Als wir 2011 durch Kasachstan reisten, begegneten uns in der TurkSib viele russische Touristen die von einem Urlaub in Kirgisistan zurückkehrten. Die Landschaftsfotos, die sie uns damals zeigten, hatten uns schwer beeindruckt. Als wir Anfang 2014 auf günstige Flüge in die kirgisische Hauptstadt Bischkek stießen, erinnerten wir uns an diese Bilder und buchten kurz entschlossen.
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Flugticket nach Bischkek |
Am 21.06.2014 geht es schließlich los. Am frühen Nachmittag fliegen wir mit der türkischen Fluggesellschaft Pegasus nach Istanbul und von dort weiter nach Kirgisistan. Abgesehen davon, dass wir wegen Verspätung beinahe unseren Anschlussflug in Istanbul verpassen, vergeht der insgesamt achtstündige Flug recht ereignislos.
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Kirgisischer Ein- und Ausreisestempel |
Allerdings lernen wir den kirgisisch-stämmigen Deutschen Alexei kennen. Er zeigt sich überrascht, dass wir als Touristen in sein Heimatland reisen wollen. Wir bekommen eine Menge Ratschläge und Warnungen mit auf den Weg gegeben und fragen uns, ob Kirgisistan wirklich so furchtbar ist wie Alexei behauptet. Kurz nach Sonnenaufgang landen wir in Bischkek, der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt hier vier Stunden. Die Einreisekontrolle liegt schnell hinter uns und bald warten wir an der Haltestelle vorm Flughafen auf den Bus in die Innenstadt.
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Kirgisische Banknoten |
Als der nach mehr als einer Stunde immer noch nicht aufgetaucht ist, teilen wir uns mit einer polnischen Backpackerin ein Taxi. Wir verspüren wenig Lust, unsere Reise in der Hauptstadt zu beginnen und lassen uns daher in der Nähe des Busbahnhofs absetzen.
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Auf der Fahrt von Bischkek nach Arslanbob... |
Dort begeben wo wir uns auf die Suche nach einer Fahrmöglichkeit in die Stadt Arslanbob (Арсланбоб). Die Kleinstadt im Süden des Landes ist berühmt für den riesigen Walnussbaumhain der sie umgibt. Außerdem erscheint sie uns wegen ihrer geographischen Lage als idealer Startpunkt für unsere Rundreise durch Kirgisistan.
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...abenteuerliche Bergpässe... |
Nach einigem Suchen und Feilschen finden wir ein Sammeltaxi, dessen Fahrer für die knapp neunstündige Fahrt einen fairen Preis verlangt. Wie bei solchen Sammeltaxis üblich, geht die Fahrt jedoch erst los wenn sich zahlende Fahrgäste für alle Sitzplätze des Fahrzeugs gefunden haben. Wir müssen noch beinahe eine Stunde warten, bis der Fahrer auch die anderen beiden Plätze des altersschwachen Honda besetzt hat, aber am frühen Vormittag fahren wir endlich los.
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...und tolle Ausblicke |
Anfangs kommen wir noch recht schnell voran, doch bald nachdem wir die Hauptstadt verlassen haben, gelangen wir zum Beginn des ersten Bergpasses. Die Straße ist zwar in akzeptablem Zustand, doch die Steigung beträgt selten weniger als zehn Prozent. Vor uns quälen sich abgewirtschaftete Trucks den Berg hoch, der Fahrbahnrand ist gesäumt von liegengebliebenen Fahrzeugen. Erst nach mehreren Stunden erreichen wir den mehr als 3000 Meter hohen Alabel-Bergpass (перевал алабел), an dessen höchstem Punkt uns ein langer, unbeleuchteter Tunnel erwartet.
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Im Tuk-Tuk durch Arslanbob |
Wie wir den wort- und gestenreichen Erklärungen unseres Fahrers entnehmen, gibt es auf der vor uns liegenden Strecke noch mindestens einen weiteren dieser Tunnel. Regelmäßig sei es in der Vergangenheit zu schweren Unfällen gekommen, bei denen schrottreife Fahrzeuge irgendwo in einem dieser Tunnel liegengeblieben seien und Staus verursachten, in deren Abgasen schon viele Menschen zu Tode gekommen seien. Trotz dieser Horrorgeschichten und obwohl die Landschaft größtenteils spektakulär ist, fallen uns im weiteren Verlauf der Fahrt die Augen zu. Die Anreise hat an unseren Kräften gezehrt.
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In unserer Unterkunft in Arslanbob |
Am späten Nachmittag erreichen wir die Kleinstadt Bazar-Korgon (Базар-Коргон). Hier gabelt sich die Straße. Der eine Abzweig führt nach Arslanbob, der andere Abzweig in die südkirgisische Großstadt Osch. Da unsere beiden Mitfahrer nach Osch (Ош) wollen, verfrachtet uns der Fahrer in ein weiteres Sammeltaxi, das uns bis Arslanbob bringen wird. Die Fahrt dauert weitere zwei Stunden, der Zustand der Straßen wird immer schlechter je näher wir dem Ziel kommen. Am frühen Abend werden wir endlich am Stadtrand von Arslanbob abgesetzt.
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Plov zum Abendessen |
Mit einer Art Tuk-Tuk fahren wir die letzten Meter bis zum CBT-Office. Diese staatlich organisierten Touristenbüros sind in fast allen Städten Kirgisistans zu finden und bieten Hilfe bei der Vermittlung von Privatunterkünften und der Planung von Trekkingtouren an. Wir lassen uns die Adresse einer Privatunterkunft nennen und wenig später können wir nach diesem langen Tag auf den Betten im Gästezimmer eines gemütlichen Bauernhauses entspannen. Frühstück und Abendessen sind im Angebot mit inbegriffen und so kommen wir zum Abschluss des Tages noch in den Genuss von Plov (плов), einem traditionellen Reisgericht.
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Spaziergang durchs Dorf am nächsten Morgen |
Am nächsten Morgen werden wir von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Bliny (Блины – Pfannkuchen) und Reis-Kascha (Рисовая каша – Milchreis), brechen wir zu einem Spaziergang durch das Dorf auf.
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Weg zum Wasserfall |
Viel zu sehen gibt es nicht, dennoch genießen wir die dörfliche Idylle. Unser eigentliches Tagesziel ist ein Wasserfall etwas außerhalb des Dorfes. Wir folgen einem schmalen Wirtschaftsweg entlang eines reißenden Gebirgsflusses bis wir an den Fuß einer Steilwand gelangen.
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Am Wasserfall angekommen |
Nach einer knappen Stunde Aufstieg erreichen wir schließlich eine Schlucht. Auf der gegenüberliegenden Seite erhebt sich eine weitere Steilwand, an der entlang ein schmaler Wasserfall hinabstürzt, bevor er am Boden der Schlucht zu einem kleinen Wasserlauf wird. Der Wasserfall ist scheinbar ein beliebtes Ausflugsziel und während wir das Naturschauspiel genießen werden wir immer wieder gebeten für Fotos mit Einheimischen zu posieren.
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Rückweg ins Dorf |
Schon während des Aufstiegs zum Wasserfall hatte sich der Himmel mit dichten Wolken bedeckt und als wir mit dem Abstieg beginnen, fängt es an zu regnen. Unter einem krüppeligen Baum am Fuße der Steilwand suchen wir Schutz und eilen während einer Regenpause zurück zu unserer Unterkunft. Der Regen lässt leider auch für den Rest des Tages nicht mehr nach und wir verbringen den Nachmittag im Zimmer. Wir hatten von einem weiteren Wasserfall nahe des Dorfes gehört, den wir auch am heutigen Tag besuchen wollten. Wegen des Wetters verschieben wir diesen Plan nun auf Morgen.
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Beim zweiten Wasserfall am nächsten Morgen |
Am nächsten Morgen ist der Regen abgezogen. Nach dem Frühstück packen wir unsere Rucksäcke zusammen und brechen am frühen Vormittag in Richtung des zweiten Wasserfalls auf. Am einen Ende des Dorfes befindet sich eine Schlucht mit einem reißenden Fluss. Eine schmale Straße mit einigen Essens- und Souvenirständen folgt dem Verlauf der Schlucht und führt direkt zu dem Wasserfall. Wir klettern über eine in den Fels gehauene Treppe zum Fuß der Schlucht hinab und bewundern den Wasserfall, der direkt neben uns in die Schlucht hinabstürzt. Ein schmaler Stieg führt durch die dichte Gischt vor dem Wasserfall und endet an einer wackeligen Treppe, die zu einer Aussichtsplattform mit einem kleinen Café hochführt. Wir trinken dort eine Schale Tee und beobachten die einheimischen Ausflügler um uns herum. Schließlich klettern wir wieder zum Wasserfall hinab und kehren anschließend ins Dorf zurück.
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...in der Nähe von Arslanbob |
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Der "Kleine Wasserfall"... |
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...ein grandioses Naturschauspiel... |
Bevor wir abreisen, wollen wir noch einen Blick auf den riesigen Walnussbaumhain werfen, der nahe des Dorfes beginnt und angeblich der größte der Welt ist. Wir folgen einem schmalen Trampelpfad und stoßen tatsächlich auf eine Ansammlung von Walnussbäumen, hinter der unser Pfad im Nichts endet.
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Blick über Arslanbob und den Walnussbaumhain |
Wir sind uns zwar nicht ganz sicher, ob es sich tatsächlich um die Ausläufer des besagten Hains handelt, doch es ist bereits früher Nachmittag und wir wollen heute noch in die Großstadt Osch weiterreisen - also kehren wir zum Dorf zurück.
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Abfahrt vom Bazar in Arslanbob |
Rasch finden wir dort ein Mashrutka, einen Minibus, nach Bazar-Korgon, das wir nach knapp zwei Stunden holperiger Fahrt erreichen. Wir hatten eigentlich gehofft, dort eine direkte Verbindung nach Osch zu haben, doch am heutigen Tag gibt es keine mehr. Stattdessen finden wir ein weiteres Mashrutka nach Dschalalabat (Джалал-Абад), von wo es einen Anschluss nach Osch geben soll. Tatsächlich haben wir Glück und erreichen am frühen Abend Osch.
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Ankunft in Osch am frühen Abend |
Die gesamte Innenstadt erweist sich als riesige Baustelle und wir haben Mühe, uns zurechtzufinden. Plötzlich werden wir von hinten auf Deutsch angesprochen. Irritiert drehen wir uns um.
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Im Hotelzimmer |
Vor uns steht ein kirgisischer Germanistikstudent, der offenbar ein paar Fetzen unseres Gesprächs aufgeschnappt hat. Sofort erklärt er sich bereit, uns den Weg zu einem günstigen Hotel zu zeigen. Während des kurzen Fußwegs erprobt der junge Mann seine Deutschkenntnisse an uns und wenig später stehen wir vorm Eingang eines alten Intourist-Hotels. Wir verabschieden uns und lassen uns von der Rezeptionistin ein Zimmer geben. Nachdem wir unser Gepäck abgelegt haben, gehen wir noch einmal in die Stadt zurück. In der Nähe des Hotels befindet sich ein kleiner Stadtpark in dem wir eine Chaikhana entdecken, eine Art Schnellimbiss. Wir setzen uns und bestellen Schaschlik und Bier. Spät am Abend sind wir schließlich im Hotelzimmer zurück.
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Am nächsten Tag... |
Am nächsten Morgen werden wir bereits früh von der Hitze in unserem Zimmer geweckt. Wir frühstücken bei einer türkischen Bäckerei und brechen dann zum Bazar auf. Der Bazar in der alten Seidenstraßenstadt Osch gilt als einer der geschäftigsten und traditionellsten in ganz Zentralasien.
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...auf dem Bazar von Osch |
Entgegen unseren Erwartungen ist zu dieser frühen Stunde jedoch noch nicht viel los in den schmalen Gängen zwischen den Marktständen. Wir kehren also erst einmal in einen der Parks in der Nähe des Hotels zurück, wundern uns über eine dreistöckige Jurte die dort aufgebaut ist und schmieden Pläne für den nächsten Tag.
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Pause im Park bei einer dreistöckigen Jurte |
Nächste Station dieser Reise soll die Stadt Kochkor (Кочкор) werden, Ausgangspunkt für Ausflüge zu den Bergseen Song-Köl (Сон-Куль) und Köl Ükök (кол укок).
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Vorher und Nachher - Besuch beim Friseur auf dem Bazar |
Aufgrund von schlechten Straßenverhältnissen und unregelmäßigen Fahrzeiten der Mashrutki kann die Fahrt auf der direkten Route von Osch dorthin jedoch schlimmstenfalls mehrere Tage in Anspruch nehmen. Von Bischkek hingegen würde die Fahrzeit nur wenige Stunden betragen. Zusätzlich sind inländische Flugtickets von Osch nach Bischkek bereits für circa 20 Euro pro Person zu haben. Wir beschließen also, später am Tag bei einem der Ticketbüros in der Innenstadt nach Flugtickets zu fragen.
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Mittagessen in einer Chaikhana |
Doch zunächst gehen wir noch einmal zum Bazar zurück. Tatsächlich geht es dort nun wesentlich lebhafter zu. Wir schlendern eine ganze Weile zwischen den Händlern umher und Simon lässt seine Haare bei einem der zahllosen Barbiere auf dem Bazar schneiden. Schließlich setzen wir uns in eine Chaikhana, wo wir uns Laghman (Лагман) bestellen, ein Nudelgericht das sich in Zentralasien großer Popularität erfreut.
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Blick auf den Suleiman-Too |
Am Nachmittag betreten wir einer Art Reisebüro und trotz Sprachbarriere gelingt es uns, zwei Flugtickets nach Bischkek für den morgigen Tag zu buchen. Letzter Programmpunkt des Tages wird der Besuch des Suleiman-Too (Сулаиман-Тоо).
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Auf der Kuppe des Suleiman-Too |
Dabei handelt es sich um einen steil aufragenden Berg am Rande der Stadt. Der Berg und die darauf befindlichen, teils aus vorislamischer Zeit datierenden Heiligtümer sind nicht nur UNESCO-Weltkulturerbe, sie machen den Berg zudem zu einer der wichtigsten Pilgerstätten des Landes. Seine religiöse Bedeutung zieht der Berg aus einer alten Legende, nach der Salomo - im Christentum aus dem Alten Testament bekannt und im Islam als Prophet verehrt - irgendwo auf dem Berg begraben liegt. Daher rührt auch der alternative Name „Thron des Salomo“. Doch auch unabhängig von der religiösen Bedeutung des Berges lohnt sich der steile Aufstieg.
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Panorama von Osch |
Von oben bietet sich ein fabelhafter Blick auf Osch im Licht der Abendsonne. Schließlich haben wir uns satt gesehen und kehren ins Hotel zurück. Morgen früh wird bereits gegen halb sechs unser Flug in die Hauptstadt gehen und wir wollen noch ein wenig Schlaf bekommen.
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Flugticket von Osch nach Bischkek |
Noch vor Tagesanbruch verlassen wir das Hotel und steigen schlaftrunken in ein Taxi, das die Rezeptionistin für uns bestellt hat. Bereits kurz nach der Ankunft am Flughafen, passieren wir die Sicherheitsschleuse. Das Prozedere für Check-In und Boarding ist mit europäischen Maßstäben nicht vergleichbar. Die analoge Gepäckwaage zeigt Phantasiewerte an, die Aufgabe des Gepäckbandes übernimmt ein älterer Mann mit einer Schubkarre und die Sitzplätze werden nach dem Abgleich mit einer Belegungsliste handschriftlich auf den Boardingpässen vermerkt.
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Blick aus dem Flugzeugfenster |
Der Passagieransturm ist bemerkenswert groß, entsprechend lange dauert es bis wir das Flugzeug betreten können. Trotz der denkbar kurzen Strecke handelt es sich dabei aber um einen Airbus 320 älteren Baujahrs. Der Flug dauert nur rund eine halbe Stunde und bereits am frühen Vormittag haben wir am Flughafen in Bischkek unser Gepäck in Empfang genommen und sitzen in einem Mashrutka auf dem Weg in die Stadt. Am Busbahnhof angekommen machen wir uns auf die Suche nach Transportmöglichkeiten nach Kochkor.
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Fahrt von Bischkek nach Kochkor |
Schnell haben wir ein Sammeltaxi ausgemacht, das noch genau zwei freie Plätze hat und losfährt, kaum dass wir im Auto sitzen. Kurz nach der Abfahrt werden wir vom Rücksitz des Wagens auf Englisch angesprochen und sind bald darauf mit Gülzada im Gespräch. Die junge Anglistikstudentin will während der Semesterferien zu ihrer Familie fahren. Als wir von unseren Plänen erzählen, den Bergsee Song-Köl zu besuchen, werden wir von Gülzada eingeladen, Gast bei ihrer Familie zu sein. Wie wir erfahren, lebt diese im kleinen Dorf Tölök (толок), auf halbem Weg zwischen Kochkor und dem See. Angenehm überrascht nehmen wir die Einladung an.
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Erster Blick auf Tölök |
Gegen Mittag erreichen wir Kochkor und suchen gemeinsam mit Gülzada nach dem Mashrutka in Richtung Tölök. Wir werden zwar fündig, erfahren aber, dass die Abfahrt sich noch deutlich verzögern wird. Wir nutzen die Gelegenheit um Kekse und Fruchtsaft als Gastgeschenk für Gülzadas Familie zu kaufen. Am Nachmittag fährt dann endlich das Mashrutka nach Tölök ab.
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Auf dem Bauernhof unserer Gastgeber |
Der altersschwache Minibus dient offenbar gleichzeitig als Lieferfahrzeug für die Einwohner des Dorfes und so werden unterwegs Lebensmittel, Baumaterialien, Wodka und Zigaretten eingeladen. Nach zweistündiger Fahrt erreichen wir Gülzadas Heimatdorf und werden in das Haus ihrer Familie gebeten.
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Rundgang durch die Berge rings um das Dorf |
Außer Gülzada spricht leider niemand in der sechsköpfigen Familie Englisch und so hat Gülzada alle Hände voll zu tun um uns vorzustellen. Wir nehmen im Wohnzimmer des kleinen Hauses Platz. Während die Mutter Tee, süßes Gepäck, Brot und kaltes Hammelfleisch aufträgt, werden wir neugierig über Deutschland, unsere Biographie und über unsere Reisepläne in Kirgisistan ausgefragt.
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Reitversuche auf einem Wildpferd |
Gülzada kommt mit dem Übersetzen der Fragen und Antworten kaum hinterher. Schließlich wird es Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Gülzada soll ihrer Mutter dabei helfen. Wir werden gefragt, ob ihr jüngerer Bruder Düjen uns in der Zwischenzeit das Dorf zeigen soll. Wir stimmen zu und zu unserer Überraschung kommt Düjen wenig später mit einem Maultier zurück, auf dessen Rücken er uns durch das kleine Dorf und die umgebenden Hügel führt.
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Abends zurück bei unseren Gastgebern |
Englisch spricht Düjen zwar nicht, aber mit Händen und Füßen funktioniert die Kommunikation leidlich. Am anderen Ende des Dorfes stoßen wir auf eine satte grüne Wiese, auf der mehrere Pferde weiden. Stolz zeigt uns Düjen ein struppiges Wildpferd, das offenbar seiner Familie gehört. Er überredet Simon, einen Reitversuch zu unternehmen, der bei dem Temperament des Pferdes und beim Fehlen von Sattel und Zaumzeug aber schnell auf dem Boden endet. In der Abenddämmerung kehren wir ins Haus unserer Gastgeber zurück.
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Unser Nachtlager |
Zum Abendessen gibt es eine Art Nudelsalat, Gurkensalat und Unmengen kleiner frittierter Brote, Borsok (боорсок) genannt, die man in Marmelade oder Sahne dippt. Außer einer Teeschale bekommt niemand irgendeine Art Geschirr, gegessen wird gemeinsam von einer großen Platte in der Mitte des niedrigen Tisches. Bis spät in die Nacht sitzen wir zusammen, trinken Tee und beantworten geduldig die Fragen über unsere Heimat, von der unsere Gastgeber nahezu nichts wissen. Schließlich werden wir in das Gästezimmer geführt, wo auf dem Boden bereits Liegematten für uns ausgebreitet sind.
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Festessen am nächsten Morgen... |
Am nächsten Morgen werden wir früh geweckt. Wie wir erfahren ist heute der letzte Tag vor Beginn der islamischen Fastenzeit Ramadan. In Kirgisistan, wo der Großteil der Bevölkerung muslimisch ist, wird dieses Datum offenbar mit einem großen Festessen begangen. Jeder lädt seine Nachbarn zum Essen ein, bevor die gesamte Runde zum nächsten Nachbarn weiterzieht um dort erneut zum Essen eingeladen zu werden.
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...und wir mittendrin |
Während wir uns im Hof des kleinen Hauses am Brunnen waschen, werden im Gästezimmer unsere Liegematten beiseite geräumt. Stattdessen wird dort eine große Tafel aufgebaut und als wir mit Waschen fertig sind, treffen bereits die ersten Gäste ein. Bald sitzen rund 30 Personen auf dem Boden um den niedrigen Tisch herum. Serviert wird Plov, der erneut direkt aus großen Schalen in der Mitte des Tischs gegessen wird.
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Auf der Fahrt nach Song-Köl... |
Wir werden von allen Nachbarn bestaunt, Gülzada muss viele neugierige Fragen übersetzen und unsere Gastgeber sind sichtbar stolz, ihren Nachbarn ausländische Gäste präsentieren zu können. Gegen Mittag ziehen die Gäste schließlich zu einem der anderen Nachbarn weiter.
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...kleinere Pannen inklusive |
Wir hingegen treffen uns vor dem Haus mit dem Onkel von Gülzada. Er wird uns gemeinsam mit Gülzada, ihrem jüngsten Bruder und ihrem Vater zum Song-Köl fahren. Obwohl die Distanz nicht groß ist, dauert die Fahrt recht lange.
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Schnee auf dem höchsten Punkt des Passes |
Der altersschwache Audi überhitzt auf dem steilen Bergpass immer wieder, doch dafür bieten die unfreiwilligen Stopps Gelegenheit, einen Blick auf die abwechslungsreiche Landschaft zu werfen. Neben sanften Hügeln gibt es auch steile Felswände und schließlich oberhalb von 3000 Metern sogar noch einige Schneereste aus dem Winter. Endlich passieren wir die höchste Stelle des Passes und unter uns öffnet sich eine weite Ebene in deren Mitte der sanft blaue Song-Köl liegt. Über eine staubige Piste fahren wir bis direkt ans Ufer wo wir ein Picknick abhalten und die friedliche Landschaft mit dem spiegelglatten See auf uns wirken lassen.
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...und ein Porträt mit unserer Gastfamilie |
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Blick über den... |
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...Song-Köl Bergsee... |
Nach einer Weile fahren wir zu einer Jurte ein Stück von der Uferlinie entfernt. Dort wohnen Bekannte unserer Gastgeber, bei denen wir zum Essen eingeladen sind. Es gibt die gleichen Gerichte wie am Morgen und wieder stehen wir im Zentrum der Aufmerksamkeit, während Gülzada dolmetscht.
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Zu Besuch in der Jurte einer Familie am See |
Nach dem Essen wird eine Schale mit Kumys (кумыс) vor uns hingestellt, dem Nationalgetränk. Bislang hatte wir uns nicht überwinden können es zu probieren, da schon alleine der Geruch unangenehm ist. Doch diesmal gibt es kein Entkommen und tapfer trinken wir aus.
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Zum Abschied ein Foto |
Kumys besteht aus fermentierter Stutenmilch und erinnert in Geschmack und Geruch an Lackverdünner. Unsere Gastgeber lachen über unsere Reaktion und schenken uns zu unserer Erleichterung nicht noch einmal nach. Am späten Nachmittag erreichen wie schließlich wieder Tölök. Gemeinsam betrachten wir im Wohnzimmer auf den kleinen Displays unserer Kameras die Fotos des morgendlichen Festmahls und des Ausflugs zum Song-Köl. Nach einigen Diskussionen auf Kirgisisch übersetzt uns Gülzada die Frage, ob wir einige der Bilder ausdrucken lassen könnten.
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Abends zurück in Tölök |
Es gebe eine Englischlehrerin ein paar Straßen weiter, die als einzige im Dorf über einen Drucker verfüge. In Anbetracht der überwältigenden Gastfreundschaft mit der wir empfangen wurden, sagen wir zu. Bald darauf führt uns Düjen zum Haus der Lehrerin und während die junge Frau uns in perfektem Englisch über unsere Reisepläne ausfragt, druckt sie die gewünschten Bilder aus. Zurück bei unseren Gastgebern werden die Bilder mit Begeisterung herumgezeigt und schließlich in das Familienalbum geklebt. Nach dem langen Tag gehen wir bald darauf schlafen, denn Morgen wollen wir bereits in aller Frühe abreisen.
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Aufbruch von Tölök am nächsten Morgen |
Nachdem wir uns am nächsten Morgen herzlich verabschiedet haben gehen wir zu Fuß in Richtung der Hauptstraße los, ein Marsch von knapp zehn Kilometern. Wir sind uns nicht im Klaren, wo wir als nächstes hinfahren sollen.
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Warten auf ein Auto nach Kochkor |
Die eine Option wäre ein Ausflug nach Naryn (Нарын) und von dort zur alten Seidenstraßen-Karawanserei Tasch Rabat (Таш Рабат). Die andere Option wäre die Rückkehr nach Kochkor, von wo man zum Bergsee Köl Ükök wandern könnte. Wir beschließen, das Schicksal entscheiden zu lassen. An der Hauptstraße angekommen winken wir wahllos Autos heran.
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Beginn der Wanderung nach Köl Ükök |
Nach einigen erfolglosen Versuchen hält schließlich ein klappriger Lada an und bietet uns eine Mitfahrgelegenheit nach Kochkor - damit ist über das heutige Tagesziel entschieden.
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Pause unterwegs |
Nachdem wir in Kochkor zu Mittag gegessen haben, begeben wir uns auf die Suche nach einem Taxi, das uns in ein kleines Dorf nahe Kochkor fahren soll, von wo der Aufstieg zum Köl Ükök beginnt. Schließlich finden wir ein Taxi. Unser Fahrer ist offenbar betrunken, seine Gesten sind fahrig und seine Alkoholfahne überdeckt sogar den betäubenden Gestank nach Benzin in dem klapprigen Lada Niva.
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Blick zurück |
Nach einer knappen halben Stunde kommen wir dennoch wohlbehalten in dem Dorf an und folgen einer schmalen, unbefestigten Straße in die Berge hoch. Die Landschaft ist anfangs eher karg und wird lediglich durch ein paar kleine Bergbäche aufgelockert. Die Hitze und die Steigung verlangsamen unsere Geschwindigkeit erheblich.
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Erschöpft aber kurz vor dem Ziel |
Trotzdem haben wir am Nachmittag die Hälfte der Wegstrecke hinter uns. Die stechende Sonne ist inzwischen einer zunehmend dichteren Wolkendecke gewichen und auch die Landschaft hat sich von kargem Fels in satte grüne Wiesen gewandelt. Vereinzelt treffen wir auf Jurten, rings um die meist große Schaf- oder Pferdeherden über die Weidegründe streifen. Am frühen Abend nähern wir uns endlich dem letzten Steilpass, der uns noch vom See trennt.
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Angekommen - Köl Ükök in der Abendsonne |
Die Wolken sehen inzwischen bedrohlich aus, und in knapp 3500 Metern Höhe sind die Temperaturen unangenehm kühl ohne Sonnenschein. Wir befürchten, vom Einbruch der Dämmerung überrascht zu werden und beeilen uns trotz der zunehmenden Erschöpfung mit dem letzten Anstieg. Nach mehr als neun Stunden Wanderung stehen wir endlich auf der höchsten Stelle des Passes.
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Zelt steht, Hobokocher brennt: Feierabend! |
Unter uns öffnet sich ein Tal in dessen Mitte der tiefblaue Köl Ükök liegt. Wir steigen die letzten Meter hinab, finden ein flaches Stück Wiese in der Nähe des Ufers und schlagen dort unser Zelt auf. Die Vegetation ist von den satten Wiesen abgesehen eher spartanisch und so sind wir froh, dass wir weiter unten auf dem Weg bereits ausreichend Feuerholz gesammelt haben. Rasch brennt ein Feuer in unserem Hobokocher, einem kleinen kompakten Holzkocher. Nachdem wir ein hastiges Abendessen zubereitet haben, fallen wir im Zelt erschöpft auf unsere Schlafmatten.
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Am nächsten Morgen |
Der nächste Morgen beginnt mit strahlendem Sonnenschein. Wir frühstücken und gehend dann zum Seeufer um uns mit dem eiskalten Wasser zu waschen.
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Weg zum Seeufer... |
Gegen Mittag brechen wir zu einem Spaziergang um den See herum auf. Wir folgen einem ausgetretenen Hirtenpfad, auf dem wir schnell vorankommen und von dem sich immer wieder neue überraschende Ausblicke auf die abwechslungsreiche Berglandschaft bieten.Während unserer kleinen Wanderung nimmt die Bewölkung immer mehr zu.
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...und rund um den See |
Als wir ungefähr zur Hälfte um den See herum sind fallen die ersten Regentropfen. Wir schießen noch ein paar Fotos und kehren dann in Richtung Zelt zurück.
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Abendliche Tasse Tee am Zelt |
Dort kommen wir keine Minute zu früh an. Bald bricht ein Gewitter los und lässt erst nach rund anderthalb Stunden wieder nach. Als wir das Zelt verlassen, ist der Boden zentimeterhoch mit Hagelkörnern bedeckt. Doch kurz darauf bricht die Sonne wieder durch die Wolkendecke und rasch trocknet der Boden soweit, dass wir am frühen Abend den Hobokocher anfeuern und unser Abendessen zubereiten können.
Auch der nächste Morgen beginnt mit wolkenfreiem Himmel und sobald die Sonne den Tau auf unserem Zelt getrocknet hat, packen wir alles zusammen und treten den Rückweg nach Kochkor an. Im Vergleich zum Aufstieg brauchen wir für den Abstieg zwar wesentlich weniger Zeit, trotzdem erreichen wir erst am Nachmittag den Busbahnhof von Kochkor.
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Ein letzter Blick auf den Köl Ükök bei der Abreise am nächsten Morgen |
Das nächste Ziel der Reise soll nun Tscholponata (Чолпоната) sein, ein schon zu Sowjetzeiten beliebter Badeort am Yssykköl–See (Иссык-Куль). Eigentlich ist es schon zu spät um heute noch dorthin aufzubrechen.
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Abstieg nach Kochkor |
Wir versuchen trotzdem unser Glück und finden immerhin ein klappriges Taxi nach Balyktschy (Балыкчы), einer Industriestadt auf halbem Weg nach Tscholponata. In Balyktschy verlässt uns dann aber das Glück, eine Fahrmöglichkeit nach Tscholponata gibt es heute nicht mehr.
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Ankunft in Balyktschy |
Also machen wir uns stattdessen auf die Suche nach einer Unterkunft. In einer Seitenstraße entdecken wir tatsächlich den Wegweiser zu einem Hotel und stehen bald darauf im Erdgeschoss eines baufälligen Wohnhauses. Der Rezeptionist zeigt sich ein wenig überrascht über unsere Frage nach einem Zimmer und wir merken bald, warum.
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Unser Zimmer - in einem Stundenhotel |
Es gibt insgesamt nur vier Räume, alle sind in Rosa gestrichen und drei der Zimmer beinhalten nicht viel mehr als ein großes Doppelbett. Erst jetzt fällt uns auf, dass die Preise auf der Liste im Foyer pro Stunde ausgewiesen sind. Im vierten Zimmer des Hotels gibt es zu unserer Überraschung kein Doppelbett, sondern zwei Einzelbetten. Wir bekommen schließlich auch einen Tarif für die Nacht genannt. Da der Preis mehr als fair ist und das Hotel einigermaßen alternativlos zu sein scheint, sagen wir zu. Nachdem wir das Gepäck abgelegt haben, kaufen wir unser Abendessen in einem nahegelegenen Supermarkt, dann gehen wir zeitig schlafen. Erschöpft wie wir sind, kann uns dabei nicht einmal die nächtliche Geräuschkulisse im Hotel stören.
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Am nächsten Tag am Strand von Tscholponata |
Am nächsten Morgen sind wir bereits in aller Frühe zurück am Busbahnhof von Balyktschy und sitzen wenig später in einem Mashrutka nach Tscholponata. Dort angekommen empfängt uns brütende Hitze.
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Spaziergang durch Tscholponata |
Wir begeben uns als erstes auf die Suche nach einer Unterkunft. Direkt an der staubigen Hauptstraße finden wir ein Guesthouse. Ohne Gepäck brechen wir anschließend noch einmal in die Stadt auf und essen in einem Restaurant zu Mittag. Als nächstes steuern wir den Strand an. Der Yssykköl gilt als der zweitgrößte Gebirgssee der Welt und am Strand fühlt man sich wie am Meer.
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Felszeichnung auf dem Petroglyphenfeld |
Einzig die schwach am Horizont erkennbaren schneebedeckten Berge des gegenüberliegenden Ufers erinnern daran, wo man sich tatsächlich befindet.
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Sonnenuntergang am Strand |
Zum Baden ist das Wasser des Sees leider noch zu kalt und so kehren wir schließlich dem Strand den Rücken und gehen zur zweiten Attraktion Tscholponatas weiter, einem großen Petroglyphen-Feld am Stadtrand. Der Weg dorthin führt steil bergauf und ist in der Hitze eine Tortur. Als wir endlich am Ziel angekommen sind, ist die Enttäuschung groß. Es erwartet uns ein großes mit Felsbrocken jeder Form und Größe bedecktes Areal.
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Abends im Guesthouse |
Nach intensiver Suche finden wir zwar einige ungelenk in den Stein gekratzten Tierzeichnungen, doch die meisten der Zeichnungen sind kaum zu erkennen und in schlechtem Zustand. Wahrscheinlich ein Resultat von unfachmännischen Konservierungsbemühungen in der Sowjetzeit. In der Abenddämmerung kehren wir ins Stadtzentrum von Tscholponata zurück. Wir statten dem Strand einen weiteren Besuch ab und schießen einige Bilder vom Sonnenuntergang. Nachdem wir in einem nahen Supermarkt eingekauft haben, gehen wir in unser Guesthouse zurück und essen im Garten zu Abend.
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Vor der Kurklinik Jeti-Öguz am nächsten Tag |
Der nächste Morgen beginnt mit strömendem Regen. Wir frühstücken auf der kleinen Veranda des Guesthouse und lernen dabei vier Deutsche kennen, die mit einem Geländewagen auf einer mehrmonatigen Reise durch Osteuropa und Asien sind. Wir sitzen bis zum Mittag zusammen und unterhalten uns. Schließlich brechen wir beinahe zeitgleich auf. Auch die vier wollen als nächstes nach Karakol (Каракол) am anderen Ende des Sees, doch leider haben sie nicht genügend Platz in ihrem Wagen um uns mitzunehmen. Wir spazieren also in einer Regenpause zum Busbahnhof und haben bald darauf zwei Sitzplätze in einem Mashrutka ergattert. Das Wetter wird auch während der Fahrt nicht besser, doch immerhin ist es trocken als wir am Busbahnhof am Stadtrand von Karakol ankommen.
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Nebengebäude mit unserem Zimmer |
Die Stadt verfügt über zwei Busbahnhöfe und wir eilen nun vom ersten Busbahnhof zum zweiten. Von dort fahren Busse nach Jeti-Öguz (Джеты-Огуз) ab. Dieses landschaftlich angeblich sehr reizvolle Tal ist unser heutiges Tagesziel. Im Tal befindet sich eine Kurklinik aus Sowjetzeiten, in der wir übernachten wollen. Zu unserer Enttäuschung fährt wegen des schlechten Wetters heute kein Mashrutka nach Jeti-Öguz ab, doch nach kurzer Zeit haben wir einen Taxifahrer gefunden, der bereit ist uns für einen fairen Preis dorthin zu bringen.
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Unser Zimmer |
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Einfahrt der Kurklinik. Die ganze Anlage hat schon bessere Zeiten gesehen, Juri Gagarin hat sich hier von seiner Raumfahrt erholt und sogar Staatsempfänge sollen hier schon stattgefunden haben. Heute erinnert wenig an diese Zeiten, der Putz am ganzen Gebäude bröckelt, die Bodenfliesen im Inneren sind gesprungen und die Farbe an den Wänden blättert ab. Es dauert ein wenig bis wir uns zur medizinischen Registrierung durchgefragt haben und es dauert ebenso lange bis wir der korpulenten Ärztin dort klargemacht haben, dass wir keinerlei Behandlung wünschen sondern einfach nur eine Nacht in der Klinik übernachten möchten.
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Felsformation "Sieben Bullen" nahe der Klinik |
Schließlich hat sie verstanden und schickt uns zur Kasse. Nachdem wir bezahlt und ihr die Quittung vorgelegt haben, bekommen wir den Zimmerschlüssel ausgehändigt. Rings um das Klinikgebäude sind mehrere große Backsteinhäuser verteilt, in denen sich die Zimmer befinden. Rasch haben wir das richtige Haus ausfindig gemacht. Vor dem einstmals wohl imposanten Eingang steht eine Leninstatue und auch das Innere wirkt eher wie ein Museum. Wir warten in unserem Zimmer die nächste Regenpause ab, dann brechen wir zu einem Erkundungsgang auf. Das eigentliche Klinikgelände lädt mit seinen Waldwegen zwar zum Spazieren ein, doch die Landschaft außerhalb des Geländes ist wesentlich interessanter.
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Abendessen in einer Dorfkneipe |
Der Eingang des Jeti-Öguz Tals wird von einer Formation aus mehreren roten Felsen markiert, die auch der Namensgeber des Tals sind. Auf Deutsch übersetzt bedeutet ihr Name "Sieben Bullen", und angeblich sollen es tatsächlich einmal sieben rote Felsen gewesen sein, deren Form offensichtlich an Bullen erinnerte. Durch Erosion hat sich die Felsformation jedoch dermaßen verändert, dass diese Legende nur noch schwer nachzuvollziehen ist. Nachdem wir die "Sieben Bullen" ausgiebig fotografiert haben, erkunden wir noch die weitere Umgebung. Am späten Nachmittag beschließen wir unsere Wanderung dann in einem Restaurant vor dem Eingang der Klinik.
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Wanderung im Jeti-Öguz Tal am nächsten Tag |
Zu unserer Erleichterung beginnt der nächste Tag mit Sonnenschein. Wir hatten erfahren, dass ein Wanderweg von der Klinik zu einem Wasserfall weiter oben in den Bergen führt und brechen nun dorthin auf.
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Pfad zum Wasserfall |
Durch dichten Tannenwald und vorbei an einem reißenden Gebirgsfluss wandern wir eine ganze Weile bis wir schließlich ein kleines Dorf aus mehreren Dutzend Jurten erreichen. Wir fragen nach dem Weg zum Wasserfall und werden zum Beginn eines schlammigen Pfades geführt, der hinter dem Dorf steil in die Berge hinaufführt. Es ist schwierig auf dem aufgeweichten Boden Halt zu finden und nicht den steilen Abhang direkt neben dem Pfad hinab zu rutschen. Doch die Anstrengung lohnt sich und unversehens stehen wir am Fuß des Wasserfalls, der vom Rand eines Felsvorsprungs in mehreren Kaskaden hinabstürzt. Wir gönnen uns eine Verschnaufpause und genießen den Anblick des Naturschauspiels. Eigentlich hatten wir gehofft, einen geeigneten Zeltplatz in der Nähe des Wasserfalls zu finden doch es scheint keinen zu geben.
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...und perfekter Ort für eine Pause |
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Wasserfall im Jeti-Öguz Tal... |
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...ein tolles Naturschauspiel... |
Stattdessen gehen wir also in Richtung des kleinen Dorfes zurück und folgen von dort dem Tal weiter in die Berge hinauf.
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Unser Zeltplatz mitten im Wald |
Schließlich stoßen wir auf ein Tannenwäldchen direkt am Ufer eines kleineren Gebirgsbachs und schlagen dort auf einer Lichtung unser Zelt auf.
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Abendessen kochen |
Den restlichen Nachmittag verbringen wir im weichen Gras in der Sonne faulenzend. Nachdem wir abends eine leichte Mahlzeit auf dem Hobokocher zubereitet haben, warten wir im Zelt die Dämmerung ab. Fernab jeder Zivilisation und jeden Lichtsmogs spannt sich ein samtblauer Nachthimmel über uns, an dem sich eine solche Vielzahl von Sternen abzeichnet, wie man sie als Stadtmensch kaum kennt.
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Rückweg zur Kurklinik am nächsten Morgen |
Nach einem raschen Frühstück bauen wir am nächsten Morgen unser Zelt wieder ab und wandern in Richtung der Kurklinik zurück. Von dort hoffen wir eine Transportmöglichkeit nach Karakol zu finden.
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Ein letzter Blick auf die "Sieben Bullen" |
Doch als wir am frühen Nachmittag an der Klinik ankommen erweist sich das Unterfangen als schwieriger als gedacht. Weit und breit ist kein Fahrzeug zu sehen. Schließlich wandern wir einfach entlang der Hauptstraße nach Karakol los. Die Landschaft ist immerhin interessant anzusehen und das Wetter ist gut.
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An der Straße nach Karakol |
Unerwartet entdecken wir sogar noch eine weitere im Reiseführer beschriebene Steinformation, das so genannte "Gebrochene Herz". Ein großer, roter herzförmiger Felsen der in seiner Mitte geborsten ist. Erst nachdem wir schon mehrere Kilometer zurückgelegt haben, fährt dann das erste Auto an uns vorbei.
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Turkestan Yurt Camp in Karakol |
Wir winken den alten Audi heran und tatsächlich werden wir nach Karakol mitgenommen und in der Nähe des Bazars herausgelassen. Dort entdecken wir einen Wegweiser zum Turkestan Yurt-Camp, von dem wir schon gehört hatten.
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Unsere Betten in einer Jurte des Camps |
Das Camp am Stadtrand von Karakol besteht aus einer Ansammlung von Jurten und ist ein populärer Startpunkt für Hochgebirgswanderungen im nahen Tian Shan Gebirge. Es wäre zwar auch möglich unser eigenes Zelt auf dem Gelände aufzuschlagen, doch eine Übernachtung in einer der Jurten erscheint uns interessanter.
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Auf dem Bazar von Karakol |
Nachdem wir unsere Betten bezogen haben, gehen wir in die Innenstadt von Karakol zurück. Wir essen bei einem Straßenimbiss und gehen dann zum Bazar. Es ist zwar schon später Nachmittag, doch dort ist immer noch viel los. Wir spazieren zwischen den planlos angeordneten Marktständen umher und beobachten das geschäftige Treiben.
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Dunganen-Moschee |
In der Nähe des Bazars entdecken wir eine türkische Bäckerei und kaufen dort unser Abendessen. Auf dem Rückweg zum Camp werfen wir noch einen Blick auf die Dunganen-Moschee (Дунганская мечеть). Ein interessantes Bauwerk, das Anfang des 20. Jahrhunderts von dunganischen Flüchtlingen aus China errichtet wurde. Die äußere Form erinnert eher an einen buddhistischen Tempel und auch die Symbolik an den Verzierungen hat viele buddhistische Elemente.
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Orthodoxe Dreifaltigkeitskirche |
Am nächsten Morgen schlafen wir lange und brechen erst am späten Vormittag in die Stadt auf. Erster Programmpunkt des Tages ist der Besuch der orthodoxen Dreifaltigkeitskirche (Собор св. Троицы) aus dem 19. Jahrhundert.
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Im Bus zum Strand von Karakol |
Nachdem wir uns das liebevoll restaurierte Bauwerk angesehen haben, wollen wir zum Strand von Karakol fahren. Wir kaufen auf dem Bazar etwas Proviant und suchen dann nach dem richtigen Bus. Bald darauf haben wir in einem altersschwachen Fahrzeug Platz genommen und fahren in gemächlichem Tempo über eine holprige Straße zum Ufer des Yssykköl-Sees.
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Am Strand |
Der Strand erweist sich als schmaler Sandstreifen an einer kleinen Bucht. Neben einigen Imbissbuden gibt es auch einen Sonnenschirm-Verleih und wir mieten einen Schirm in dessen Schatten wir es uns bequem machen.
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Abendessen in einer Chaikhana in der Stadt |
Zum Baden ist das Wasser des Sees leider immer noch zu kalt, doch für einen faulen Tag am Strand sind die Temperaturen genau richtig. Erst spät am Nachmittag fahren wir mit einem anderen, nicht minder klapprigen Bus nach Karakol zurück. Wir essen in einer Chaikhana zu Abend und legen uns dann früh schlafen. Am morgigen Sonntag findet mit Anbruch des Tages am Stadtrand von Karakol einer der größten Viehmärkte des Landes statt, ein Schauspiel das wir uns nicht entgehen lassen wollen.
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Auf dem sonntäglichen Viehmarkt von Karakol... |
Schlaftrunken verlassen wir also am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang das Camp und spazieren zu dem Viehmarkt. Eine genaue Wegbeschreibung haben wir nicht, doch der Strom von mit Schafen, Pferden und Rindern beladenen Pritschenwagen führt uns zu einem alten Fabrikgelände.
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...kurz nach Tagesanbruch |
Dort tummeln sich auf einer großen Freifläche Hunderte Menschen und Unmengen an Vieh. Es gibt getrennte Bereiche für Schafe, Reitpferde, Schlachtpferde, Bullen und Milchkühe. Überall wird um die Viehpreise gefeilscht und wird der Körperbau von Pferden und Schafen begutachtet. Es gibt eine kleine Reitbahn zum Probereiten der Pferde und einen Stand mit Viehtransportern die als Taxis gemietet werden können um das frisch erworbene Vieh nach Hause zu schaffen. Eine grandiose Szenerie, an der wir uns kaum sattsehen können.
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Ein abschließender Blick auf das dichte Gedränge des Viehmarktes |
Irgendwann kehren wir trotzdem ins Camp zurück, frühstücken rasch und eilen dann zum Busbahnhof. Es kostet uns keine große Mühe eine günstige Transportmöglichkeit nach Bischkek zu finden, dem heutigen Tagesziel.
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Im Mashrutka nach Bischkek |
Bald darauf sitzen wir in einem Mashrutka und versuchen während der Fahrt noch ein wenig Schlaf nachzuholen. Die Fahrt vergeht verhältnismäßig ereignislos. Das anfangs noch fast leere Mashrutka füllt sich zunehmend mit Passagieren, die in jedem noch so kleinen Örtchen am Wegesrand zusteigen.
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Pause an einer Raststätte |
Etwa auf halbem Weg nach Bischkek geht die holprige Landstraße in eine Art Autobahn über. Die Asphaltdecke ist zwar noch nicht überall fertig, trotzdem geht es nun wesentlich schneller voran und wir hoffen, die kirgisische Hauptstadt bereits am frühen Nachmittag zu erreichen. Die Hoffnung erweist sich allerdings als trügerisch.
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Anschieben hilft auch nicht mehr - Panne auf halbem Weg |
Nachdem wir an einer Autobahnraststätte eine kurze Pause eingelegt haben, geht plötzlich auf offener Strecke der Motor des Mashrutka aus. Der Fahrer vermutet offenbar einen leeren Tank als Ursache und trampt zur nächsten Tankstelle. Wenig später ist er mit einem Kanister voll Diesel wieder zurück.
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Eingang zum Hostel in Bischkek |
Doch der Motor lässt sich trotzdem nicht starten. Nachdem auch Anschieben nichts gebracht hat, tun wir es den anderen Passagieren gleich und versuchen ein Fahrzeug heranzuwinken. Nach einigen Versuchen hält ein weiteres Mashrutka, das noch zwei freie Plätze nach Bischkek hat. Wir steigen ein und weiter geht die Fahrt. Wegen der unplanmäßigen Verzögerung ist es schließlich früher Abend als wir am Ziel ankommen. Es dauert eine Weile, bis wir eines der im Reiseführer vermerkten Hostels gefunden haben.
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Blick aus dem Hostel auf das abendliche Bischkek |
Dieses befindet sich in der obersten Etage eines tristen Wohnblocks und wir quälen und mühsam die ausgetreten Stufen der Treppe hoch. Immerhin ergattern wir die letzten beiden freien Betten. Nachdem unser Gepäck verstaut ist, gehen wir noch einmal in einen nahen Supermarkt und kaufen ein leichtes Abendessen. Vom Fenster in der Küche des Hostels aus bietet sich ein grandioser Blick über die im Licht der Sonnenuntergangs rot leuchtende Stadt und wir genießen den Ausblick noch bis die Nacht angebrochen ist, dann gehen wir endlich schlafen.
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Im Regierungsviertel von Bischkek |
Am nächsten Morgen werden wir schon früh von der brütenden Hitze geweckt. Nach einem ausgiebigen Frühstück brechen wir in die Stadt auf. Bischkek ist zwar arm an echten Attraktionen, doch die breiten, schattigen Alleen laden zum Spazieren ein und das bunte Treiben auf den Straßen bietet genügend Stoff zum Beobachten.
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Alamüdün-Bazar |
Wir schlendern zum Regierungsviertel und über den Ala-Too-Platz (Площадь Ала-Тоо), eine von marmorverkleideten Gebäuden gesäumte Freifläche in der Nähe des Parlamentsgebäudes. Nach einem Stopp im ZUM (цум), einem großen Kaufhaus, gehen wir schließlich zum Alamüdün-Bazar (Аламединский Рынок) weiter.
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Wenig los heute... |
Bischkek verfügt über insgesamt drei Bazare. Der größte davon, der Dordoi-Bazar (Рынок Дордои) liegt am Stadtrand, während der kleinere Osch-Bazar (Ошскии базар) und der noch etwas kleinere Alamüdün-Bazar einigermaßen zentrumsnah gelegen sind.
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...auf dem Dordoi-Bazar |
Obwohl der Alamüdün-Bazar angeblich der Kleinste Bazar der Stadt ist, herrscht dort ziemlicher Trubel. Wir quetschen uns durch die vollen Gassen zwischen den Marktständen und betrachten fasziniert das Sortiment, das von ungekühlten Fleischprodukten jeder Art bis hin zu gebrauchten Elektrobauelementen reicht.
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Abendessen in einer Chaikhana |
Am frühen Nachmittag fahren wir noch mit einem Mashrutka zum außerhalb gelegenen Dordoi-Bazar, sind aber eher enttäuscht. Die meisten Stände sind heute geschlossen und werden vermutlich erst zum Wochenende hin wieder geöffnet sein. Wir beschließen daher, alle drei Bazare der Stadt am Freitag, dem Tag vor unserer Rückreise nach Deutschland, noch einmal zu besuchen. Den Abend lassen wir in einer Chaikhana ausklingen und genießen eine weitere der unzähligen Laghman-Variationen. Anschließend setzen wir uns noch ein wenig auf eine Treppe am Ala-Too-Platz. Dort befindet sich ein großer Springbrunnen, der erst am Abend eingeschaltet wird und einen beliebten Treffpunkt darzustellen scheint.
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Zur Abenddämmerung auf dem Ala-Too-Platz |
Am nächsten Tag verlassen wir früh das Hostel und begeben uns zum Busbahnhof. Das heutige Ziel ist der kleine Kurort Issyk-Ata (Иссык-Ата), etwa drei Stunden Busfahrt von der Hauptstadt entfernt. Dort soll es heiße Mineralquellen geben, in deren Wasser wir uns entspannen wollen.
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Ankunft in Issyk-Ata |
Die Busfahrt wird anstrengend, das Mashrutka ist voll besetzt, die Hitze im Inneren kaum auszuhalten, zumal sich das Dachfenster nicht öffnen lässt. Wir sind froh als wir endlich den Parkplatz der Kurklinik erreichen. Wir hatten erst überlegt wieder in der Klinik selber zu übernachten, doch direkt neben dem Parkplatz entdecken wir den Wegweiser zu einem Hotel.
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Unsere Unterkunft in einer Privatwohnung |
Auf Nachfrage erfahren wir dort, dass die zwei einzigen Zimmer schon belegt sind. Die englischsprachige Besitzerin ist jedoch außerordentlich hilfsbereit und geht mit uns zu einem nahegelegenen Plattenbau, wo sie nacheinander an mehreren Wohnungstüren klingelt. In der obersten Etage wohnt ein junges Pärchen, in dessen Wohnzimmer wir uns schließlich einquartieren dürfen - zu einem äußerst fairen Preis. Wir bekommen die Wohnungsschlüssel ausgehändigt, dann brechen wir zu einem Erkundungsgang auf.
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Spaziergang im Kurpark |
Das Klinikgelände ist zwar hübsch gelegen und bietet mit den hoch aufragenden Bergen ringsum eine spektakuläre Kulisse, doch die Gebäude sind in äußerst marodem Zustand.
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Wasserfall in den Bergen hinter dem Kurpark |
Wir sind froh, bereits eine Übernachtungsmöglichkeit außerhalb des Klinikgeländes gefunden zu haben. Laut unseres Reiseführers soll es einen hübschen Wasserfall in einem Tal hinter dem Klinikgelände geben und nach etwas Suchen entdecken wir tatsächlich einen schmalen Pfad. Der Wasserfall, den wir nach rund einer Stunde erreichen, ist nicht ganz so beeindruckend wie die, die wir im Verlaufe der Reise schon bewundern konnten. Der Ausflug hat sich dennoch gelohnt.
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Entspannen im Thermalbad |
Zurück auf dem Klinikgelände entdecken wir zwar mehrere heiße Quellen, deren Wasser über ein marodes Rohrsystem in alle Himmelsrichtungen geleitet wird, doch wir können keinen Pool oder Ähnliches ausmachen. Am Ende fragen wir bei der hilfreichen Hotelbesitzerin nach. Sie führt uns zu einem steilen Bergpfad, der hinter einem Wohnhaus hochführt. Skeptisch folgen wir ihrer Wegbeschreibung und tatsächlich entdecken wir auf einer Art Plateau ein kleines Freibad.
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Abendessen im einzigen Restaurant |
Wir kaufen für wenige Cents zwei Tickets und gehen hinein. In der Mitte der Anlage befindet sich ein quadratisches Schwimmbecken aus blau gestrichenem Beton, das aus einem dicken Rohr mit schwefelig riechendem Wasser gespeist wird. Rings um das Becken sind Sitzbänke und Umkleidekabinen gruppiert. Wir schlüpfen rasch in die Badehosen und steigen dann in das warme Nass hinab. Zum Schwimmen ist der Wasserstand zu niedrig, doch die Wärme wirkt angenehm entspannend. Bevor wir für die Nacht in unsere Unterkunft zurückkehren, essen wir noch im einzigen Restaurant des Dorfes zu Abend. Offenbar befindet sich das Restaurant im ehemaligen Ballsaal der Kurklinik, man merkt dem Raum noch seinen einstigen Prunk an, doch viel ist davon nicht mehr geblieben.
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Rückfahrt nach Bischkek |
Nachdem gestern ab dem Nachmittag eine dichte Wolkendecke den Himmel bedeckt hatte, herrscht am nächsten Morgen wieder strahlender Sonnenschein. Wir verabschieden uns von unseren Gastgebern und gehen zur Bushaltestelle hinunter. Der Bus zurück nach Bischkek fährt nur ein paar Mal am Tag und wir wissen nicht genau zu welchen Zeiten.
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Busbahnhof in Bischkek |
Wir müssen schließlich eine ganze Weile warten bis endlich ein Mashrutka vorfährt. Am frühen Nachmittag erreichen wir wieder Bischkek. Diesmal quartieren wir uns in einem anderen Hostel ein, das verkehrsgünstig in der Nähe des Busbahnhofs gelegen ist. Im Hostel lernen wir Hera kennen.
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Im Hostel |
Die junge Niederländerin ist mit dem Fahrrad von ihrer Heimat bis hierhin gefahren und will noch bis nach Thailand weiter. Überhaupt scheint das Hostel ein beliebter Treffpunkt für Fahrradreisende zu sein. Später stößt noch Norbert hinzu, der mit dem Fahrrad von Deutschland bis hierin gefahren ist und nun auf die Ausstellung seines chinesischen Visums für die Weiterreise wartet. Wir unterhalten uns mit beiden bis zum frühen Abend und bemerken kaum, wie die Zeit vergangen ist. In einem nahen Supermarkt kaufen wir ein und bereiten unser Abendessen im Hostel zu.
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Ankunft am Burana-Turm bei Tokmok |
Am nächsten Morgen schlafen wir lange und gehen dann zum Busbahnhof. Es dauert nicht lange bis wir ein Mashrutka nach Tokmok (Токмак) gefunden haben. Das kleine Städtchen, rund zwei Stunden Fahrzeit von Bischkek entfernt kann nicht mit besonderen Attraktionen aufwarten.
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Burana-Turm, eigentlich ehemals ein Minarett |
Ein wenig außerhalb von Tokmok jedoch befindet sich der so genannte Burana-Turm (Башня Бурана). Eigentlich handelt es sich um den Stumpf eines historischen Minaretts, der das einzige nennenswerte Überbleibsel einer alten Seidenstraßenstadt darstellt. Mit dem Taxi fahren wir zum Turm und bitten den Fahrer zu warten.
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Balbals, Grabsteine, nahe des Turms |
Rings um den Turm befindet sich ein regelrechtes Ausgrabungsfeld, das leider nur auf Kirgisisch beschildert ist. Neben dem Turm sind die Fundamente von - wie wir vermuten - einem Hamam zu sehen. Außerdem kann man anhand von Erdwällen die ehemalige Befestigungsmauer der Stadt nachvollziehen.
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Balbal aus der Nähe betrachtet |
Unweit des Turms befindet sich auch eine Ansammlung historischer Grabsteine aus islamischer und vorislamischer Zeit. Die vorislamischen Grabsteine, Balbal (балбал) genannt, sollen ein Ebenbild des Verstorbenen darstellen.
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Zurück in Bischkek, Besuch beim Weltkriegsdenkmal |
Die Grabsteine aus islamischer Zeit hingegen sind mit arabischen Schriftzeichen verziert. Zum Abschluss unseres Rundgangs steigen wir die steile Wendeltreppe im Inneren des Turms hoch und genießen den Ausblick von der Turmspitze, dann kehren wir zum Taxi zurück. Am Busbahnhof von Tokmok müssen wir eine Weile auf den Bus zurück nach Bischkek warten und sind erst am frühen Nachmittag wieder an unserem Hostel angekommen.
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Zirkus von Bischkek |
Wir nutzen den restlichen Tag für einen ziellosen Spaziergang durch Bischkek, werfen einen Blick auf den Zirkus (Цирк), der in einem großen Betongebäude mit der Form eines Zirkuszeltes untergebracht ist, schlendern noch einmal durch das ZUM und bestaunen das Weltkriegsdenkmal (памятник Победы).
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Abendessen mit Beschbarmak und Kurduk |
Am frühen Abend finden wir uns in der Chaikhana ein, wo wir schon Anfang der Woche gegessen hatten. Statt Laghman bestellen wir diesmal Kurduk (Курдюк) und Beschbarmak (бешбармак), zwei traditionelle Gerichte, die wir bislang noch nicht gekostet hatten. Beide sind jedoch eher enttäuschend. Kurduk erweist sich als Auswahl von fettigen, frittierten Schafsfleischstücken und Beschbarmak besteht aus in Brühe gekochten Nudeln, Fleisch und Schafsinnereien. Den Abend verbringen wir erneut auf der Terrasse wo wir uns bis spät in die Nacht mit Norbert und Hera unterhalten.
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Morgens auf dem Alamüdün-Bazar... |
Der nächste Tag ist der vorletzte Tag unserer Reise und wir stehen mit ein wenig Schwermut auf, auch das diesige Wetter und die schwüle Hitze bessern unsere Laune nicht.
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...und in der dazugehörigen Fleischhalle |
Heute wollen wir die Bazare der Stadt erneut besuchen und brechen als erstes zum nahe gelegenen Alamüdün-Bazar auf. Vor allem in den Hallen mit Frischeprodukten ist heute wesentlich mehr Trubel. Wir schlendern durch die Gänge und beobachten wie alte Frauen um den Preis von Schafinnereien schachern, wie die Händler die Qualität ihrer Produkte anpreisen und wie Großkunden Mehl und Zucker gleich säckeweise auf Transportkarren laden.
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Weiter zum Osch-Bazar... |
Als wir uns sattgesehen haben, spazieren wir zum Osch-Bazar weiter, der sich am anderen Ende der Stadt befindet.
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...dichtes Gedränge bei haltbaren... |
Obwohl ähnlich wie auf dem Alamüdün-Bazar vorrangig Lebensmittel und Haushaltsgegenstände verkauft werden, unterscheiden sich die beiden Bazare in Aufbau und Publikum grundlegend. Die Einkäufer auf dem Osch-Bazar sind oft traditioneller gekleidet, das Feilschen an den Marktständen kommt uns lautstärker vor und das Warenangebot scheint etwas breiter zu sein.
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...und frischen Lebensmitteln |
Wir saugen all diese Eindrücke gierig auf, sind aber trotzdem froh als wir den Menschenmassen schließlich entkommen sind.
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Nächster Station: Dordoi-Bazar... |
Vom Osch-Bazar gehen wir zu Fuß in die Nähe des ZUM, wo in einer Seitenstraße die Busse zum Dordoi-Bazar abfahren. Dieser unterscheidet sich wiederum von den anderen beiden Bazaren in Bischkek. Während dort von den gewohnten, teils überdachten Marktständen meist Produkte des täglichen Bedarfs verkauft wurden, werden die Produkte auf dem Dordoi-Bazar aus alten Schiffscontainern verkauft.
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...wo Schiffscontainer als Verkaufsräume dienen... |
Immer zwei aufeinander gestellte Container stellen einen Verkaufsstand dar. Oben werden die Produkte gelagert, unten werden sie verkauft.
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...und die Auswahl gigantisch ist |
Die Waren sind meist Produkte aus dem nahen China, Kleidung, Elektrogeräte oder Toilettenartikel. Lebensmittel werden so gut wie gar nicht verkauft. In unserem Reiseführer lesen wir, dass der Dordoi-Bazar der größte Markt Zentralasiens sein soll mit rund 15000 Händlern und einem jährlichen Warenumschlag von geschätzten 100 Millionen Dollar.
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Letzter Abend in Kirgisistan |
Anders als bei unserem ersten Besuch haben heute alle Stände geöffnet und in den endlos langen Gängen herrscht dichtes Gedränge. Wir beobachten das geschäftige Treiben fasziniert und sind erstaunt, dass es schon später Nachmittag ist als wir in die Innenstadt zurückfahren. Ein letztes Mal gehen wir in einer Chaikhana essen, dann kehren wir ins Hostel zurück.
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Rückflug nach Deutschland |
Wir packen unsere Rucksäcke zusammen und vereinbaren mit der Besitzerin des Hostels, dass wir morgen früh von ihrem Bruder zum Flughafen gefahren werden sollen. Unser Flug wird bereits um fünf Uhr in der Frühe starten, trotzdem sitzen wir noch lange auf der Terrasse und unterhalten uns mit Norbert und einem weiteren Deutschen.
Am Morgen werden wir wie vereinbart zum Flughafen gefahren. Der Rückflug vergeht ähnlich ereignislos wie die Hinreise. Exakt drei Wochen nachdem wir nach Bischkek gestartet waren, setzen wir unsere Füße wieder auf deutschen Boden. Wie immer war die Reise viel zu kurz und wir wollen keines der Erlebnisse der letzten Wochen missen.