Im letzten Jahr hatte uns die Zeit für eine Silvesterreise gefehlt, aber das sollte uns 2011 nicht wieder so gehen. Blieb die Frage des Reiseziels. Nach kurzer Diskussion beschlossen wir, erneut nach Schottland zu fahren und die Ruhe der Highlands zu genießen. Als billigsten Hinflug machten wir die Verbindung nach Leeds/Bradford ausfindig, für den Rückflug knapp zwei Wochen später entschieden wir uns für die Verbindung von Edinburgh nach Köln. Erfahrungsgemäß sind viele Hostels in der Zeit um Silvester meist ausgebucht, eine spontane Reiseplanung kam somit nicht in Betracht.
Stattdessen legen wir daher eine Reiseroute fest, die uns vom Flughafen Leeds in die Beatles-Metropole Liverpool führt und von dort in das Seebad Blackpool. Weiter soll es in den Lake District gehen, wo wir in Windermere Silvester verbringen wollen. Erst im neuen Jahr wollen wir dann nach Schottland weiter. Der erste Halt soll die Hafenstadt Oban werden. Für die letzten Tage der Reise buchen wir schließlich ein Hostel in der Highland-Hauptstadt Inverness, von wo wir einige Tagesausflüge machen wollen.
1. Liverpool
Am 28.12. geht es schließlich los. Das Wetter in Deutschland ist alles andere als vielversprechend, es ist stürmisch und regnerisch. Nach einem kurzen Flug setzt sich das schlechte Wetter auch am Zielflughafen in Leeds fort. Von heftigen Rückenwinden getroffen schafft der Pilot es nur grade so, die Maschine vor dem Ende der Landebahn zum Stehen zu bringen.
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Ankunft im nächtlichen Liverpool |
Mit dem Bus fahren wir vom Flughafen zum Bahnhof von Leeds und von dort mit dem nächsten Zug nach Liverpool. Früher als erwartet kommen wir dort bereits am späten Nachmittag an. Das Wetter ist ebenso stürmisch wie bei der Ankunft in Leeds, aber es ist zusätzlich noch einige Grad kälter. Obwohl der Weg zum Hostel unschwer zu finden ist und auch nicht allzu weit ist, sind wir ziemlich durchgefroren als wir dort ankommen.
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Im Hostel |
Eigentlich hatten wir zwei Betten in einem Schlafsaal gebucht, doch nach dem Einchecken werden wir durch eine Seitentür in eine abgetrennte Wohnung geführt, die wir für uns alleine haben. Es gibt eine eigene Küche, ein separates Bad und ein großzügig dimensioniertes Wohnzimmer, in dem auch die Betten stehen. Hauptattraktion ist jedoch der Gaskamin. Wir wärmen uns dort einige Zeit auf, bevor wir doch noch einmal das Hostel verlassen um ein Abendessen zu organisieren. In der Nähe des Bahnhofs finden wir einen großen Tesco-Markt und decken uns mit einigen Fertiggerichten ein. Nachdem wir im Hostel zurück sind und gegessen haben, fallen wir müde auf die Betten.
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Bei Sturm im Hafen von Liverpool |
Auch der nächste Morgen beginnt mit trübem Wetter und diesmal gesellt sich zu allem Überdruss Regen dazu. Wir warten eine Regenpause ab, dann gehen wir los. Der erste Weg führt uns ins ehemalige Hafenviertel. Hier befindet sich das als UNESO-Weltkulturerbe klassifizierte Albert Dock. Rings um das Hafenbecken stehen wuchtige Backsteinbauten, die ehemals als Lagerhäuser dienten und heute Geschäfte und Gastronomie beherbergen. Die historische Kulisse ist zwar fantastisch, aber direkt am Meer ist es dermaßen stürmisch, dass wir nicht lange bleiben.
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Eingang zur China Town |
Nachdem wir uns mit einem Kaffee gestärkt haben, gehen wir zur China-Town von Liverpool weiter. Der Eingang der entsprechenden Straße wird von einem beeindruckenden Scheintor, einem so genannten Pailou, markiert und die Straßenschilder sind bilingual. Trotzdem wirkt das ganze Viertel wie ausgestorben. Kaum ein Mensch ist zu sehen und die umliegenden Ladenlokale sind geschlossen. Enttäuscht gehen wir zur Liverpool Cathedral weiter. Der wuchtige Bau in gotischem Stil steht inmitten eines historischen Friedhofs, wurde selber aber erst in den 1970er Jahren fertiggestellt. Im Kontrast zum Friedhof draußen mit seinen altertümlichen Grabsteinen, ist die Einrichtung der Kirche entsprechend eher modern.
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Friedhof der Liverpool Cathedral |
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...und Seitengang der Liverpool Cathedral |
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Kirchenschiff... |
Als wir in der Innenstadt zurück sind, ist es schon später Nachmittag. Trotzdem wollen wir vor der Rückkehr ins Hostel noch den berühmten "Cavern Club" sehen, in dem einst die Karriere der Beatles begann.
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Eingang des berühmten Cavern Club |
Der echte Cavern Club wurde zwar schon vor einigen Jahren abgerissen, aber wir finden am originalen Standort immerhin einen angeblich authentischen Nachbau. Auch sonst ist alles in der Nähe des Clubs auf die berühmtesten Söhne der Stadt ausgerichtet. Überall werden Fanartikel verkauft und ein wenig weiter wurde sogar eine Statue von Eleanor Rigby errichtet. Auch einen Wegweiser zur Penny Lane gibt es, aber es wird bereits dunkel und wir geben die Suche bald auf.
2. Blackpool
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Auf dem Weg in die Innenstadt von Blackpool |
Am nächsten Tag stehen wir früh auf, verlassen das Hostel und sitzen wenig später im Zug nach Blackpool. Schon während der Fahrt ist das Wetter schlecht und als wir schließlich aussteigen, regnet es in Strömen. Nachdem wir im Bahnhof einige Zeit vergeblich auf eine Regenpause gewartet haben, brechen wir schließlich in die Innenstadt auf. Der Weg zur Strandpromenade ist nicht allzu weit und belohnt uns immerhin mit einem grandiosen Blick auf das sturmgepeitschte Meer.
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Blackpool Tower |
Doch auch die Strandpromenade hat ihren Reiz. Insgesamt drei historische Piers ragen ins Meer, der nächstgelegen und auch der größte ist der North Pier. Leider ist er, wie auch die anderen beiden Piers, an diesem Morgen geschlossen. Auch die Promenade, die gesäumt ist von Spielhallen und Kneipen, ist menschenleer. Da wir nichts Besseres mit unserer Zeit anzufangen wissen, gehen wir zum Hostel um dort auf eine eventuelle Regenpause zu warten. Unglücklicherweise ist das Hostel am anderen Ende der langen Promenade. Immerhin ist es eine gute Möglichkeit diesen Teil der Stadt zu besichtigen. Besonders faszinierend ist Blackpool Tower, eine wuchtige rote Metallkonstruktion, die hoch über die Stadt aufragt. Angeblich wurde dieses Wahrzeichen Blackpools im ausgehenden 19. Jahrhundert in Anlehnung an den Eiffel-Turm gebaut, sonderlich deutlich ist die Ähnlichkeit jedoch nicht. Vor dem Turm befindet sich ein kleiner Platz in dessen Pflaster weiße Steinplatten mit bekannten Filmzitaten eingelassen sind. Trotz des Regens machen wir uns einen Spaß daraus, die zu den Zitaten passenden Filme zu erraten.
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Stürmische See |
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Central Pier |
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Filmzitate im Straßenpflaster |
Schließlich wird der Regen aber wieder stärker und wir gehen weiter. Am Ende der Promenade gelangen wir irgendwann in ein Wohnviertel, in dem wir nach einiger Suche auch das Hostel entdecken. Das Gebäude sieht verlassen aus und auf unser Klingeln folgt keinerlei Reaktion. Genervt gehen wir zur Promenade zurück.
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Turm der Sacred Heart Church |
Es ist noch recht früh am Tag und wir beschließen dem Hostel am Nachmittag noch eine weitere Chance zu geben bevor wir uns nach einer Alternative umsehen. Nach einem Mittagessen in der Cafeteria eines Casinos brechen wir zur Altstadt von Blackpool auf, die unweit der Promenade beginnt. Beherrscht wird die kleine Fußgängerzone von der gotischen Sacred Heart Church und einer modernen Shoppingmall, in der wir uns ein Café suchen. Es ist bereits später Nachmittag als wir das Lokal verlassen und erneut zum zum Hostel gehen. Das Wetter ist immer noch nicht besser geworden und so sind wir froh, dass auf unser Klingeln diesmal geöffnet wird. Wie wir erfahren sind wir die einzigen Gäste im Hostel, so kurz vor Silvester sei in Blackpool Nichts los. Unser Zimmer ist ein kleiner Raum direkt unter dem Dach des Hauses. Viel mehr als die Betten passt nicht hinein. Wenigstens gibt es einen winzigen Heizkörper, der immerhin handwarm wird. Wir breiten unsere regennassen Klamotten rings um die Heizung aus und legen uns auf die Betten. In Anbetracht des miesen Wetters beschließen wir, den restlichen Abend im Hostel zu verbringen.
3. Windermere
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Abfahrt aus Blackpool am Morgen |
Am nächsten Morgen ist der Himmel zwar immer noch grau, aber zumindest fällt kein Regen als wir zum Bahnhof aufbrechen. Unser nächstes Ziel soll Windermere werden, eine Kleinstadt am gleichnamigen See im Lake District. Hier wollen wir heute Abend Silvester feiern. Nach einer geruhsamen Fahrt mit wechselnden Regionalbahnen kommen wir dort an. Inzwischen hat sich das Wetter wieder verschlechtert und es regnet ununterbrochen. Immerhin ist es nicht weit vom Bahnhof zum Hostel.
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Auf dem Weg nach Bowness |
Dort erwartet uns eine kleine Überraschung. Eine Rezeption gibt es nicht, stattdessen einen Belegungsplan der Zimmer und einen Briefkasten, in den man das Geld für die Übernachtung schmeißen soll. Wir bezahlen und beziehen einen kleinen Zweibettraum im Erdgeschoss. Obwohl der Regen nicht nachlässt brechen wir kurz darauf zur nahen Touristeninfo auf, um zu erfragen, wo man den besten Blick aufs Silvesterfeuerwerk erhaschen kann.
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Am Ufer des Lake Windermere |
Wir erfahren zunächst, dass der Ort Windermere selber gar nicht am gleichnamigen See liegt. Der nächstgelegene Ort am Ufer sei das einen Kilometer entfernte Städtchen Bowness. Für den besten Blick auf das Feuerwerk sollten wir uns am Seeufer nahe des Belsfield Hotels postieren, denn das Hotel würde das einzige offizielle Feuerwerk abbrennen. Nach einem Einkauf im nahen Supermarkt brechen wir zum See auf um die Gegend zu erkunden.
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Kaffeepause in Windermere |
Der Weg von Windermere nach Bowness erweist sich als erstaunlich weit, wir sind mehr als eine halbe Stunde unterwegs, aber immerhin lässt der Regen nach als wir am Ufer des Lake Windermere angekommen sind. Wäre das Wetter besser, sähe der See vermutlich äußerst malerisch aus, heute jedoch zieht uns eher ein nahes Café an, wo wir eine Rast einlegen bevor wir ins Hostel zurückkehren.
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In der Hostelküche |
Während im Obergeschoss eine irische Schülergruppe lautstark mit ihrer persönlichen Silvesterfeier beginnt, vertreiben wir uns die Zeit mit Fernsehen. Gegen 22 Uhr brechen wir schließlich erneut zum Seeufer auf um uns das Silvesterfeuerwerk anzuschauen. Zu unserer Überraschung hat sogar der Regen aufgehört. Ein ganzes Stück des Weges führt über offenes Feld von wo man sowohl auf Bowness am Seeufer als auch auf Windermere blicken kann. Die Silvesterfeierlichkeiten scheinen schon im vollen Gang zu sein und die ersten chinesischen Lampions werden in beiden Städten steigen gelassen, in der tiefschwarzen Nacht ein toller Anblick.
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Prosit Neujahr! |
Am Seeufer sind wir nicht die einzigen Wartenden, die ganze Promenade ist bereits von Menschen gesäumt. Wir nutzen die verbleibende Zeit bis Mitternacht noch für einen kurzen Spaziergang am Seeufer entlang, dann gesellen auch wir uns dazu. Bald darauf beginnt das Feuerwerk. Es ist zwar nicht besonders groß, aber vor der Kulisse des Sees und in Anbetracht der Tatsache, dass niemand sonst Feuerwerk in nennenswertem Ausmaß abbrennt, wirkt es doch imposant. Erst weit nach Mitternacht sind wir schließlich im Hotel zurück und legen uns schlafen.
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Neujahrsspaziergang |
Auch am nächsten Morgen ist das Wetter trocken und so brechen wir nach einem hastigen Frühstück zu einem ausgedehnten Neujahrsspaziergang auf. Gestern in der Touristeninformation war uns ein Aussichtspunkt auf einem Hügel nahe dem Hostel als Wanderziel empfohlen worden. So kommt es, dass wir wenig später einen steilen Waldweg empor klettern.
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Unterwegs zum Lake Windermere |
Der Regen der letzten Tage hat den Boden aufgeweicht, so dass einige umgekippte Bäume den Weg versperren und der glitschige Schlamm auf den Wegen die Wanderung zu einer Schlitterpartie macht. Dafür werden wir mit Ausblicken auf die mit psychedelischem Grün bedeckte Hügellandschaft rings um Windermere belohnt. Trotzdem ist es erst früher Nachmittag als wir von dem Aussichtspunkt wieder zurück sind. Wir beschließen, noch einmal zum Lake Windermere hinunterzugehen. Statt des Weges entlang der Landstraße folgen wir diesmal einem kleinen Wanderweg, der seitlich davon abzweigt. Über einen Waldweg gelangen wir erst auf eine durchweichte Schafweide und dann schließlich endlich ans Ufer des Sees. Sogar die Sonne lässt sich kurzzeitig blicken und taucht den See in ein malerisches Licht. Wir wandern fast den ganzen Nachmittag am See entlang und erreichen erst in der Abenddämmerung wieder das Hostel.
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Spaziergang... |
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...des Lake Windermere |
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...am Ufer... |
4. Glasgow & Oban
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Auf der Fahrt nach Glasgow |
Am nächsten Morgen müssen wir früh aufstehen, denn wir wollen heute noch die schottische Küstenstadt Oban erreichen. Bereits um halb sechs stehen wir am Bahnhof von Windermere und fahren mit mehrmaligem Umsteigen nach Glasgow, das wir am frühen Nachmittag erreichen. Dort erfahren wir, dass der erste Zug nach Oban ausfallen wird, die nächste Verbindung geht erst am Abend. Wir nutzen die Wartezeit um noch einmal durch Glasgow zu streifen, spazieren über den Necropolis genannten alten Friedhof von Glasgow, durch die Innenstadt und entlang des Clyde. Gegen 19 Uhr sind wir schließlich am Bahnhof zurück und können endlich in die Regionalbahn nach Oban steigen. Die Fahrt wird ungemütlich, die Heizung der Wagen ist defekt und draußen sinken die Temperaturen bis knapp auf den Gefrierpunkt.
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City Union Railway Bridge |
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Necropolis |
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St. Mungo´s Cathedral |
Erst mitten in der Nacht erreichen wir Oban. Wir finden rasch den Weg zum Hostel und stellen erleichtert fest, dass die Rezeption des Hostels trotz der späten Stunde noch geöffnet hat. Von dem langen Tag erschöpft, legen wir uns bald darauf schon schlafen.
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Oban mit McCaig´s Tower |
In den frühen Morgenstunden werden wir von Lärm draußen geweckt, es ist ein schwerer Sturm aufgezogen. Trotz des Krachs bleiben wir bis zum späten Vormittag im Bett liegen. Als wir schließlich zu einem Spaziergang durch Oban aufbrechen, sieht man überall Zeugen des Sturms. Die gesamte Meerespromenade ist mit Seetang und großen Pfützen bedeckt.
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Blick auf Dunollie Castle |
Wir folgen der Küste in Richtung der Burgruine von Dunollie Castle, die man von Weitem sehen kann. Der Weg endet jedoch im Schlamm und wir kommen nur bis zu einer kleinen Landzunge auf der ein Leuchtturm steht. Immerhin haben wir einen tollen Ausblick von hier.
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Park im McCaig´s Tower |
Anschließend gehen wir zum kleinen Hafen von Oban weiter. Der Plan, eine Tagestour zu einer der Inseln der Inneren Hebriden zu machen scheitert allerdings an den ungünstigen Fahrzeiten. Auch die Idee, die örtliche Whisky-Distillery zu besichtigen, ist nicht von Erfolg gekrönt. Sie wird erst morgen wieder geöffnet sein, wenn wir längst im Zug sitzen. Stattdessen gehen wir zu einem weiteren Wahrzeichen von Oban, dem McCaig´s Tower oberhalb der Stadt. Das riesige Bauwerk war als Nachbau des Colosseums in Rom geplant, wurde aber nie fertig gestellt. Im 19. Jahrhundert hatte ein reicher Sohn der Stadt den Bau beauftragt um seiner Familie ein Denkmal zu setzen. Kaum sind wir oben angekommen, reisst sogar die Wolkendecke auf und erlaubt uns einen fabelhaften Blick auf Oban im Licht der Abendsonne.
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Fahrt über die Forth Bridge auf dem Weg nach Inverness |
Am nächsten Morgen müssen wir wieder einmal früh aufstehen, noch vor der Dämmerung warten wir bereits am Bahnhof von Oban. Der Zug zurück nach Glasgow fährt zwar pünktlich vor, doch erfahren wir, dass er auf halbem Weg enden wird. Der schwere Sturm vor zwei Tagen hat die Bäume entlang der Strecke entwurzelt und für die zweite Hälfte des Weges werden wir auf Busse umsteigen müssen. Obwohl sich die Ankunft in Glasgow entsprechend verzögert, erreichen wir noch den Anschlusszug nach Inverness, wo wir am frühen Abend ankommen. Draußen regnet es wieder einmal und so verbringen wir den restlichen Tag in der gemütlichen Lounge des Hostels.
5. Inverness, Loch Ness, Dalwhinnie & Thurso
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Urquhart Castle |
Der nächste Morgen fängt zu unserer Erleichterung ohne Regen an. Nach einem schnellen Frühstück gehen wir zum Busbahnhof von Inverness, wo Busse zum Urquhart Castle abfahren sollen, der berühmten Burgruine am Loch Ness. Die Fahrt dauert nicht sonderlich lange und so stehen wir kurz darauf am Eingang des Urquhart-Besucherzentrums. Es handelt sich um einen modernen Bau ein Stück oberhalb der eigentlichen Burgruine. Im Inneren erwartet uns eine kleine Ausstellung von Ausgrabungsfunden und die Präsentation eines Dokumentarfilms über die Geschichte der Burg. Ungeduldig sehen wir uns die Exponate an, dann gehen wir endlich selber zur Burgruine hinunter. Die Anlage ist malerisch am Ufer des Loch Ness gelegen und just als wir das Besucherzentrum verlassen kämpft sich sogar die Sonne durch die Wolken.
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In den Ruinen... |
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...am Loch Ness |
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...des Urquhart Castle... |
Wir verbringen fast den gesamten Nachmittag mit dem Erkunden der Ruine und auf der Suche nach neuen Fotomotiven, Nessie kreuzt allerdings nicht unseren Weg. Erst am späten Nachmittag sind wir in Inverness zurück. Da sich das Wetter auch weiterhin freundlich zeigt, unternehmen wir noch einen ausgiebigen Abendspaziergang, bevor wir ins Hostel zurückkehren.
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Abendspaziergang durch Inverness |
Am nächsten Tag brechen wir früh morgens nach Dalwhinnie auf, wo sich die höchstgelegene Whisky Distillery Schottlands befinden soll.
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Ankunft in Dalwhinnie |
Tatsächlich fährt der Zug immer höher in die Highlands, die Landschaft wird einsamer und nach einiger Zeit erreichen wir offenbar die Schneegrenze. Als wir nach zwei Stunden Zugfahrt ankommen, zweifeln wir zunächst ob der Ausflug wirklich eine gute Idee war. Dalwhinnie besteht aus höchstens einem Dutzend verschneiter Häuser, die Distillery macht aus der Ferne einen sehr verlassenen Eindruck und der nächste Zug zurück nach Inverness wird erst in drei Stunden abfahren.
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Zufahrt zur Dalwhinnie Distillery |
Wie sich zeigt, ist heute jedoch der erste Tag im neuen Jahr, an dem das Besucherzentrum der Distillery geöffnet hat. Erleichtert gehen wir ins Innere und fragen nach einer Besichtigungstour. Wie wir erfahren, sind wir die ersten Besucher des Tages, eine Besichtigung sei aber kein Problem. Grade als die Führung losgehen soll, gesellt sich sogar noch ein älteres Ehepaar mit ihrer erwachsenen Tochter hinzu. Neben den Produktionsanlagen wird uns auch der Lagerkeller gezeigt, wo in eisiger Kälte Whiskyfässer lagern soweit das Auge reicht.
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Besucherzentrum der Distillery |
Die eisige Kälte hier oben in den Highlands sei neben dem Quellwasser des nahen Flusses auch der Grund für den besonderen Geschmack des Dalwhinnie, denn wegen der Kälte falle der "Angels’ share", der Anteil des verdunsteten Alkohols, sehr gering aus. Deswegen müssten die Fässer während ihrer mindestens zwölfjährigen Reifezeit seltener nachgefüllt werden als anderswo. Nachdem wir uns im Besucherzentrum noch von den besonderen Qualitäten des hiesigen Whiskys überzeugen dürfen, fahren wir nach Inverness zurück.
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Ausblick bei der Bahnfahrt nach Thurso |
Am nächsten Morgen sind wir bereits weit vor der Morgendämmerung auf dem Weg zum Bahnhof. Den vorletzten Tag der Reise wollen wir noch für einen Ausflug in den hohen Norden Schottlands nutzen, nach Thurso. Die Fahrt dorthin soll knappe vier Stunden dauern und scheint anfangs unter keinem guten Stern zu stehen. Kurz hinter Inverness wird die Strecke eingleisig und unser Zug wartet immer wieder an irgendwelchen Bahnhöfen, um entgegenkommende Züge abzuwarten.
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Blick von der Strandpromenade |
Am Ende haben wir, so entnehmen wir einer Ansage, knapp zwei Stunden Verspätung. Immerhin entschädigt uns die Landschaft dafür. Vor dem Zugfenster wechseln sich verschneite Hügel mit Grasland ab; eine Zeitlang fahren wir direkt am Meer entlang. Einige Kilometer vor Thurso hält der Zug schließlich an der kleinen Station "Georgesman Junction". Wegen der großen Verspätung sollen wir von hier mit dem Taxi nach Thurso fahren, während der Zug wenden wird.
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Thurso Castle |
Kurze Zeit später steigen wir also mit ein paar anderer Fahrgäste vor dem Bahnhof von Thurso aus einem Großraumtaxi und gehen von dort in die Innenstadt. Die besteht nur aus einer Hand voll Häuser und liegt direkt an der Meerespromenade. Obwohl ein eisiger Wind weht, spazieren wir ein Stück an der Küste entlang und entdecken auf der anderen Seite einer Flussmündung die Ruine des Thurso Castle. Die nächste Brücke ist in der Innenstadt; kurz entschlossen drehen wir also um.
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Ruine der Old St Peter´s Church |
Nachdem wir die Brücke passiert haben, folgt ein netter Wanderweg durch Pferdeweiden und Felder, aber irgendwann endet der Weg im Nichts. Wir lassen uns die Laune davon nicht trüben, genausowenig wie von dem Regenschauer der uns auf dem Rückweg ins Stadtzentrum durchnässt. Nachdem wir in einem Café eine kleine Rast eingelegt haben, wandern wir noch ein wenig durch die Stadt und finden die malerische Ruine der Old St Peter's Church. Dann ist es jedoch auch schon Zeit für den letzten Zug zurück nach Inverness.
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Abschied von Inverness |
Auf dem Rückweg ist die Bahn pünktlich und so sind wir am späten Abend zurück im Hostel. Wir setzen uns noch eine Weile in den Gemeinschaftsraum, essen zu Abend und lassen diese Reise Revue passieren. Schön war es wieder einmal in Schottland, die Ruhe in den Highlands ist eine willkommene Abwechslung von dem stressigen Alltag in Deutschland.
Nach einer erholsamen Nacht packen wir am nächsten Morgen unser Gepäck zusammen, es ist Zeit für die Rückreise. Mit der Bahn fahren wir nach Edinburgh und genießen noch ein letztes Mal die Schönheit der Landschaft. Am frühen Nachmittag sind wir schließlich am Flughafen von Edinburgh und können bald darauf auch schon für den Rückflug einchecken.