Im Frühjahr 2012 beanspruchte das Studium wieder einmal den Großteil unserer Zeit. Als im März aber schließlich auch für uns die Semesterferien begannen, fackelten wir nicht lange. Eine kleine Reise war fällig um das Fernweh im Zaum zu halten. Schnell einigten wir uns auf das Baltikum als Reiseziel. Riga hatte uns im letzten Jahr gut gefallen und das Baltikum stellte eine überschaubare Region dar. Denn mehr als eine Woche konnten wir uns nicht freinehmen.
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL |
Am Ende legen Flugpläne und Flugpreise den Rahmen der Reise massgeblich fest. Für den Hinflug buchen wir bei Wizz Air einen Flug nach Vilnius. Zurück werden wir eine Woche später mit RyanAir von Riga aus fliegen. Die Route zwischen diesen beiden Stationen wollen wir vor Ort festlegen.
1. Litauen
Am 24.03.2012 geht es schließlich los. Der Flug startet am frühen Nachmittag, die Ankunft in Vilnius ist gegen 17 Uhr. Wie immer verläuft alles ruhig. In Vilnius angekommen, verpassen wir den stündlich verkehrenden Bus vom Flughafen in die Innenstadt. Auf einer Wartebank sitzend können wir aber immerhin einen beeindruckenden Sonnenuntergang beobachten.
Ankunft im Hostel in Vilnius |
Erst in der Dämmerung erreichen wir mit dem Bus die Innenstadt von Vilnius. In Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit sind wir froh, dass wir das Hostel in Vilnius als einziges während dieser Reise vorgebucht haben. Die Wegbeschreibung des Hostels führt uns zu einem maroden Altbau in einem verlassenen und finsteren Hinterhof. Auch die Fenster sind dunkel, die Tür verschlossen und auf unser Klingeln öffnet niemand. Erst als wir versuchen, das Hostel telefonisch zu erreichen, entdecken wir im funzeligen Licht des Handydisplays einen handgeschriebenen Hinweis. Das Hostel sei wegen Renovierungsarbeiten umgezogen. Tatsächlich finden wir das Hostel an der angegebenen neuen Adresse und checken ein.
Hostel am nächsten Morgen |
Für einen Erkundungsgang durch Vilnius ist es schon zu spät. Stattdessen sprechen wir die möglichen Reiserouten für die nächsten Tage durch. Wir entscheiden, den morgigen Tag mit der Besichtigung von Vilnius zu verbringen. Übermorgen wollen wir dann einen Tagesausflug nach Kaunas machen und abends schließlich - wenn wir ein Ticket bekommen - mit dem Nachtbus in die estnische Hauptstdt Tallinn weiterreisen. In Estland wollen wir noch ein oder zwei andere Städte ansehen, bevor es in südlicher Richtung nach Lettland weitergeht. Gespannt auf den morgigen Tag gehen wir schließlich zu Bett.
Eingang zur Altstadt von Vilnius |
Nachdem der Himmel am Abend noch wolkenfrei gewesen war, beginnt der nächste Morgen mit einem Regenschauer. Der Regen hört zwar bald auf, aber das Wetter bleibt trübe. Wir lassen uns davon nicht abschrecken und brechen zur Besichtigungstour auf. Die Altstadt beginnt unweit des Hostels hinter einem historischen Stadttor. Obwohl es noch relativ früh am Morgen ist, sind bereits einige Leute auf den Straßen. Die meisten sind offenbar unterwegs zu ihrem sonntäglichen Besuch in einer der unzähligen Kirchen der Stadt. Nachdem das Glockengeläut den Beginn der Gottesdiente angekündigt hat, haben wir die Stadt beinahe für uns alleine und spazieren gemächlich durch die meist barocken Straßenzüge. Menschenleer wie die Stadt so vor uns liegt, wirkt sie eher trostlos.
Gediminas-Turm |
Zunächst wandern wir zu den Überresten der Gediminas-Burg, der ehemaligen Festung von Vilnius. Der Turm dieser Burg, auf einem kleinen Hügel oberhalb der Altstadt gelegen, ist noch immer ein Wahrzeichen. Über eine schmale, mit Natursteinen gepflasterte Straße geht es hinauf. Obwohl Sonntag ist, ist der Ticketschalter im Turm geöffnet. Wir kaufen ein Ticket und erklimmen die Wendeltreppe im Inneren. Oben ist es noch kälter und windiger als auf dem Platz vor dem Turm, aber der fabelhafte Rundblick entschädigt uns dafür.
Blick über Vilnius |
Irgendwann haben wir uns jedoch satt gesehen und gehen wieder in die Stadt hinunter. Vor unserem Aufbruch hatten wir nicht gefrühstückt und so begeben wir uns nun zunächst einmal auf Nahrungssuche, denn langsam macht sich der Hunger bemerkbar. In der Altstadt ist wegen des Sonntags noch kaum ein Lokal geöffnet. Wir versuchen daher unser Glück am Busbahnhof, wo erfahrungsgemäß immer etwas Essbares aufzutreiben ist. Außerdem müssen wir ohnehin dorthin um wegen der Nachtbus-Ticktes nachzufragen.
Kirche St. Annen |
Sowohl das Frühstück als auch die Tickets bekommen wir problemlos. Die Abfahrt aus Vilnius wird morgen am späten Abend sein; die Ankunft in Tallinn übermorgen in aller Frühe. Anstatt direkt in die menschenleere Altstadt zurückzukehren, legen wir lieber eine Pause im Hostel ein. Tatsächlich wird es dann sogar Nachmittag, als wir das Hostel wieder verlassen. Inzwischen ist es wesentlich belebter in der Altstadt, der trostlose Eindruck ist verflogen.
Innenhof der Universität |
Wir lassen uns ein wenig treiben und sind nun angenehm überrascht von der Atmosphäre der Altstadt. Auch die zahlreichen Kirchen entlang des Weges begeistern uns mit ihrer Architektur und der oft reichen Ausstattung. Besonders fällt die St. Annen-Kirche auf, die mit ihrer Backstein-Fassade aus dem restlichen Stadtbild hervorsticht und ein wahrer Augenschmaus ist. Auch das Tor der Morgenröte, das ehemalige Osttor der Stadt, ist ein großartiges Fotomotiv. Später machen wir noch einen kleinen Abstecher in die Neustadt, sind aber nicht wirklich angetan von der Beton-Tristesse dort. Also brechen wir stattdessen zu den historischen Universitätsgebäuden auf. Wegen des Sonntags können wir zwar nicht ins Innere, aber die Gebäude sind auch von außen interessant. Als es schließlich Abend wird, setzen wir uns in eine Studenten-Kneipe, wo wir die angenehm niedrigen Essenspreise und das studentische Flair genießen. Erst im Dunklen machen wir uns auf den Rückweg zum Hostel. Zufrieden und erschöpft von der langen Besichtigungstour fallen wir auf unsere Betten. Morgen müssen wir früh aufstehen, der Zug nach Kaunas fährt bereits um kurz nach sieben ab.
Das Tor der Morgenröte - In der Abenddämmerung |
Der nächste Morgen begrüßt uns mit einem wolkenlosen Himmel, allerdings ist es deutlich kühler als gestern. Nach einem hastigen Frühstück am Bahnhof steigen wir in den bereitstehenden Zug nach Kaunas. Die Fahrt ist mit rund anderthalb Stunden angenehm kurz, die Aussicht abwechslungsreich. Neben dichten Nadelwäldern kommen wir durch Moorlandschaften, aber auch durch steppenähnliche Abschnitte. Stellenweise liegt sogar noch Schnee.
Auf der Fahrt nach Kaunas |
In Kaunas angekommen ist es ein kurzer Spaziergang vom Bahnhof in die Innenstadt. An deren Anfang begrüßt uns als erstes eine wuchtige Kirche, die Garnisionskirche. Direkt am Vorplatz der Kirche beginnt die Fußgängerzone der Studentenstadt Kaunas: Eine ausladende Straße mit einer Reihe alter Bäume in der Mitte. Auf beiden Seiten der Straße finden sich viele Cafés, Kneipen und Bücherläden.
Die Garnisionskirche |
Wir folgen den wenigen Passanten durch die Fußgängerzone zur Altstadt. Dort werden wir vom historischen Rathaus und dem alten Marktplatz empfangen. Die Häuser ringsum haben einen urtümlichen Charme. Alles ist liebevoll restauriert und erzeugt ein authentisches Gesamtbild.
Altstadt von Kaunas |
Vom Marktplatz aus machen wir einen Abstecher zur Burgruine von Kaunas. Die Reste der Backsteinburg liegen direkt am Ufer der Neris, kurz bevor diese sich mit der größeren Memel vereinigt. Viel ist von der Burg nicht mehr über. Lediglich ein massiver Turm und ein größeres Mauerfragment sind noch zu erkennen. Weit interessanter wirkt die leicht verfallene Kirche St. Georg, die fast unmittelbar an die Burg angrenzt.
Burg von Kaunas, im Hintergrund die Neris |
Nachdem wir eine Weile rumspaziert sind, gehen wir schließlich zum Ufer der Memel weiter. Der Fluss und auch die Umgebung sehen allerdings weit weniger interessant aus als die pittoreske Altstadt erhoffen ließ. Außer einer weiteren schönen Backsteinkirche ist weit uns breit nichts Historisches zu sehen. Lediglich eine Stadtautobahn führt am Memel-Ufer entlang. Also gehen wir wieder in die Altstadt zurück. Dort soll eine historische Senkrechtbahn abfahren, mit der man in die Oberstadt von Kaunas gelangt. Gesagt - getan. Für umgerechnet ein paar Cent fahren wir den kleinen Anstieg mit der Bahn hoch. Oben wartet jedoch nur eine unfertig aussehende Betonkathedrale auf uns. Zu Fuß steigen wir wieder in die Altstadt hinab. Unterwegs finden wir immerhin einen netten Aussichtspunkt.
Betonkathedrale in der Oberstadt von Kaunas |
Da es erst früher Nachmittag ist, machen wir noch einen Spaziergang über eine offenbar neu aufgeschüttete Memel-Insel. Am Ende sind wir aber eher enttäuscht. Weder die Wege noch die Bepflanzung auf dem künftigen Naherholungsgebiet sind fertiggestellt. Insgesamt wirkt der Ort ziemlich trostlos und wir verlassen die Insel recht schnell wieder. Zurück in der Altstadt stellen wir fest, dass der Tag wie im Flug vergangen ist. Wir müssen uns beeilen um den Zug zurück nach Vilnius zu erreichen.
Die Memel-Insel |
Auch in Vilnius wird es stressig für uns. Der Bus nach Tallinn fährt kurz vor Mitternacht ab. Vorher wollen wir noch zu Abend essen und ein wenig Proviant kaufen. Außerdem müssen wir das Gepäck abholen, dass wir beim Aufbruch heute morgen im Hostel lassen konnten. Am Ende passt aber alles. Den Einkauf im Supermarkt schaffen wir grade so, bevor der Supermarkt schließt. Wir finden sogar die Zeit für eine Pizza in einer ähnlichen Studentenkneipe wie gestern. Kurz vor der Abfahrt des Busses sind wir dann am beinahe menschenleeren Busbahnhof von Vilnius, eine knappe Viertelstunde später fährt der Bus ein. Viele Mitreisende haben wir nicht. Zudem ist das Gefährt ziemlich komfortabel und modern eingerichtet. Die Nacht wird also einigermaßen erholsam, Grenzkontrollen gibt es nicht und wir finden beide etwas Schlaf.
2. Estland
Gegen sechs Uhr morgens erreichen wir schließlich Tallinn. Es ist noch einmal kälter als am Vortag, aber dafür ist der Himmel auch hier wolkenfrei. Mit leerem Magen gehen wir in Richtung Altstadt los, wo wir uns gute Chancen auf eine Frühstücksgelegenheit versprechen.
Ankunft in der Altstadt von Tallinn |
In der Altstadt angekommen finden wir tatsächlich ein Café, wo wir uns mit einem Kaffee und ein paar Gebäckstücken stärken können. Anschließend spazieren wie ziellos durch die Altstadt. Wir sind überrascht, wie menschenleer die Straßen sind. Gegen zehn Uhr versuchen wir unser Glück in einem der Hostels. Tatsächlich ist es kein Problem, zu der frühen Uhrzeit schon einzuchecken. Das Hostel befindet sich offenbar in einem alten Industriegebäude, unser Raum ist riesig. Nachdem wir das Gepäck abgelegt und eine warme Dusche genommen haben, fläzen wir uns faul auf die Betten. Erst Mittags finden wir die Energie, Tallinn zu besichtigen. Inzwischen sind die Straßen nicht mehr menschenleer und wir folgen den sporadischen Reisegruppen durch die Straßen der Unterstadt, betrachten das Rathaus und die Reste der mächtigen Stadtmauern.
Alexander-Nevski-Kathedrale |
Schließlich erklimmen wir den Domberg. Mittlerweile hat wieder leichter Nieselregen eingesetzt. Trotzdem besichtigen wir die historische Domkirche, Namensgeber des Domberges, und die neuere Alexander-Nevski-Kathedrale. Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick auf das estnische Parlament. In der Nähe finden wir einen Aussichtspunkt, von wo man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt von Tallinn hat. Über den Rathausplatz kehren wir schließlich in die Unterstadt zurück. Da der Regen wieder stärker geworden ist, legen wir eine Pause im Hostel ein.
Überblick über Tallinn |
Nachmittags gehen wir noch einmal in die Stadt. Wir wollen den Hafen von Tallinn anschauen und ein Restaurant für den Abend suchen. Der Hafen erweist sich leider als ein wenig ansehnlicher Fracht- und Personenhafen und schnell drehen wir wieder um. Auf der Suche nach einem Restaurant finden wir in einer kleinen Seitenstraße ein afrikanisches Restaurant und entscheiden uns spontan, dort zu essen. Eine gute Wahl wie sich zeigt. Das Essen ist gut und der Gastraum ist ansprechend eingerichtet. Genüsslich arbeiten wir uns durch ein knappes Dutzend exotischer Gerichte, bevor wir uns gesättigt und zufrieden auf den Rückweg ins Hostel machen.
Unser Hostelzimmer |
Unsere gute Laune erhält allerdings schnell einen Dämpfer. Kurz nachdem wir das Restaurant verlassen haben, laufen uns drei Betrunkene über den Weg, die Geld für Alkohol verlangen. Es ist kurz vor acht und sie haben offenbar Sorge, keinen Nachschub mehr zu bekommen, bevor die Geschäfte schließen. Als die drei merken, dass wir ihnen nichts geben werden, rufen sie uns Naziparolen hinterher, scheinbar haben sie uns als Deutsche identifiziert. Erst in einer belebteren Straße der Altstadt werden wir die drei wieder los. Als wir am Hostel ankommen, ist unsere gute Laune beinahe wieder zurück. Wir schmökern noch ein wenig in unserem Reiseführer und beschließen, den morgigen Tag für einen Ausflug in die nordestnische Studentenstadt Tartu zu verwenden. Da der Zug nach Tartu morgen in aller Früh abfahren wird, gehen wir zeitig zu Bett.
Auf der Bahnfahrt nach Tartu |
Am nächsten Morgen werden wir leidlich erholt vom Wecker aus dem Schlaf gerissen und brechen zum Bahnhof auf. Der Zug steht schon bereit. Wieder fahren wir durch verschneite Landschaften und kleine Dörfer. Nach rund zwei Stunden erreichen wir Tartu. Der Bahnhof ist in eher desolatem Zustand, aber die Straße in die Innenstadt sieht vielversprechend aus. Durch ein Wohngebiet und einen schönen Stadtpark erreichen wir die Altstadt. Der erste Eindruck ist allerdings enttäuschend. Es gibt nur eine einzige Straße mit ein paar historischen Bauten, mehr Sehenswürdigkeiten sind nicht zu sehen. Umso ärgerlicher, dass der früheste Zug zurück nach Tallinn erst um 17 Uhr abfahren wird. Schlecht gelaunt suchen wir zunächst eine Frühstücksgelegenheit. Doch nicht eines der Cafés ist um die Zeit schon geöffnet. Am Ende finden wir ein Selbstbedienungsrestaurant in einer Shoppingmall. Hier gibt es zu ausgesprochen moderaten Preisen ein Frühstücksbuffet. Mit vollem Magen bessert sich auch unsere Laune wieder. Wir beschließen, als nächstes in der Touristeninformation nach einer Stadtkarte zu fragen.
Portal der Johanniskirche |
Als wir die Shoppingmall verlassen, klart sogar der Himmel auf und es bleibt den restlichen Tag sonnig. In der Touristeninformation bekommen wir tatsächlich einen Stadtplan, auf dem ein Rundgang durch die Stadt eingezeichnet ist. Also gehen wir in gemächlichem Tempo diese Route ab. Sie führt uns zunächst entlang des Flusses, dann durch die schmalen Gassen rund um die Johanniskirche. Die Kirche sieht mit ihrem schiefen Portal aus verwitterten Ziegelsteinen und den über die Fassade verteilten Terrakotta-Figuren äußerst interessant aus.
In den Ruinen des Doms von Tartu |
Schließlich erklimmen wir noch den Domberg oberhalb der Altstadt. Oben gibt es einige Universitätsgebäude und eine der Hauptattraktionen der Stadt, den nur in Ruinen erhaltenen Dom von Tartu. Die Ruinen künden von einer bewegten Geschichte. Bereits seit dem 16. Jahrhundert liegt der Dom in Trümmen. Es kam nie zu einem Wiederaufbau der Kirche, aber im 19. Jahrhundert wurde am einen Ende des Längsschiffs in einem Teil der Ruine die Universitätsbibliothek errichtet. Wir verbringen einige Zeit in den Ruinen des Doms und in dem Park, der die Ruinen umgibt. Dabei finden wir auch die Engelsbrücke, die zwei Teile des Parks miteinander verbindet. Der Name ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass die Brücke einst zum Englischen Garten führte. Trotzdem hat man angeblich einen Wunsch frei, wenn man die Brücke mit angehaltenem Atem überquert.
Im KGB-Museum |
Nachdem wir den Domberg verlassen haben brechen wir kurz entschlossen noch zum KGB-Museum auf. Das Museum ist ein wenig außerhalb der Altstadt gelegen und befindet sich – gut getarnt – im Keller eines unscheinbaren Wohnhauses. Zu Sowjetzeiten befanden sich in dem Keller die Gefängniszellen des KGB. Heute erinnert eine Ausstellung an die Opfer dieser dunklen Ära. Als wir das Museum verlassen, ist es auch schon Zeit für die Rückkehr zum Bahnhof. Trotz anfänglicher Zweifel ist der Aufenthalt in Tartu viel zu schnell vergangen. Erst spät am Abend sind wir in Tallinn zurück und gehen wieder einmal früh schlafen. Morgen steht uns ein anstrengender Tag bevor.
Am nächsten Morgen sind wir zeitig auf den Beinen, checken im Hostel aus und frühstücken in der Stadt. Dann gehen wir zum Busbahnhof, wo wir ohne langes Warten in einen Reisebus nach Riga steigen können. Die Fahrt vergeht ereignislos und dank unserer Hörbücher auch recht schnell. Am frühen Nachmittag sind wir schon da.
Am nächsten Morgen sind wir zeitig auf den Beinen, checken im Hostel aus und frühstücken in der Stadt. Dann gehen wir zum Busbahnhof, wo wir ohne langes Warten in einen Reisebus nach Riga steigen können. Die Fahrt vergeht ereignislos und dank unserer Hörbücher auch recht schnell. Am frühen Nachmittag sind wir schon da.
3. Lettland
Im Zug nach Sigulda |
Am Bahnhof von Riga steigen wir umgehend in einen Zug nach Sigulda, dem eigentlichen Tagesziel. Die Fahrt dauert eine gute Stunde und führt uns zur Abwechslung durch finstere Wälder mit dichten Nadelbäumen. Gegen 16 Uhr erreichen wir die Kleinstadt Sigulda. Das Wetter ist trocken und sogar ein wenig sonnig. Für heute wollen wir trotzdem nur noch rasch ein Hostel suchen. Erst morgen wollen wir im nahen Gauja-Nationalpark eine Wanderung unternehmen.
Im Hostel |
In der Touristeninformation werden wir auf ein günstiges Hostel einen kurzen Fußweg die Straße hinab verwiesen. Obwohl die Straßen in Sigulda sehr übersichtlich sind, haben wir Schwierigkeiten, dass Hostel zu finden. Schließlich werden wir in einer Kneipe fündig, die auch einige Räume im Obergeschoss vermietet. Rasch checken wir ein, dann gehen wir in einer Pizzeria Essen, die wir auf der Suche nach dem Hostel erspäht hatten. Als wir gesättigt wieder in unserem Zimmer zurück sind, ist es draußen bereits dunkel.
Segewold-Ruine mit Templerkreuz |
Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonnenschein und wir brechen früh auf. Von der Touristeninformation haben wir einen Plan von Sigulda und dem angrenzenden Nationalpark bekommen. Auf dem Plan ist ein Rundgang eingezeichnet, den wir nun abgehen wollen. Vom Hostel ist es nicht weit bis zur ersten Sehenswürdigkeit auf dem Plan: Der Segewold-Burgruine. Die ehemalige Templer-Festung ist offenbar vor Kurzem wieder hergerichtet worden. Die eingefallenen Mauerabschnitte wurden durch Holzkonstruktionen ergänzt und das Hauptgebäude hat einen neuen Wehrgang aus Holz bekommen.
Das Neue Schloss |
Nachdem wir alle zugänglichen Gebäudeteile erkundet haben, wandern wir zum nahegelegenen Neuen Schloss weiter. Das Schloss kann bei Weitem nicht mit dem Charme der Templer-Burg aufwarten und auch der umgebende Park ist zu dieser Jahreszeit nicht sonderlich ansehnlich. Wir verzichten auf eine intensivere Besichtigung der Anlage und machen uns auf den Weg zu der nächsten Station auf unserem Plan.
In der Gauja-Seilbahn |
Vom Neuen Schloss ist es ein kurzer Fußweg bis zur Gauja-Seilbahn. Sie führt über das Tal des Gauja-Flusses, wo unser Rundgang auf dem anderen Ufer weitergehen soll. Nach kurzem Warten geht die Fahrt mit der Seilbahn los. Von der allseitig verglasten Kabine bieten sich fabelhafte Blicke auf das Gauja-Tal unter uns.
Holztreppe ins Gauja-Tal |
Unser Wanderweg führt uns von der Seilbahn-Station entlang einer weiteren, im Reiseführer nicht näher beschriebenen Ruine zu einem steilen Abhang mitten im Wald. Von hier geht eine wackelige Holztreppe rund 80 Meter hinunter ins Gauja-Tal. Vorsichtig und darauf bedacht, die morschen Treppenstufen möglichst wenig zu belasten, klettern wir die Treppe hinab. Unten geht es noch ein Stück weiter durch lichten Wald, dann stehen wir am Ufer eines mit abgestorbenem Schilf bedeckten Feuchtgebiets.
In der Gutmannshöhle |
Dieses Feuchtgebiet wird auf der einen Seite von der Gauja, auf der anderen Seite von einer steilen Sandsteinwand eingeschlossen. Direkt neben der Sandsteinwand führt ein Weg entlang, dem wir folgen. Überall in das weiche Gestein sind Namen und Jahreszahlen eingeritzt, teilweise aus dem vorletzten Jahrhundert. Die eigentlichen Sehenswürdigkeiten sind jedoch die Höhlen, die von kleineren Quellen in die Steilwand gegraben wurden. Am bekanntesten ist die Gutmannshöhle, die wir nach einem kurzen Marsch erreichen. Auch hier ist der Sandstein über und über mit eingeritztem Graffiti bedeckt. Berühmtheit erlangte die Höhle vor Allem durch eine alte Legende.
Während des Polnisch-Schwedischen Kriegs wurde Maija, die als „Rose von Turaida“ bekannt wurde, von zwei polnischen Soldaten begehrt. Die beiden fälschten einen Brief ihres Verlobten, um sie in die Höhle zu locken. Als Maija zur Höhle kam, wurde sie von den beiden überwältigt. Sie erkannte die Ausweglosigkeit ihrer Lage und überzeugte die Soldaten, dass sie ein magisches Halstuch habe, das sie unverwundbar mache. Zum Beweis solle einer der Soldaten mit dem Schwert nach ihr schlagen. Der Soldat kam der Aufforderung nach – und erschlug Maija. So konnte sie ihre Ehre wahren. Die Soldaten ergriffen die Flucht. Da sie aber den gefälschten Brief von Maijas Verlobtem bei der Leiche ließen, wurde der Verlobte verdächtigt und verurteilt. Erst am Tag vor seiner geplanten Hinrichtung, offenbarte sich der eine Soldat dem Richter und rettete so Maijas Verlobten das Leben.
Aufstieg zur Turaida-Burg |
Nachdem wir auch noch die nahe Teufelshöhle und die Viktorhöhle betrachtet haben, brechen wir zum letzten Ziel des Tages auf, der Burg vor Turaida. Die Burg liegt oberhalb des Gauja-Tals, und wir müssen ein ganzes Stück entlang einer stark befahrenen Serpentinen-Strecke gehen. Oben angekommen können wir an einer kleinen Hütte ein Ticket für die Burg und den Park rings um die Ruine kaufen.
Ruine im Wald nahe der Seilbahn-Station |
Leider enttäuschen uns sowohl Park als auch Burgruine. Für den Park ist es noch nicht die richtige Jahreszeit und die Burg hat viel ihrer Authentizität durch Rekonstruktionsversuche verloren. Die originalen Ziegel wurden durch moderne Backsteine ergänzt, die optisch so überhaupt nicht zu der alten Bausubstanz passen. Zudem scheinen sie von so miserabler Qualität zu sein, dass sie an vielen Stellen bereits wieder zerbröselt sind. Am späten Nachmittag machen wir uns schließlich auf den Rückweg. Der Weg ist derselbe wie der Hinweg, der Aufstieg auf der morschen Holztreppe ist jedoch noch um einiges anstrengender als der Abstieg. Trotzdem sind wir bei Einbruch der Dämmerung wieder zurück am Hostel. Nach einem raschen Abendessen fallen wir müde und zufrieden auf die Betten. Auch wenn die Burg von Turaida uns nicht überzeugen konnte, der Gauja-Nationalpark konnte es umso mehr.
Abschied vom Gauja-Nationalpark |
Am nächsten Morgen ist der Himmel wieder wolkenverhangen. Wir packen unser Gepäck zusammen und brechen zum Bahnhof von Sigulda auf. Nach kurzem Warten fährt der Zug nach Riga ein und gegen Mittag sind wir dort.
Auf dem Markt von Riga |
Auch in Riga ist das Wetter schlecht, es regnet in Strömen. Erfreulicherweise ist der Weg zum Hostel nicht sehr weit. Wir beziehen unser Zimmer und warten ein wenig. Kurze Zeit später lässt der Regen draußen tatsächlich nach und wir starten zu einem kleinen Spaziergang durch Riga. Allzu eilig haben wir es dabei nicht, das meiste haben wir bereits bei einem Wochenendtrip im letzten Jahr erkundet.
Streifzug durchs verregnete Riga |
So schlendern wir ganz entspannt über den Markt von Riga. Anschließend spazieren wir recht ziellos durch die Straßen der Altstadt. Das Wetter wird jedoch immer schlechter und so kehren wir bereits am frühen Nachmittag ins Hostel zurück und lassen diese Reise ein wenig Revue passieren. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall. Leider hatten wir wieder einmal recht wenig Zeit und auch das Wetter war nicht immer optimal. Außerdem bleibt der Wunsch, auch der russischen Exklave Kaliningrad einen Besuch abzustatten. Ebenso wie St. Petersburg lag es verlockend nahe an unserer Reiseroute. Aber vielleicht haben wir ja schon neue Pläne geschmiedet…
Am nächsten Morgen klingelt schon früh unser Wecker. Wir packen unser Gepäck zusammen und brechen zum Flughafen auf. Wieder einmal funktioniert alles reibungslos, und so sind wir am Nachmittag wieder zu Hause.
Am nächsten Morgen klingelt schon früh unser Wecker. Wir packen unser Gepäck zusammen und brechen zum Flughafen auf. Wieder einmal funktioniert alles reibungslos, und so sind wir am Nachmittag wieder zu Hause.