzen unser Schulspanisch zusammen. Mario, so erfahren wir, spricht so gut Spanisch, weil er mit seiner Mutter jeden Tag spanische Telenovelas im Fernsehen guckt. Wir fragen ihn nach einem Café oder Restaurant, um dort zu warten bis uns die Kirche aufgeschlossen werden kann. Doch Mario bietet uns stattdessen an, uns eine weitere Kirche und einen Aussichtspunkt in den Bergen oberhalb des Dorfs zu zeigen.
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Blick über Korça |
Wenig später klettern wir mit Mario und einem weiteren Jungen durch das unwegsame Gelände. Tatsächlich kommen wir nach einiger Zeit zu eine weiteren Kirche, die aber wohl neueren Datums ist und unser Interesse eher weniger wecken kann. Der angekündigte Aussichtspunkt ist hingegen wirklich lohnenswert. Wir verschnaufen ein wenig im Schatten einiger krüppeliger Kiefern und genießen den Blick auf Korça. Mario bietet an, uns noch weiter durch die Berge zu führen, doch das Geröll auf den Berghängen ist nicht grade ein geeigneter Untergrund für unsere Sandalen. Außerdem hoffen wir, dass wir nun endlich in die Kirche in Mbor hinein können. Als wir am Supermarkt zurück sind, werden wir tatsächlich zu einem Haus ein paar Meter weiter geschickt. Dort wohne der Mann, der uns die Kirche aufschließen würde. Als wir an dem genannten Haus nachfragen, werden wir enthusiastisch von einem korpulenten Mann begrüßt. Leider finden wir keine gemeinsame Sprache.
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Kerzenruß... |
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...Fresken in der Kirche |
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...Ikonen... |
Tatsächlich stehen wir aber wenig später in der kleinen finsteren Kirche. Der Ruß von ungezählten Kerzen hat die bunten Fresken an den Wänden mit einer dunklen Schicht bedeckt. Trotzdem hat die Kirche etwas sehr Stimmungsvolles.
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Brauerei von Korça |
Auf dem Rückweg nach Korça kommen wir an der Brauerei der Stadt vorbei. In der Mittagshitze wirkt der schattige Biergarten davor äußerst reizvoll. Extra für uns wird der Grill angeheizt und so probieren wir uns zu einer großen Portion Schaschlik durch die verschiedenen Biersorten der Brauerei. Als wir endlich im Hotel zurück sind, ist es schon später Nachmittag. Wir legen eine kurze Pause ein, gehen abends aber noch einmal durch die Stadt. Offenbar findet an diesem Abend ein Fußballspiel im Stadion von Korça statt und so wird es schwierig, noch einen Platz in einer der Bars zu finden.
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Auf dem Weg nach Gjirokastra am frühen Morgen |
Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Wir wollen nach Gjirokastra weiter und die Busse fahren angeblich nur am Morgen ab, die Bushaltestelle soll direkt am Bazar sein. Dort angekommen, wird uns aus einem fahrenden Furgon sofort "Gjirokastër?" zugerufen. Als wir bestätigen, hält der Bus mit quietschenden Reifen an. Innen sind nur noch zwei Plätze frei, aber das macht nichts. Offenbar gibt es zwei Fahrer, die sich auf der sechsstündigen Fahrt abwechseln sollen. Um Platz für uns Drei zu schaffen, setzt sich der Ersatzfahrer einfach in den Kofferraum. Wenig später rast der Bus mit wahnwitzigem Tempo über eine Schlaglochpiste. An einer Kreuzung biegen wir auf einen Bergpass ab. Der Asphalt ist von tiefen Schlaglöchern durchzogen, eine Leitplanke gibt es in den Haarnadelkurven der Serpentinen oft nicht. Teilweise fehlt auch der Straßenbelag ganz. Wo Bergrutsche die Fahrbahn in die Tiefe gerissen haben, sind einfache Geröllpisten aufgeschüttet. Die Fahrbahnbreite bemisst kaum mehr als anderthalb Spuren, doch glücklicherweise gibt es kaum Gegenverkehr. Wenn doch ein Fahrzeug entgegenkommt, heißt es Augen zu und durch - gebremst wird von keinem der "Kontrahenten". Einmal wird es so eng, dass unserem Bus der Außenspiegel abgefahren wird.
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Ungesicherte Abhänge... |
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...aber tolle Aussicht auf Albaniens Straßen! |
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...fehlende Ausweichsmöglichkeiten... |
Mehrmals während der Fahrt halten wir an. Entweder damit sich die Fahrgäste sich an einer der unzähligen Wasserquellen erfrischen können - oder weil sich jemand übergeben muss. Nun schätzen wir uns glücklich, dass wir heute Morgen aus Zeitmangel aufs Frühstück verzichtet haben. Immerhin erlaubt die Fahrt über die abenteuerliche Passstraße tolle Ausblicke auf die albanische Berglandschaft. Selbst die Albaner sind von der Schönheit der Natur ihres Heimatlandes begeistert; sie fotografieren mindestens ebenso viel wie wir.
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Unsere Unterkunft in Gjirokastra |
Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich durchgeschüttelt das Fahrtziel Gjirokastra. Die Stadt, vom ehemaligen Diktator Enver Hoxha zur Museumsstadt erhoben, besteht aus zwei Teilen. Die Altstadt mit der Burg ist auf einem Hügel über der Stadt, die Neustadt erstreckt sich zu Fuße dieses Hügels. Auf dem Weg von der Neustadt zur Altstadt halten wir die Augen nach einer Übernachtungsmöglichkeit offen. Doch noch bevor wir etwas Ansprechendes finden, spricht uns eine ältere Frau an. Sie steht im Eingang eines Bestattungsinstituts. Etwas verwirrt bejahen wir ihre Frage, ob wir auf der Suche nach einem Hotel seien. Wir werden in den Laden hinein gebeten und nehmen auf einer Sitzgruppe vor einem Wandregal mit Urnen Platz. Sofort wird uns eine Reihe von vergilbten Fotos gezeigt.
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Blick aus unserem Zimmer |
Offenbar besitzt die Dame eines der charakteristischen Wehrhäusern in der Altstadt von Gjirokastra, in dem sie eine Ferienwohnung vermietet. Der Preis soll umgerechnet 35€ betragen, für albanische Verhältnisse nicht grade ein Schnäppchen. Wir sagen dennoch zu. Zum einen teilen wir den Preis durch drei und zum anderen ist eine Wohnung in einem der berühmten Wehrhäuser mit Sicherheit interessanter als ein Hotel in der Neustadt. Wenig später fährt ein klappriges Taxi vor dem Bestattungsinstitut vor und wir steigen zusammen mit unserer Gastgeberin ein. Über eine steile Straße heizt der Fahrer weiter den Berg hoch. Wie das altersschwache Taxi das bewerkstelligt bleibt uns rätselhaft. Als wir aussteigen diskutiert die Frau lebhaft mit dem Fahrer. Was auch immer sie ihm an den Kopf wirft - zahlen muss sie am Ende nicht.
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Unterwegs in Gjirokastra |
Die Wehrhäuser von Gjirokastra haben vier oder noch mehr Etagen und sind in den Berg hineingebaut. Wir klettern immerhin drei Etagen hoch, dann stehen wir vor der Tür unserer Unterkunft. Es handelt sich um eine komplette Wohnung mit Küche, Bad und mehreren Schlafzimmern. Die Einrichtung ist zwar schon älteren Datums, aber alles ist gepflegt und sauber. Wir stellen unser Gepäck ab und bekommen die Dachterrasse gezeigt, die wir ebenfalls nutzen können. Unsere Gastgeberin händigt uns noch einen Satz Schlüssel aus, dann verschwindet sie wieder. Nachdem wir ein wenig auf der Dachterrasse verschnauft haben, brechen wir zu einem ersten Erkundungsgang durch die Stadt auf.
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Im Skenduli-Haus |
Wir schlendern ein wenig durch die engen Gassen der Altstadt, trinken einen Espresso und essen in einer Imbissbude köstliche Qofte, Frikadellen, die den türkischen Köfte ähneln. Schließlich finden wir noch einen Wegweiser zum so genannten Skenduli-Haus, einem der größten Wehrhäuser, die nun für Besichtigungen geöffnet sind. Im Inneren des Hauses begrüßt uns der Besitzer, der uns mit großem Elan durch die liebevoll restaurierten Räume führt. Er spricht zwar kein Englisch, aber er hat einen Zettel mit englischsprachigen Erklärungen, so dass wir seinen Ausführungen großteils folgen können.
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Bazar-Moschee |
Auf dem Rückweg zum Hostel passieren wir die einzige Moschee Gjirokastras, die die Diktatur Hoxhas überstanden hat. Vor der Moschee begegnet uns Filip, ein Niederländer, den wir im Bus von Skopje nach Ohrid bereits kennengelernt hatte. Er schickt sich grade an, einen Blick in die Moschee zu werfen und wir schließen uns ihm an. Die Tür der Moschee ist zwar offen, doch im Inneren liegt ein Mann schlafend auf dem Boden. Als wir uns leise wieder vom Eingang zurückziehen, werden wir plötzlich von einem weiteren Mann angesprochen. Erst fragt er uns sehr skeptisch, was wir hier wollten, erlaubt uns dann aber einen eingehenderen Blick ins Innere der Moschee zu werfen. Als wir wieder hinauskommen, ist der Imam der Gemeinde hinzugekommen. Wie sich herausstellt, spricht er sogar ein paar Brocken Deutsch und hat einige Zeit in Deutschland gelebt. Er erklärt uns die Situation der Moslems in Albanien, verlässt uns aber rasch wieder, da das nächste Gebet kurz bevorsteht. Auch wir machen uns auf den Weg, verabreden uns aber noch mit Filip, um am Abend gemeinsam Essen zu gehen.
Am nächsten Tag stehen wir früh auf. Zu unserer Überraschung klopft bald darauf unsere Gastgeberin mit Frühstück an die Tür. Wir stärken uns mit Weißbrot, unfassbar süßer Marmelade, Schafskäse und Eisenkraut-Tee. Nach dem Frühstück brechen wir zu unserem eigentlichen Tagesziel auf, der Burg von Gjirokastra.
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Uhrturm... |
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...in der Burg von Gjirokastra |
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... und Gewölbe... |
Die riesige Anlage, einst unter osmanischer Herrschaft errichtet, ist in erstaunlich gutem Zustand und kann vollständig besichtigt werden. Peters Reiseführer empfiehlt ausdrücklich die Mitnahme von Taschenlampen. Am Eingang der Burg werden wir von einem Schild noch einmal darauf hingewiesen, dass es keinerlei Absperrungen gebe. Auch die einsturzgefährdeten Kellergewölbe und bröselnden Zinnen kann man betreten. Der Besuch erfolgt auf eigene Gefahr. Wir bleiben bis zum frühen Nachmittag in der Burg und besichtigen jeden Winkel. Die riesigen Gewölbe der Zisternen ebenso wie die Innenhöfe und Wohnräume, die Exerzierplätze und Waffenkammern.
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Prachtzimmer im Zekati-Haus |
Als wir am Nachmittag die Burg verlassen, sehen wir eher zufällig einen Wegweiser zum Zekati-Haus. Wiederum handelt es sich um eines der großen Wehrhäuser. Wir staunen über die reich geschmückten Räume im Inneren und genießen den weiten Blick von der Dachterrasse, wo sich einst die Herren des Hauses von ihren Ehefrauen bedienen ließen. Als wir das Zekati-Haus verlassen, sitzen drei sehr alte Damen im Garten davor und bereiten Feigen zu. Die englischsprachige Enkelin einer der Damen erklärt uns, dass die Drei vor dem zweiten Weltkrieg noch in dem Haus gewohnt hätten. Unter dem Diktator Hoxha seien sie aber gezwungen gewesen, auszuziehen. Heute wohnen sie in einem Neubau nebenan, das alte Wehrhaus dient nur noch als Museum.
Es ist bereits Abend als wir in unsere Unterkunft zurückkehren. Unterwegs haben wir eingekauft und bereiten nun in der kleinen Küche Abendessen zu. Eigentlich wollten wir den restlichen Abend auf der Dachterrasse verbringen, doch Peter überredet uns, noch ein Bier in der Stadt trinken zu gehen.
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Blick auf Gjrokastra von der Terrasse des Zekati-Hauses |
Nach dem Aufstehen packen wir am nächsten Morgen früh unsere Rucksäcke zusammen und brechen in die Neustadt auf, wo an einem Kreisverkehr Busse und Furgons abfahren sollen. Tatsächlich ruft uns bald ein Furgon-Fahrer "Sarandë?" zu und wir winken ihn heran. Die Frage, ob er uns auf halbem Weg zwischen Gjirokastra und Saranda am Syri i Kaltër hinauslassen kann, bejaht er. Also steigen wir ein. Wieder rasen wir in halsbrecherischem Tempo über abenteuerliche Passstraßen. Am frühen Vormittag werden wir vor einem unbefestigten Parkplatz hinausgelassen.
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Ankunft beim Parkplatz der Syri i Kaltër |
Ein Wegweiser deutet auf eine staubige Piste, die zur "Blue Eye Spring" führen soll, wie die englische Übersetzung von Syri i Kaltër lautet. Wir folgen dem Weg bis zu einem Kassenhäuschen, wo wir pro Person umgerechnet 35 Cent Eintritt zahlen, denn nun betreten wir einen Nationalpark. Die Rucksäcke können wir dankenswerterweise beim Kassenhäuschen lassen. Wenig später erreichen wir einen wilden Fluss, die Bistrica. Ein schmaler Waldweg führt bis zu seiner Quelle, der Syri i Kaltër.
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Flusslauf der Bistrica kurz hinter der Quelle |
Die "Blue Eye Spring" macht ihrem Namen alle Ehre. In einem natürlichen Steinbecken unterhalb einer Felswand befindet sich ein kleiner tiefblauer See. Von unten hervorströmende Wassermassen versetzen die Oberfläche in eine sanfte Bewegung. Wir klettern auf eine wackelige Plattform an der Felswand und genießen den Anblick der Quelle. Das Farbspiel von Blautönen in Verbindung mit der sanften Bewegung auf der Wasseroberfläche hat etwas unglaublich Hypnotisches an sich.
Nachdem wir uns an dem Anblick des Naturschauspiels satt gesehen haben, trinken wir noch einen Espresso in einer Bar in der Nähe. Der Kellner zeigt uns stolz, dass das Wasser für den Kaffee aus der Syri i Kaltër kommt. Als wir dorthin zurückgehen sind bereits eine ganze Reihe Touristen angekommen. Die meisten sind offenbar Albaner, doch wir treffen auch ein deutsches Paar, das mit ihrem Hund und einem Wohnwagen durch Albanien reist. Wir waten noch ein wenig durch das eisige Wasser und staunen über zwei Schwimmer, denen die grade einmal 12°C des Wassers nichts auszumachen scheinen.
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Blick ins... |
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...der Syri i Kaltër |
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...hypnotische Blau... |
Als wir den Nationalpark wieder verlassen haben, müssen wir am Straßenrand nicht lange auf das nächste vorbeifahrende Furgon warten. Wir winken es heran, doch das Fahrzeug ist bereits voll besetzt. Erst im dritten Furgon finden wir auch noch Platz. Die Fahrt nach Saranda dauert nicht lange, die Bergpässe liegen hinter uns und die Straßen werden besser, je näher wir der touristisch erschlossenen Küste kommen. In Saranda finden wir direkt neben der Busstation eine Touristeninformation. Wir fragen wie wir am besten nach Ksamil kommen. Der kleine Badeort am südlichsten Zipfel der albanischen Küste ist das heutige Tagesziel.
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Im Bus nach Ksamil |
Uns wird erklärt, dass nach Ksamil keine Furgons fahren, sondern nur städtische Busse - offenbar will die Stadt an den Touristen mitverdienen. Der nächste Bus fährt zu unserem Glück in wenigen Minuten ab. Nach kurzer Zeit sitzen wir tatsächlich in einem ausgemusterten deutschen Reisebus und fahren die neu gebaute Küstenstraße entlang. Am Ortseingang von Ksamil sehen wir ein Schild, dass auf einen Campingplatz verweist. Das ist der erste Campingplatz, den wir in ganz Albanien sehen. Wir bitten den Fahrer, uns hier rauszulassen. Wir zwei haben Campingausrüstung dabei, Peter nicht. Dennoch kommt Peter mit zum Platz, denn erfahrungsgemäß vermieten viele Campingplätze in Osteuropa auch kleine Hütten.
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Strandpromenade von Ksamil |
Am Eingang des Campingplatzes werden wir von Alexander begrüßt, dem Besitzer. Bevor wir uns umsehen können, werden wir an einen Tisch gebeten und bekommen einen Eiskaffee serviert. Alexander spricht gutes Englisch und hört sich interessiert unsere bisherigen Erlebnisse in Albanien an. Dann erzählt er von seinem Campingplatz. Vor einigen Jahren habe er ihn gegründet, als einen der ersten albanischen Campingplätze überhaupt. Anfangs seien kaum Gäste gekommen, aber inzwischen würden es jedes Jahr mehr - aktuell sei er beinahe ausgebucht.
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Am Strand |
Nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken haben, gehen wir auf die Suche nach einer schattigen Parzelle für unser Zelt während Peter sich die Wohnungen in dem Bungalow in der Mitte des Campingplatzes ansieht. Noch bevor wir mit dem Aufbau des Zelts begonnen haben, kommt Peter zu uns zurück und berichtet, dass die Wohnungen nur rund 25€ pro Nacht kosten würden. Durch drei geteilt ist dieser Preis so verlockend niedrig, dass wir die Idee verwerfen zu zelten und uns eine großzügig ausgestattete Wohnung mit Peter teilen. Nachdem wir das Gepäck abgelegt haben, gehen wir zum Meer hinunter. Vom Campingplatz müssen wir dafür einen niedrige Anhöhe voller Bauruinen hinunter. In Albanien ist es so, dass illegal errichtete Gebäude nicht abgerissen, sondern von den Behörden lediglich unbewohnbar gemacht werden. In der Folge ist die Landschaft übersät von verwüsteten Rohbauten.
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Sonnenuntergang vom Dach unserer Unterkunft |
Zu Fuße der Anhöhe beginnt die Strandpromenade von Ksamil, ein unfertig wirkender Betonweg, der von defekten Straßenlaternen gesäumt wird. Bald erreichen wir die ersten Badestrände und lassen uns an einer Strandbar auf die Liegestühle fallen. Zu unserer Überraschung sind die Liegestühle kostenlos, nicht einmal eine Verzehrpflicht besteht. Der Strand liegt in einer Bucht, die übersät ist von einer ganzen Reihe kleiner bewaldeter Inseln. Man kann sich ein Tretboot mieten um zu den Inseln zu gelangen - oder man schwimmt einfach vom Strand aus hin. Bis spät abends planschen wir im Meer herum, dann gehen wir zum Campingplatz zurück.
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Nächtlicher Rückweg zur Unterkunft |
Auf Alexanders Empfehlung hin beobachten wir den Sonnenuntergang vom Dach des Bungalows aus, dann gehen wir auf der Suche nach einem Restaurant noch einmal die Strandpromenade hinunter. Auf einer kleinen Klippe finden wir ein Restaurant. Es ist zwar noch menschenleer, aber die Lage macht es für uns konkurrenzlos. Während wir den Ausblick auf die dunkle See und die hell erleuchtet Insel Korfu am Rand des Sichtfeldes genießen, probieren wir allerlei albanische Spezialitäten. Satt und zufrieden kehren wir schließlich spät in der Nacht zum Campingplatz zurück.
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Im Restaurant in der Festung von Saranda |
Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege. Peter wird noch eine Nacht in Ksamil bleiben und die berühmte Ausgrabungsstätte Butrint besichtigen. Wir hingegen fahren an der Küste entlang zum Badeort Himara, der uns von dem polnischen Pärchen in Ohrid empfohlen worden war. Mit dem Linienbus geht es erstmal wieder nach Saranda zurück. Dort erfahren wir, dass der nächste Bus nach Himara erst in vier Stunden abfährt. Wir stellen unser Gepäck in der Touristeninformation ab und brechen zur alten Festung von Saranda auf, für die wir in der Nähe des Busbahnhofs einen Wegweiser gesehen hatten. Der Weg zur Festung ist steil und führt über immer kleinere Straßen den Berg hoch. Schatten gibt es keinen und die Temperaturen liegen trotz der frühen Stunde schon jenseits der 35°C. Als wir bei der Festung ankommen, sind wir triefnass geschwitzt. Zu unserer Enttäuschung finden wir keine abenteuerliche Burgruine vor, sondern ein Restaurant, das sämtliche erhaltenen Gebäuteteile belegt. Egal. Wir setzen uns an einen Tisch und genießen bei einem Espresso den Blick über das Meer und die griechische Insel Korfu, die sich am Horizont erkennen lässt.
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Unsere Unterkunft in Himara |
Pünktlich zur Abfahrt des Busses sind wir am Busbahnhof von Saranda zurück. Im Bus treffen wir drei deutsche Frauen, die mit der Fähre von Korfu nach Saranda übergesetzt haben und nun ein wenig von Albanien erkunden wollen. Außerdem eine Gruppe von vier israelischen Musikern, die von einem Festival in Griechenland kommen und noch ein paar Tage Sonne an der albanischen Küste tanken wollen. Es wird eine kurzweilige Fahrt während der wir uns über sehenswerte Ziele in Albanien austauschen.
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Blick von unserem Balkon |
Am Ortseingang von Himara sehen wir das Schild eines Campingplatzes. Doch als wir von der Busstation von Himara dorthin zurückgehen, stellen wir fest, dass der Campingplatz schon geschlossen ist. Offenbar ist die Hauptsaison bereits vorbei. Also schlendern wir erst einmal die Strandpromenade entlang und fragen in einigen Cafés und Bars nach, die mit freien Zimmern werben. Am Ende werden wir in einer Bar im Erdgeschoss eines modernen, mehrstöckigen Hauses direkt am Strand fündig. Für 25€ pro Nacht mieten wir ein modern eingerichtetes Zimmer mit Balkon und Meeresblick.
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Letzter Abend in Himara |
Eigentlich wollten wir noch an den Strand gegangen sein, aber es ist schon später Nachmittag und so belassen wir es bei einem Abstecher zu einem nahen Supermarkt und fläzen uns dann faul auf dem Balkon hin. Als die Dämmerung angebrochen ist, haben wir einen erstklassigen Blick auf das geschäftige Nachtleben auf der Strandpromenade und wir beschließen doch noch einmal rauszugehen und in einem der Restaurants zu Abend zu essen.
Am nächsten Morgen gehen wir einkaufen, dann frühstücken wir gemütlich auf dem Balkon. Nach den vergangenen anstrengenden anderthalb Wochen, entspannen wir den restlichen Tag am Strand und werden erst am Abend wieder aktiv, als wir erneut auf die Suche nach einem Restaurant gehen.
Bereits am Vortag hatten wir uns an der Busstation erkundigt, wann die Furgons nach Vlora abfahren. "Früh morgens", war die Antwort gewesen. So kommt es, dass wir am nächsten Tag in der Morgendämmerung am Ortseingang stehen und auf das nächste Furgon warten. Tatsächlich fährt nach einiger Zeit ein klappriger Reisebus vor.
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Auf der Fahrt nach Vlora |
Wir ergattern die letzten beiden freien Sitzplätze, doch auch die späteren Fahrgäste müssen nicht stehen. Der Busfahrer holt Klappstühle aus Plastik hervor, die im Mittelgang aufgestellt werden. Die Fahrt wird äußerst holprig, die Straße ist bis kurz vor Vlora kaum mehr als eine Schlaglochpiste, die sich in Haarnadelkurven durch die steil aufragenden Klippen entlang der Küste schlängelt. Mehr als einmal werden vom Busfahrer Kotztüten nach hinten gereicht - und benutzt. Die vollen Tüten werden einfach Richtung Fahrer zurückgereicht, der sie dann bei voller Fahrt aus dem Fenster wirft. Gegen Mittag erreichen wir Vlora, eine unattraktive Hafenstadt. Wie sie mit den wenigen Stadtstränden direkt an der Hauptstraße zu einem Touristenort avancieren konnte, bleibt uns rätselhaft. Unser eigentliches Tagesziel ist die historische Stadt Berat im Landesinneren.
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Busticket Vlora - Berat |
Am Busbahnhof von Vlora erfahren wir, dass der Bus dorthin erst in zwei Stunden abfahren wird. Wir dürfen unsere Rucksäcke aber schon im Bus ablegen. Die Wartezeit verbringen wir in einer Espressobar. Anfangs führt der Weg von Vlora nach Berat noch über eine neue Autobahn, doch dann biegen wir auf eine Nebenstraße ab. Erst zeigt die noch Reste einer Asphaltdecke, am Ende verwandelt sie sich jedoch in eine staubige Sandpiste, in Deutschland würde man so etwas wohl als Feldweg kategorisieren. Umso erstaunter sind wir, als wir plötzlich in einem Stau stehen. Es geht ewig nicht voran. Als wir schließlich doch weiterfahren, sehen wir, dass vor uns der Tanklastwagen einer Raffinerie verunfallt ist.
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Ankunft in Berat |
Als wir uns in Ksamil von Peter verabschiedet hatten, war klar, dass sowohl er als auch wir beide auf unterschiedlichen Strecken nach Berat weiterfahren würden. Wir hatten daher vereinbart dort in einem bestimmten Hostel abzusteigen, so dass wir uns eventuell wiedertreffen könnten. Berat liegt in einem Flusstal. Der Busbahnhof liegt auf der einen Seite des Flusses im Stadtviertel Mangalem, das anvisierte Hostel auf dem anderen Flussufer im Stadtviertel Gorica. Grade als wir über die Brücke gehen, werden wir von hinten angesprochen - von Peter. Auch er ist erst vor wenigen Minuten in Berat angekommen. Gemeinsam gehen wir zum Hostel. Dort stellen wir fest, dass es einen kleinen Garten gibt, wo man unter Weinranken und mit erstklassigem Ausblick zelten kann. Schnell ist entschieden, dass Peter in einem der Schlafsäle des Hostels schlafen wird und wir unser Zelt im Garten aufschlagen, wo schon zwei weitere Zelte stehen.
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Ankunft auf dem Campingplatz in Berat |
Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, gehen wir gemeinsam mit Peter auf Erkundungsgang durch Berat. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses hatten wir schon vom Bus aus eine kleine Kirche gesehen, die hoch oben in eine der steilen Felswände gebaut wurde. Als wir zufällig am Fuß der Treppe vorbeigehen, die dort hinauf führt, können wir nicht widerstehen und quälen uns die steilen Stufen hoch. Zu unserer Enttäuschung ist die Kirche heute geschlossen, aber vom Tor aus hat man immerhin einen grandiosen Rundblick über Berat. Anschließend spazieren wir ein wenig durch die Stadt und bewundern die seltsame Architektur der Häuser. Sie sind relativ schmal aber mindestens zwei Stockwerke hoch. Da sie in den Hang des Flusstales gebaut sind und zudem recht dicht beieinander stehen, wirkt es fast als würden die Häuser aufeinander stehen.
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Panorama von Berat bei Tag... |
Als wir noch eine Kirche in der Altstadt besichtigen wollen, werden wir plötzlich von dem Gärtner angesprochen, der sich grade um den kleinen Garten der Kirche kümmert. Er besteht darauf, uns die Kirche aufzuschließen und führt uns voller Elan herum, leider spricht er nur ein paar Brocken Englisch. Direkt hinter der Kirche zeigt er uns den ganzen Stolz der Gemeinde, die Fußabdrücke des heiligen Jacob. Tatsächlich sind Konturen von Fußabdrücken im Felsen zu erkennen. Die Erklärungen, wie und wieso Jacob hier Spuren hinterlassen haben soll, verstehen wir allerdings nicht.
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...und Panorama bei Nacht |
Abends gehen wir noch einmal in die Stadt hinunter und suchen ein Restaurant. Obwohl tagsüber kaum Menschen auf den Straßen waren, ist nun sogar eine der Hauptverkehrsstraße gesperrt und herausgeputzte Menschen flanieren dort. Ein allabendliches Ritual in ganz Albanien.
Wir finden schließlich noch einen freien Tisch in einem Restaurant. Gleich zwei Kellner, von denen keiner Englisch spricht, erklären uns die Speisekarte. Wir verstehen eher wenig von ihren Ausführungen und bestellen einfach irgendetwas. Wie die großen Schafherden auf der Fahrt nach Berat schon erahnen ließen, haben wir alle Gerichte aus Schafsfleisch bzw. -Innereien erwischt. Es schmeckt aber trotzdem ausgezeichnet.
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Eingang zur Burg "Kalaja" |
Am nächsten Morgen erwartet uns wieder einmal ein strahlend blauer Himmel. Wir frühstücken gemeinsam mit Peter, gehen dann aber getrennte Wege. Während Peter einige Museen in der Stadt erkunden will, werden wir die Burg von Berat besichtigen, die Kalaja. In der Hitze wird der steile Weg zu der Festungsanlage zur Qual. Wir sind froh, als wir endlich am Eingang stehen. Wir hatten nicht damit gerechnet, Eintritt zahlen zu müssen. Die Festung ist ein ganz normales Stadtviertel Berats, das auch heute noch einige Hundert Einwohner zählt. Nachdem wir trotzdem für weniger als zwei Euro Tickets gekauft haben, betreten wir die Burg. Wir spazieren zunächst durch den unteren Teil, der auch heute noch bewohnt wird und durch seine gemütlichen von kleinen Steinhäusern gesäumten Gassen besticht. Erst im oberen Teil stoßen wir auf die ersten Zeugnisse der bewegten Geschichte der Burg. Neben beeindruckenden Befestigungsanlagen finden wir auch die alte Zisterne, die wohl noch bis ins 19. Jahrhundert die Wasserversorgung von Berat sicherte. Auch heute steht noch Wasser in dem dämmrigen Gewölbe.
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Blick in die alte Zisterne |
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Eingang des Onufri-Museums |
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Zerstörtes Minarett der Roten Moschee |
Gleich nebenan finden wir die Ruinen der Roten Moschee (Xhamia e Kuqe). Viel mehr als die Grundmauern des Hauptraumes und ein Teil des Minaretts stehen nicht mehr, dafür kann man das Minarett erklettern - die enge Wendeltreppe endet einfach auf halbem Weg im Nirgendwo. Nachdem wir noch einige byzantinische Kirchen besichtigt haben, kommen wir zum Onufri-Museum. In einer ehemaligen Kirche wird eine große Anzahl von Werken dieses berühmten albanischen Ikonenmalers ausgestellt.
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Letzter Abend in Berat |
Es ist schon später Nachmittag, als wir die Zitadelle wieder verlassen. Wir schlendern noch ein wenig durch die Neustadt und kehren dann schließlich in Hostel zurück. Auf der Terrasse sitzend, treffen wir dort Peter wieder und verabreden uns für den Abend um in der Innenstadt gemeinsam essen zu gehen. Vorher kraxeln wir jedoch noch einmal zur Zitadelle hoch. Wir hatten dort früher am Tag eine Stelle mit erstklassigem Blick über Berat entdeckt, zu der wir jetzt in der Dämmerung für ein paar Panoramafotos zurückkehren wollen. Wie verabredet treffen wir uns anschließend mit Peter in der Innenstadt und gehen ein letztes Mal in Berat essen. Morgen wollen wir früh aufstehen um nach Tirana weiterzufahren, in die albanische Hauptstadt.
Am nächsten Morgen werden wir, noch bevor wir den Busbahnhof erreicht haben, an der Hauptstraße von einem Furgonfahrer angesprochen: "Tiranë?". Wir bejahen, das Furgon hält und wir steigen ein. Wenig später sind wir mal wieder mit hohem Tempo auf einer Schlaglochpiste unterwegs. Es gibt zwar auch eine neue Autobahn nach Tirana, doch die ist mautpflichtig. Also nimmt unser Fahrer lieber einen Umweg über die Landstraße in Kauf.
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Ankunft auf dem Skanderbeg-Platz in Tirana |
Bei der Ankunft in Tirana ist es brütend heiß, die Hitze staut sich in den Schluchten der tristen Betonbauten am Wegesrand. Auch Tirana besitzt keinen festen Busbahnhof, die Busse fahren je nach Destination an unterschiedlichen Plätzen überall im Stadtgebiet ab. In Peters Reiseführer finden wir eine Stadtkarte mit deren Hilfe wir nach mehr als einer Stunde Fußmarsch tatsächlich auf dem zentralen Skanderbeg-Platz ankommen. Als wir uns auf der Suche nach dem richtigen Weg zu orientieren versuchen, werden wir von hinten auf Englisch angesprochen. Ein korpulenter Mann steht vor uns, der sich als amerikanischer Missionar vorstellt und fragt ob wir Hilfe bräuchten. Wir hatten im Hostel in Berat den Flyer eines Partnerhostels in Tirana mitgenommen. Also fragen wir den Mann nach dem Weg dorthin.
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In der Et'hem-Bey-Moschee |
Wenig später stehen wir dank seiner Wegbeschreibung tatsächlich vor dem Eingang des gesuchten Hostels und buchen drei Betten im Schlafsaal. Während Peter das albanische Nationalmuseum besuchen will, werden wir ein wenig die Stadt erkunden. Als erstes wollen wir die Et'hem-Bey-Moschee am Skanderbeg-Platz besichtigen. Auf dem Weg dorthin passieren wir einen kleinen Stadtmarkt, wo ein aufdringlicher Händler versucht, uns lebende Hühner zu verkaufen. Die Moschee erweist sich dafür als echtes Highlight. Iznik-Fliesen, Wandmalereien und Teppiche schmücken den Innenraum. Wir trauen uns erst nicht zu fotografieren, doch der ältere Mann am Eingang besteht zu unserer Überraschung darauf, dass wir Bilder machen. Gerne kommen wir seiner Aufforderung nach.
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Enver-Hoxha-Museum |
Ziellos spazieren wir hinterher durch die Straßen von Tirana. Architektonisch bietet die Stadt kaum etwas Bemerkenswertes. Die meisten Gebäude sind graue Betonkonstruktionen aus kommunistischer Zeit. Das bunte Treiben in den Straßen nimmt der Stadt allerdings viel von ihrer Tristesse. Am späten Nachmittag beenden wir unseren Rundgang an dem pyramidenförmigen Enver-Hoxha-Museum. Der Komplex wurde nach dem Tod des Diktators von seiner Tochter errichtet und sollte als Museum für das Leben und Werk Hoxhas dienen. Nach dem Ende der Diktatur erst als Tagungszentrum, dann als Bar und Diskothek genutzt, ist das ungeliebte Gebäude nun dem Verfall preisgegeben und soll bald abgerissen werden.
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Abends im Vergnügungsviertel Blloku |
Abends treffen wir Peter im Hostel wieder und gehen gemeinsam in das Vergnügungsviertel Blloku. Unter Enver Hoxha eine abgeriegelte "Stadt in der Stadt" war der Distrikt früher das Vergnügungsviertel der Parteifunktionäre. Heute vergnügt sich hier die albanische Jugend in westlich anmutenden Lokalen. Wir verbringen einen schönen Abend in verschiedenen Bars und Restaurants und feiern unsere gemeinsamen Reiseerlebnisse in Albanien. Morgen werden sich unsere Wege leider endgültig trennen. Peter wird noch ein wenig länger in Tirana bleiben, während wir nach Shkodra weiterfahren wollen.
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Bahnticket nach Shkodra |
Nach einem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns und gehen zum Bahnhof von Tirana. Zugfahren hat in Albanien einen denkbar schlechten Ruf. Die Züge und Bahnanlagen sollen in dermaßen schlechtem Zustand sein, dass Bahnfahren im Regelfall mindestens doppelt so lange dauert wie Busfahren. Ein Bahnticket ist aber auch deutlich billiger als ein Busticket, die Bahn wird daher hauptsächlich von der ärmeren Bevölkerung genutzt. Als wir in Tirana am Bahnsteig stehen, kommen wir noch einmal ins Grübeln, ob wir nicht doch mit dem Bus fahren sollen. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr, außerdem hatten wir selber beschlossen das Abenteuer albanische Bahn zu erleben.
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Im Zug nach Shkodra |
Unser Zug besteht aus mehreren ausgemusterten Wagen der DB. Der Anstrich blätter ab, die meisten Fenster sind entweder gesprungen oder fehlen ganz. Den Grund sehen wir später: Auf dem Land machen sich Kinder und Jugendliche einen Spaß daraus, den vorbeifahrenden Zug mit Steinen zu bewerfen. Wir finden ein Abteil mit intaktem Fenster und machen es uns auf den durchgesessenen Sitzen bequem. Die Fahrt wird langwierig. Schneller als etwa 30 Km/h kann der Zug nicht fahren, so marode sind die Gleise. Trotzdem werden wir kräftig durchgeschüttelt. Obwohl der Zug recht voll ist, bleiben wir alleine in unserem Abteil. Immer wieder wird uns aber vom Gang aus zugewunken und gelächelt. Ausländer scheinen in Albanien eher selten mit der Bahn zu fahren. Nach beinahe sechs Stunden Fahrt erreichen wir am späten Nachmittag Shkodra.
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Im Hotelzimmer |
Vom Bahnhof ist es nicht weit bis in die Innenstadt. Direkt am Eingang zur Fußgängerzone steht ein graues Betonhochhaus, das ein Hotel beherbergt. Obwohl das frisch restaurierte Foyer aussieht, als läge das Hotel deutlich über unserer Preisklasse, fragen wir an der Rezeption nach dem Zimmerpreis. Ein Doppelzimmer soll grade mal umgerechnet 14 € kosten, also buchen wir eine Nacht. Der Eindruck des Zimmers entspricht dem Preis, die Einrichtung ist abgenutzt und die Betten sind durchgelegen. Durch das offene Fenster ist eine kleine Eidechse ins Zimmer geklettert und hat es sich auf einem der Bettlaken bequem gemacht. Immerhin haben wir ein eigenes Badezimmer - auch wenn die Toilettenspülung defekt ist und wir den über der Dusche angebrachten tropfenden elektrischen Heißwasserboiler vorm Duschen lieber ausstecken. Wir legen nur rasch unser Gepäck ab, dann gehen wir geradewegs zum Taxistand vorm Hotel. Wir werden morgen noch vor Anbruch der Morgendämmerung wieder abreisen und wollen daher an diesem Abend noch die berühmte Burg Rozafa (Kalaja e Rozafës) sehen.
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Blick in die Innenstadt von Shkodra |
Wir überreden einen der Taxifahrer, uns zur außerhalb der Stadt gelegenen Burgruine zu fahren und uns dort drei Stunden später wieder abzuholen. Während der Fahrt flucht und flucht der Fahrer. Als wir an einer Moschee vorbeifahren schimpft er über die Moslems, als wir an einer Sinti-Familie auf einem Pferdekarren vorbeifahren, schimpft er über sie und als wir schließlich von einem Auto mit kosovarischem Kennzeichen überholt werden, verflucht er die Kosovaren. "Scheiße" ist das einzige deutsche Wort in seinem Sprachschatz und er benutzt es reichlich. Wir sind uns nicht sicher, ob sich hier die gesellschaftlichen Konflikte in Albanien manifestieren oder ob der Mann einfach nur ein cholerischer Misanthrop ist. Obwohl die Situation eigentlich nicht witzig ist, erinnert uns die cholerische Art unseres Taxifahrers derart stark an den großartigen französischen Komiker Louis de Funès, dass wir uns ein Lachen verkneifen müssen.
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Blick über die Burg Rozafa... |
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...und den Skutarisee |
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...den Bojana-Fluss... |
Wir werden auf dem Besucherparkplatz hinausgelassen und kommen grade rechtzeitig um die einsetzende Abenddämmerung mitzuerleben. Die Burg liegt auf einem Hügel oberhalb von Shkodra und von den verfallenen Wehrmauern hat man einen weiten Blick über die Stadt und den Skutarisee.
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Abendliches Panorama von Shkodra |
Im letzten Licht des Tages spazieren wir als beinahe einzige Besucher durch die Ruinen und sind bei Einbruch der Nacht am Besucherparkplatz zurück, wo uns wenig später unser Taxi abholt. Auf der Rückfahrt hören wir wieder unbeteiligt seinem Geschimpfe zu, als wir plötzlich in eine Straßensperre geraten. Vermummte Polizisten mit Sturmmaske und Kalaschnikow kontrollieren den Verkehr in die Innenstadt. Unser Fahrer beginnt sich über die "Mafia" in Albanien zu beschweren - offenbar der Grund des Polizeieinsatzes. Zurück in der Innenstadt spazieren wir durch die Menschenmassen in der Fußgängerzone und essen schließlich in einer Pizzeria zu Abend.
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Abfahrt von Shkodra früh morgens |
Am nächsten Morgen klingelt unser Wecker bereits um fünf Uhr. Wir wollen heute mit der frühmorgendlichen Fähre über den Koman-Stausee nach Bajram Curr fahren. Von dort sollen Busse via der kosovarischen Grenzstadt Gjakova nach Peje fahren. Dort soll ein beeindruckendes Kloster stehen, dessen Besuch uns ein Australier empfohlen hat, den wir im Hostel in Berat getroffen hatten.
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Ankunft am Fähranleger in Koman |
In der Dunkelheit begeben wir uns zu dem Platz vorm Hotel, wo angeblich die Busse zum Fähranleger in Koman abfahren sollen. Tatsächlich finden wir dort ein Furgon und steigen ein. Wenig später geht die Fahrt los. Etwa auf halbem Weg halten wir an einem Straßenmarkt. Offenbar geht der Verkauf grade erst los. Schafe und Schweine werden direkt auf dem Bürgersteig über den Kanaldeckeln geschlachtet, so dass das Blut ablaufen kann. Während wir das geschäftige Treiben aus dem Bus heraus beobachten, nutzen die anderen Fahrgäste den Halt um einzukaufen. Am frühen Vormittag kommen wir an der Staumauer des Koman-Sees an. Auf dem kleinen Parkplatz beim Fähranleger stehen bereits einige Motorradfahrer und Reisende herum und warten auf die Ankunft der Fähre. Dort lernen wir den Briten Ryan kennen, der ebenfalls in den Kosovo will.
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Warten am Fähranleger... |
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...und Abfahrt! |
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...Ankunft der Fähre... |
Nach einiger Zeit fährt schließlich die Fähre ein, ein abenteuerliches Gefährt. Bis vor wenigen Monaten fuhren neben dieser Fußgängerfähre auch noch zwei Autofähren, von denen eine im vorigen Jahr sank. Die Fähre wurde zwar geborgen, doch mit der Fertigstellung einer neuen Autobahn entlang des Stausees, wurde der Dienst der Autofähren eingestellt.
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Unterwegs in Richtung Kosovo |
Nachdem alle Fahrgäste die Fähre verlassen haben und alle Waren abgeladen sind, dürfen die Wartenden an Bord. Es dauert noch einige Zeit bis zur Abfahrt. Immer wieder kommen Nachzügler, die noch an Bord wollen und dann springt der altersschwache Motor nicht mehr an. Erst gegen Mittag geht es endlich los. In gemächlichem Tempo fährt die kleine Fähre durch enge Schluchten. Mal bestehen die Wände der Schlucht aus bedrohlich aufragendem Fels, dann wieder kommen wir an sanften und dicht bewaldeten Hängen vorbei. Wir haben uns gemeinsam mit Ryan einen Stehplatz am Heck des Schiffs gesichert, von wo wir einen erstklassigen Ausblick haben. Fast drei Stunden dauert die Fahrt, dann erreichen wir die Endstation Bajram Curr. Von hier wird unser Bus in den Kosovo abfahren.
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Ankunft am Fähranleger in Bajram Curr |
Doch vorher müssen wir erstmal vom Fähranleger in die Innenstadt. Das Furgon in Richtung Stadtzentrum ist schon überfüllt als wir das Boot verlassen haben, doch der Kapitän der Fähre bietet an, uns für einen kleinen Obolus in seinem Auto mitzunehmen. Offenbar hat er Feierabend für heute. Wenig später sitzen wir also in einem klapprigen alten Mercedes und fahren los. Weit kommen wir nicht, kurz hinter dem Fähranleger befindet sich eine große Baustelle bei der grade eine Ladung Schotter angeliefert wurde. Wir müssen warten bis ein Bagger die Straße geräumt hat.
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Auf dem Weg zum Bus in Bajram Curr |
An der Bushaltestelle in Bajram Curr steht der Bus nach Gjakova schon bereit, bis zur Abfahrt dauert es aber noch mehr als eine Stunde. Wir nutzen die Gelegenheit und gehen in ein nahes Restaurant um zu Mittag zu essen. Die Zubereitung unseres Essens dauert allerdings so lange, dass wir schon gehen wollen um den Bus nicht zu verpassen. Nachdem wir dem Kellner unser Problem klar gemacht haben, eilt dieser zu unserer Überraschung zum Busfahrer und überzeugt ihn nach einiger Diskussion davon, zu warten bis wir aufgegessen haben.
4. Kosovo
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Mit Ryan in der Altstadt von Gjakova |
Es ist nicht weit bis zur kosovarischen Grenze und auch die Formalitäten sind schnell erledigt. Am frühen Nachmittag erreichen wir Gjakova. Der Busfahrer lässt uns in den Außenbezirken der Stadt aussteigen, von dort müssen wir zu Fuß zum Busbahnhof weiter, wo uns Ryan in Richtung Prizren verlassen will. Wir hingegen hoffen, noch einen Bus nach Peje zu finden. Als wir auf Englisch einen älteren Mann nach dem Weg zum Busbahnhof fragen, wird uns zu unserer Überraschung auf Deutsch geantwortet und seiner Beschreibung folgend gelangen wir problemlos zum Busbahnhof.
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Am Abend erschöpft im Hotel in Peje |
Glücklicherweise fährt dort kurz darauf tatsächlich ein Bus nach Peje ab. Wir verabschieden uns rasch von Ryan und steigen ein. Die Straßenverhältnisse im Kosovo sind deutlich besser als in Albanien und am späten Nachmittag erreichen wir unser Ziel. Wir suchen einige Zeit vergeblich nach einem Hotel in der Nähe der Innenstadt, werden dann aber schließlich doch noch fündig. Wir checken ein und gehen bei Einbruch der Abenddämmerung noch einmal in die Stadt um in einer Imbissbude zu Abend zu essen.
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Katharinenkirche |
Am nächsten Morgen schlafen wir lange um uns von dem anstrengenden Tag gestern zu erholen. Unser Frühstück holen wir bei einer Bäckerei in der Nähe des Hotels, dann gehen wir zum außerhalb gelegenen Patriarchenkloster von Peje (Patrikana e Pejës). Eintritt muss man dort zwar nicht bezahlen, aber die Anlage wird von einem Posten der KFOR bewacht. Um das Kloster zu betreten muss man sich dort registrieren. Wir versuchen unser Glück, werden von den beiden wachhabenden slowenischen Soldaten jedoch mit der Auskunft beschieden, dass die Öffnungszeiten von den Launen der Äbtissin abhängen würden. Wir sollten gegen Mittag noch einmal vorbeikommen.
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Besucherausweis der KFOR |
Etwas verdattert gehen wir in die Innenstadt zurück. Zu unserer Überraschung finden wir dort sogar eine Touristeninfo bei der wir eine Karte mit den wenigen Sehenswürdigkeiten von Peje erhalten. Wir besichtigen die St. Katharinenkirche (Kisha e Shën Katarinës) und trinken unterwegs einen Kaffee, stehen aber pünktlich um 12 wieder vor den Toren des Klosters. Tatsächlich können wir nun ins Innere. Wir müssen unsere Reisepässe abgeben und bekommen dafür einen Besucherausweis der KFOR ausgehändigt. Über eine schmale Straße geht es zur Klosterpforte. Dahinter erwartet uns ein friedlicher Innenhof mit einer prächtigen Gartenanlage. Uns wird zu verstehen gegeben, dass wir derzeit nicht in die Klosterkirche könnten, über den Grund bleiben wir im Unklaren. Später mutmaßen wir, dass unsere sommerliche Kleidung nicht als angemessen erachtet wurde. Stattdessen nehmen wir also auf einer Bank im Schatten einer großen Zeder Platz und beobachten das Treiben um uns herum. Wir hatten gehört, dass die englischsprachige Äbtissin sich gelegentlich zu Führungen durch das Kloster überreden ließe.
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...Klosterkirche des Patriarchenklosters |
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Pforte... |
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...Innenhof... |
Nachdem wir sie jedoch nicht ausfindig machen können und auch sonst niemand Englisch zu sprechen scheint, verlassen wir die Anlage wieder. Am Eingang erhalten wir im Tausch gegen die Besucherausweise unsere Reisepässe zurück.
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Deftedar-Moschee |
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Historisches Bahnhofsgebäude |
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Alter Bazar |
Den restlichen Nachmittag verbringen wir durch Peje spazierend. Neben der Deftedar-Moschee (Xhamia e Deftedarit) bestaunen wir auch die Bajrakli-Moschee (Bajrakli Xhamia) und die Blei-Moschee (Kurshumli Xhamia), deren Namen von ihrem einst mit Bleiplatten gedeckten Dach stammt. Daneben ist es vor allem der Bazar (Çarshia e Pejës), der uns interessiert.
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Feier zur Souveränität des Kosovo |
Als wir am Abend das Hotel noch einmal verlassen um in der Stadt essen zu gehen, geraten wir unversehens in eine Menschenmenge, die um eine kleine reich geschmückte Bühne versammelt ist auf der ein älterer Mann eine Rede hält. Da wir im Hintergrund auch eine amerikanische Flagge sehen und heute zufällig der elfte September ist denken wir erst an irgendeine Art von Gedenkfeier. Das Feuerwerk, das später am Abend abgebrannt wird passt jedoch nicht ganz ins Bild. Im Hotelzimmer schalten wir den Fernseher ein und erfahren aus den CNN-Nachrichten, dass der Kosovo mit dem Abzug des ICO am heutigen Tag die vollständige Souveränität erlangt hat.
5. Montenegro
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Im Bus nach Montenegro am nächsten Morgen |
Am nächsten Morgen sind wir bereits früh auf dem Weg zum Busbahnhof von Peje. Wir hatten uns schon gestern vergewissert, dass eine Busverbindung von Peje in die montenegrinische Hauptstadt Podgorica existiert und tatsächlich fährt der entsprechende Bus kurz darauf vor. Das Wetter ist drückend warm und die kurvenreichen Bergstraßen auf dem Weg zur montenegrinischen Küste machen die Fahrt strapaziös. Zumindest gehen die Grenzformalitäten rasch über die Bühne. Der Busfahrer kennt die Strecke offenbar gut. Bei jedem Grenzposten hält er an, spurtet rasch zu den Hütten von Grenzpolizei und Zoll und gibt dort eine Tüte mit gekühlten Getränken ab. Ob dies der Grund ist oder ob die Grenzübergänge generell eher unkritisch sind, jedenfalls sind die Formalitäten jedes Mal in Rekordzeit erledigt.
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Erster Blick auf die Bucht von Budva |
Am späten Nachmittag erreichen wir schließlich Podgorica. Nach kurzem Warten nehmen wir von dort den nächsten Bus zum Badeort Budva, wo wir uns bessere Chancen auf eine günstige Übernachtungsmöglichkeit erhoffen. Als wir dort am frühen Abend ankommen, finden wir tatsächlich rasch ein Hostel. Wir checken ein, dann brechen wir zu einem ausgiebigen Strandspaziergang auf an dessen Ende wir in der Altstadt von Budva ankommen. Die exponiert auf einer ins Meer ragenden Landzunge gelegene Altstadt wird von einer mittelalterlichen Festungsmauer umgeben. Im Inneren finden wir schmale Gassen und alte Häuser im venezianischen Stil. Es ist kaum zu glauben, dass die Stadt bei einem verheerenden Erdbeben in den 1970er Jahren zerstört und nach Originalplänen wiederaufgebaut wurde. Auf dem Rückweg zum Hostel machen wir noch an einer Strandbar halt, wo wir uns ein Bier und eine Pljeskavica gönnen, ein mit Brot, Käse und Zwiebeln serviertes Hacksteak.
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...Stadtmauer von Budva |
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Hafen... |
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...Johannes-Kirche... |
Mitten in der Nacht reißt uns lautes Prasseln und Donnergrollen aus dem Schlaf. Vom kleinen Balkon des Hostelzimmers aus haben wir einen Logenblick auf das apokalyptische Unwetter draußen. Budva ist zum Land hin von hohen Klippen umgeben, dort türmen sich nun Wolkenberge auf.
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Im Zug nach Podgorica |
Der Regen dauert auch am nächsten Morgen noch an, doch zumindest ist das Gewitter vorbei. Wir warten bis der Regen gegen Mittag endlich nachlässt, dann gehen wir zum Busbahnhof und steigen in den nächsten Bus in die Hafenstadt Bar. Von dort wollen wir mit der Bahn in die Hauptstadt Podgorica weiterfahren. Wir hätten zwar auch mit einem Direktbus dorthin gelangen können, doch die Bahnfahrt war uns wegen der tollen Landschaft empfohlen worden.
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Ankunft in Podgorica |
Bis zur Abfahrt der Bahn dauert es bei der Ankunft in Bar jedoch noch einige Zeit, die wir zu einem kurzen Spaziergang durch Bar nutzen. Wirklich begeistern kann uns die Betontristesse dort allerdings nicht. Die Stadt ist jedoch auch eher als Industriehafen bekannt, denn als touristisches Highlight. Leider wird auch die Bahnfahrt eher unspektakulär, sicher auch eine Folge des trüben Wetters.
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Uhrturm in der Altstadt |
Tatsächlich ist auch unsere Motivation für den Besuch des als unattraktiv verschrieenen Podgorica eher praktischer Natur. Unsere Reisegarderobe hat in den letzten zwei Wochen stark gelitten und wir hoffen auf gute Einkaufsmöglichkeiten in der Landeshauptstadt.
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Osmanagica-Moschee |
Wie erwartet fällt die Bilanz für Podgoria durchwachsen aus. Neben einigen hübschen Jugendstilbauten in der Neustadt, ist die osmanische Altstadt (Stara Varoš) die größte Sehenswürdigkeit. Leider sind nur wenige Straßenzüge, der Uhrturm (Sahat kula) sowie die Osmanagica-Moschee und die Starodoganjska-Moschee von der Altstadt erhalten geblieben. Immerhin können wir am Ende unsere Einkäufe erledigen. Erst in der Abenddämmerung steigen wir in den Direktbus zurück nach Budva. Die Fahrt wird abenteuerlich. Auf halbem Weg setzt ein weiteres Gewitter ein. Dem Busfahrer machen jedoch weder die Dunkelheit, noch der Starkregen oder die widrigen Straßenverhältnisse etwas auf. In hohem Tempo rast er über die engen Bergpässe, auf deren einen Seite steile Felsen aufragen und auf deren anderer Seite sich Abgründe auftun. Wir sind froh als wir wohlbehalten in Budva ankommen. Da stört es auch nicht, dass wir auf dem kurzen Weg vom Busbahnhof zum Hostel komplett durchnässt werden.
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Busfahrt entlang der Bucht von Kotor |
Der nächste Morgen fängt erneut mit Regen an und wieder müssen wir bis Mittag warten, bis der Regen nachlässt. Heute stehen Herceg Novi und Kotor auf dem Programm,. Neben Budva die beiden anderen wichtigen historischen Hafenstädte Montenegros. Erstes Tagesziel wird das weiter entfernte Herceg Novi. Auf dem Weg dorthin werden wir zwar bereits durch Kotor durchfahren, wollen dort aber erst auf dem Rückweg Halt machen.
Die Fahrt wird spektakulär, wir fahren auf der alten Adria-Magistrale (Jadranska Magistrala) an der Küste entlang, oft ist die Straße so schmal, dass kaum genug Platz bleibt dem Gegenverkehr auszuweichen. Am frühen Nachmittag erreichen wir schließlich Herceg Novi. Vom Busbahnhof ist es ein kurzer Fußweg bergab zur Altstadt. Ähnlich wie in Budva erwarten uns hier hinter alten Stadtmauern hübsche alte Häuser im venezianischen Stil.
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Spaziergang... |
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...von Herceg Novi |
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...durch die Altstadt... |
Wir spazieren ein wenig durch die Straßen und genießen das mediterrane Ambiente mit Palmen und wild rankender Bougainvillea. Von einem Regenschauer überrascht flüchten wir in die alte Festung der Stadt, die Festung Kanli-kula. Eine beeindruckende Ruine, die heute als Freilichttheater dient aber auch mit grandiosen Blicken auf Altstadt und die so genannte Bucht von Kotor aufwarten kann.
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Tryphon-Kathedrale in Kotor |
Nachdem wir in einem gemütlichen Restaurant zu Mittag gegessen haben, fahren wir schließlich nach Kotor weiter. Architektonisch ähnelt die Stadt Budva und Herceg Novi, die Altstadt ist jedoch wesentlich größer. Außerdem hat sie mit den steil aufragenden Bergspitzen im Hinterland und dem aufgepeitschten Meer auf der anderen Seite eine deutlich aufregendere Kulisse.
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Altstadt von Kotor |
Wir spazieren eine Zeit lang durch die Altstadt, bestaunen die Tryphon-Kathedrale (Katedrala Svetog Tripuna) und die beeindruckenden Befestigungsanlagen der UNESCO-gelisteten Altstadt. Den Abend lassen wir in einer Bar ausklingen bevor wir schließlich mit einem der letzten Busse nach Budva zurückkehren.
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Letzter Abend in Montenegro |
Da das Wetter in den letzten Stunden deutlich besser aussah als in den gesamten beiden letzten Tagen lassen wir uns in Budva noch zu einem Strandspaziergang hinreißen, werden jedoch von einem weiteren Gewitter überrascht. Genervt kehren wir ins Hostel zurück. Den Schlafsaal, den wir die Nächte zuvor für uns alleine hatten teilen wir uns heute mit einer neu angereisten Gruppe von Ungarn mit denen wir uns bis spät in die Nacht unterhalten.
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Touristenmassen bei der Abfahrt aus Budva |
Am nächsten Morgen sind wir entsprechend müde, doch dafür ist das schlechte Wetter der vergangenen Tage endlich weitergezogen. Trotzdem beschließen wir heute aus Montenegro abzureisen und kaufen am Busbahnhof Tickets für die Fahrt ins bosnische Mostar. Die Stunden bis zur Abfahrt nutzen wir für einen letzten Strandspaziergang. Strand und Altstadt von Budva sind allerdings wegen des strahlenden Sonnenscheins dermaßen mit Touristen überlaufen, dass unser Bedauern über die Abreise schnell schwindet.
6. Bosnien und Herzegowina
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Montenegrinischer Ausreisestempel |
Die Fahrt nach Mostar wird lang und strapaziös. Schon an der ersten Grenzkontrolle zwischen Montenegro und Kroatien müssen wir ewig warten, zwei der Mitreisenden haben offenbar keine gültigen Papiere. Von der Grenze fahren wir auf der Adria-Magistrale am kroatischen Badeort Dubrovnik vorbei in Richtung Split weiter. Dazwischen liegt die Grenzkontrolle im bosnischen Küstenstädtchen Neum.
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Zwischenhalt in Neum |
Die Kleinstadt ist der einzige direkte Meereszugang Bosniens und teilt den schmalen kroatischen Küstenstreifen in zwei Teile. Wir müssen also die kroatische Aus- und die bosnische Einreisekontrolle hinter uns bringen um nach Neum zu gelangen und bei der Weiterfahrt die Kontrollen noch einmal in umgekehrter Reihenfolge durchlaufen. Wären wir ohne Pause durch Neum durchgefahren, wären wir vermutlich von einem Grenzpolizisten begleitet worden und hätten uns das Prozedere sparen können. Doch wegen der im Vergleich zu Kroatien günstigeren Preise legt der Busfahrer einen kurzen Shoppingstopp ein. Kurz hinter Neum passieren wir den für heute letzten Grenzposten als wir von der Adria-Magistrale endgültig auf bosnisches Hoheitsgebiet einbiegen.
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Nahe des Hostels in Mostar am nächsten Morgen |
Am späten Abend erreichen wir endlich den Busbahnhof von Mostar. Direkt versucht man, uns irgendwelche Hostels oder Privatunterkünfte aufzuschwatzen. Wegen der fortgeschrittenen Uhrzeit lassen wir uns ausnahmsweise darauf ein und handeln solange mit einer jungen Frau bis uns der Preis für das angebotene Hostelzimmer angemessen erscheint. Tatsächlich haben wir Glück und das Hostel ist nur wenige Minuten Fußweg von der historischen Altstadt entfernt. Auch einen Supermarkt gibt es in der Nähe. Dort kaufen wir noch rasch ein, dann fallen wir nach dem langen Tag erschöpft auf die Betten.
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Altstadt von Mostar |
Am nächsten Morgen schlafen wir lange aus. Trotzdem ist es noch beinahe menschenleer als wir in der Altstadt ankommen. Wir genießen die Ruhe und schlendern durch die Sträßchen der Altstadt, werfen einen Blick auf die Koski Mehmed Paša Moschee, die Cejvan Cehaj Moschee und natürlich auf die berühmte Brücke von Mostar (Stari most). 1993 wurde das über 400 Jahre alte Bauwerk während des Bosnienkriegs in die Luft gesprengt.
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Ausgebombtes Hotel Neretva |
Wegen ihres Symbolcharakters wurde sie jedoch nach Ende des Krieges nach originalen Plänen und mit den Techniken der Entstehungszeit wieder aufgebaut. Heute zieht die Brücke wieder viele Touristen an. Während wir im am Ufer der Neretva unter der Brücke im Schatten sitzen, beobachten wir die Touristenmassen, die ab dem frühen Nachmittag die Altstadt bevölkern. Auch wir gesellen uns schließlich wieder dazu und erkunden Mostar. Obwohl in der Altstadt kaum Kriegsspuren zu sehen sind, finden wir in den Außenbezirken noch einige Überbleibsel. Die ausgebombte Ruine des Hotels Neretva und einige verfallene Gebäude erinnern an den kaum zwanzig Jahre zurückliegenden Krieg. Viele der unbewohnten Häuser sind bis heute mit Warnschildern versehen, die auf die Minengefahr hinweisen.
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Blick auf... |
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...und die Neretva |
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...die Brücke von Mostar... |
Den Abend lassen wir am Flussufer ausklingen und als wir schon nicht mehr damit rechnen, springt tatsächlich noch einer der berühmten Brückenspringer von dem knapp 20 Meter hohen Bauwerk in den Fluss hinab.
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Auf der Fahrt nach Sarajevo |
Nachdem wir uns am nächsten Morgen in aller Ruhe ein Frühstück in der kleinen Küche des Hostels zubereitet haben, brechen wir zum Bahnhof auf. Von dort wollen wir mit dem Zug in die bosnische Hauptstadt Sarajevo fahren. Die Zugfahrt war uns wiederum wegen der reizvollen Landschaft entlang der Strecke empfohlen worden und tatsächlich bietet sich uns mehr als ein lohnenswertes Fotomotiv.
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Ewige Flamme in der Altstadt von Sarajevo |
Nach rund zwei Stunden erreichen wir den Bahnhof von Sarajevo, ein in bester Sowjetmanier unnötig großer und protziger Betonklotz. Zu Fuß gehen wir vom Bahnhof in die Innenstadt. Deren Eingang wird markiert von einer ewigen Flamme (Vjecna vatra) die an die Opfer des zweiten Weltkrieges erinnern soll. Dahinter öffnet sich eine breite Fußgängerzone, die von frisch renovierten Gründerzeitbauten gesäumt ist.
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Im Bazarviertel Bašcaršija |
Schon kurz hinter dem Anfang der Fußgängerzone finden wir ein Hostel und lassen uns Betten in einem Schlafsaal im ausgebauten Dachstuhl des Altbaus geben. Nachdem wir das Gepäck abgelegt haben gehen wir wieder in die Stadt hinunter und folgen der Fußgängerzone in das alte Bazarviertel Bašcaršija.
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Kaffeepause im Bazarviertel |
Der neue Teil der Stadt wirkt sehr westlich und so könnte der Kontrast zum Bazarviertel kaum größer sein. Die Gazi-Husrev-Beg-Moschee (Gazi Husrev-begova Džamija), die Kaisermoschee (Careva Džamija), die engen Handwerkergassen und die orientalische Architektur lassen uns an unsere Erlebnisse in der Türkei denken.
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Ein geschichtsträchtiger Ort: Die Lateinerbrücke |
Den exotischen Flair genießend, spazieren wir ausgiebig durch die verwinkelten Straßen des Bazaviertels, trinken einen traditionellen bosnischen Kaffee und essen bei einer Imbissbude zu Mittag. Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit einem Spaziergang entlang der Miljacka. Nach einigem Suchen identifizieren wir auch die Lateinerbrücke (Latinska cuprija) auf der 1914 der österreichische Erzherzog Franz Ferdinand getötet wurde.
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Alter Solinger Oberleitungsbus in Sarajevo |
Nachdem wir noch einige der zahlreichen Moscheen der Stadt bestaunt haben, legen wir bei einem Café in einem kleinen Stadtpark eine Pause ein. Während wir dort sitzen, fährt plötzlich ein Oberleitungsbus an uns vorbei. Wir stutzen als wir die deutsche Wagenbeschilderung und die Werbung für eine deutsche Lokalzeitung bemerken - Der Bus war offenbar früher in Solingen im Einsatz, in unserer Heimat also. Erst spät am Abend sind wir im Hostel zurück und gehen zeitig schlafen.
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Vrelo Bosna... |
Der nächste Morgen beginnt mit trübem Wetter. Von einer bosnischen Bekannten war uns ein Besuch der Bosna-Quellen (Vrelo Bosne) empfohlen worden. Der Fluss, Namensgeber des ganzen Landes, entspringt in einem Naturpark wenige Kilometer außerhalb von Sarajevo. Wir lassen uns daher von den dichten Wolken am Himmel nicht abhalten und steigen in eine Straßenbahn in Richtung Ilidža.
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...die Quelle der Bosna |
Von dort ist es noch einmal ein beinahe einstündiger Fußmarsch entlang einer hübschen alten Lindenallee. Obwohl die Bosnaquellen nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt sind, ist es angenehm ruhig dort. An diversen Stellen befinden sich kleine flache Teiche von denen sich Rinnsale in immer größere Bäche ergießen. Das Wasser steigt dabei in den Teichen so langsam von unten hoch, dass man die Bewegung kaum sehen kann. Umso erstaunlicher erscheint uns die Größe der Bosna.
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Letzter Abend in Sarajevo, im Bazarviertel |
Wir spazieren bis zum Nachmittag durch die ausgedehnte Parkanlage und als wir schließlich in die Innenstadt zurückfahren ist sogar die Sonne wieder durch die dichten Wolken gebrochen. Den restlichen Tag verbringen wir einmal mehr durch das Bazarviertel spazierend. Nachdem wir am Abend noch in einem gemütlichen Restaurant gegessen haben, kehren wir ins Hostel zurück. Wie viele der Restaurants in der islamisch geprägten Altstadt, bietet auch das Restaurant, in dem wir zu Abend essen keinerlei alkoholische Getränke an. Das tut dem Genuss aber keinen Abbruch, die Grillplatte ist einfach köstlich.
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Stadtmauer von Jajce |
Am nächsten Morgen verschlafen wir und verpassen beinahe die Abfahrt des Busses nach Jajce. Die alte bosnische Königsstadt ist das heutige Tagesziel. Während der Fahrt verdichtet sich die Wolkendecke am Himmel immer mehr, doch als wir am frühen Nachmittag ankommen, herrscht in Jajce zu unserer Erleichterung noch strahlender Sonnenschein.
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Festung Jajacka tvrdava |
Schon vom Bus aus hatten wir die Reklametafel eines Hostels erspäht und so ist die Übernachtungsfrage schnell geklärt. Wir checken rasch ein, dann brechen wir in die Altstadt auf. Nach einem ausgiebigen Mittagessen klettern wir zur alten Festungsanlage (Jajacka tvrdava) hoch. Von der einst stolzen Festung sind zwar nur einige Ruinen übrig, doch von oben bieten sich fantastische Ausblicke auf die Altstadt und die Landschaft ringsum.
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Ruine der Marien-Kirche |
Über die in weiten Teilen erhaltene Stadtmauer spazieren wir wieder in den unteren Teil der Altstadt zurück, wo uns schon die nächsten Sehenswürdigkeiten erwarten. So finden wir unter anderem die Esma Sultanija-Moschee, die Frauen-Moschee (Ženska Džamija) und die Ruinen der Marien-Kirche (Crkva svete Marije).
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Katakomben |
Eines der touristischen Highlights sind außerdem die Katakomben (Podzemna Crkva). Einst von einem lokalen Herrscher als letzte Ruhestätte in Auftrag gegeben, diente die unterirdische Krypta im Zweiten Weltkrieg angeblich sogar als Bunker für Marschall Tito.
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Pliva-Wasserfall |
Es ist schon später Nachmittag, als wir die Altstadt wieder verlassen. In der Nähe des Stadttores zweigt noch ein kleiner Trampelpfad in Richtung des Pliva-Wasserfalls ab. Dort erwartet uns noch ein spektakuläres Naturschauspiel. Mit einem rund 25 Meter hohen Wasserfall vereinigen sich dort die beiden Flüsse Pliva und Vrbas. Erst spät am Abend sind wir im Hostel zurück und legen uns schlafen.
7. Kroatien
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Ankunft in Zagreb auf der Shoppingstraße Ilica |
Der nächste Morgen wartet leider mit einer unangenehmen Überraschung auf, es ist stürmisch und regnerisch, die Temperaturen sind über Nacht deutlich abgekühlt und wir frieren in unseren dünnen Sommerklamotten. Am Busbahnhof müssen wir zumindest nicht lange auf den Bus in die kroatische Hauptstadt Zagreb warten. Nach ausgiebiger Diskussion am Vortag hatten wir uns auf Zagreb als letztes Ziel dieser Reise geeinigt.
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Kathedrale von Zagreb |
Nach rund vier Wochen müssen wir leider langsam zurückkehren und wir hoffen von Zagreb aus eine günstige Reisemöglichkeit zu finden. Der Gedanke an die Rückreise ist zwar nicht unbedingt aufmunternd, doch wenigstens zeigt sich das Wetter bei der Ankunft in Zagreb von seiner besten Seite, es ist warm und sonnig. Wir spazieren eine Weile durch die Innenstadt, finden aber kein Hostel.
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Markus-Kirche in der Oberstadt |
Schließlich besinnen wir uns der Jugendherberge in der Nähe des Bahnhofs, wo wir bereits vor zwei Jahren übernachtet hatten. Das Preis-/Leistungsverhältnis kann auch diesmal nicht überzeugen, aber wir lassen uns trotzdem ein Zimmer geben. Nachdem wir unsere Betten im Schlafsaal bezogen haben, recherchieren wir ein wenig im Internet und entscheiden, am morgigen Abend mit dem Nachtbus nach Deutschland zurückzufahren. Eine günstigere Möglichkeit können wir kurzfristig nicht ausfindig machen.
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Abends in der Oberstadt von Zagreb |
Vor zwei Jahren hatte uns Zagreb nicht sonderlich gut gefallen, allerdings hatten wir damals zwei Tage Dauerregen gehabt. Offenbar hing unser damaliger Eindruck tatsächlich mit dem Wetter zusammen, denn heute gefällt uns Zagreb gut. Wir spazieren zur Kathedrale von Zagreb (Zagrebacka katedrala), entlang der zentralen Einkaufsstraße Ilica und dann schließlich in die obere Altstadt (Gornji Grad) hinauf. In einer Bar mit Livemusik gönnen wir uns ein Bier, dann schlendern wir noch ein wenig durch die von Gaslaternen beleuchtete Oberstadt.
Auch der nächste Tag vergeht auf ähnliche Weise, wir statten der Markus-Kirche (Crkva sv. Marka) mit ihrem mit einem Wappen Zagrebs verzierten Dach einen Besuch ab und spazieren über den Dolac Markt nahe der Kathedrale von Zagreb. Den restlichen Vormittag erkunden wir die Neustadt mit den beeindruckenden Universitätsgebäuden und dem Botanischen Garten.
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...und auf die Unterstadt |
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Kanone im Lotršcak-Turm... |
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...Blick vom Turm auf die Oberstadt... |
Zum Abschluss erklimmen wir noch den Lotršcak-Turm von dem immer mittags ein Kanonenschuss abgefeuert wird. Anschließend wird es Zeit unser Gepäck abzuholen und zum Busbahnhof zu gehen. Der Bus nach Deutschland wartet bereits und wenig später beginnt die knapp 20-stündige Busfahrt nach Hause zurück.