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25. September 2010

Auf den Spuren des Orientexpress

Nachdem wir im letzten Sommer durch Rumänien und seine Nachbarländer gereist waren, stand für uns fest, dass wir auch in diesem Jahr wieder nach Osteuropa reisen wollten.
Schnell einigten wir uns auf die Idee, in die Türkei zu fliegen und mit dem Zug nach Deutschland zurückzufahren. Die günstigste Möglichkeit für den Hinflug war der Flug Köln-Bonn – Ankara. Die Routenführung von Ankara aus - im weitesten Sinne nordwestlicher Richtung - war auch vorgegeben, wir wollten schließlich mit dem Zug Richtung Deutschland zurück. Die Frage war nur noch, was können wir eigentlich alles sehen in den knapp vier Wochen, die wir uns freigenommen haben?
Route Orientexpress
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL
Im Mai haben wir einen vorläufigen Reiseplan. Erstes Etappenziel wird Istanbul. Von Istanbul soll es nach Athen gehen, das wir im letzten Jahr leider nicht sehen konnten. Die restliche Route orientiert sich mit Zwischenhalten in Sofia und Belgrad an der Strecke des Orientexpress. Von Belgrad soll es nach Zagreb und von dort nach Ljubljana und Venedig gehen.
Auf Venedig als letztes großes Etappenziel einigen wir uns schnell, der Rückweg nach Deutschland führt zu verlockend dicht daran vorbei. Die letzte wichtige Frage ist jedoch: Wie geht es von Venedig aus weiter? Erst wollen wir von hier aus mit dem Regionalverkehr nach Hause zurück, aber die Alpen machen uns einen Strich durch die Rechnung. Der Tarifdschungel ist einfach undurchdringlich im deutsch-österreichisch-italienischem Grenzgebiet. Am Ende buchen wir einen Billigflug von Venedig nach Dortmund. Eine gute Entscheidung, denn so gewinnen wir mehr Zeit, um von unserer schnurgraden Orientexpress-Route abzuweichen. Die Abstecher planen wir nach intensivem Studium des Europa-Kursbuches schließlich von Sofia aus nach Varna und außerdem von Zagreb nach Split und Dubrovnik. Ein Halt im italienischen Trieste kommt ebenfalls hinzu.
Orientexpress Reiseplan
Der Reiseplan
Im April steht unsere Reiseroute fest und wir beginnen die Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort zu erkunden. Aus Kostengründen wollen wir wo immer möglich auf Campingplätzen übernachten. Hostels sind nur zweite Wahl, aber stellenweise alternativlos. Einige andere Übernachtungen lassen sich auch in Nachtzugfahrten im Schlafwagen umwandeln, die sparen zwar kein Geld – aber Zeit.


Reiseabschnitt 1: Türkei - Merhaba!

Einreisestempel Türkei
Türkischer Ein- und Ausreisestempel
Am 24.08.2010 geht es dann endlich los. Nervös sitzen wir in Köln-Bonn am Flughafen. Unser Flug geht nicht tagsüber, sondern mitten in der Nacht. Gegen halb elf soll der Flieger abheben und um kurz nach zwei morgens in Ankara landen. Als wir im Flugzeug sitzen, stellen wir fest, das wir die einzigen deutschen Fluggäste zwischen vielen türkischen Reisenden sind. Der Flug wird leider ziemlich turbulent, an Schlaf ist kaum zu denken. Kurz vor der Landung geraten wir dann sogar in so heftige Turbulenzen, dass eine ältere Frau offenbar wegen Innenohrproblemen kollabiert.
Ziemlich unvorbereitet und planlos stehen wir schließlich in der schwülen Dunkelheit Ankaras, begleitet vom rot-blauen Flackern des wartenden Krankenwagens. Ohne weiter über die Öffnungszeiten des Flughafens nachzudenken, waren wir davon ausgegangen, dass wir bis zum Anbruch des Tages dort warten könnten, um dann den Shuttlebus in die Innenstadt zu nehmen. Doch es kommt anders. Nachdem ein Beamter lieblos den Einreisetempel in unsere Reisepässe gehauen hat, gehen wir zunächst einmal auf den Vorplatz raus um uns einen ersten Überblick zu verschaffen. Als wir wieder in das Flughafengebäude zurück wollen, gibt uns ein Wachmann unmissverständlich zu verstehen, dass dies nicht gestattet ist. Draußen werden die meisten anderen Fluggäste sofort abgeholt. Da wir nicht wissen, ob und wo ein Bus in die Innenstadt abfährt, bleiben wir unschlüssig stehen. Unsere Rettung wird ein älterer Türke. Er hilft uns nicht nur bei der Suche nach der Bushaltestelle, sondern gibt uns auch den Rat, die restliche Nacht am Busbahnhof zu verbringen. Dies würden auch viele Einheimische machen.
So finden wir uns schließlich in tiefster Dunkelheit im riesigen Busbahnhof Ankaras wieder. Mit etwas mulmigem Gefühl setzen wir uns dort im Wartebereich auf eine freie Bank. Als später eine weitere Bank frei wird, können wir uns sogar beide hinlegen und finden noch etwas Schlaf nach der strapaziösen Nacht.
Ankara Panorama
Ankara am nächsten Tag
Beim Aufwachen scheint die Sonne bereits durch die große große Glasfront des Busbahnhofs und bald darauf beginnen die Muezzin mit ihrem Wettstreit um das lauteste und inbrünstigste Gebet.
Hungrig und müde werten wir das als Aufbruchssignal. Trotz Stadtkarte dauert es etwas, bis wir uns in Ankara zurechtfinden. Der erste Gang führt uns zum Bahnhof, wir hoffen dort unser schweres Gepäck in einem Schließfach unterbringen zu können.
Ankara Kalesi
Ankara Kalesi - die Zitadelle von Ankara
Tatsächlich finden wir ein Schließfach und gehen los um die Stadt zu besichtigen. Obwohl es noch weit vor Mittag ist, brennt die Sonne bereits unerbittlich. Ankara war im Reiseführer als wenig attraktiv beschrieben worden und diese Beschreibung könnte kaum zutreffender sein. Die Stadt bietet eine krasse Mischung aus moderner Architektur und verfallenden Holzhütten, alles untermalt von Staub, Lärm und Gestank.
Ankara Zitadelle
Eingang zum Festungsdorf
Da wir nichts Interessantes in den Straßen der Neustadt finden können, retten wir uns in die ehemalige Zitadelle von Ankara. Heute befindet sich hier eine ausgedehnte Parkanlage, die in ihrer Mitte, innerhalb der alten Festungsmauern, ein kleines Dorf beherbergt. Auf einem der Hügel Ankaras gelegen kann man von hier oben bequem auf die Smogwolke der Stadt hinuntersehen.
Müde wie wir sind, machen wir es uns auf einer der Parkbänke im Schatten ausladender Platanen bequem. Nach einem kleinen Nickerchen erkunden wir das Dorf innerhalb der Festungsmauern. Touristen scheint es eher selten hierhin zu ziehen, wir werden jedenfalls äußerst skeptisch beäugt.
Ankara Zitadelle
Anatolisches Stillleben mit trocknenden Paprika
Dafür können wir ein echt anatolisches Dorf erleben. In der Hitze hängen die Hausfrauen Zwiebeln und Paprika zum trocknen auf; die Männer stehen plaudernd vor der Moschee.
Nach einer zweiten ausgedehnten Pause im Park unterhalb der Festung gehen wir zu der einzigen wirklichen touristischen Attraktion Ankaras, zum Anitkabir, dem Mausoleum Atatürks. Der Weg dorthin wird zur Tortur, vorbei an stark befahrenen Straßen deren Asphalt stellenweise weich wird in der Sonne.
Anitkabir
Das Anitkabir, das Mausoleum Atatürks
Das Atatürk-Mausoleum liegt auf der Kuppe eines Hügels. Unten gibt es eine Kontrolle, wo Ausweise und unser Rucksack kontrolliert wird. Anschließend geht es die breite Straße zur Kuppe hoch. Erfreulicherweise finden wir unterwegs eine Bank im Schatten einer Akazie. Während unserer langen Pause dort merken wir, wie wir von schwarzgekleideten Gestalten umschlichen werden, die in ihre Funkgeräte sprechen. Das Grabmal ist eine Art Nationalheiligtum und wird entsprechend bewacht.
Loewenweg Anitkabir
Zugang zum Mausoleum
Erst als der Schatten über unserer Bank langsam wegwandert gehen wir endlich zum Mausoleum hoch. Eine beeindruckende Anlage, an hetithische Architektur angelehnt und in ihren Dimensionen monumental. Wir sind scheinbar wieder die einzigen ausländischen Touristen.
Mausoleum Atatürk
Monumentalarchitektur im Anitkabir
Spät nachmittags sind wir zurück am Bahnhof, der Nachtzug geht erst um halb elf. Am Bahnsteig sitzend übermannt uns in der brütenden Hitze immer wieder der Schlaf. Als die Sonne langsam schwächer wird, wagen wir uns noch einmal in die Innenstadt und gehen in den Stadtpark. Der ist nach der Hitze des Tages mittlerweile zum Leben erwacht. Wir lassen die Kulisse auf uns wirken und setzen uns schließlich bei einer kleinen Imbissbude hin. Ein Student, der des Englischen mächtig ist, hilft uns mit der Speisekarte.
Pünktlich um halb elf fährt der Nachtzug E11209 am Bahnhof ein und wir fallen in dem Sechs-Mann-Abteil müde auf unsere Kojen.
Istanbul Panorama
Ankunft in Istanbul
Nach einer erholsamen Nacht erreichen wir gegen halb zehn die Endstation des Zuges auf der asiatischen Seite Istanbuls. Von dort müssen wir mit der Fähre auf die europäische Seite übersetzen.
Bosporus Fähre
Auf der Fähre über den Bosporus
Dem Strom der ausgestiegenen Fahrgäste folgen wir zum Fähranleger. Der Blick über den Bosporus während der Fährfahrt ist überwältigend.
Während es auf dem Wasser noch angenehm kühl war, ist es wieder an Land angekommen brütend heiß. Zwar weht anders als in Ankara hier ein leichter Wind, dafür haben wir diesmal das gesamte Gepäck auf dem Rücken.
Istanbul Hostel
Vor dem Hostel
Bevor es ins Hostel geht, müssen wir noch einen Abstecher zum Bahnhof Sirkeci machen. Von dort wollen wir in drei Tagen mit dem Nachtzug nach Griechenland weiterfahren. Für diese Fahrt wollen wir nun möglichst frühzeitig die Reservierungen kaufen. Obwohl es vom Fähranleger nur ein paar Schritte zum Bahnhof sind, sind wir nass geschwitzt als wir dort ankommen. Nachdem wir die extrem teure Zugreservierung gekauft haben, gehen wir Richtung Hagia Sophia. Unser Hostel ist gleich daneben in einer Seitenstraße. Es ist zwar noch Vormittag, aber wir dürfen unsere Betten trotzdem schon beziehen. Für 7 Euro bekommt jeder von uns ein Bett in einem 30-Mann-Schlafsaal in einem Zelt auf dem Dach des baufälligen Hauses.
Hostel Istanbul
Schlafsaal auf dem Hosteldach
Bevor wir das Hostel verlassen gönnen wir uns eine Dusche, dann gehen wir zum nahen Topkapi-Palast. Als wir den Besucherandrang sehen, beschließen wir die Besichtigung auf den letzten Tag in Istanbul zu verschieben. Auch die Besichtigung von Hagia Sophia und Blauer Moschee verschieben wir zunächst. Stattdessen besuchen wir erstmal die kleineren Attraktionen in der Nähe.
Basilikazisterne Istanbul
Medusakopf in der Zisterne
Nach einem Dürüm Döner als verspätetes Frühstück besuchen wir eine Zisterne aus der Römerzeit. Eigentlich hatten wir gehofft, dass es dort angenehm kühl sein würde, doch diese Hoffnung zerschlägt sich schnell. Sei es wegen den Scharen von Touristen oder wegen der Hitze draußen, die Zisterne bietet leider keine Erfrischung. Dafür aber einen tollen Anblick. In schummriger Beleuchtung führen Holzstege durch die niedrig mit Wasser gefüllten Säulengänge der Zisterne. Über 300 Säulen tragen die riesige Halle, die auch schon als Filmkulisse herhalten musste. Besonders skurril wirkt die wohl berühmteste Säule der Zisterne: Die Medusasäule, deren Sockel aus dem falsch herum verbauten Kopf einer antiken Medusastatue besteht.
Galatabruecke Istanbul
Auf der asiatischen
Seite Istanbuls
Nächster Halt auf unserer Besichtigungstour ist die Galatabrücke, die den asiatischen und den europäischen Teil Istanbuls miteinander verbindet. Obwohl wir uns auf der Brücke über dem Wasser befinden ist es unerträglich heiß. Der Gestank nach Fisch, der vom Fang der zahlreichen Angler und den Restaurants auf dem unteren Gang der zweistöckigen Brücke herrührt ist da auch nicht hilfreich. Nach einem Beweisfoto am asiatischen Ende der Brücke drehen wir wieder um.
Sueleyman Moschee Istanbul
Süleyman-Moschee
Die nahe Süleyman-Moschee erweist sich als echte architektonische Schönheit. Da sie allerdings als die konservativste Moschee Istanbuls gilt und wir auch keinen Eingang für Touristen ausmachen können, beschränkt sich unsere Besichtigung auf die Außenansicht. Vorbei an pittoresken Straßen mit kleinen Handwerksbetrieben und alten Häuschen, geht es zurück Richtung Hagia Sophia und Hostel.
Hippodrom Istanbul
Der Hippodrom
Nach einer kleinen Pause im Hostel besichtigen wir noch den Hippodrom, die ehemalige Pferderennbahn der Römer, sowie einen weiteren kleinen Bazar zu Fuße der Blauen Moschee. Hier finden wir auch ein ansprechendes Restaurant. Am Eingang werden wir aus unerfindlichen Gründen auf Spanisch angesprochen. Nach kurzer Irritation findet sich aber auch ein englischsprachiger Kellner.
Kebap
Abendessen im Restaurant
Während die Sonne langsam hinter der Blauen Moschee untergeht, lassen wir uns verschiedene Kebapvariationen servieren. Als Nachtisch gibt es einen Vanillepudding auf Basis von Hühnchenfleisch. Die Konsistenz ist gewöhnungsbedürftig, der Geschmack jedoch erstaunlich gut.
Als wir auf dem Rückweg am Platz vor der Hagia Sophia vorbeikommen, sind wir überrascht. Auf einer Bühne wird traditionelle Musik dargeboten, in dem kleinen Park davor sind in der Dämmerung zahlreiche Familien zum Picknick versammelt – Es ist Ramadan! Wir finden eine freie Bank und beobachten das faszinierende Schauspiel des abendlichen Fastenbrechens.
Hagia Sophia
Minarett der Hagia Sophia am nächsten Morgen
Die Nacht wird wenig erholsam. Die angestaute Wärme im Hostel lässt uns ebenso schwitzen wie die Nachwirkungen des scharfen Essens. Früh am Morgen treibt die Hitze uns bereits wieder aus den Federn. Im improvisierten Speisesaal auf der wenig befahrenen Straße vor dem Hostel ist es beim Frühstück erfreulicherweise noch schattig.
Hagia Sophia Innen
Kuppel der Hagia Sophia
Das Tagesprogramm verspricht anstrengend zu werden. Zuerst die Hagia Sophia und dann – außerhalb der Gebetszeiten – die Blaue Moschee. Wegen der frühen Uhrzeit ist die Warteschlange vor dem Einlass zur Hagia Sophia noch erfreulich kurz und schnell haben wir unsere Tickets. Dem ausgeschilderten Rundgang folgend, erkunden wir zunächst die außen gelegenen Ausgrabungen der Vorgängerbauten, sind aber etwas enttäuscht.
Hagia Sophia Innen
Vorhalle der Hagia Sophia
Also wechseln wir ins Innere der Hagia Sophia. Schon die Wandgemälde und Mosaike in den Vorhallen sind interessant, werden aber vom Hauptraum in den Schatten gestellt. Der Bausubstanz sieht man ihr Alter an, aber die Ausmaße der riesigen Kuppel sind auch nach heutigen Maßstäben beeindruckend. Fasziniert betrachten wir die Zeugnisse der wechselhaften Geschichte der Hagia Sophia. Von Resten christlicher Mosaike, der Moschee-Einrichtung islamischer Herrschaft bis hin zu den „Graffiti“ der Normannen auf der oberen Galerie. Erst nach mehreren Stunden an diesem geschichtsträchtigen Ort verlassen wir die Hagia Sophia.
Blaue Moschee Istanbul
In der Blauen Moschee
Die zweite Station des Tages ist die Blaue Moschee direkt gegenüber. Wir hatten uns extra tags zuvor mit der Kleiderordnung der Moschee vertraut gemacht und ziehen wir uns daher in einer Seitenstraße lange Kleidung über. Als wir in der Moschee sind, gucken wir allerdings recht verdattert die anderen Touristen an. Obwohl an den Eingängen Tücher zum Verdecken allzu freizügiger Bekleidung verteilt werden, erfüllt fast keiner der Touristen die auf den Schildern proklamierten Vorschriften.
Mausoleum Hagia Sophia
Eines der Sultansmausoleen
Am Abend verlassen wir noch einmal das Hostel, um auf dem Platz vor der Hagia Sophia das abendliche Fastenbrechen zu beobachten. Auf dem Weg sehen wir zufällig den Eingang zu den Sultansmausoleen neben der Hagia Sophia. Der Eintritt ist frei, also gehen wir kurz entschlossen in den kleinen Innenhof. Rings um den Hof gruppieren sich die verschiedenen Grabmäler. Im Inneren sind alle mit faszinierenden Iznik-Fliesen geschmückt, unterscheiden sich sonst aber kaum.
Anschließend sind wir so zeitig in dem Park vor der Hagia Sophia, dass wir den herrlichen Sonnenuntergang über dem palmengesäumten Brunnen in der Mitte des Parks betrachten können.
Hagia Sophia Istanbul
Abenddämmerung in Istanbul
Am nächsten Morgen geht es wieder früh raus. Wir wollen vor dem großen Touristenandrang in den Bazar von Istanbul.
In den engen Gängen des Bazars reihen sich kleine Geschäfte dicht an dicht, an jeder Ecke bedrängen Händler uns, ihre Produkte zu kaufen. Die meisten dieser Produkte sind entweder Souvenirs oder markengefälschte Klamotten. Wir sind versucht, Socken von „Poma“ oder Schuhe von „Gulli“ als Trophäe zu kaufen, nehmen aber dann doch Abstand.
Istanbul Bazaar
Shopping in Istanbul...
Istanbul Basar
...auf dem Großen Bazar
Istanbul Bazar
...früh am Morgen...
Als sich der Bazar langsam immer mehr füllt, nehmen wir Reißaus und gehen zurück zum Topkapi-Palast. Leider sind auch an dieser Hauptattraktion schon die Touristenhorden eingefallen. Es ist fast unmöglich, die Ausstellungsräume zu besichtigen, so voll sind sie.
Topkapi Istanbul
Park des Topkapi-Palasts
Dennoch ist der teure Eintritt gut investiertes Geld. Die luxuriös ausgestatteten Räumlichkeiten der verschiedenen Palastgebäude sind wirklich sehenswert. Als wir – ohne alles gesehen zu haben – vom Hunger getrieben den Palast verlassen, können wir es kaum fassen, dort mehr als den halben Tag verbracht zu haben. Nachdem wir uns ein letztes mal einen Dürüm Döner gegönnt haben, holen wir am Hostel unser Gepäck ab und gehen zum Bahnhof Sirkeci.
Istanbul Sirkeci Bahnhof
Abends am Bahnhof Sirkeci
Der Bahnhof, an dem heute nicht mehr viele Züge abfahren, vermittelt tatsächlich noch echtes Orientexpress-Feeling. Der ausladende Bahnsteig ist mit Marmor verkleidet und die noble Bahnhofsgaststätte „Orient Express“ trägt ihre Geschichte im Namen.
Schon Stunden vor der Abfahrt steht unser Nachtzug, der nur aus drei Schlafwagen besteht, am Bahnsteig bereit. Auf der Nachbarbank haben wir sogar die Gelegenheit, die englischsprachige Unterhaltung des griechischen und des türkischen Schaffners zu belauschen. Von den oft zitierten Spannungen zwischen den beiden Ländern ist bei der freundschaftlichen Konversation nichts zu spüren. Sonderlich eilig haben es die beiden jedoch auch nicht, und so dauert es noch eine ganze Weile, bis wir in unser Zwei-Bett-Abteil dürfen.
Nachtzug Istanbul Thessaloniki
Im Nachtzug nach Thessaloniki
Den Nachtzug, der regulär in Thessaloniki endet, wollen wir früh morgens in Alexandropolis verlassen, einem beliebten griechischen Badeort kurz hinter der Grenze. Nach einem entspannten Tag am Meer wollen wir dann am nächsten Abend einen weiteren Nachtzug nach Athen nehmen. Doch es kommt anders. Nach der ruppigen nächtlichen Grenzkontrolle kommt der Schaffner nicht um uns zu wecken und uns unsere Tickets zurückzugeben. Diese hatte er, wie in Nachtzügen üblich, bei Fahrtbeginn einbehalten. So verschlafen wir dann Alexandropolis auch, und erst kurz vor Thessaloniki kommt der Schaffner und gibt uns die Tickets zurück. Sein schuldbewusstes Gesicht spricht Bände, aber da wir auch nur bis Alexandropolis bezahlt hatten, enthalten wir uns eines Kommentars.


Reiseabschnitt 2: Griechenland - γεια σας! (Yasas!)

Bereits im letzten Jahr hatten wir Thessaloniki besichtigt. Auf eine erneute Besichtigungstour haben wir daher, auch in Anbetracht der brütenden Hitze, eher keine Lust. Stattdessen schmieden wir den Plan, am Aristoteles-Platz etwas zu essen und uns anschließend ein schattiges Plätzchen zu suchen, wo wir den restlichen Tag verbringen können. Vorher wollen wir jedoch noch die Nachtzugreservierung für die Fahrt nach Athen am Abend organisieren und das Gepäck in einem Schließfach loswerden. Beides stellt sich als schwieriger heraus als gedacht. Gepäckschließfächer sind keine frei und die meisten Nachtzüge sind bereits ausgebucht. Am Ende ergattern wir zwei Liegeplätze im letzten Nachtzug des Tages und nach fast einstündigem Warten wird auch ein Schließfach frei.
Weisser Turm Thessaloniki
Der Weiße Turm in Thessaloniki
Einen Stadtplan von Thessalniki haben wir nicht, aber finden wir den Weg in die Innenstadt noch aus dem Gedächtnis. Da es Sonntag und noch früh am Tag ist, haben die meisten Geschäfte und Lokale geschlossen. Ausgehungert finden wir dann aber doch noch eine Imbissbude, die uns einen köstlichen Gyros Pita verkauft. Zu Fuße des Weißen Turms, einer der Sehenswürdigkeiten Thessalonikis, finden wir schließlich auch das ersehnte schattige Plätzchen. Von einer leichten Brise gekühlt sitzen wir bis zum Nachmittag dort und beobachten die Touristen, die – ebenso wie wir letztes Jahr – unter der Hitze stöhnend den Turm besichtigen. Den restlichen Tag verbringen wir in einem nahe gelegenen Café mit Klimaanlage, wo wir uns stundenlang an einem Eiskaffee festhalten. In der Abenddämmerung gehen wir zum Bahnhof zurück.
Bahnhof Thessaloniki
Am Bahnhof von Thessaloniki
Der Nachtzug entpuppt sich als klappriges DDR-Vehikel, das von Außen kaum gammliger aussehen könnte. Der Eindruck setzt sich auch im Inneren fort. Allerdings ist irgendein gnädiger Mitarbeiter der griechischen Staatsbahn in jüngster Zeit auf die Idee gekommen, den Nachtzug mit einer modernen Klimaanlage auszustatten. Die ist so wirkungsvoll, dass wir uns in den frühen Morgenstunden sogar der bereitgelegten Decken bedienen müssen. Entsprechend geschockt sind wir, als wir am nächsten Morgen um sechs in Athen das gekühlte Abteil verlassen und bereits zu der frühen Stunde bei knapp 25°C zu schwitzen beginnen.
Campingplatz Athen
Auf dem Campingplatz in Athen
Der Campingplatz liegt rund 20 Minuten Busfahrt vom Bahnhof entfernt, aber der richtige Bus ist schnell gefunden. Bald darauf steht unser Zelt im Schatten eines ausladenden Olivenbaums. Während wir hastig unser Frühstück auf dem Campingkocher zubereiten, steigt langsam die Sonne immer höher und wir sind schnell schweißgebadet.
Nationalgarten Athen
Nationalgarten Athens
Trotz der Hitze beschließen wir, möglichst zügig in die Stadt zu fahren. Wir fürchten, dass die zwei Tage, die wir für Athen eingeplant haben sonst nicht ausreichen werden. Nach einer kalten Dusche waschen wir auch noch rasch unsere Reisegarderobe und hängen sie zum Trocknen in den Baum vor unserem Zelt, dann geht es in die Athener Innenstadt.
Fleischmarkt Athen
Athener Fleischmarkt
Nach den Attraktionen von Istanbul erscheint uns Athen anfangs langweilig, zumal wir den gesamten Vormittag nur durch die Neustadt schlendern. Die einzigen Highlights sind der Nationalgarten Athens und der Fleischmarkt, wo alte Frauen mit nachlässig gekleideten Metzgern vor der Kulisse ungekühlter Fleischberge um den Preis eines Steaks schachern. Im Nationalgarten übermannt uns, vor der Mittagssonne in den Schatten eines Palmenhains geflohen, der Schlaf. Von einem Eiskaffee wieder etwas belebt, geht es durch die Athener Flohmärkte und endlich in den alten Teil der Stadt.
Agora Athen
Die Antike Agora
Während die Akropolis die ganze Zeit majestätisch über uns thront, besichtigen wir Grabungsfeld auf Grabungsfeld, von der Agora über die Hadriansbibliothek bis zum Turm der Winde. Glücklicherweise müssen wir als Studenten nirgendwo Eintritt zahlen, und so besichtigen wir auch die Ausgrabungen, die wir sonst vielleicht ausgelassen hätten. Am Abend sind unsere Füße platt gelaufen, unser Magen knurrt und uns dreht sich der Kopf vor lauter Ausgrabungsfeldern.
Moussaka griechisches Essen
Abendessen im Restaurant
Die Grabung des Kerameikos, des antiken Athener Friedhofs, besichtigen wir kurz vor der Schließung um 20 Uhr. Dann gehen wir schnurstraks zum erstbesten Restaurant mit Blick auf die Akropolis. Dort entspannen wir bei Retsina und deftiger griechischer Küche.
Zurück auf dem Campingplatz, fällt uns der Schlaf trotz des anstrengenden Tagesprogramms schwer. Auch nachts kühlt die stickig warme Luft nicht nennenswert ab. Irgendwann übermannt uns dann aber doch der Schlaf und so sind wir einigermaßen erholt für das Programm des neuen Tages.
Akropolis Athen
Parthenon auf der Akropolis
Nach einem Abstecher zum Tempel des Zeus und zum Neuen Athener Friedhof steht heute das eigentliche Highlight Athens an: die Akropolis. Erfreulicherweise ist auch dort der Eintritt für europäische Studenten wieder kostenlos. Um die Mittagszeit fangen wir mit der Besichtigung des unteren Teils der Grabungsfelder an der Akropolis an. Der Aufstieg zu der auf einem Felsen oberhalb Athens gelegenen Tempelanlage wird zur Tortur in der sengenden Hitze.
Akropolis Tempel Athen
Das Erechtheion
Nach einem Halt an jedem öffentlichen Wasserspender, sowie an Ruinen von antiken Theatern, Zeremonienhallen und heiligen Höhlen haben wir es nachmittags endlich geschafft und stehen am Eingang zu der eigentlichen Tempelanlage. Obwohl jeder freie Platz von Touristengruppen beansprucht wird, sind wir von den verschiedenen Tempeln auf der Kuppe des Berges begeistert. Wir sind genau zur richtigen Tageszeit angekommen, während wir die Bauwerke betrachten geht die Sonne langsam unter und taucht alles in ein weiches Licht. Einer Empfehlung unseres Reiseführers folgend klettern wir noch auf ein kleines Felsplateau gegenüber der Tempelanlage und nehmen beim Sonnenuntergang Abschied von Athen, denn morgen früh müssen wir leider schon wieder weiter.
Akropolis Athen Panorama
Abendlicher Blick auf die Akropolis
Pünktlich sind wir am nächsten Morgen am Athener Bahnhof, wo nach einem schnellen Frühstück unser Zug nach Thessaloniki abfährt. Von dort soll es mit einem Nachtzug nach Sofia gehen und von dort wiederum nach Varna. Mit insgesamt knapp 36 Stunden wird die Fahrt Athen - Varna die längste dieser Reise werden.
Erfreulicherweise ist die bergige Strecke von Athen nach Thessaloniki landschaftlich reizvoll und der Großraumwagen angenehm klimatisiert. Abends kommen wir gut gelaunt in Thessaloniki an und steigen nach kurzer Wartezeit in den Nachtzug nach Sofia.


Reiseabschnitt 3: Bulgarien - Добър ден! (Dober den!)

Sofia Bahnhof
Ankunft in Sofia
Die Grenzkontrollen verlaufen verhältnismäßig ruhig, sind aber natürlich wieder mitten in der Nacht. Dennoch kommen wir ausgeruht in Sofia an. Auch das Wetter ist heute angenehm kühl nach der Hitze in Athen.
Zug Bulgarien
Im Zug nach Varna
Wir kaufen an einem Bahnhofskiosk einige Gebäckstücke als Proviant für die lange Bahnfahrt und zwei Stücke Pizza als Frühstück. Wider Erwarten schmeckt die Pizza gut, auch wenn sie mit italienischer Kochkunst kaum weniger gemeinsam haben könnte. Als wir aufgegessen haben wird unser Zug auch schon bereitgestellt und wir steigen ein. Die Zugfahrt wird langwierig und anstrengend.
Bahnfahren Bulgarien
Blick aus dem Zugfenster
Wir reisen in einem Acht-Mann-Abteil mit durchgesessenen Polstern und zerschrammtem Holzimitat an den Wänden. Das Fenster lässt sich zwar öffnen, knallt jedoch wegen defekter Halterung jedesmal sofort mit Wucht wieder zu. Zudem ist das Abteil fast die Hälfte der Fahrt voll besetzt. Wir werden von unseren Mitreisenden, die Touristen in der Bahn offenbar nicht gewohnt sind, immer wieder skeptisch beäugt; Englisch spricht leider keiner von ihnen.
Bahnfahren Bulgarien
Kurz vor der Ankunft in Varna
Der Zug fährt erst über eine abenteuerliche Gebirgsstrecke mit engen Kurven, Tunneln und steilen Abhängen. Anschließend geht es stundenlang durch monoton flaches Land, das über und über mit Feldern voll verblühter Sonnenblumen für die Ölproduktion bedeckt ist.
Hostel Varna
Hostel in Varna von Außen
Obwohl die Strecke nur rund 550 Km lang ist, der Zug trotz der maroden Gleise recht schnell fährt und wir nur eine Handvoll Städte in der bulgarischen Einöde anfahren, geht die Sonne bereits unter als wir Varna erreichen. Den Eingang des nahe am Bahnhof gelegenen Hostels finden wir nur durch Zufall. Das kleine Blechschild mit dem Herbergssymbol fällt an der bröckelnden Backsteinmauer kaum auf. Der Besitzer, ein Brite der in Bulgarien mit diesem Hostel seinen Lebensunterhalt bestreitet, spendiert uns ein kühles Bier während eine Helferin unser Zimmer vorbereitet.
Hostel Varna
Vor unserem Zimmer
Der Raum liegt im Dachgeschoss und steht dem maroden Eindruck des Hauses in Nichts nach. Holzpaneele sind, keinem erkennbaren System folgend, an die Wände genagelt. Keine Linie in dem Raum scheint den Gesetzen der Geometrie zu folgen. Dafür ist alles verhältnismäßig sauber.
Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit beschränken wir unser Abendprogramm auf ein deftiges Essen in einer der allgegenwärtigen „Happy Grill“-Filialen in der Nähe.
Meerespark Varna
Im Meerespark von Varna
Am nächsten Tag begeben wir uns auf Besichtigungstour durch Varna. Auf dem Weg zum Strand und zum berühmten Meerespark gibt es neben den üblichen sowjetischen Zweckbauten auch eine recht interessante römische Ausgrabung am Wegesrand zu sehen. Strand und Park sind jedoch eher ernüchternd. Man kann noch erahnen, dass es einmal gepflegte Anlagen waren, heute jedoch reihen sich hier Discos und Casinos aneinander und der Rest der Anlagen bleibt sich selbst überlassen.
Strand Varna
Am Strand
Trotz allem freuen wir uns auf ein Bad im Meer, das sich jedoch als eisig erweist. Später erfahren wir, dass ein paar Tage zuvor ein Sturm durchgezogen ist, der kaltes Wasser vom offenen Meer an den Strand gedrückt hat. Stattdessen begnügen wir uns also mit einem kühlen Bier an einer der Strandbars. Anschließend erkunden wir die Innenstadt Varnas. Neben einigen hübschen Gründerzeithäusern gibt es allerdings nicht viel zu sehen. Auch die unzähligen kleinen Kirchen sind kein Touristenfang, sie sind größtenteils eh nicht zu besichtigen.
Roemische Thermen Varna
Die römischen Thermen
Dafür finden wir auf unserem Erkundungsgang ein uriges Restaurant für den Abend. Es wirbt mit sogar mit einem staatlichen Zertifikat, das traditionelle bulgarische Küche verspricht.
Ausgrabung Varna
Ausgrabungsfunde bei den Thermen
Bevor wir noch zu einem langen Spaziergang am Strand aufbrechen, entdecken wir eher zufällig ein riesiges Grabungsfeld mit einer römischen Therme. Obwohl uns nach den Ausgrabungen in Athen nichts so leicht beeindrucken kann, sind wir vom guten Erhaltungszustand der Therme überrascht.
Abends im Restaurant lassen wir uns mir allerlei Spezialitäten der bulgarischen Küche verwöhnen. Deftig, reichhaltig und lecker. Die Rechnung beläuft sich am Ende auf umgerechnet nicht einmal zehn Euro.
Bulgarisches Essen
Schlemmen im Restaurant
Am nächsten Morgen geht es wieder einmal viel zu früh los, aber das Reiseprogramm haben wir nun einmal selber so gewählt. Diesmal bekommen wir Plätze in einem Großraumwaggon. Trotz der interessanten Bahnstrecke, scheinen wir die eigentliche Attraktion zu sein. Immer wieder wird auf uns gezeigt. Was man über uns sagt verstehen wir leider nicht. Ein unglücklicher Zufall will es zusätzlich, dass wir die tags zuvor gewaschenen Klamotten im Hostel nicht trocken bekommen haben, so dass sie im Zug zum Trocknen über den Rucksäcken hängen – ein Grund allgemeiner Erheiterung.
Bahnhof Varna
Abschied von Varna: Bahnhof am Morgen

Reiseabschnitt 4: Serbien - Добар дан! (Dobar dan!)

Bahnhof Belgrad
Ankunft am Belgrader Bahnhof
Von Sofia, das wir am Abend wieder erreichen, geht es mit dem Nachtzug nach Belgrad, unserer nächsten Station. Bei der Grenzkontrolle zwischen Bulgarien und Serbien reißen erst die bulgarischen Beamten alle Abteiltüren auf um nach einer schnellen Kontrolle wieder zu verschwinden. Anschließend tauchen ihre serbischen Kollegen auf. Wieder werden alle Abteiltüren aufgerissen. Als wir die Tür wieder schließen wollen, weil nichts passiert, werden wir böse angeraunzt. Erst erheblich später werden die Pässe kontrolliert und von der nächsten Welle Grenzpolizisten gestempelt, bevor der serbische Zoll in unser Abteil schaut. Die Zollkontrolle beschränkt sich allerdings auf die Frage, ob wir Studenten wären. Anschließend dürfen wir endlich die Abteiltür schließen. Mit rund dreistündiger Verspätung verlässt der Zug die Grenzstation.
Donau Belgrad
Sonnenaufgang über der Donau
Die Verspätung kommt uns indes grade Recht, denn auf diese Weise kommen wir erst um halb sieben statt vier Uhr morgens in Belgrad an. Obwohl wir wegen des Balkankriegs in den 90er Jahren Vorurteile gegen Serbien und Belgrad gehabt hatten, sieht die Stadt auf den ersten Blick nicht nicht viel anders aus als jede deutsche Großstadt auch.
McDonalds Belgrad
Frühstück in der Innenstadt
Nach einem schnellen Frühstück spazieren wir pünktlich zum Sonnenaufgang am Donauufer entlang, wo in einem Nebenarm ein Hostel in Form eines Hausboots liegen soll. Die Tür des Hostels ist schon offen und der große Speisesaal dahinter sieht vielversprechend aus. Allerdings scheint gestern eine Party stattgefunden zu haben, der Rezeptionist liegt schlafend auf dem Boden, vor ihm ein geplündertes Buffet. Wir beschließen, ihm noch eine Stunde Schlaf zu gönnen und so lange auf einer Bank im nahegelegenen Park unser Besichtigungsprogramm für den Tag zu planen.
Save Donau Belgrad
Zusammenfluss von Donau und Save
Als wir nach der Stunde ins Hostel zurückkommen, ist der Rezeptionist tatsächlich erwacht. Wir dürfen schonmal das Gepäck abstellen; das Zimmer können wir erst nachmittags beziehen. Ohne Gepäck machen wir uns auf den Weg zurück in die Innenstadt um die Hauptattraktion Belgrads zu besichtigen: Den Kalemegdan, die große Festung, die über dem Zusammenfluss von Save und Donau thront. Kaum sind wir oben, zieht sich jedoch der Himmel zu und es beginnt leicht zu regnen. Also verschieben wir die Besichtigung auf morgen.
Arca Barka Hostel Belgrad
Terrasse des Hostels
Zur vereinbarten Zeit sind wir zurück am Hostel, unser Zimmer ist aber immer noch nicht fertig. Immerhin dürfen wir auf der Terrasse mit Blick auf den Fluss Platz nehmen und bekommen eine Flasche Bier spendiert. Nach einer kleinen Ewigkeit kommt der Manager des Hostels und gibt uns ein paar Tipps für die Besichtigung Belgrads. Dann dürfen wir endlich auf unser Zimmer. Wir werden allerdings vorgewarnt, dass am Abend eine Hochzeit im Hostel stattfindet und es laut werden könnte. Wir wären aber selbstverständlich eingeladen mitzufeiern.
Skadarlija Belgrad
Skadarlija - Das Künstlerviertel
Da während der Wartezeit der Himmel wieder aufgeklart ist, gehen wir spät nachmittags noch einmal in die Innenstadt, wo wir nach einer Besichtigung des reizvollen Künstlerviertels im ältesten Restaurant Belgrads Platz nehmen, dem "Gasthaus Fragezeichen". Der Kellner spricht perfekt Englisch und erklärt uns die Speisekarte. Am Ende bestellen wir eine Cevapcici-Variation und einen deftigen Eintopf.
Cevapcici Serbien
Abends im Restaurant
Als wir nach Einbruch der Dämmerung zum Hostel zurück kommen, schallt uns schon die Musik der Hochzeit entgegen und am Eingang begegnen uns die ersten mehr oder minder betrunkenen Gäste. Da wir beide müde sind, beschließen wir, uns nicht an der Feier zu beteiligen und stattdessen früh zu Bett zu gehen. Das Vorhaben misslingt jedoch gewaltig, die Musik dringt bis 4 Uhr morgens laut zu uns hoch, der Schlaf ist entsprechend wenig erholsam.
Am nächsten Morgen sieht der Speisesaal wieder genauso ramponiert aus, wie wir ihn tags zuvor vorgefunden haben, und wir machen uns still und heimlich aus dem Staub. Das Gepäck nehmen wir mit, um es am Bahnhof zu deponieren. Gepäckschließfächer suchen wir dort leider vergeblich, aber als wir grade das Gepäck resigniert mit auf unsere Besichtigungstour nehmen wollen, entdecken wir ein verrostetes Blechschild mit dem Piktogramm der Gepäckaufbewahrung. Das Schild führt uns zu einem gammeligen Backsteinschuppen im Güterbahnhof nebenan. Auf unser Klopfen wird ein Schiebefenster des Schuppens geöffnet und unsere Rucksäcke verschwinden in einer Wolke aus Dieselöl- und Uringestank. Wenigstens bekommen wir eine Quittung und die Auskunft, dass die Gepäckaufbewahrung bis 21 Uhr geöffnet habe.
Hram sevtog Save Belgrad
Hram sevtog Save
Auf dem Weg zur Innenstadt machen wir noch einen Abstecher zur Kirche „Hram sevtog Save". Nach ihrer Fertigstellung soll sie einmal eines der weltgrößten Gotteshäuser sein. Allerdings sind die Bauarbeiten noch im vollen Gange. Die moderne Konstruktion ist aus Spannbeton, den auch die Verkleidung aus weißem Marmor nicht wesentlich schöner macht.
Antiquariat Belgrad
Antiquariat in der Innenstadt
Zurück in der Innenstadt finden wir in den diversen Buchantiquariaten zu unserer großen Überraschung vor allem deutschsprachige Werke über Medizin. Ein Indiz für die bewegte Geschichte und die vielen Machtwechsel, die Belgrad hinter sich hat. Auch der Kalemegdan, auf den wir gestern bereits einen ersten Blick geworfen hatten, spiegelt diese Geschichte wieder. Die riesige Anlage ist an vielen Stellen verfallen, zeigt aber dennoch eine bunte Mischung verschiedener Architekturstile von osmanischen Rundbögen bis zu barockem Prunk
Kalemegdan Belgrad
Auf dem Kalemegdan
Das Wetter wird jedoch immer ungemütlicher, schlussendlich beginnt es zu regnen. Also verzichten wir auf eine allzu intensive Besichtigung und begeben uns nach einem kurzen Halt in einem Café im Künstlerviertel zurück zum Bahnhof.
Kalmegdan Belgrade
Blick auf die Festungsmauern des Kalemegdan
Zwar finden wir dort zumindest eine überdachte Bank, aber wegen des Wetters ist unsere Laune eher schlecht. Immerhin besteht die Hoffnung, dass uns in Kroatien das Wetter wieder hold ist. Um die Wartezeit bis zur Abfahrt des Nachtzuges nach Zagreb zu überbrücken sind wir wieder einmal auf unsere Hörbücher angewiesen. Als die Dämmerung langsam hereinbricht, gehen wir im Bahnhofsrestaurant essen. Obwohl wir nur die „mittlere“ Pizza bestellen, bekommen wir eine Pizza von der Größe eines Wagenrads serviert und dazu einen Humpen Bier.
Zugfahrt Serbien
Zugtoilette im Zug nach Zagreb
Der Nachtzug, schon von außen ein abenteuerliches Gefährt, sieht auch im Inneren nicht viel besser aus. Die Betten sind durchgelegen, Bettwäsche gibt es keine. Abgesehen vom hygienischen Standpunkt haben wir aber das Glück, dass die Wagen noch von der Sonne der vergangenen Tage aufgeheizt sind. So müssen wir wenigstens nicht frieren ohne Decke. Einen ganz eigenen Charme hat die Toilette. Wasser ist weder für die Spülung noch fürs Händewaschen verfügbar. Der Ersatz für die fehlende Toilettenspülung besteht aus einem Stock der an die Wand gekettet ist. Die Grenzkontrolle läuft ebenso ruppig wie bei der Einreise nach Serbien.


Reiseabschnitt 5: Kroatien - Dobar dan!

Marktplatz Zagreb
Ankunft in Zagreb bei Regen
Unsere Hoffnung auf besseres Wetter in Kroatien wird leider enttäuscht. Als wir morgens in Zagreb aussteigen, regnet es. Nach einem kleinen Imbiss am Bahnhof machen wir uns im Regen auf den Weg in die Innenstadt. Wir hatten eigentlich ein Hostel rausgesucht, in dessen Garten wir hätten campen können, doch bei dem Wetter ist das keine Option.
Altstadt Zagreb
Stadtbesichtigung im Regen
Wir machen uns trotzdem auf den Weg zum außerhalb gelegenen Hostel und wollen versuchen, dort stattdessen ein Zimmer zu bekommen. Der Weg zum Hostel ist zwar schnell gefunden, dort angekommen müssen wir jedoch feststellen, dass es erst mittags öffnet. Genervt gehen wir in die Innenstadt zurück um zu frühstücken und uns ein anderes Hostel zu suchen. Wir essen in einer kleinen Bäckerei und wenig später finden wir ein freies Zimmer in der Jugendherberge von Zagreb. Da wir unseren Raum trotz der frühen Uhrzeit schon beziehen dürfen, legen wir unser Gepäck ab und ziehen uns regenfest an bevor wir in die Stadt zurückkehren.
Altstadt Zagreb
Gaslaterne in der Altstadt von Zagreb
Lange halten wir es draußen jedoch nicht aus und flüchten nachmittags zurück in Hostel. Wegen des Regens ist es empfindlich kühl geworden und wir sind durchgefroren und müde. Den Abend verbringen wir im Hostel, wo wir unser Abendessen auf dem Campingkocher kochen, da wir keine Lust haben noch einmal durch den Regen zu laufen.
Hostel Zagreb
Abendessen kochen im Hostelzimmer
Am nächsten Morgen ist der Himmel zwar immer noch grau, doch der Dauerregen ist wenigstens zu periodischen Schauern übergegangen. Wir spazieren zwischen der Regenschauern durch die Stadt. Leider kann uns Zagreb trotz seiner vielen schönen historischen Bauten aus den letzten zwei Jahrhunderten nicht wirklich beeindrucken.
Kirche Stadttor Zagreb
Kapelle im Stadttor
Das außergewöhnlichste Bauwerk bleibt letztlich eine Kapelle in einem ehemaligen Stadttor sowie die Markuskirche mit ihrem kunstvoll gedeckten Dach. Als das Wetter sich nachmittags wieder verschlechtert, fliehen wir in das Archäologische Museum Zagrebs. Immerhin gibt es hier auch englischsprachige Erklärungen und einige interessante Exponate.
Markuskirche Zagreb
Markuskirche
Größte Sehenswürdigkeit ist die so genannte Mumie von Zagreb, die einst aus Ägypten hierher gelangte, sowie die weltweit längste erhaltene Schriftrolle in etruskischer Sprache. Unsere Laune steigt erheblich, als beim Verlassen des Museums die Sonne scheint. Bis zur Abfahrt des Nachtzuges nach Split dauert es noch ein paar Stunden und so spazieren wir noch einmal in Richtung Oberstadt.
Seilbahn Zagreb
Trasse der Drahtseilbahn
In der Nähe der Drahtseilbahn, die Unter- und Oberstadt verbindet finden wir einen kleinen Park mit schönen alten Kastanienbäumen, wo wir ein wenig die Sonne genießen. Bald verfinstert sich der Himmel aber bereits wieder. In der Hoffnung, dass es sich nur um eine kleine Kapriole handelt, nehmen wir auf der überdachten Terrasse eines Cafés Platz. Das bald einsetzende Gewitter wird jedoch immer schlimmer und wir treten in einer kurzen Regenpause den Weg zum Bahnhof an, wo wir auch einigermaßen trocken ankommen. Bald setzt der Regen wieder ein und wird diesmal so heftig, dass das Prasseln auf dem Blechdach des Bahnsteigs jedes andere Geräusch übertönt. Auch als wir wie die meisten anderen Reisenden bereits Zuflucht im Bahnhofsgebäude gesucht haben, steigert sich das Unwetter noch. Nach kurzer Zeit ist die Kanalisation vollkommen überlastet und der Bahnsteig steht 20 Zentimeter tief unter Wasser. Nach einer gefühlten Ewigkeit lässt das Gewitter endlich nach, aber noch bis zur Abfahrt des Zuges schlagen immer wieder Blitze in der Nähe ein.
Panorama Zagreb
Abschied von Zagreb
Erfreulicherweise ist der Nachtzug trotz des ungemütlichen Wetters draußen angenehm aufgeheizt. Erschöpft fallen wir auf die Kojen. Morgen früh soll der Zug Split erreichen, den südlichsten Bahnhof des kroatischen Bahnnetzes. Von dort wollen wir direkt mit dem Bus nach Dubrovnik weiter. Split werden wir dann erst auf dem Rückweg von Dubrovnik besichtigen. Tatsächlich erreichen wir bei Sonnenaufgang Split. Das Wetter sieht gut aus und in der Morgensonne ist es auch bereits knackig warm.
Bus Split Dubrovnik
Busticket Split - Dubrovnik
Kaum sind wir aus dem Zug gestiegen, werden wir von einer Horde älterer Frauen umringt, die uns ihre Unterkünfte aufschwatzen wollen. Wir lassen uns nicht beirren und gehen zur Busstation, die an der Rückseite des Bahnhofgebäudes untergebracht ist. Der erste Bus nach Dubrovnik ist leider ausgebucht, aber für den zweiten bekommen wir noch Tickets. Die Zeit bis zur Abfahrt nutzen wir für ein Frühstück an einem der Kioske. Kurze Zeit später fährt der Bus auch schon vor und wir laden unser Gepäck ein. Angenehm überrascht von dem modernen und luxuriösen Gefährt nehmen wir Platz während sich der Bus langsam füllt. Soweit wir es beurteilen können, sind wir fast ausschließlich von Touristen umgeben.
Die Küstenstraße nach Dubrovnik klammert sich eng an die steilen Klippen entlang der Küste. Am meerseitigen Abgrund fahren wir immer wieder mit hohem Tempo an Autowracks vorbei. Nach etwa der Hälfte der Fahrt, kommt plötzlich die Durchsage, dass wir unsere Pässe bereit halten sollen. Ein kleiner Küstenstreifen auf dem Weg nach Dubrovnik ist offenbar bosnisches Hoheitsgebiet. Die Kontrollen verlaufen jedoch ziemlich ereignislos, wir halten nicht in der bosnischen Küstenstadt Neum an und so geht nur eine junge bosnische Grenzpolizistin durch den Bus und kontrolliert die Pässe. Am ersten Grenzposten steigt sie ein und am zweiten Posten, wenige Kilometer weiter steigt sie wieder aus. Die restliche Fahrt durch nun wieder kroatisches Territorium vergeht schnell. Leider ziehen wieder Wolken auf und wir erreichen Dubrovnik gegen Mittag bei grauem Himmel.
Dubrovnik Hostel
Aufstieg zum Hostel
Wiederum werden wir von einer Horde älterer Frauen umringt, die uns Zimmer vermieten wollen. Für circa 20 Euro pro Nacht für ein Doppelzimmer gehen wir auf das Angebot von Nina ein. Schnell zückt diese ihr Handy und ruft ihre Schwiegermutter an, die uns im Auto zur Wohnung fahren wird. Nach wenigen Minuten Fahrt in einem klapprigen Kleinwagen sind wir da. Im Untergeschoss wohnt Nina mit ihrer Familie, das Obergeschoss wird vermietet. Unser Zimmer ist angenehm groß und modern eingerichtet, das Badezimmer ist nach den bisherigen Maßstäben dieser Reise purer Luxus.
Dubrovnik Altstadt
Altstadt von Dubrovnik
Einen entscheidenden Nachteil hat unser Domizil jedoch: Zur Altstadt sind es viele, viele Treppenstufen, denn Dubrovnik liegt direkt an einem steilen Küstenabschnitt. Wir lassen uns davon nicht abschrecken, legen unser Gepäck ab und machen uns auf den Weg in die Altstadt. Die Sonne hat sich zwischenzeitlich wieder an den Himmel geschlichen und es wird unangenehm drückend warm.
Als wir endlich am Eingang zur Altstadt angelangt sind, sind wir nass geschwitzt und es graut uns vor dem Rückweg. Der Blick auf die direkt am Meer gelegene Stadt entschädigt aber für den Aufwand.
Dubrovnik Stadtmauer
Auf der Stadtmauer von Dubrovnik
Leider ist jeder freie Winkel von Touristengruppen belagert, die in Bussen direkt an das alte Stadttor gekarrt werden. Nach einem ersten Gang über die Hauptstraße der Altstadt beschließen wir ziemlich schnell, uns für den heutigen Tag auf eine Besichtigung der Stadtmauer zu beschränken. Morgen wollen wir dann die restlich Stadt erkunden und eine Ausfahrt zu der vor der Stadt gelegenen Klosterinsel Lokrum unternehmen.
Dubrovnik Treppen
Rückweg ins Hostel
Erfreulicherweise werden auch für den Eintritt zur Stadtmauer wieder unsere Studentenausweise anerkannt und so halten sich die Kosten in Grenzen. Die Maueranlage kann in ihrem gesamten Umfang besichtigt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass sie in knapp zwei Stunden schließen wird, beeilen wir uns. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Ausblicke auf das Meer oder die Altstadt. Kurz bevor die Stadtmauer schließt, erreichen wir wieder den Ausgangspunkt. Da der Himmel sich zusehends verfinstert, eilen wir zurück zu unserer Unterkunft, kaum dass wir die Mauer verlassen haben.
Der Weg ist erwartungsgemäß anstrengend. Die Treppen und Steigungen scheinen kein Ende zu nehmen. An der Hauseinfahrt fängt uns Nina an ab und teilt uns mit, dass sie eine Reisegruppe für den morgigen Tag erwarten würde. Wir müssten morgen früh in die Wohnung einer Freundin von ihr umziehen. Verärgert gehen wir auf unser Zimmer.
Dubrovnik Panorama
Blick von der Stadtmauer
Der nächste Tag beginnt wenig vielversprechend. Der Himmel ist nach wie vor bedeckt. Wir denken kurz darüber nach, unsere Abreise aus Dubrovnik einen Tag nach vorne zu verlegen. Am Ende entscheiden wir uns aber dagegen, es gibt noch zu viel zu sehen hier. Nachdem wir gepackt haben, begleitet uns Nina zu dem Haus ihrer Freundin zwei Straßen tiefer. Die Freundin selber ist nicht da, aber ihre Tochter, Slavica. Wir werden zunächst in den Garten gebeten und unterhalten uns in etwas holprigem Englisch bei einer Tasse Kaffee.
Festung Lovrijenac Dubrovnik
Festung Lovrijenac
Wenig später bricht sogar die Sonne durch die Wolkendecke und nach einer kurzen Inspektion unseres Zimmers, machen wir uns wieder auf den Weg in die Altstadt. Bei einem Bäcker kaufen wir unser verspätetes Frühstück und setzen uns damit an den Kai vor einer Tauchschule. Hinter der Tauchschule führt ein steiler Fußweg eine Felsklippe hoch, auf der eine kleine Festung steht. Der Aufstieg ist in der zunehmenden Hitze zwar anstrengend, lohnt sich aber. Die Festung selber ist eher klein, dafür sind aber auch kaum Touristen hier oben. Außerdem ist der Ausblick auf das Meer und auf Dubrovnik im Sonnenlicht wirklich fantastisch.
Dubrovnik Panorama
Blick auf Dubrovnik
In der Altstadt von Dubrovnik ist wieder alles von Touristen überlaufen. Um dem Trubel zu entfliehen beschließen wir, zunächst auf die Insel Lokrum überzusetzen. Vom Fähranleger auf Lokrum ist es nur ein kurzer Weg zu den gleichnamigen Klosterruinen. Der eine Teil der Ruinen wird heute von einem Café genutzt, der andere Teil wird selbst überlassen.
Kloster Lokrum
Klosterruine Lokrum
Die zweite Attraktion der Insel ist die Festungsanlage auf dem höchsten Punkt der Insel. „Höchster Punkt“ ist wörtlich zu verstehen. Obwohl es sich nur um eine kleine Insel handelt, ist der felsige Weg zur Festung sehr, sehr steil. Die Festung, die primär aus einem massiven Turm besteht, bietet dafür wiederum einen grandiosen Blick auf Dubrovnik. Der Abstieg von der Festung führt uns zu der dritten Attraktion von Lokrum: den Felsstränden rund um die Insel.
Lokrum Strand
Am Strand von Lokrum
Es erweist sich allerdings als schwierig, eine geeignete Stelle am Strand zu finden. Auf den schroffen Felsen kann man es sich kaum bequem machen. Am Ende werden wir aber dann doch fündig und können endlich das ersehnte Bad im Meer nehmen.
Lokrum
wilde Pfauen auf Lokrum
Schließlich haben wir vom Schwimmen genug und gehen noch den restlichen Teil der Insel erkunden. Fasziniert stellen wir fest, dass es einen Binnensee auf der kleinen Insel gibt. Um das paradiesische Bild zu vervollständigen geraten wir dort sogar in eine Schwarm freilebender Pfauen. Auf der Fähre zurück nach Dubrovnik beginnt es leider wieder zu regnen, von dem guten Wetter der vergangenen Stunden ist nichts mehr zu spüren.
Kroatien Essen
Letzter Abend in Dubrovnik
Wir lassen wir es uns trotzdem nicht nehmen, noch ein paar weitere Gassen der Altstadt zu durchstreifen, bevor wir in einem der zahlreichen Restaurants im Hafen Platz nehmen. Bei mediterraner Küche nehmen wir Abschied von Dubrovnik und gehen im leichten Regen zurück zu unserer Unterkunft.
Der nächste Morgen begrüßt uns wider Erwarten mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein, so dass wir die Abfahrt aus Dubrovnik fast schon zu bedauern beginnen. Mit dem Bus geht es anschließend nach Split zurück. Gegen Mittag kommen wir dort an und stellen erfreut fest, dass der Sonnenschein uns auch hier begleitet.
Camping Split
Ankunft auf dem Campingplatz in Split
Da der Campingplatz außerhalb der Stadt ist, verschieben wir die Besichtigung Splits auf den morgigen Tag und machen uns stattdessen mit einem klapprigen Linienbus auf den Weg zum Campingplatz. Der Platz ist eine riesige Anlage, mit eigenem Strand und Supermarkt. Wir bauen schnell unser Zelt auf, dann legen wir uns ans Meer.
Strand Split
Sonnenuntergang am Strand von Split
Der Strand ist auch hier kein Sandstrand, sondern aus Kies. Dafür ist das Wasser durch die Lage in einer Meeresbucht angenehm warm. Bei einer Flasche Bier verbringen wir den ganzen restlichen Tag am Meer. Erst als die Sonne langsam im Meer versinkt, schlendern wir zum kleinen Supermarkt des Campingplatzes, wo wir unser Abendessen kaufen.
Diokletianpalast Split
Im Diokletianpalast in Split
Nach einer erholsamen Nacht verbringen wir auch den Vormittag am Strand. Erst Nachmittags machen wir uns auf den Weg nach Split, der Nachtzug nach Zagreb zurück wird erst um kurz vor Mitternacht abfahren.
Als erstes besuchen wir die Gewölbe der alten Festungsanlage. Heute befindet sich hier eine Art Bazar. Anschließend streifen wir recht ziellos durch die Straßen von Split. Immer wieder stoßen wir auf Zeugnisse der römischen Vergangenheit der Stadt. Der alte Tempel ist sogar nach wie vor in Benutzung, wenn auch heutzutage als Kirche.
Diokletianpalast Split
Altstadt von Split
Da nach der Besichtigung der Stadt immer noch Zeit genug ist, erklimmen wir einen Aussichtshügel oberhalb der Stadt. Leider war nirgendwo beschrieben worden, dass der Hügel eher ein ausgewachsener Berg ist. Natürlich kommt es auch nicht in Frage, auf halbem Weg wieder umzukehren und so steigen wir die Treppen immer höher und höher. Oben angekommen finden wir lediglich einen runtergekommenen Zoo vor und drehen enttäuscht wieder um. Auf dem Rückweg werden wir allerdings doch noch für die Kletterei belohnt, zufällig finden wir einen Abzweig, der zu einer kleinen Kirche direkt an einem Steilhang über der Küste führt. Von dort eröffnet sich uns dann sogar noch ein erstklassiger Panoramablick auf Split.
Split Marjan Kirche
Auf dem Marjan, dem Stadtberg von Split
Den restlichen Abend verbringen wir am Hafen, wo wir den Sonnenuntergang über Split beobachten. Als die Mücken direkt am Wasser überhand nehmen, kehren wir zum Bahnhof zurück, wo nach kurzem Warten der Nachtzug bereitgestellt wird.
Split Hafen
Abschied von Split
Die Wagen sind leider in eher schlechtem Zustand, eine Klimaanlage gibt es nicht. Trotz der drückenden Hitze im Abteil kann aber auch das Fenster nicht dauerhaft offen bleiben, da die Abgase der Diesellok hereinziehen. Die Nacht wird also wenig erholsam und wir sind nicht unglücklich, dass es die letzte Nachtzugfahrt dieser Reise ist.
Bei Sonnenschein kommen wir am nächsten Morgen wieder in Zagreb an. Obwohl eine Besichtigung bei gutem Wetter vielleicht unseren Eindruck der Stadt verbessert hätte, haben wir dafür leider keine Zeit. Nach einem hastigen Frühstück fährt unser Regionalzug in das nahegelegene Ljubljana ab.


Reiseabschnitt 6: Slowenien - Zdravo!

Bahnfahren Slowenien
Im Zug nach Ljubljana
Die Fahrt nach Slowenien führt durch die reizvolle Landschaft der Alpenausläufer. An der Grenze gibt es keine ruppigen Beamten, sondern zwei höfliche Polizisten, die offenbar sogar genug Zeit haben dem amerikanischen Pärchen in unserem Abteil bei ihrem Sudoku zu helfen.
Drei Bruecken Lijubljana
Drei-Brücken-Anlage in Ljubljana
Sogar das Wetter sieht bei der Ankunft in Ljubljana vielversprechend aus. Der Weg vom Bahnhof in die Innenstadt ist nicht sonderlich weit und bereits unmittelbar hinter dem Eingang der Altstadt erwartet uns die erste Attraktion Ljubljanas: die Drei-Brücken-Anlage.
Ljubljana Senkrechtbahn
Senkrechtbahn zum Burgberg
Von dort wollen wir eigentlich zu Fuß den Burgberg erklimmen. Am Aufgang des Bergs stoßen wir dann aber auf eine brandneue Senkrechtbahn, die mit ihrer vollverglasten Kabine bei der Fahrt auf den Burgberg einen Panoramablick verspricht. Von der Burg selber sind wir jedoch enttäuscht. Man sieht deutlich, dass es sich um eine ziemlich freie Rekonstruktion eines mittelalterlichen Vorbilds handelt.
Ljubljana Burg
Blick vom Bergfried
Dennoch lassen wir uns hinreißen, den Bergfried zu erklimmen. Von dort oben haben wir nicht nur einen tollen Rundumblick, wir stellen auch belustigt fest, dass an den entsprechenden Himmelsrichtungen einige große Metropolen ausgeschildert sind. Die meisten der Städte haben wir bereits besucht, viele sogar auf dieser Reise.
Slowenien Essen
Mittagessen auf dem Burgberg
Nach dem Abstieg vom Turm essen wir im Restaurant im Innenhof der Burganlage zu Mittag. Wir entscheiden uns für das einzig landestypische Gericht auf der Karte: „Krainer Würste“ mit Kartoffel- und Meerrettichsalat. Obwohl das Essen nicht sonderlich mächtig aussieht, erweist es sich als äußerst sättigend. Nachdem wir mit der Panoramabahn in die Altstadt zurückgefahren sind, wandern wir noch eine Zeit lang ziellos durch die kleinen gemütlichen Gässchen der Stadt. Nachmittags fahren wir schließlich mit dem Bus zum Campingplatz.
Ljubljana Panorama
Panorama von Ljubljana
Die Hauptsaison ist für den Campingplatz offenbar schon vorbei und das angeschlossene Schwimmbad, mit dem der Campingplatz geworben hatte, ist leider bereits für den Winter geschlossen. Trotzdem herrscht noch recht viel Bertrieb; zwei große Gruppen Briten bzw. Niederländer scheinen mit ihren Caravans grade Station hier zu machen. Wir sind die einzigen Zelt-Camper und werden etwas skeptisch beäugt.
Ljubljana Campingplatz
Ankunft auf dem Campingplatz in Ljubljana
Nachdem wir vor dem Zelt unser Abendessen gekocht haben, beginnt es zu regnen. Am Abend fällt schließlich ebenso ergiebiger wie anhaltender Landregen. Am Morgen regnet es immer noch, das Zelt ist klatschnass und wir müssen zusammenpacken. Wir hoffen, dass auf dem Campingplatz in Trieste heute Abend besseres Wetter sein wird. Unsere Laune hat den absoluten Nullpunkt der gesamten Reise erreicht. Der Zug Richtung italienischer Grenze ist allerdings noch nicht weit weg von Ljubljana, als der Himmel aufklart und die Sonne wieder durchbricht.
Die erste Station des Tages ist Nova Gorica. Da keine direkte Zugverbindung von Ljubljana nach Trieste besteht, müssen wir in der slowenischen Grenzstadt Nova Gorica aussteigen und zu Fuß in den italienischen Teil der Stadt hinübergehen, nach Gorizia. Von dort können wir dann nach Trieste weiterfahren.


Reiseabschnitt 7: Italien - Buon giorno!

In Nova Gorica/Gorizia angekommen, übersehen wir die Grenze nach Italien jedoch beinahe. Sie verläuft quer über den Bahnhofsvorplatz. Grenzkontrollen gibt es hier seit Jahren keine mehr und wüsste man nicht von der Grenze, würde man sie vermutlich auch an den baulichen Auffälligkeiten des Platzes nicht unbedingt erkennen.
Grenze Slowenien Italien
Italienisch - Slowenische Grenze
Während uns schmerzlich bewusst wird, dass wir nun das letzte Land dieser Reise erreicht haben, machen wir uns quer durch Gorizia auf den Weg zum italienischen Bahnhof. Es ist fast Mittag und vom schlechten Wetter in Ljubljana ist hier keine Spur mehr. Als wir den Bahnhof erreichen, sind wir nass geschwitzt. Wir müssen nicht lange warten, bis unser Zug einfährt. Auch die Fahrt nach Trieste dauert nicht lange. Wir erreichen die Stadt in der prallen Mittagshitze, die sich in den Straßenschluchten der Großstadt zu stauen scheint.
Camping Trieste
Auf dem Campingplatz in Trieste
Da wir lediglich eine Busnummer als Anfahrtsbeschreibung für den Campingplatz haben, machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof. Dort fährt jedoch kein Bus mit der uns genannten Nummer ab. Genervt beginnen wir Passanten zu fragen, ob sie wüssten, wie wir zum Campingplatz kommen. Doch die eine Hälfte versteht kein Englisch und die andere Hälfte kennt keinen Campingplatz in Trieste. Erst in einer Bar erhalten wir die gewünschte Auskunft. Kurze Zeit später befinden wir uns in einem überfüllten italienischen Bus, der die Serpentinen an den Bergen am anderen Ende der Stadt erklimmt.
Campingplatz Trieste
Verfallenes Hotel in der
Nähe des Campingplatzes
Der Busfahrer hatte versichert versichert, uns Bescheid zu geben, wann wir aussteigen müssten. Am Ende steigen wir aber nur deswegen rechtzeitig aus, weil eine ältere Dame, die offenbar unser Ziel mitbekommen hatte, uns auf den Campingplatz hinweist. Von der Bushaltestelle aus führt eine sehr steile Straße zu dem Campingplatz hoch. Vorher passiert die Straße noch ein verlassenes Hotel, das selbst im strahlenden Sonnenschein nach Horrorfilmkulisse aussieht. Tatsächlich baumelt vor einem der Fenster in einer krüppeligen Linde ein Mantel, den man sogar bei näherem Hinsehen noch für einen Erhängten halten könnte.
Strassenbahn Trieste
Historische Straßenbahn
Die Rezeptionistin, die in einer nikotinvergilbten Blechhütte sitzt ist zwar nicht übertrieben motiviert, gibt uns aber für 11 Euro doch noch eine Parzelle auf dem Platz. Umgehend bauen wir das nasse Zelt auf, damit es trocknen kann. Anschließend machen wir einen Erkundungsgang.
Camping Obelisco Trieste
Der Obelisk
Der Campingplatz befindet sich am Rand eines kleinen Dorfs oberhalb von Trieste. Während wir die Augen nach einem Restaurant für den Abend aufhalten, schlendern wir durch die Straßen des Dorfs, finden aber nichts wirklich Interessantes. Es gibt einen Obelisken, der an die Fertigstellung der Straße nach Trieste erinnern soll und offenbar der Namensgeber unseres Campingplatzes Camping Obelisco ist. Die einzig andere bemerkenswerte Attraktion ist die historische Straßenbahn, die auf dem steilen Weg nach Trieste verkehrt. Wir beschließen, diese morgen zu nutzen. Da wir in dem Dorf kein einladendes Restaurant finden, sitzen wir abends im Restaurant des Campingplatzes und sind angenehm überrascht von den niedrigen Preisen und dem leckeren Essen. Zufrieden gehen wir zu Bett. Morgen wollen wir, ohne Zeit auf eine Besichtigung Triestes zu verwenden, nach Venedig weiterfahren, dem letzten Ziel der Reise.
Trieste Panorama
Ausblick auf Trieste
Wie geplant fahren wir am nächsten Morgen mit der Straßenbahn in die Stadt hinunter und ergründen das Geheimnis, wie das klapprige Vehikel die steile Steigung bezwingt: die Bahn wird am Beginn des Steilhangs an eine Seilwinde gehängt. Zurück am Bahnhof von Trieste steigen wir erwartungsvoll in den Regionalexpress nach Venedig, wo wir nach kurzer Fahrt ankommen.
Hostel Venedig
Innenhof unseres Hostels in Venedig
Kaum sind wir aus dem Bahnhof raus, sind wir auch schon von Touristenmassen umgeben. Unser erster Gang führt zum Hostel, einem ehemaligen Kloster, das nun ein Priesterseminar beherbergt. Die ungenutzten Gebäudeteile werden im Sommer als Hostel vermietet. Dort angekommen müssen wir jedoch feststellen, dass das Hostel erst um 16 Uhr öffnet. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, schlendern wir zunächst durch das jüdische Viertel Venedigs, das immerhin nicht ganz so überlaufen von Touristen ist. Anschließend kühlen uns mit einem Eiskaffee etwas ab. Um kurz vor vier sind wir wieder am Hostel zurück und können endlich auf unser Zimmer. Ohne Gepäck geht es anschließend durch die Straßen Venedigs. Abseits der Hauptsehenswürdigkeiten haben wir sogar etwas Ruhe vor den Horden von Touristen. Aber natürlich können wir es uns nicht nehmen lassen, auch die klassischen Attraktionen Venedigs in Augenschein zu nehmen.
Rialto Bruecke Venedig
Die Rialto-Brücke
Canal Grande Venedig
Canal Grande
Canal Grande Venedig
Impressionen der Lagunen-Stadt
Für den heutigen Tag beschränken wir uns auf die Rialto-Brücke und eine Fahrt im Wasserbus den Canal Grande hinunter. Morgen wollen wir, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen machen, noch den Markusplatz besichtigen.
Pizzeria Venedig
Abendessen - natürlich Pizza!
Nach einem leckeren Abendessen in einem Restaurant begeben wir uns ins Hostel, die Anstrengungen des Tages haben an den Kräften gezehrt. Unglücklicherweise sind die Hohen Fenster des Zimmers im Hostel weit geöffnet, so dass wir morgens von Mückenstichen übersät sind.
Markusplatz Venedig
Plaza San Marco - Der Markusplatz
Am nächsten Morgen sind wir schon früh auf den Beinen. Das Gepäck lassen wir im Hostel und machen uns anschließend zu Fuß auf den Weg zum Markusplatz. Den haben wir fast für uns alleine, da es noch früh am Morgen ist. Dennoch finden wir den Platz ebenso wie den Dogenpalast, bei weitem nicht so imposant, wie sie auf Fotos immer wirken.
Den restlichen Vormittag schlendern wir ziellos durch die Straßen Venedigs und lassen die Lagunenstadt auf uns wirken. Nach einem kurzen Abstecher zum Fischmarkt an der Rialtobrücke holen wir dann unser Gepäck ab und unternehmen noch einen letzten Spaziergang durch die Straßen Venedigs zum Busbahnhof.
Canal Grande Venedig
Abschied von Venedig
Interrail Ticket Osteuropa
Interrailticket mit Reisedaten
Nach einer knapp einstündigen Busfahrt sitzen wir anschließend am Flughafen Treviso. Zeit, die Reise noch einmal Revue passieren zu lassen. Wir haben viel erlebt in den letzten drei Wochen. Natürlich war nicht alles gleich schön oder interessant. Trotzdem möchte keiner von uns die Erlebnisse missen, die wir haben durften. Noch ein letztes Mal essen wir im Flughafenrestaurant eine echt italienische Pizza, dann wird der Check-In-Schalter für unseren Flug geöffnet. Wie um uns den Abschied von Italien zu erleichtern, verfinstert sich der Himmel über Venedig wieder.
ausgelatschte Schuhe
Das rituelle Entsorgen der ausgelatschten Schuhe am Ende des Reise...