Im Sommer 2011 waren wir nach Kasachstan geflogen und hatten für die Heimfahrt den Landweg durch Russland, die Ukraine und Polen gewählt. Schon damals wollten wir der polnischen Metropole Breslau einen Besuch abgestattet haben, doch die Gelegenheit ergab sich nicht. Mehr als vier Jahr später, zum Jahreswechsel 2015/16, setzten wir den Plan von damals endlich in die Tat um.
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Ankunft in Breslau |
Am 31.12.2015 geht es los. Früh morgens fliegen wir von Düsseldorf nach Breslau, das wir bereits gegen acht Uhr erreichen. Vom Flughafen geht es mit dem Bus zum Bahnhof von Breslau.
Der Rynek |
Von dort ist es nur ein kurzer Fußweg in die Innenstadt. Wegen des frühen Flugs sind wir müde und unausgeschlafen und so führt unser erster Weg zu einem Café in der modernen Dominikańska Shoppingmall. Nachdem unsere Lebensgeister wieder geweckt sind, gehen wir in die Altstadt weiter. Das Wetter ist zwar eisig aber sonnig und so können wir einige Fotos des Ryneks im Sonnenschein schießen.
Altes Rathaus |
Der Rynek ist der mittelalterliche Marktplatz. Im zweiten Weltkrieg wurde viel der historischen Bebauung zerstört, doch nach Kriegsende wurden die meisten der zerstörten Gebäude wieder hergestellt.
Vorbereitungen für die Silvesterfeier |
Dominiert wird der Platz vom gotischen Alten Rathaus in seiner Mitte, doch auch die Stadthäuser im Stile der Renaissance an der Westseite sind sehenswert. In Vorbereitung auf die Silvesterfeier am Abend ist ein Teil des Platzes bereits abgesperrt und Helfer sind dabei eine riesige Bühne zu errichten. Wir fliehen vor dem Lärm des Sound-Checks und gehen zum Salzmarkt weiter.
Salzmarkt |
Früher dem Salzhandel vorbehalten, befindet sich hier heute ein Blumenmarkt, der wegen der Silvesterfeier jedoch geschlossen ist. Weiter führt uns unser Weg zur Universität von Breslau, vor deren Eingang der berühmte Fechterbrunnen unsere Neugier weckt.
Universität und Fechterbrunnen |
Nächstes Ziel wird das Ufer der Oder, von dem sich der Blick über die Dominsel mit den darauf befindlichen Kirchen eröffnet, allem voran dem namensstiftenden Breslauer Dom. Schließlich wird uns der schneidende Wind am Ufer zu kalt und wir gehen in Richtung Altstadt zurück. In einer Milchbar nahe der Universität essen wir zu Mittag.
Blick auf die Dominsel |
Die so genannten Milchbars entstanden während der Zeit des Kommunismus und sind nicht viel mehr als einfach eingerichtete Selbstbedienungsrestaurants mit einer begrenzten Auswahl an Tagesmenüs. Nichtsdestotrotz ist das Essen von guter Qualität und sehr preisgünstig noch dazu.
Mittagessen in einer Milchbar |
Nachdem wir noch einmal über Rynek und Salzmarkt geschlendert sind, gehen wir zum Hotel und checken dort ein. Es ist bereits später Nachmittag und nach dem frühen Flug sind wir reichlich erschöpft. Wir gehen einkaufen, dann legen wir uns auf die Betten um etwas Schlaf nachzuholen. Um 23 Uhr klingelt unser Wecker und wir kleiden uns rasch an um noch das Finale der Silvesterfeier auf dem Rynek mitzubekommen.
Prosit Neujahr! |
Draußen ist es eisig kalt und windig, trotzdem sind die Straßen voller Menschen und das Gedränge nimmt zu, je näher wir der großen Bühne auf dem Rynek kommen. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz in einem Hauseingang in der Nähe des historischen Rathauses und betrachten die aufwendige Bühnenshow mit zumeist polnischen Musikern. Schließlich wird der Countdown zum Jahreswechsel eingeleitet, an den sich ein eher zurückhaltendes Feuerwerk anschließt während die meisten Feiernden mit Sekt anstoßen. Wir beobachten das Schauspiel noch ein paar Minuten, dann kehren wir zum Hostel und in unser warmes Zimmer zurück.
Verschneiter Rynek an Neujahr |
Als wir am nächsten Morgen erwachen, schneit es zu unserer großen Überraschung. Wir frühstücken im Zimmer, dann brechen wir zu einem ausgiebigen Neujahrsspaziergang auf.
Spaziergang am Oderufer |
Vom Hostel schlendern wir zum Rynek und von dort in Richtung Oderufer weiter. Der Uferpromenade folgen wir einige Zeit und gelangen so schließlich auf die Bleicherinsel, auf der sich heute ein kleiner Stadtpark befindet. Während weiter feine Schneeflocken fallen, führt uns unsere Route über die so genannte Mühleninsel zur Dominsel.
Der Dom von Breslau |
Über eine historische Stahlbrücke gelangen wir zu einer von barocken Stadthäusern gesäumten Allee, die direkt zum Portal der Kathedrale St. Johannes des Täufers hinführt.
Abendessen in der Milchbar |
Da grade ein Neujahrsgottesdienst gehalten wird ist die Kirche leider nicht zu besichtigen, also spazieren wir weiter zur so genannten Sandinsel von der sich noch einmal ein Panoramablick auf die Dominsel öffnet. Wir gehen noch das letzte Stückchen Weg bis in die Altstadt weiter und setzen uns durchgefroren in eine andere Milchbar und essen dort zu Mittag. Gesättigt und aufgewärmt unternehmen wir noch einmal einen weiteren Erkundungsgang durch die Altstadt und schießen noch einige weitere Fotos von Rynek und Salzmarkt. Während die Dämmerung anbricht, kehren wir zum Hostel zurück wo wir den Abend ausklingen lassen.
Klirrende Kälte am nächsten Morgen! |
Der nächste Morgen beginnt wieder mit strahlendem Sonnenschein, doch die Temperaturen sind noch einmal gefallen und liegen bei zehn Grad unter null. Nach dem Frühstück spazieren wir wieder einmal über den Rynek.
Markthalle |
Von dort laufen wir zur Markthalle von Breslau weiter, die heute den ersten Tag im neuen Jahr wieder geöffnet hat. Im Inneren der lichtdurchfluteten Betonkonstruktion ist trotzdem nicht allzu viel los. Die meisten Marktstände sind zwar besetzt, doch es sind kaum Kunden unterwegs.
Magdalenenkirche mit Brücke der Sünderinnen |
Wir begutachten die kulinarischen Spezialitäten, dann gehen wir zur nahen Dominsel weiter. Diesmal haben wir auch Glück und können das eher schlichte Interieur des Doms besichtigen. Da wir den Rest der Insel schon erkundet hatten, führt uns unser Weg wieder zurück in die Altstadt und zur Magdalenenkirche.
Blick vom Kirchturm |
Berühmt ist diese für die so genannte Brücke der Sünderinnen, welche die beiden hoch aufragenden Kirchtürme verbindet. Für einen kleinen Obolus dürfen wir bis dort hinaufklettern. Von der Brücke bietet sich ein grandioser Blick auf Breslau, doch der eisige Wind der dort oben stürmt zwingt uns zur schnellen Umkehr. Dem nächsten Ziel des Tages haben wir schon länger gespannt entgegen gesehen - dem so genannten Panorama von Racławice. Es handelt sich um ein Panoramagemälde aus dem Jahr 1894 mit den unglaublichen Maßen von 15 x 114 Metern.
Besichtigung des Panoramas von Racławice... |
Untergebracht ist das Kunstwerk in einem runden Betonbau aus Sowjetzeiten. Wir erwerben zwei der nicht grade günstigen Eintrittskarten und wenig später werden wir mit einer Touristengruppe ins Innere geführt.
...und ein Blick auf die Details |
In der Mitte des Rundbaus ist eine Tribüne errichtet, von der man alle Details der rings um das Publikum gespannten Leinwände betrachten kann. Dank ausgefeilter Beleuchtung und Ausstaffierung mit authentischen Requisiten entsteht so ein sehr realistischer Eindruck. Während der nächsten halben Stunde lauschen wir den Erklärungen des Audioguides.
Blick über Breslau auf dem Rückweg |
Jede wichtige Szene des Gemäldes und der Hintergrund der dargestellten Schlacht bei Racławice werden erläutert. Am späten Nachmittag gehen wir zum nahegelegenen Nationalmuseum weiter. Die Eintrittskarte für das Panorama gilt auch hier, also schlendern wir die nächsten zwei Stunden durch die Ausstellung schlesischer Kunstwerke. Als wir das Museum wieder verlassen ist die Sonne bereits untergegangen. Wir nutzen die Gelegenheit um noch einmal zur Dominsel zu gehen um dort ein paar Nachtbilder zu schießen. Anschließend kehren wir ins Hostel zurück.
Besuch des jüdischen Friedhofs am nächsten Tag |
Der nächste Tag ist unser letzter Tag in Breslau. Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke und checken aus. Der erste Programmpunkt des Tages ist der Besuch des berühmten jüdischen Friedhofs. Die Temperaturen sind über Nacht noch einmal gefallen, zudem weht ein böiger Wind.
Oratorium Marianum |
Als wir endlich den Eingang des außerhalb gelegenen Friedhofs gefunden haben, sind wir durchgefroren. Wie durch ein Wunder haben die meisten Grabmale den zweiten Weltkrieg einigermaßen unbeschadet überstanden, auch wenn es hier und da Spuren gibt. Etwas unheimlich ist es schon, als einziger Besucher durch den beinahe unberührten Schnee zu stapfen und auch wegen der eisigen Kälte bleiben wir nicht lange.
Aula Leopoldina |
Nachdem wir uns in einem Café in der Innenstadt wieder ein wenig aufgewärmt haben, gehen wir zur letzten Attraktion dieser Reise weiter, der Universität. Als besonders sehenswert waren das Oratorium Marianum und die Aula Leopoldina beschrieben worden und tatsächlich sind die beiden großen Barocksäle einen Besuch wert. Auch hier sind wir die einzigen Besucher und können die kunstvolle Einrichtung der Räume ausgiebig bewundern. Schließlich wird es Zeit, zum Flughafen aufzubrechen. Am frühen Abend sind wir dann zurück in Deutschland.