Schon bald nach der Rückkehr aus Dublin sahen wir uns nach Reisezielen für das neue Jahr um. Eher zufällig entdeckten wir, dass die Deutsche Bahn preisgünstige Nachtzugtickets für die Fahrt nach Kopenhagen im Angebot hatte. Kurz entschlossen buchten wir.
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL |
Am Freitag den 24. Januar geht es schließlich los. Spät abends steigen wir in Düsseldorf in einen Kurswagen nach Kopenhagen. Die Fahrt soll immerhin zwölf Stunden dauern, doch wir sind müde und legen uns bereits kurz nach Fahrtbeginn schlafen.
Unfreiwilliger Zwischenhalt in Padborg |
Eigentlich sollten wir Kopenhagen gegen zehn Uhr morgens erreichen, aber als wir gegen halb neun erwachen steht der Zug immer noch im dänischen Grenzort Padborg. Wie wir vom Schaffner erfahren, hat die dänische Bahn noch keine Lokomotive bereitgestellt, obwohl wir bereits vor drei Stunden die Grenze passiert haben. Da nicht feststeht wann die Fahrt weitergeht, wird uns stattdessen erlaubt einen dänischen Schnellzug für die Weiterfahrt nach Kopenhagen zu nutzen.
Der Torvehallerne Market in Kopenhagen |
Mit rund drei Stunden Verspätung erreichen wir am frühen Nachmittag die dänische Hauptstadt. Direkt am Bahnhof liegt auch unser Hostel. Wir checken ein und legen das Gepäck ab, dann brechen wir in die Stadt auf.
Schloss Rosenborg |
Bereits nach wenigen Minuten durchdringt die eisige Kälte unsere Winterkleidung. Es ist zwar nur wenige Grad unter Null, doch der schneidende Wind lässt die Temperatur deutlich niedriger erscheinen. So sind wir froh, als wir auf die beiden Hallen des Torvehallerne Market stoßen, in denen wir uns ein wenig aufwärmen.
Im Botanischen Garten |
Von dem Markt gehen wir weiter zum Botanischen Garten (Botanisk Have). Neben den hübsch anzusehenden historischen Wintergärten begeistern uns vor allen Dingen die zu Eis erstarrten Seen und Wasserspiele. Vom Botanischen Garten ist es nur ein kurzer Fußweg zum Park von Schloss Rosenborg (Rosenborg Slot), das im 17. Jahrhundert im Auftrag von König Christian IV. im Stil der niederländischen Renaissance erbaut wurde und in dem heute unter anderem der dänische Kronschatz ausgestellt wird. Auf den Besuch der Ausstellung verzichten wir zwar, aber auch von außen ist das Schloss sehenswert.
Häuserzeile im ehemaligen Marineviertel Nyboder |
Auf halbem Weg zwischen Schloss Rosenborg und dem Kopenhagener Kastell (Kastellet) gelangen wir durch das Viertel Nyboder. Das Viertel wurde im 18. Jahrhundert ebenfalls von Christian IV. in Auftrag gegeben um den Familien der Marinesoldaten ein Dach über dem Kopf zu bieten.
Skulptur der Kleinen Meerjungfrau - Den lille Havfrue |
Die gedrungenen, gleichförmigen Reihenhäuser mit ihrem leuchtend gelben Anstrich geben uns bereits einen Vorgeschmack auf die militärische Architektur des Kastells. Bevor wir jedoch das Kastell besichtigen machen wir noch einen Abstecher zu dem wichtigsten Wahrzeichen Kopenhagens – der kleinen Meerjungfrau (Den lille Havfrue).
Eingang des Kopenhagener Kastells |
Die berühmte Bronzefigur auf der Langelinie am Hafen wurde 1913 von Edvard Eriksen nach einer Geschichte von Hans Christian Andersen errichtet. Lange halten wir es in dem schneidenden Wind am Hafen allerdings nicht aus und flüchten uns hinter die schützenden Mauern des Kastells.
Frederikskirche |
Nachdem wir uns dort ausgiebig umgesehen haben, gehen wir weiter zur Frederikskirche (Frederiks Kirken). Unterwegs erhaschen wir noch einen Blick auf die reichgeschmückte Fassade und die goldenen Kuppeln der Russischen Kirche.
Abends auf dem Strøget |
Obwohl die Frederikskirche auf den ersten Blick weit weniger reich geschmückt ist, besticht sie durch ihre ungewöhnliche Architektur. Der runde Innenraum und die hohe Kuppel erinnern uns an das Pantheon in Rom. Während langsam die Dämmerung hereinbricht lassen wir uns noch über den Strøget treiben, die zentrale Einkaufsstraße in der Altstadt von Kopenhagen. Nach einem abschließenden Blick auf das Rathaus und den Tivoli, kehren wir für heute ins Hostel zurück.
Tivoli am nächsten Morgen |
Am nächsten Morgen schlafen wir lange, frühstücken spät und verlassen das Hostel erst gegen Mittag.
Rathaus |
Wir beginnen die heutige Besichtigungstour dort, wo wir gestern Abend aufgehört haben und betrachten Rathaus und Tivoli noch einmal bei Tageslicht. Es erfüllt uns ein wenig mit Bedauern, dass der Tivoli in den Wintermonaten geschlossen ist und wir somit nur einen Blick auf das imposante Portal des berühmten Vergnügungsparks werfen können.
Die ehemalige Börse |
Vom Rathausplatz gehen wir in den Stadtteil Slotsholmen, der das Regierungsviertel beherbergt. Wir spazieren als erstes zum Schloss Christiansborg, in dem das Parlament untergebracht ist.
Orgel der Erlöserkirche |
Direkt an das Schloss grenzt die ehemalige dänische Börse (Børsen), deren kunstvoll gestalteter Turm uns schon von Weitem aufgefallen war. Über die Knippelsbro schlendern wir in den Stadtteil Christianshavn weiter. In der barocken Erlöserkirche (Vor Frelsers Kirke) bewundern wir die filigranen Holzschnitzereien der Kirchenorgel.
Eingang zur Freistadt Christiania... |
Unsere nächste Station ist die Freistadt Christiania. In den 1970er Jahren als alternative Kommune auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne gegründet, hat dieses dänische Unikat bis heute überdauert. Die Bewohner betrachten Christiania als autonomen Stadtstaat mit eigenen Gesetzen.
...einer alternative Kommune |
Diese beschränken sich jedoch auf ein Fotografierverbot und das Verbot harter Drogen. Weiche Drogen sind im berüchtigten Green-Light-District jedoch weiter frei erhältlich. Daran konnten auch die Bemühungen des dänischen Staates nicht viel ändern.
Entlang der mit Eisschollen bedeckten Kopenhagener Seen (Søerne) spazieren wir in das Szeneviertel Nørrebro weiter.
Entlang der mit Eisschollen bedeckten Kopenhagener Seen (Søerne) spazieren wir in das Szeneviertel Nørrebro weiter.
Grab von H.C. Andersen auf dem Assistenzfriedhof |
Hauptattraktion des Viertels ist der parkartige Assistenzfriedhof (Assistẹns Kirkegård), auf dem unter anderem der Schriftsteller Hans Christian Andersen und der Philosoph Søren Kierkegaard ihre letzte Ruhestätte haben.
Rückweg entlang der Kopenhagener Seen |
Nach dem Besuch des Friedhofs machen wir eine ausgiebige Pause in einem Café, bevor wir entlang der Kopenhagener Seen in Richtung der Innenstadt zurückgehen. Wir flanieren noch einmal über den Strøget und machen einige Fotos des Rathauses in der Abenddämmerung. Schließlich statten wir noch einer weiteren wichtigen Sehenswürdigkeit Kopenhagens einen Besuch ab, dem Runden Turm (Rundetårn). Das Bauwerk aus dem 17.Jahrhundert ist für seine außergewöhnliche Architektur bekannt.
Abends in der Altstadt |
Im Inneren führt nämlich keine Treppe hinauf, stattdessen windet sich eine Rampe bis zur Spitze des Turms hoch.
Abfahrt vom Hauptbahnhof |
Diese Rampe erlaubte es, Lasten mit einem Pferdewagen anzuliefern. Die für das Observatorium in der Spitze des Turms benötigten Instrumente wurden auf diese Weise hinauf geschafft. Am späten Nachmittag wird es schließlich Zeit zum Bahnhof zurückzukehren, wo bald darauf der Nachtzug bereitgestellt wird. Das 6-Bett-Abteil teilen wir uns diesmal mit einem schwedischen Studenten und einer englischen Musikerin, mit denen wir uns bis tief in die Nacht unterhalten.